Grafikkarten Testberichte VGA

AMD Radeon Vega Frontier Edition im Test: Wandern zwischen den Welten

Zusammenfassung

Es gab mal einen Film, der hieß „Der große Bluff“ – ein Klassiker, bei dem man anfangs auch nicht so recht wusste, wer am Ende in wessen Armen stirbt und wer wen kriegt. Also entweder hat AMD alle genüsslich über ein Jahr am Nasenring herumgeführt und entfesselt mittels des Ende Juli erwarteten Treibers für die Radeon RX Vega völlig neue Performance-Stürme mit einem dann auch nachweislich gut funktionierenden DSBR (Draw Stream Binning Rasterizer), oder aber es wird nach all den heißen Stunden der letzten Monate nichts weiter als ein lauer Abendwind. Das aber können und wollen wir im Moment gar nicht beurteilen, sondern sehen den heutigen Test lediglich als eine Bestandsaufnahme, die allerdings schon etwas zwiespältig ausgefallen ist.

Beginnen wir mit der Haben-Seite. AMD vermarktet die Radeon Vega Frontier Edition ja bewusst nicht als Gamer-Karte. Wie man das jetzt zum obigen Absatz im Kontext sehen mag, sei jedem selbst überlassen. Was sie aber kann, ist gediegen zu arbeiten. Lässt man mal die totoptimierten Mainstream-Benchmarks beiseite, offeriert sich die Frontier Edition in einigen der getesteten Vollversionen als echte Workstation-Grafikkarte mit sauberer OpenGL-Unterstützung und ordentlicher Farbtiefe, die dann auch im OpenGL-Overlay funktioniert. Dieses Feature hat man bei der Titan XP von Nvidia leider nicht, denn es beschränkt sich dort nur auf DirectX.

Wir waren von der Performance in diesem Bereich wirklich überrascht, denn es ist eine Nische, in der man sogar deutlich teurere Mitbewerberkarten mit ähnlichem Feature-Set ordentlich in Bedrängnis bringen könnte. Natürlich immer vorausgesetzt, die Radeon Pro Treiber spielen da auch mit. Auch wenn es AMD nicht so nennt, die Vega FE ist eigentlich eine Art echte WX-Karte und eben kein halbgarer Hybrid zwischen Workstation und Gaming.

Den erhält man nämlich nur dadurch, dass man der Karte den janusköpfigen Treiber für beides spendiert. Wobei dieser Gaming-Part eigentlich nur in der Freischaltung weiterer Features wie den Gaming-Profilen, Wattman & Co. besteht und dieser Treiber-Cocktail im Gegenzug Dank des Radeon-Pro-Schalters auch professionelle Applikationen zum Mitarbeiten überreden kann.

Das mit dem Gaming geht auch, aber man wird wohl bei AMD noch etwas üben müssen. Mehr können und wollen wir uns da auch erst einmal nicht auslassen, denn keiner weiß, was mit der Radeon RX Vega und möglichen tollen Treibern noch so kommt. Wenn wir ehrlich sein sollen, wir hatten bereits jetzt doch etwas mehr erwartet. Aber vielleicht werden wir ja noch positiv überrascht.

So aber ist es aktuell mit der Gaming-Performance, die eine GeForce GTX 1080 sogar noch in vielen Fällen knapp verfehlt, wie mit einem gehypten Weitsprung-Star, der selbst zum Stehen noch 10 Meter Anlauf braucht: man bewundert einen gestählten Körper, aber wartet und wartet, dass der Knoten endlich mal platzt.

Fazit

Das Fazit ist schwierig, denn wir können nichts beurteilen, was (eventuell) noch kommt (oder auch nicht). Aber: Eine Fast-Workstation-Karte mit einem „Gaming-kann-sie-auch“-Ansatz besitzt jedoch schon einen gewissen Charme. Dies vor allem auch dann, wenn man es preislich noch ins richtige Verhältnis setzt. Als Enthusiasten-Karte für den gut betuchten Gamer ist sie nichts, zum Arbeiten hingegen schon, wenn man zur Zielgruppe gehört.

Und falls eine der bevorzugten Pro-Applikationen auf der Radeon Vega Frontier Edition dann noch richtig gut läuft, auch wenn man kein „Prosumer“ ist, dann ist sie fast schon ein Schnäppchen. Voller Treiber-Support für einen Bruchteil der Mitbewerberpreise – zumindest auf diesem Weg kann auch die Flucht in die Nische zur erfolgreichen Flucht nach vorn werden. Nun ja, zumindest könnte, denn am Ende entscheidet es immer noch der Kunde.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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