Temperaturverlauf und Taktrate
Die Lüfterregelung erfolgt recht konservativ, sodass die Maximaltemperatur von 84°C (kurzzeitig auch bis 85°C) relativ schnell erreicht ist. Dann aber hat die Karte bereits ca. 10% ihrer Performance aus dem kalten Zustand eingebüßt, was fast ausschließlich über eine automatische Verringerung der Taktrate erfolgt. Wir haben dafür jeweils in 5-Grad-Schritten eine mittlere Taktfrequenz errechnet, die sich aus all den Höhen und Tiefen des jeweiligen Runs ergab. Das reichte von 1440 MHz im kühlen Zustand bis hinab zu 1269 MHz im ungünstigsten und heißesten Fall.
Wir sehen auf der nachfolgenden Grafik, dass Takt und Performance ziemlich gut skalieren, denn wenn man den Wert von 1269 MHz als Ausgangspunkt nimmt, erreicht man mit 12% Taktsteigerung auf 1440 MHz immerhin noch ca. 10% mehr Gaming-Performance.
Temperaturverlauf und Leistungsaufnahme
Jetzt wird es richtig interessant. Wir messen bei temperaturbedingten 1269 MHz im Durchschnitt 266 Watt, bei 1440 MHz knappe 300 Watt. Für 12% mehr Takt benötigen wir demnach ca. 13% mehr zugeführte Leistung und erhalten im Gegenzug ca. 10% mehr Gaming-Performance. Der Deal ist also erst einmal recht fair und zeigt, dass theoretisch bei einer derart guten Skalierung noch jede Menge Potential nach oben bleibt, auch wenn eine Boardpower von deutlich oberhalb der 300 Watt-Marke schon etwas fragwürdig erscheint.
Was man aber auch feststellen kann ist, dass die Leakage-Verluste offensichtlich keine große Rolle mehr spielen. Zeiten, in denen man bei gleichem Takt locker um die 40 Watt und mehr sparen konnte, wenn die Temperatur nur gering genug bleibt, sollten damit auch der Vergangenheit angehören. Immerhin etwas.
Temperaturverlauf GPU vs. HBM2 Speichermodule
Wir können, soweit die ausgelesenen Werte stimmen, von maximal 84 (85°C Peak) für die GPU und maximal 95°C (96°C Watt Peak) für die HBM2-Module ausgehen. Letzteres scheint relativ hoch, wird aber auch als Obergrenze für den aktuellen GDDRX5-Speicher angesehen. Wir werden diese Werte natürlich auch bei weiteren Tests immer im Auge behalten, denn wir können die Genauigkeit der Sensorinterpretation aktuell nicht 100-prozentig bestätigen.
Temperaturverläufe auf der Platine („Wärmefluss“)
Was wir sofort feststellen können: die Platine unterhalb des Sockels ist ca. 5°C kühler als die Werte, die wir innerhalb der GPU ermitteln konnten! Doch woran liegt das? Die Erklärung stand bereits auf Seite Zwei, denn wir konnten eine sehr dicke Package-Platine finden, die sich noch zwischen dem Interposer und dem PCB befindet. Außerdem liegt der Interposer ganz offensichtlich nicht vollflächig auf dem Package auf („underfill issue“), sodass die Luft dazwischen fast schon wie eine Isolationsschicht wirkt.
Das nachfolgende Video zeigt dieses Aufwärmen jetzt noch einmal im Zeitraffer, denn wir lassen die gemessenen 20 Minuten einfach um den Faktor 10 schneller ablaufen:
Beim Stresstest liegt die Temperatur noch einmal etwas niedriger, was wohl auch auf die erhöhte Lüfteraktivität und die Regulierung durch den abgesenkten Takt zurückzuführen ist (siehe Leistungsaufnahme).
Geräuschemission („Lautstärke“)
Um es kurz zu machen: es ist der bisher beste Referenz-Kühler, den AMD seit der Radeon HD 2900 auf den Markt gebracht hat. Der deutlich verbesserte Radiallüfter, der diesmal von Delta stammt, hat dafür gesorgt, dass man definitiv das Niveau der GeForce GTX 1080 Founders Edition erreicht. Die gemessenen 44 dB(A) sind der Maximalwert und es gelingt damit sogar fast, das bei sehr hohen FPS-Werten entstehende Spulengeräusch sehr breitbandig zu überdecken. Das Video veranschaulicht dies recht gut, vor allem am Ende des Clips:
Diese Aussage und das subjektive Empfinden decken sich auch mit der Frequenzanalyse anhand des nachfolgenden Spektrums. Wir sehen diesmal keine knurrigen, tieferfrequenten Geräusche, wir sie von schlechten Lagern und niedrig-preisigen Motoren erzeugt werden. Das sogenannte Spulenfiepen hört man diesmal im Bereich um die acht KHz, was man auf der untenstehenden Grafik sehr gut sehen kann:
Der Hauptanteil entfällt jedoch auf den Lüfter und dass ist dann wirklich akzeptabel. Eine GeForce GTX 1080 Ti mit ca. 250 Watt abzuführender Abwärme ist nicht signifikant leiser, denn sie hat deutlich weniger zu leisten. Hievt man sie mittels eines höheren Power-Targets auch auf vergleichbare 270 Watt, ist die Geräuschemission in etwa gleich. So gesehen, kann man schon von einer Art Gleichstand sprechen, zumal beide Hersteller damit wohl an die Grenzen des physikalisch Machbaren vorgestoßen sind. Der Kühler sollte mit ca. 35 USD auch kaum günstiger kommen, mehr bringt für so etwas wirtschaftlich kaum noch einen echten Mehrwert.
- 1 - Einführung und Übersicht
- 2 - Details zu Architektur und HBM2-Speicher
- 3 - Demontage, Kühler und Interposer-Details
- 4 - Platinendesign und Detailinformationen
- 5 - Benchmark-Intro, 2D-Troughput und -Performance
- 6 - 3D Workstation- und Design-Benchmarks
- 7 - Gaming-Performance: DirectX 11
- 8 - Gaming-Performance: DirectX12
- 9 - Gaming-Performance: Vulkan/OpenGL 4.5
- 10 - Leistungsaufnahme im Detail
- 11 - Takt, Temperaturen und Geräuschemission
- 12 - Zusammenfassung und Fazit
Kommentieren