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USB-DAC im Test: S.M.S.L Sanskrit 10 MKII AK4493 HiFi oder was noch alles so schiefgehen kann

Sound-Check

Bevor ich meine Messungen plane, höre ich natürlich auch stets Probe. Dazu dienen der bereits erwähnte Beyerdynamic A20 als Kopfhörerverstärker sowie drei gute Kopfhörer für unterschiedliche Stimmungen und Genres (Beyerdynamic T5 und Amiron Home, Denon AH-D7200). Der DAC klebt also in der Mitte der Kette. Abgespielt werden unterschiedliche Quellen, vom lokalen FLAC auf dem Media-Center, der CD/DVD aus dem Player bis hin zu Hi-Res Streams aus dem Internet. Also quasi die ganze Bandbreite des täglichen akustischen Inputs.

Und genau an dieser Stelle wird es etwas unangenehm. Sowohl die Speisung über den USB zusammen mit den Daten, als auch die Nutzung verschiedener USB-Steckernetzteile stellen den SMSL Sanskrit 10th MKII vor nahezu unlösbare Probleme. Wir sehen im Bild unten eine Powerbank, mit der sich das Teil dann letztendlich ohne Störgeräusche betreiben und auch testen ließ. Nicht ein einziges normales USB-Steckernetzteil war dazu in der Lage, das mit dem PC bzw. den zwei weiteren getesteten USB-Notebooks lassen wir lieber gleich ganz als verbale Einschätzung. Denn ich war viel zu enttäuscht.

Nur so viel: die Störgeräusche sind so extrem, dass man leise und mittellaute Stellen der Musik oft nicht mehr sauber wahrnehmen kann und in den Pausen nach einem Schwarm enthemmter Insekten sucht. Nutzt man ein spezielles Audio-Netzteil mit Doppel-T-Glied und fetten Elkos am Ausgang, dann sind Brumm und Fliegen wieder weg, nur investiert man zusätzlich doch keine weitere 40 oder 50 Euro, nur um die Probleme mit der zwitschernden Spannungsversorgung zu umgehen. Da andere, direkt gespeiste Teile diese Probleme nicht zeigen, liegt es definitiv nicht an meinen USB-Quellen sondern an der mangelnden Eingangsfilterung der Betriebsspannung am DAC. Das kann und darf bei einem Gerät dieser Preisklasse einfach nicht passieren.

Der DAC verfügt über mehrere Filter, die ich mangels Remote nicht testen konnte. Also blieb mir nur das Default-Setup. Die etwas über 2 Volt am offenen Ausgang reichen zwar für die Vollaussteuerung des A20 locker aus, aber wegen der Fremdgeräusche ist der volle Pegel eine penetrante Zumutung. Denn Runterregeln ließ sich das alles mangels Remote auch nicht, nur am A20 nachkorrigieren. Man muss in den Windows-Einstellungen die passende Sampling-Rate einstellen, dann klappt es auch mit der Anzeige (Bild oben).

Die Wiedergabe am USB ist gut bis sehr gut, solange man die Power-Bank nutzt. Nuancen werden vollumfänglich wiedergegeben, auch wenn mir der Gesamteindruck etwas zu verhalten erscheint. Nur will ich das fairerweise nicht völlig aburteilen, denn ich konnte die anderen Settings mangels Remote ja nicht testen. Die beiden SPDIF-Eingänge neigen allerdings zu Jitter, das ist etwas befremdlich, aber messbar. Wie Igel-Stacheln. Auf eine komplette Messung habe ich wegen der Rücksendung dann allerdings verzichtet, da war mir einfach der Aufwand zu hoch.

Zusammenfassung und Fazit

Ich bin etwas hin und hergerissen. Einerseits lesen sich die Specs nicht übel, der Preis stimmt auch und die Verarbeitung ist sauber. Das mit der Fernbedienung ist ärgerlich, kann aber passieren. Dass man dann allerdings alles in die Tonne werfen wird, weil es an einem 50-Cent-Teil beim Ersatz scheitert, ist im Sinne der Nachhaltigkeit mehr als fatal. Denn man wird auch bei einem später vielleicht noch auftretenden Defekt der Remote keinen Ersatz bekommen.  Ohne die ist das Produkt aber nur begrenzt nutzbar, was unverständlich ist.

Die mangelnde Filterung bei der Versorgungsspannung ist ein Umstand, der mich noch mehr verärgert, zumal auch keines der Reviews mit den zur Verfügung gestellten Geräten auf diesen Mangel eingeht. Dass es auch günstig besser geht, zeigen selbst vermeintliche Billigheimer wie der USB-DAC von Sharkoon für nicht einmal 30 Euro, der als Ersatz zwar keine echte Brillanz am A20 entfachen konnte, aber dafür ja auch nicht konzipiert ist. Nur war er störgeräuschfrei an allen Geräten, die den SMSL-DAC zum Zwitschern brachten.

Ich denke mal, eine Nichtkaufempfehlung wäre hier etwas zu hart, denn wenn er läuft, kann man das Resultat durchaus akzeptieren. Aber man sollte als Käufer auch selbstbewusst genug bleiben und solche Mängel nicht stillschweigend und zähneknirschend akzeptieren. Back to Sender ist hier die einzige mögliche Antwort und genau das wird heute auch passieren. Schade, aber der Ersatz ist bereits geordert. Ohne Remote, aber für einen ähnlichen Preis. Nach dem Test ist vor dem Test. Wie immer eigentlich.

Die Testmuster werden selbst gekauft oder von den Herstellern unverbindlich zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme auf die Tests und Ergebnisse findet nicht statt. Eine Aufwandsentschädigung erfolgt nur in Ausnahmefällen, wird aber dann explizit als solche ausgewiesen und hat ebenfalls keinen Einfluss auf die Testergebnisse.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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