Grafikkarten

Radeon RX 5700 XT auf über 2,2 GHz übertaktet: SoftPowerPlayTables im Einsatz!

Das richtige Werkzeug: die SoftPowerPlayTable der Radeon RX 5700 und 5700 XT

PowerPlay, also AMDs Leistungs- und Stromspartechniken, sind nicht natürlich neu und wurden bereits von AT vor der Übernahme durch AMD genutzt. Allerdings hat sich vieles bei der Implementierung und externen Möglichkeit einer Einflussnahme durch den Anwender geändert. Und im Gegensatz zu dem sehr restriktiven Umgang Nvidias mit deren Äquivalent Boost, liegen hier viele Informationen offen und man kann selbst Hand anlegen. Auch dies war natürlich etwas Reverse-Engineering, aber  hellm hat da wirklich ganze Arbeit geleistet.

Der Lösungsansatz basiert auf einer Eigenheit (Bequemlichkeit) des Radeon-Treibers, der, anstelle stets und ständig die relevanten Register (PowerPlayTable) aus dem BIOS auszulesen, das alles aus einer Kopie der Registry entnimmt, die beim erstmaligen Erkennen der Karte angelegt wird. Sicher, die Registry ist mittlerweile zur Datenmüllhalde von Windows verkommen, aber man kann ja Nachteile auch exzellent in einen persönlichen Vorteil verwandeln, wenn man weiß, wie.

Der hier vorgestellte SoftPowerPlay Registry-Mod ist eine vollständige Kopie des PowerPlay Info Table aus dem BIOS. Da man auch als Anwender Zugriff darauf hat, vereinfacht sich der Aufwand natürlich immens. In der Registry findet man unter HKEY_LOCAL_MACHINE\SYSTEM\CurrentControlSet\Control\Class\ den Schlüssel {4d36e968-e325-11ce-bfc1-08002be10318}. Dumm ist dabei halt nur, dass man meist massenhaft Einträge unterhalb dieses Keys findet, weil jede Grafikkarte abgespeichert wird, die jemals unter dieser Windows-Installation gefunden bzw. erkannt wurde.

Denn diese Einträge entstehen sogar nach jedem BIOS-Update oder beim Multi-GPU-Setup. Da spielt es noch nicht mal eine Rolle, ob nun AMD-, Nvidia- oder Intel-Grafik. Reingepresst wird alles, was beim Hochfahren jemals erkannt wurde. Damit man jedoch auch wirklich den richtigen Eintrag bearbeiten kann und auch die hier vorgestellten Reg-Files wirksam werden, müssen ein paar wenige Regeln befolgt und Arbeitsschritte ausgeführt werden, die zwingend nötige Voraussetzungen dafür sind. Doch dazu später mehr…

 

Vorbereiten der Registry mit DDU

Der Key, unter dem die Grafikkarte installiert ist, MUSS mit der Angabe in der Datei übereinstimmen. Bei nur einer Grafikkarte sollte diese unter \0000 registriert sein, aber bei mehr als nur einem Schlüssel (das passiert schnell) wird das Ganze natürlich unübersichtlich. Wenn man den richtigen Key kennt, kann man diesen natürlich auch in den hier gehosteten Reg-Files manuell abändern bzw. anpassen, aber für so manchen Anwender ist bereits dies eine kleinere Hürde.

Deshalb empfiehlt sich einmal ein Durchlauf des Display Driver Uninstaller (DDU), den Ihr hier beim Anbieter Wagnardsoft findet: Offizieller Download-Link. Bitte nutzt diesen Direktlink und keine Drittanbieter-Links, die damit nur auf lau Traffic generieren oder diese Freeware mit sogenannten „Installern“ ausliefern, die meist überflüssige und ärgerliche Schundprogramme gleich mitinstallieren möchten. Seid also bitte so fair und geht gleich zum Anbieter.

Der Durchlauf von „Clean Deinstall“ sollte unbedingt im abgesicherten Modus erfolgen. Wer nicht weiß, wie er den Rechner unter Windows 10 im sogenannten „Safe Mode“ startet, dem wird bei Microsoft geholfen. Danach bitte zur Sicherheit noch einmal eine Kontrolle durchführen! Dazu einfach Regedit öffnen (Rechtsklick Start -> Run) -> HKEY_LOCAL_MACHINE\SYSTEM\CurrentControlSet\Control\Class\{4d36e968-e325-11ce-bfc1-08002be10318}. Wenn dort immer noch mehr als nur 0000 als Eintrag  zu finden ist, den DDU nochmals nutzen und ggf. auch die Nvidia-Treiber auswählen.

Das alles klingt natürlich komplizierter, als es in Wirklichkeit ist. Bange machen gilt also nicht! Zum Zurücksetzen gibt es übrigens auch eine REG-Datei, die ich natürlich ebenfalls mit in die Tabelle gepackt habe und die in jeder der ZIP-Archive mit dabei ist.

 

Warnung (Disclaimer)!

Vorab sei hier ausdrücklich erwähnt, dass dies ein massiver Eingriff in die Regelung der Grafikkarte darstellt und vor allem die EvenMorePower-Dateien sollten nur von erfahrenen Übertaktern eingesetzt werden. Dazu zählen wir natürlich auch noch den gesunden Menschenverstand, denn ein wenig Achtung vorm Produkt ist das Minimum. Eine dauerhaftes Betreiben der Komponenten mit vom Hersteller nicht vorgesehenen Werten kann zu irreparablen Schäden führen! Die Schutzfunktionen (Abschaltgrenzen) sind alle weiterhin aktiviert, was das Risiko etwas minimiert, dennoch können natürlich auch Komponenten, wie z.B. der SOC, der Speicher oder die Spannungswandler Schäden davontragen. Es gilt wie immer: bitte Gehirn benutzen!

Das Referenzdesign ist NICHT geeignet zur Nutzung der Files, lediglich eine leichte Erhöhung des Powertargets oder die Anhebung der Taktgrenze für den Speicher dürften da noch sinnvoll sein. Wer den Referenz-Kühler nicht umbauen möchte, wird hier sehr schnell an thermische Grenzen stoßen

 

Verfügbare PPT-Dateien im Überblick und als Download

Ich habe unter dieser Tabelle zwei ZIP-Archive mit den jeweiligen REG-Dateien angehängt. Ich weise noch einmal nachdrücklich darauf hin, dass dies einen Eingriff in die Telemetrie darstellt und sowohl auf eigene Gefahr erfolgt, also auch Schäden durch unsachgemäßen Umgang mit diesen Settings nicht ausgeschlossen werden können. Nachfolgend nun die Tabelle aller verfügbaren SPPT-Dateien:

 

  Radeon RX 5700
Vanilla5700 Restore-Daten für die Originalwerte der Radeon RX 5700 ab Werk.
MorePower5700 max. 2100MHz GPU, max. 1000MHz VMem, max. +50% power limit
EvenMorePower5700 max. 2100MHz GPU, max. 1000MHz VMem, max. +90% power limit, 1225 mV Vcore (Experimentalcharakter, nicht final)
  Radeon RX 5700 XT
Vanilla5700XT Restore-Daten für die Originalwerte der Radeon RX 5700 XT ab Werk
MorePower5700XT max. 2300MHz GPU, max. 1000MHz VMem, max. +70% power limit
EvenMorePower5700XT max. 2300MHz GPU, max. 1000MHz VMem, max. +90% power limit, 1225 mV Vcore
EvenMorePower5700XT+ max. 2300MHz GPU, max. 1000MHz VMem, max +90% power limit, 1250 mV Vcore
EvenMorePower5700XT++ max. 2300MHz GPU, max. 1000MHz VMem, max +90% power limit 250W (stock 180W), 1250 mV Vcore

 

Download der SPPT-Dateien für die  Radeon RX 5700 (ZIP)

Download der SPPT-Dateien für die  Radeon RX 5700 XT (ZIP)

Zum Bereinigen gibt es übrigens auch eine REG-Datei, die ich vorsichtshalber als ZIP eingepackt habe:

Download der Datei RemoveSPPT (ZIP)

 

Naja, wer sich jetzt den ganzen Text noch einmal vorlesen lassen möchte und wissen will, wozu ich jetzt den tollen roten Buzzer habe, der sollte das Video konsumieren. Tut nicht weh, ist aber (hoffentlich) unterhaltsam 🙂

 

 

 

 

 

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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