Testberichte Werkzeuge und Labor

Überraschend genau: Thermal Master P2 Pro im Test – Die wohl kleinste Infrarot-Kamera für Smartphones im Einsatz

Die nur 9 Gramm schwere Thermal Master P2 Pro ist eigentlich ein kompaktes Wunderwerk aus Aluminium, Glas und Technik. Das Gehäuse besteht, bis auf den USB- oder Lightning-Anschluss und die Linse, vollständig aus Leichtmetall, wie wir gleich noch sehen werden. Die Verarbeitung wirkt robust und edel, was der kleinen Wärmebildkamera ein solides Erscheinungsbild verleiht Am Gehäuse kann dank eingebauter Magnete eine zusätzliche Makrolinse angebracht werden, um kleinste Objekte hochauflösend darzustellen, was die Kamera für detaillierte Untersuchungen durchaus prädestiniert. Obwohl das zusätzliche Objektiv die Kamera minimal dicker macht, bleibt sie im Vergleich zu anderen Wärmebildkameras immer noch extrem kompakt und tragbar.

Der Wärmebildsensor der Thermal Master P2 Pro hat eine Auflösung von 256 × 192 Pixeln, was weit über der Standardauflösung vieler anderer tragbarer Wärmebildkameras liegt. Genau deshalb, auch wenn der Vergleich einigermaßen unfair ist, überprüfe ich sie heute im realen Einsatz und lasse sie gegen meine Optris PI640 antreten. Bis auf eine Kleinigkeit waren die Ergebnisse, auch in Anbetracht des Preises, durchaus ordentlich. Aber ich will ja nicht alles spoilern.

Obwohl die Rohbilder der P2 Pro durch den recht großen Bildsensor durchaus beeindrucken, könnte die Software durch eine intelligente Bildverarbeitung sicher noch optimiert werden. Ein bauartbedingter Nachteil der winzigen Kamera ist nämlich der auffällige Fischaugeneffekt in den Bildern, aber dazu komme gleich noch. Diese Verzerrung könnte man durch algorithmische Korrekturen minimieren, wenn es die Software es denn hergäbe. Tut sie aber nicht. Die der Optris schon.

Ein herausragendes Alleinstellungsmerkmal der Thermal Master P2 Pro ist das magnetische Makroobjektiv. Mit diesem können selbst feinste Details, wie etwa winzige Bauteile auf einer Leiterplatte, recht präzise untersucht werden. Ein weiterer großer Vorteil der Thermal Master P2 Pro ist die flüssige Videoaufzeichnung. Mit einer Bildwiederholrate von immerhin 25 Hz erstellt die Kamera wesentlich flüssigere Videos als vergleichbare Modelle, was sie besonders für die Analyse von beweglichen Objekten oder Bauteilen prädestiniert.

Die Thermal Master P2 Pro ist in verschiedenen Varianten erhältlich, um sowohl mit Android- als auch mit iOS-Geräten kompatibel zu sein. Sie bietet zwei Anschlussoptionen, nämlich einen USB-C-Anschluss für Android-Smartphones und -Tablets bzw. modernere iPhones, und einen veralteten Lightning-Anschluss für iOS-Geräte wie iPhones und iPads älterer Baureihen. Ich musste den Lightning Anschluss zwar für meine aktuellen iOS Geräte auf USB-C adaptieren,  aber durch diese flexiblen Option konnte die Kamera direkt an meine ganzen Smartphones anschließen, um gegenzutesten. Auch wenn das zusätzliche Adapter oder Kabel zu benötigt. Die Hardware bleibt bei beiden Versionen übrigens identisch, lediglich der Anschluss unterscheidet sich je nach Betriebssystem. Im Übrigen eignet sich nicht jeder OTG-Adapter für die hybride Lösung, aber dazu komme ich später. Und wer genau hinschaut, sieht nicht nur ein Adapterkabel, sondern in der Oberflächen-vergüteten Linse auch noch das Abbild des Autors samt Systemkamera im Fotostudio:

Die Firma hinter der Firma hinter der Firma und der Preis

Und falls jetzt jemand ein Déjà vu bekommt: Die heute getestete Thermal Master P2 Pro und die InfiRay P2 Pro sind technisch nahezu identisch. Der Hauptunterschied liegt im Branding und in der Zielgruppe. Die InfiRay P2 Pro ist momentan über 100 Euro günstiger als die Thermal Master P2 Pro und richtet sich an technisch versierte Nutzer, während die Thermal Master P2 Pro durch angepasste Software und Vermarktung stärker auf den breiteren Verbrauchermarkt abzielt. Für Nutzer, die Wert auf eine angepasste und simplere Software legen, könnte die Thermal Master P2 Pro also durchaus attraktiv sein.

Wer jedoch das technisch identische Produkt zu einem potenziell besseren Preis sucht, ist mit der InfiRay P2 Pro momentan besser bedient. Thermal Master ist im Wesentlichen ein Vertriebspartner oder Lizenznehmer von InfiRay. Während InfiRay die technologische Basis liefert, übernimmt Thermal Master die Aufgabe, die Produkte einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Dies erklärt auch, warum die Thermal Master P2 Pro und die InfiRay P2 Pro technisch nahezu identisch sind. Und dazu kommt, dass InfiRay in IRay eigentlich das Gleiche sind. InfiRay (und vormals IRay) produzieren dieselben Arten von Technologien, insbesondere Bolometer-Sensoren, Wärmebildkameras und optische Module für Anwendungen in den Bereichen Sicherheit, Automobilindustrie, Energie und Verbrauchermärkte. Produkte wie die Wärmebildkamera InfiRay P2 Pro oder Module für Drohnen und Sicherheitskameras wurden ursprünglich auch unter dem Namen IRay entwickelt oder vermarktet. Xinfrared als Anbieter der bereits von mir getesteten XTHERM2 ist hier auch nur ein Brand von InfiRay. Verwirrend? Nun ja… Es ist im Prinzip immer die gleiche Elektronik samt Bolometer verbaut.

Zubehör und Lieferumfang

Abschließend und bevor ich irgendetwas benutze und messe, werfen wir noch einen Blick auf den Lieferumfang der iOS-Version. Neben der Kamera, der Makrolinse mit Schutzkappe und einer Schnellstart-Anleitung erhält man ein Verlängerungskabel und einen Adapter von Lightning auf USB. Dazu werde ich aber gleich noch etwas zu schreiben haben, denn ganz so einfach, wie es auf den ersten Blick aussieht, ist es leider nicht.

Spezifikationen und technische Daten

Der letzte Part auf dieser Seite beinhaltet noch kurz die technischen Daten, die sich durchaus sehen lassen können.

Kommentar

Lade neue Kommentare

e
eastcoast_pete

Urgestein

2,146 Kommentare 1,373 Likes

@Igor Wallossek: Interessante Kamera/Bolometer. Hast Du Gelegenheit gehabt, die auch auszuprobieren um zB Wärme/Kälte Brücken am Gebäude zu finden?
In einem professionellen Labor wie Deinem wird man wahrscheinlich doch sowas wie Deine Optris verwenden.

Antwort Gefällt mir

Igor Wallossek

1

11,541 Kommentare 22,225 Likes

Das wäre die kleinste Übung. Es geht, aber das können ja fast alle :)

Antwort 2 Likes

M
Maklas

Mitglied

21 Kommentare 2 Likes

Danke für das Review.

Bei dem Preis könnte man auch bei einem gebrauchten CAT-Smartphone mit integrierter Wärmebildkamera zuschlagen.

Leider steht und fällt vieles bei diesen Hardware-mäßig guten China Geräten mit der Software.
Gerade deshalb wäre der Vergleich echt interessant.

Was mir im Text fehlt ist eine Erwähnung der Preisregion. Zum Einordnen des Geschriebenen muss ich erst auf den Amazon-Link klicken.

PS: Schreibfehler auf der letzten Seite: "Müführung" statt vermutlich Menüführung.

Antwort Gefällt mir

Igor Wallossek

1

11,541 Kommentare 22,225 Likes

Tippfehler gefixt, Preis ergänzt. Danke.

Das CAT ist Crap, denn das Bolometerchen ist nur 80 Pixel breit. Der Rest ist dann eine reichlich ungenaue Extrapolation auf die Hauptkamera, was zwar Auflösung vortäuscht, aber keine ist. Die CAT taugen nur zum Auffinden von gröberen Hotspots. Gut für die Baustelle, aber mehr leider nicht.

Antwort 3 Likes

M
Maklas

Mitglied

21 Kommentare 2 Likes

Das S62 Pro hat 160x120 Pixel und vermutlich die bessere Software.
Ich kann leider nicht einschätzen inwieweit das den Auflösungsunterschied ausgleichen kann.

Antwort Gefällt mir

Igor Wallossek

1

11,541 Kommentare 22,225 Likes

Mit 160 Pixeln wirst Du, je nach Entfernung, kaum etwas sinnvoll messen können. Da ist die P2 Pro schon hart an der Grenze des Sinnvollen:

View image at the forums

View image at the forums

Hier nachzulesen:

Antwort 2 Likes

Klicke zum Ausklappem
H
HerrFornit

Mitglied

78 Kommentare 31 Likes

bei android 6 habe ich mich gefreut.
Beis USB-C und Adapterproblemen nicht :(
(Micro USB)

Antwort Gefällt mir

Igor Wallossek

1

11,541 Kommentare 22,225 Likes

Das betrifft nur iPhones mit USB-C

Antwort Gefällt mir

w
windclimber

Mitglied

82 Kommentare 23 Likes

Der Preisunterschied zwischen Thermal Master und InfiRay relativiert sich wohl nochmals, wenn man die Makrolinse braucht. So wie ich das auf den ersten Blick sehe, muss diese bei der InfiRay dazugekauft werden. Sind dann auch noch mal um die 50 Euro...

Antwort 1 Like

feris

Mitglied

59 Kommentare 34 Likes

Da sind sie wieder, die Perlen. Warum es sich immer lohnt, hier hereinzuschauen.
Danke für den Test, muss ich mir nachher mal richtig Zeit für nehmen.

Antwort 1 Like

Igor Wallossek

1

11,541 Kommentare 22,225 Likes

Xinfrared, Infiray oder Thermal Master.... Ist ja alles das Gleiche, man muss echt auf die Tagespreise schauen
Ok, es gibt kleine Unterschiede, die aber dem technischen Fortschritt geschuldet sind.

Antwort Gefällt mir

Igor Wallossek

1

11,541 Kommentare 22,225 Likes

Makrolinse ist ok, aber man hat schnell Mirroring, wenn man zu nah rangeht. Da hilft nur das Abkleben der Kamera und des iPhones. Ich nehme gern textiles Isoband für die Cam und eine Lederhülle fürs Handy. Das geht perfekt, Farbe fast egal.

Antwort Gefällt mir

Corro Dedd

Urgestein

1,930 Kommentare 759 Likes

Moin

Lustig, ich habe vor ca. 2 Jahren das TopDon TC001 Modell gekauft, selbe Auflösung und Bildwiederholrate, für rund 280€. Anfangs hatte die Software "TC001" auf dem Android Smartphone auch so ihre Defizite, die sie aber nach und nach ausgebessert haben. Bspw. konnte man anfangs keinen festen Temperaturbereich angeben (bspw. von 10-50°C), haben sie hinzugefügt.

Ist mittlerweile sogar günstiger zu haben:

Mittlerweile haben sie eine neue Software "TopInfrared" für alle ihre Modelle herausgebracht. Die hingegen behält die voreingestellten Linien, Bereiche oder Messpunkte, wenn man den Emissionsgrad ändern möchte. Da sehr wahrscheinlich der gleiche Sensor verbaut ist, versuche doch die mal herunterzuladen, vielleicht klappt die Verbindung ja.

Neben dem üblichen Violett-Rot-Gelb Verlauf und White-Hot, gibt es auch noch Black-Hot und 7 weitere Farbpaletten zur Auswahl. Eine PC Software gibt es auch noch, die bietet zig Farbpaletten an, da ist für jeden Geschmack etwas dabei xD

Antwort 2 Likes

Igor Wallossek

1

11,541 Kommentare 22,225 Likes

Ich hatte schon die P2 Pro Software von Infiray und die XTherm App getestet - auch Deine connected leider nicht.

Antwort Gefällt mir

Corro Dedd

Urgestein

1,930 Kommentare 759 Likes

Schade, aber war den Versuch wert.

Antwort Gefällt mir

T
TkTronix

Neuling

1 Kommentare 2 Likes

Ich bin gerade sehr positiv überrascht diesen Test zu sehen. Hab mir vor ein paar Tagen die Inf Ray P2 Pro als Ergänzung zu meinen Ulefon 26 WT geholt. Mit den Rabatten für 259€. Hab die nur mal kurz angeschlossen und mit der P2 App rumgespielt. Im Gegensatz zu meinen alten CAT S61 ist das Bild sehr flüssig und wird wohl auch stabilisiert. Hab das Problem das der USB C Anschluss relativ tief liegt, so das ich das beigelegte Verlängerungskabel nutzen muss.
Ich suche noch ne Möglichkeit die Kamera irgendwie fest montieren zu können. Hab im Test den T Griff gesehen, vielleicht wäre das ne gute Idee. Für Ulefon gib’s ja auch so Griff mit Stethoskop.
Aber was gibt es schöneres wenn du etwas kaufst und hier gibt’s kurz danach einen Test der mir sagt das ich alles richtig gekauft hab. Danke dafür

Antwort 2 Likes

Igor Wallossek

1

11,541 Kommentare 22,225 Likes
e
eastcoast_pete

Urgestein

2,146 Kommentare 1,373 Likes

Hat irgendjemand hier Erfahrungen mit den "Thermovue" Wärmekameras in zB den Ulefone Smartphones gemacht?

@Ulefone: Send one of your "28 Ultra Thermal" rugged Smartphones to @Igor Wallossek here, so he can test it! As you can see in this article, his site also tests equipment that doesn't get a thorough review on most other sites.
The 28 Ultra Thermal's 640x512 px thermal camera would be of special interest, if it works well! Plus, the 28 Ultra is the first rugged smartphone with flagship specs (SoC, cameras), and might even tempt people like me, who don't want to sacrifice good performance for ruggedness. But I need to see a thorough review of the 28 Ultra first, like the ones found here at Igorslab.

Antwort Gefällt mir

¿∞¡

Veteran

233 Kommentare 66 Likes

Danke für den interessanten Artikel.
Habe mich wieder mal durch die verschiedenen Produkte gewuselt und nun auch endlich mal zugeschlagen.
Es wurde schlussendlich "nur" eine TC001, dafür aber für günstige 190€ auf ibä.

Eventuell für Besitzer einer IR-Cam mit diesem 256x192 Sensor interessant: (könnte u.U. auch mit der Thermal Master P2 pro funktionieren)

Antwort 1 Like

Klicke zum Ausklappem

Danke für die Spende



Du fandest, der Beitrag war interessant und möchtest uns unterstützen? Klasse!

Hier erfährst Du, wie: Hier spenden.

Hier kannst Du per PayPal spenden.

About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

Folge Igor auf:
YouTube   Facebook    Instagram Twitter

Werbung

Werbung