News

Übernahme von Mindfactory durch Heise: Mögliche Interessenkonflikte im Spannungsfeld zwischen Handel, Vergleichsplattformen und Medien

Die geplante Übernahme des IT- und Elektronikhändlers Mindfactory durch die Heise Gruppe stellt nicht nur einen bedeutenden Schritt innerhalb der deutschen Handelslandschaft dar, sondern wirft zugleich auch wettbewerbsrechtliche und publizistische Fragen auf, deren Relevanz über den unmittelbaren Geschäftsvorgang hinausreicht. Zwar liegt bislang keine offizielle Stellungnahme des Bundeskartellamts zur geplanten Transaktion vor, jedoch sind die Rahmenbedingungen der Übernahme und deren potenzielle Auswirkungen weitgehend öffentlich bekannt und können im Zusammenhang bewertet werden.

Bei dem angestrebten Erwerb handelt es sich um einen sogenannten Asset Deal, bei dem zentrale Geschäftsbereiche und Vermögenswerte der Mindfactory AG in die Heise Gruppe überführt werden sollen. Der Vollzug der Übernahme steht unter dem Vorbehalt der kartellrechtlichen Freigabe, da sowohl Heise als auch Mindfactory zu den größeren Akteuren im jeweiligen Segment gehören und die Voraussetzungen für eine Fusionskontrolle nach §§ 35 ff. GWB erfüllt sind. Diese Prüfung erfolgt nach den Maßgaben, ob durch den Zusammenschluss eine erhebliche Behinderung wirksamen Wettbewerbs zu erwarten ist, insbesondere im Hinblick auf Marktanteile, Verflechtungen und vertikale Integration.

Die Heise Gruppe ist als traditionsreicher Verlag vor allem durch das Magazin c’t, das Onlineportal heise.de sowie durch ihre journalistischen Aktivitäten im Bereich IT, Telekommunikation und digitale Wirtschaft bekannt. Gleichzeitig hält sie wesentliche Anteile an den großen Preisvergleichsplattformen wie Geizhals, guenstiger.de und günstiger.de, wobei insbesondere Geizhals über eine marktprägende Stellung verfügt und in vielen Nutzerforen sowie im täglichen Konsumverhalten eine zentrale Rolle bei der Kaufentscheidung spielt. Diese Plattformen generieren Einnahmen durch Affiliate-Programme, in denen gelistete Händler für die Platzierung und Weiterleitung von Käufern zahlen.

Die Übernahme von Mindfactory durch einen Verlag mit dieser bestehenden Plattformstruktur wirft eine Reihe potenzieller Interessenkonflikte auf, insbesondere im Hinblick auf Transparenz, Neutralität und wettbewerbliche Gleichbehandlung. Die zentrale Sorge besteht darin, dass Heise als Plattformbetreiber künftig nicht nur den Vergleich, sondern auch den Verkauf bestimmter Produkte kontrolliert. Dadurch könnte sich ein dualer Interessenkonflikt ergeben: einerseits als Betreiber journalistischer Inhalte, andererseits als Betreiber kommerzieller Handelsplattformen mit Eigeninteresse am Erfolg eines bestimmten Anbieters. Selbst wenn Geizhals und Mindfactory als rechtlich eigenständige Einheiten geführt würden, könnten interne Synergien, Priorisierungen oder Datenverflechtungen entstehen, die für Wettbewerber schwer kontrollierbar und für Verbraucher intransparent wären.

Ein weiterer kritischer Punkt ist die redaktionelle Unabhängigkeit. Wenn ein Medienunternehmen selbst zum Händler wird, stellt sich unweigerlich die Frage, ob Berichterstattung über Produkte, Preisentwicklungen oder Marktgeschehen noch mit der gleichen Unabhängigkeit erfolgen kann, wie es für einen journalistischen Akteur unabdingbar wäre. Die Versuchung, das eigene Angebot redaktionell zu flankieren oder Konkurrenten weniger sichtbar zu machen, mag im Einzelfall nicht intendiert sein, die strukturelle Möglichkeit dazu jedoch existiert und wirkt bereits als Risiko.

Auch die Sichtbarkeit von Mindfactory auf den Preisvergleichsportalen selbst könnte sich ändern. Eine bevorzugte Platzierung, eine abweichende Sortierlogik oder die frühere Sichtbarkeit bei Sonderaktionen wären denkbare Szenarien, die – auch ohne formelle Exklusivität – zu einem strukturellen Wettbewerbsvorteil führen könnten. Gerade kleinere oder weniger zahlungskräftige Anbieter könnten hierdurch benachteiligt werden, was dem Wettbewerb schaden würde. Ob dies im Sinne der Fusionskontrolle als erhebliche Behinderung des Wettbewerbs gewertet wird, hängt maßgeblich von der Marktdefinition, den Marktanteilen und dem Einfluss auf die Nachfrageseite ab, die das Bundeskartellamt im Zuge der Prüfung detailliert erheben muss.

Es bleibt somit abzuwarten, ob und unter welchen Auflagen das Bundeskartellamt der Übernahme zustimmen wird. Denkbar sind etwa Auflagen zur organisatorischen Trennung zwischen Plattformbetrieb und Handelsgeschäft, Einschränkungen bei der internen Datennutzung oder Verpflichtungen zur Gleichbehandlung aller Anbieter auf den Vergleichsplattformen. In vergleichbaren Fällen hat die Behörde bereits deutlich gemacht, dass sie gerade bei digitalen Märkten verstärkt auf funktionalen Wettbewerb achtet, insbesondere wenn sich Marktakteure in mehreren Wertschöpfungsstufen positionieren.

So lässt sich feststellen, dass die Übernahme von Mindfactory durch die Heise Gruppe einen strukturell sensiblen Bereich berührt, in dem journalistische Verantwortung, Plattformneutralität und Handelsinteressen eng miteinander verwoben sind. Die kartellrechtliche Prüfung wird daher nicht nur eine Bewertung ökonomischer Kennzahlen sein, sondern auch strukturelle Unabhängigkeit und mögliche Ausstrahlungseffekte auf das Verhalten von Wettbewerbern und Verbrauchern zu analysieren haben. Bis zur endgültigen Entscheidung bleibt die Transaktion aus juristischer Sicht schwebend und aus medienethischer Sicht bereits jetzt diskussionswürdig.

Die Veröffentlichung dieser Meldung erfolgte bewusst verzögert, um zunächst die rechtlichen Rahmenbedingungen sowie die möglichen strukturellen und wirtschaftlichen Auswirkungen der geplanten Übernahme sorgfältig zu prüfen. Gerade bei einer Transaktion dieser Tragweite, die gleich mehrere sensibel miteinander verknüpfte Geschäftsbereiche betrifft, darunter Onlinehandel, Preisvergleich und redaktionelle Berichterstattung, ist eine fundierte Einordnung unerlässlich. 

Es galt insbesondere, potenzielle Interessenkonflikte transparent darzustellen, ohne vorschnelle Bewertungen abzugeben, die einer kartellrechtlichen Prüfung vorgreifen oder Spekulationen Vorschub leisten könnten. Der Anspruch an journalistische Sorgfalt gebietet in einem solchen Fall nicht nur das Abwarten belastbarer Informationen, sondern auch die kritische Bewertung der mittelbaren Konsequenzen für Markttransparenz, Wettbewerbsstruktur und publizistische Integrität. Erst nach Sichtung relevanter Unterlagen und Abwägung dieser Aspekte ist eine sachgerechte und ausgewogene Veröffentlichung möglich gewesen.

Kommentar

Lade neue Kommentare

OldMan

Urgestein

510 Kommentare 245 Likes

Danke für die perfekte Aufbereitung!

Antwort 2 Likes

FfFCMAD

Urgestein

944 Kommentare 360 Likes

Journalismus gibts bei Heise schon ewig nicht mehr, das ist in großen Teilen eine linksextreme Gruppe, die das auch hart durchscheinen lässt. (Golem ist ähnlich geisteskrank zu lesen) Die heise-Artikel sind, bis auf wenige "Meldungen zu kritischen Begebenheiten" nicht im Kopf auszuhalten.

Trotzdem bleiben die hier genannten Gründe valide, warum ein Verlag/ Journalistentruppe nicht gleichzeitig auch als Händler auftreten sollte, die als eigentliches Haupthema "IT" und somit die Produkte beschreiben, die sie dann auch verkaufen. Obwohl es vielleicht etwas gutes hätte: Journalismus haben die bei heise ja eh nicht, also kann man das ganz gut auf Werbung und Propaganda runter brechen und läge damit komplett richtig.

Antwort 7 Likes

Y
Yumiko

Urgestein

1,129 Kommentare 528 Likes

Das sind alles gute Gedanken.

Letztlich gehen die Leute zu einem anderen Preisvergleicher, wenn Geizhals keine vernünftigen Ergebnisse mehr liefert (wenn es ums Geld sparen geht reagieren die Leute recht schnell).

Sämtliche Redaktionellen Publikationen werden wie üblich "wurden von gar nix beeinflusst" drunter stehen haben - genauso wie die Artikel hier und in anderen Medien. Meine Meinung zu "unbeeinflusste Tests" wenn Reisen und Freizeitparks bezahlt werden, Hardware und Software kostenlos zur Verfügung gestellt werden, ebendiese vor Release zur Verfügung gestellt werden etc. muss ich ja nicht wiederholen. Jedenfalls stehen unter all diesen Tests immer entsprechende Beteuerungen der Unbeeinflusstheit - und das scheint ja für die meisten Forenteilnehmer hier und auf anderen Seiten zu reichen.

Antwort 1 Like

ssj3rd

Veteran

321 Kommentare 221 Likes

Ich vergleicht inzwischen eh immer bei mehreren Preisvergleich Portalen, da nicht alle Händler überall dabei sind… leider.

Zum Thema direkt:
Ich denke das der Deal hier recht locker flocker durchgewunken wird vom Kartellamt, ohne jegliches Tam Tam. Mark my words.

Antwort 2 Likes

P
Pokerclock

Urgestein

808 Kommentare 783 Likes

Das Beispiel wird Schule machen. Vermutlich sogar international. Axel Springer wird mit IDEALO sicher als Nächster auf Shopping-Tour bei den Händlern gehen. Das wird auch nicht auf die Hardware-Branche beschränkt bleiben. Vermutlich werden irgendwelche größeren Bekleidungshändler bald zum Übernahmekandidaten. In dem Fashion-Segment hat Axel Springer ja auch dick die Finger drin.

Rein aus unternehmerischer Sicht gesehen, ist das wirklich Bombe. Respekt dafür von mir.

Antwort 1 Like

FfFCMAD

Urgestein

944 Kommentare 360 Likes

Nur das ein Flugzeug quasi zum Traktor mutiert, aber den Anschein erhalten will, ein Flugzeug zu sein. (Obwohl das Flugzeug vorher schon zu einer Windmühle mutiert wurde, die einem ebenfalls als Flugzeug verkauft wurde)

Antwort Gefällt mir

A
Aritex

Neuling

6 Kommentare 3 Likes

Die Einschätzung von 'Heise' kann ich nur bestätigen. Habe schon vor Jahren mein Abo gekündigt. Ich bezahle nicht für politische Indoktrination.

Antwort 2 Likes

H
HerrFornit

Veteran

113 Kommentare 65 Likes

@FfFCMAD: Deinen bewertenden Kommentar im ersten Abschnitt finde ich in der Wotwahl daneben. Außerdem ist Politik offtopic !

Antwort 12 Likes

Igor Wallossek

1

12,437 Kommentare 24,684 Likes

Ich habe mir diesmal echt Mühe gegeben, das mit etwas Abstand zu schreiben, denn der "Essen auf Rädern"-Vergleich drängt sich nicht nur mir auf.

Antwort 8 Likes

Y
Yumiko

Urgestein

1,129 Kommentare 528 Likes

ja, wer kennt sie nicht, die linksextremen Heise-Redakteure die regelmäßig den Reichstag stürmen und Molotows auf ihre kapitalistischen Chefs werfen :ROFLMAO:
Also wie deine Posts :rolleyes:

Antwort 17 Likes

FfFCMAD

Urgestein

944 Kommentare 360 Likes

hach ja, die Leute die den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen und anfangen zu pöbeln. Immer wieder schön: Jedem das seine... Jeder der Heise als neutral ansieht ist nicht ernst zu nehmen. Und übrigens: Ich habe ein gutes Recht das zu bewerten.

Antwort Gefällt mir

c
cunhell

Urgestein

708 Kommentare 756 Likes

Nur weil Dir einige/alle Artikel auf heise nicht gefallen sind die noch lange nicht linksextrem. Mittlerweile verkommt dieses Wort zu einer Verumglimpfung und Abwertung all derer, dessen Meinung einem nicht passt.
Und schön, dass immer auf das eigene Recht gepocht wird, etwas zu tun. Dieses Recht wird aber dann den anderen gerne versucht vorzuenthalten, wenn einem deren Meinung nicht gefällt.

Und wenn man ganz rechts läuft, überholen einen die anderen immer links.

Cunhell

Antwort 14 Likes

FfFCMAD

Urgestein

944 Kommentare 360 Likes

Das nennt man ein Strawman-Argument und ad hominem. Ich bewerte heise nicht als linksextrem, weil mir die Artikel nicht gefallen. Ich bewerte Heise als linksextrem, weil sie linksextreme Meinungen vertreten, diese in Artikeln kundtun und auch Forenteilnehmer mit linksextremen und gar linksradikalen Aussagen bevorzugen/ schützen/ machen lassen und Gegenmeinungen löschen/ zensieren.

Und das können sie auch weiterhin tun. Ich will das nicht verbieten. Je mehr dummes Zeug von solchen Kanälen kommt, umso mehr Leute werdens merken. Frage mich wie du auf den Stuss kommst, den du von dir gibst... Das sind alles Vorwürfe/ Unterstellungen gegen meine Person, ohne das ich das jemals so tun/ äußern würde. Eine Meinung zu äußern oder eine Aussage zu tätigen bedeutet nicht, Personen mit anderen Meinungen zu bekämpfen/ diskriminieren zu wollen. Komm erst einmal in der Realität an und atme tief durch, bevor du so einen Schwachsinn von dir gibst.

Antwort 3 Likes

R
Ray@CTF

Mitglied

10 Kommentare 1 Likes

Und hier auch der Vergleich mit Burda und seiner Handelstochter Cyberport. Da wird auch nur Geld verbrannt.

Antwort 1 Like

Klicke zum Ausklappem
c
cunhell

Urgestein

708 Kommentare 756 Likes

Du behauptest einfach etwas. Kannst Du das auch nachweisen oder ist das einfach Deine persönliche Erkenntnis?
Ansonsten machst Du genau das, was Du mir meinst vorwerfen zu müssen.

Cunhell

Antwort 4 Likes

FfFCMAD

Urgestein

944 Kommentare 360 Likes

Dann gehe doch mal die Artikel der letzten 15 Jahre durch. Speziell die um 2015 oder um die Corona-Zeit herum. 2016 mit Trump etc. Und dann komm noch mal wieder. Die Informationen sind offen verfügbar. Damit gibt es keinen grund, warum ich dir das darlegen muss. ist allgemein verfügbares Wissen.
Eure Argumentation in Form von: Mich diskreditieren um meine Aussage "zu wiederlegen" oder eben einen "Nachweis" für meine Bewertung von heise anzufordern sind nicht valide. Auch möchte ich anmerken, das ihr kein Recht habt, mir eine Meinungsäußerung oder AUssage abzusprechen. ich lasse eure ja auch zu, oder nicht? Vielen Dank.

Antwort 2 Likes

c
cunhell

Urgestein

708 Kommentare 756 Likes

Ach jetzt kommt wieder, google doch selber. Altbekannte Taktik.

Welcome to ignore.

Cunhell

Antwort 13 Likes

s
schtho

Mitglied

33 Kommentare 18 Likes

Ich sehe die ganze Angelegenheit auch sehr kritisch. Und hoffe, dass die Übernahme nicht klappt.
Aber im "besten Deutschland aller Zeiten" ist alles möglich 🤪

Antwort Gefällt mir

Alkbert

Urgestein

1,159 Kommentare 942 Likes

Was unser allseits beliebtes und lustiges Kartellamt so treibt, kann einem manchmal schon die Tränen in die Augen treiben. Ich darf mal an die Übernahme des Roboterherstellers Kuka (Augsburg) an die Chinesen erinnern, oder an LED Geschäfte, Solarzellen usw. und da kann sicherlich der ein oder andere Forist noch andere Beispiele zum Besten geben.
Andererseits soll bitte niemand auf die Idee kommen, 3 Edeka Märkte in unmittelbarer Nachbarschaft übernehmen zu wollen. Ei ei ei ! Da ist Monopol am Horizont. Wie man sich bei Heise entscheidet, bleibt letztlich abzuwarten. Wenn ich allerdings mein persönliches Einkaufsverhalten innerlich rekapituliere, da hat Mindfactory nie die große Rolle gespielt, Ich glaube mich zu erinnern, dass eine ASUS 2080 TUF OC das Letzte war, was ich dort bestellt habe.

Antwort 3 Likes

Danke für die Spende



Du fandest, der Beitrag war interessant und möchtest uns unterstützen? Klasse!

Hier erfährst Du, wie: Hier spenden.

Hier kannst Du per PayPal spenden.

About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

Folge Igor auf:
YouTube   Facebook    Instagram Twitter

Werbung

Werbung