Grafikkarten Testberichte VGA

Dual-Slot-Design: EVGA GTX 1080 Ti FTW3 Gaming im Test

Tatsächlich erzielbare Taktraten

Der tatsächlich erreichbare Takt unterliegt einigen Einflüssen. Auch wenn die GPU-Qualität hier eine größere Rolle spielt – beeinflussen kann man sie als einziges Element leider nicht. Und so ist es am Ende gut möglich, dass eine nominell langsamere Karte eines Herstellers A schneller ist, als die Karte des Herstellers B, bei der der Kunde im GPU-Lotto eine Art Niete gezogen hat. Somit sind Vergleiche zwischen den Modellen eigentlich immer auch mit einem leichten Beigeschmack des Unwägbaren versehen.

Was jedoch stets in der Hand der Hersteller liegt, sind die Vorgaben und Umstände, mit denen Boost sonst noch arbeitet, um sich dann letztendlich situationsbedingt auf Taktraten festzulegen. Neben Vorgaben wie dem Power Target oder einem Takt-Offset, sind es vor allem die im Betrieb erreichten Temperaturen, die über die Performance entscheiden.

Während man mit der EVGA GTX 1080 Ti FTW3 Gaming beim Gaming-Loop im kalten Zustand noch bis zu 1974 MHz Boost-Takt verzeichnen kann, sind es im aufgewärmten Zustand noch bis zu 1860 MHz als Mittelwert über einen langen Run von 30 Minuten im geschlossenen Gehäuse. Das ist eher durchschnittlich, aber noch akzeptabel.

Beim Torture Loop greift die Limitierung deutlich restriktiver, was sich in niedrigeren Taktraten und somit auch niedrigeren Temperaturen äußert (Power-Limit).

Übertaktungsversuche

Natürlich verträgt die Karte auch diverse Übertaktungsversuche, die bei uns in stabil zu erreichenden 1974 bis 2037 MHz mit Luftkühlung endeten. Für das Maximum von 2037 MHz mussten wir jedoch die Lüftersteuerung auf 100% fixieren. Damit wird es dann als Folge natürlich auch deutlich lauter. Was man für eine Übertaktung unbedingt tun sollte, ist eine Heraufsetzung des Power Targets auf das mögliche Maximum, bzw. mindestens 120%. Nachfolgend zeigen wir die Ergebnisse, die wir mit unserer Karte und dem MSI Afterburner Extreme nach langer Aufwärm- und Testzeit in Witcher 3 erreicht haben:

Takt-
anhebung
Power Target
Afterburner
Voltage
Afterburner
Durchschnittl.
Boost-Takt
Durchschnittl.
Spannung
Leistungs-
aufnahme
Keine    100% Standard 1860 MHz 1.030 V 286.2 W
Keine 100% Maximum 1885 MHz 1.043 V 289.4 W
Keine 120% Standard 1974 MHz 1.050 V 320,7 W
+25 MHz 127% Maximum +
Fans @ 100%
2037 MHz 1,062 V 331.1 W

Beim Speicher muss man Glück und vor allem Ausdauer besitzen, denn nicht alles, was stabil erscheint, ist es auf Dauer auch. Mit geeigneten Spielen (z.B. Witcher 3 oder Metro LL) lässt sich dies aber über einen längeren Zeitraum hin schon recht gut herausfinden. Die 350 bis 400 MHz Dreingabe auf den ohnehin schon etwas übertakteten Speicher waren noch drin, dann ging die Performance aber wieder leicht zurück – bis hin zum Crash.

Infrarot-Analyse der Platinentemperaturen

Jetzt müssen wir alle erneut ganz tapfer sein, denn da die Backplate aktiv mit ins Kühlkonzept eingebunden wurde, lassen wir sie natürlich drauf. Nun ja, nicht ganz so, wie der Hersteller sie geliefert hat. Wir haben vorher die Hotspots ohne Backplate vermessen und an den wichtigen Stellen stattdessen Löcher in die Backplate gebohrt, um dort punktuell auch mit montierter Platte exakt messen zu können. Dafür haben wir NICHT die Positionierung der EVGA-eigenen Thermalsensoren in der Nähe der Bauelemente, sondern den Platz direkt UNTER den betreffenden Komponenten gewählt. Daraus ergeben sich natürlich gewisse Abweichungen.

Wir messen an der GPU-Diode im offenen Aufbau 71 bis 72°C, während die Platine unterhalb des GPU-Packages mit 71.4 °C genau im Mittel liegt. Auch die anderen Temperaturen können sich noch sehen (und hören lassen).

Im geschlossenen Gehäuse steigt die GPU-Temperatur auf 75°C an, der Sockel hingegen bereits auf knapp 78°C! Das sind fast drei Kelvin Differenz und man sieht, dass die Kühlfunktion der Backplate ein wenig an ihre Grenzen stößt. Trotzdem liegen Spannungswandler und Speicher noch deutlich im grünen Bereich, denn der GDDR5X ist bis 95°C spezifiziert und auch das Platinenmaterial denkt bei unter 90° noch lange nicht ans Ausgasen.

Beim Stresstest bleibt die Karte sogar deutlich kühler, weil die fließenden Ströme restriktiver eingegrenzt werden. Lediglich der Speicher ist sichtbar höher belastet. Man sieht den Unterschied sehr gut in der Mitte an der Berührungskkante der beiden Backplate-Hälften. Die rechte Hälfte mit der GPU und des Speichers, sowie dessen VR sind jetzt nämlich deutlich heißer.

Doch es geht sogar noch deutlicher, denn beim Stresstest im geschlossenen Gehäuse sind es dann sogar bis zu vier Kelvin Unterschied, was uns das eben Geschriebene bestätigt.

Beim Abkühlprozess sehen wir ein umgekehrtes Bild und zudem sehr gut, wo die Kühlung am deutlichsten angreift, nämlich unterhalb des GPU-Packages.

Am Ende ist die Kühlung als ausreichend und für eine Dual-Slot-Karte sogar als gelungen zu bezeichnen. Mehr ist wohl auch physikalisch mit solch flachen Kühlern einfach nicht mehr möglich.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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