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Turing Light: Nvidia GeForce GTX 1660 Ti Launch mit der MSI GTX 1060 Ti Gaming X und der MSI GTX 1660 Ti Ventus XS

Nvidia hat es also doch geschafft, einen Turing Chip neu aufzulegen, der herkömmliche Wege im altbekannten RTX-Off-Stil beschreitet und doch die Neuerungen der Architektur herüberretten kann. Wie viel davon in der GeForce GTX 1660 Ti ankommt, das werden wir noch sehen. Denn für jeden Spieler, der sich jetzt fragt, wie die Turing-Architektur von Nvidia funktionieren würde, wenn man die Tensor- und RT-Kerne herausnehmen würde, habe ich heute auch die Antwort in Form dieses Tests.

Die Preisfrage ist…?

Um fair zu bleiben, muss man das Phänomen mit den aktuellen Preisen zunächst ganz emotionslos  analysieren. Wenn es denn überhaupt gelingt, denn wir haben hier ein eher europäisches Preisproblem, wenn man es mal so nennen will. Eine Radeon RX Vega56 bekommt man hier in Deutschland aktuell ab 269 Euro (schwankt) und in Frankreich sogar für 249 Euro. Aber wohin man auch sieht, es ist immer das gleiche MSI-Blower-Modell mit einem totalen Cost-Down-Kühler. Alle anderen RX Vega56 sind deutlich teurer. In den USA hatte Newegg z.B. gestern eine(!) einzige dieser Karten für 279 USD auf Lager, aber es hat die Preissuchmaschinen erst einmal beeinflusst. Die anderen liegen bei 400 USD und höher.

Nvidia spricht von einer Preisempfehlung ab 299 Euro für die Boardpartnerkarten und MSI setzt die GeForce GTX 1660 Ti Ventus XS genau auf diesen Punkt. Die 339 Euro für die MSI GeForce GTX 1660 Ti Gaming X sind hingegen illusorisch und liegen bereits im Apothekenbereich, denn für genau diesen Preis bekommt man bereits eine einfache GeForce RTX 2060. Die eigentliche Konkurrenz kommt also noch nicht einmal von AMD, sondern aus dem eigenen Lager, wo sich die Straßenpreise für die GeForce RTX 2060 so langsam einpendeln. Da kann die GeForce GTX 1660 Ti zu so einem Preis eigentlich nur noch verlieren.

Jetzt erwarte ich natürlich keine Grünwesten-Demos vor dem Mindfactory-Store, aber ich bin mir sicher, dass auch hier die Macht der Straße für eine absehbare Korrektur sorgen wird. Denn Blei ist als Ausstellungsstück in den Regalen eine schlechte Geldanlage für Distributoren und Händler. Die Nachfrage wird den Preis regeln, das ist schon mal sicher. Perspektivisch werden die einfachen Modelle sicher die 250-Euro-Grenze erreichen. Dann sprechen wir auch noch einmal über den Sinn oder Unsinn dieser Karte aus finanzieller Hinsicht. Doch man muss fair bleiben und alle Aspekte betrachten.

 

Der technische Aspekt ist…?

Der TU116-400 auf der GeForce GTX 1660 Ti ist nämlich so verkehrt nicht. Der Tensor- und RT-Cores „beraubt“, ist die verwendete Fläche im Vergleich zu den Pascal-Karten zwar immer noch riesig, aber es wird wohl neben den in der Intro genannten Architektur-basierten Änderungen auch eine ökonomische Erwägung gewesen sein, Teildesigns so weiterzuverwenden, wie man es mittlerweile auch technologisch ganz gut im Griff zu haben scheint. Was aufgefallen ist, ist eine sehr große Streuung der Resultate im direkten Vergleich zur GeForce GTX 1070. Da man diese Unterschiede in unseren Testszenarien nicht am Speicher festmachen kann, dürften so einige Ausrutscher nach unten hin also doch eher treiberbedingt sein.

Ich möchte da nämlich auch noch einmal auf die FP16-Leistung zurückkommen, die sich gegenüber Pascal enorm gesteigert hat. Ein weiterer Fortschritt gegenüber den Pascal-Karten wie einer GeForce GTX 1070 und GTX 1060 ist die etwas höhere Effizienz bei der Leistungsaufnahme. Selbst in den Anwendungen, wo zwischen der GeForce GTX 1070 und der GTX 1660 Ti Gleichstand herrschte, liegt die Leistungsaufnahme der kleinen Turing-Karte mit im Schnitt 10 bis 15 Watt darunter. Das sind noch keine Galaxien, aber man merkt es, wenn man den Sweet-Spot sucht, der dann bei ca. 100 bis 110 Watt liegt. Jedoch knackt man auch die GeForce GTX 1060 mit links, selbst ohne weiteres Zutun.

Mit RTX Off hat es Nvidia geschafft, einen Turing für die Massen zu schaffen, der nun darauf hoffen muss, dass die Straße regiert und korrigiert, was sich die Sales-Kumpel zum Launch erträumen . Naja, und das mit dem Speicher ist wohl eher architekturbedingt, denn um 8 GB an ein 192-bit-Interface anzutackern, wäre man wohl bei einem GTX-970-Revival gelandet. Bitte nicht. Man kann es also drehen und wenden wie man will, unterhalb der Ultra-HD-Auflösung wird man wohl noch eine Weile mit den 6 GB hinkommen (müssen). Was allerdings auch einer der Gründe für eine nötige Preiskorrektur wäre.

 

MSI GTX 1660 Ti Gaming X 6GB

Im Rahmen dessen, was technisch noch machbar und dabei sinnvoll ist, ackert diese Karte wohl am oberen Limit der GTX-1660-Ti-Klasse. Die maximal 140 Watt Power Limit schaffen gegenüber den Normaltaktern noch einmal bis zu 5% mehr Performance bei ca. 7% höherer Leistungsaufnahme. Damit kann man doch ganz gut leben. Diese Karte ist im direkten Vergleich leise, kühl und noch einigermaßen effizient, was deutlich für dieses Modell spricht. Nur beim Preis muss man noch einmal ansetzen, aber das hatten wir ja eingangs schon.

Die 1950 MHz Boost-Takt der erwärmten Karte im geschlossenen Gehäuse sind wirklich gut und die erreichten 2,1 GHz beim Übertakten ebenfalls. Im Test macht die Karte also exakt das, was man von ihr erwarten konnte und kann und trotzdem finde ich die kleinere Schwester noch einen Tick gelungener. Warum? Weil sie eher und sicher auch besser zur Zielgruppe passt! Auch preislich.

 

MSI GTX 1660 Ti Ventus XS

Mit den 21 cm Länge ist die Karte nämlich angenehm kurz. Sie muss trotzdem nicht den Kompromiss einer Ein-Lüfter-Kühlung eingehen, sondern hat derer zwei, die man enger nicht hätte setzen können. Damit bleibt sie ebenfalls schön leise und auch recht kühl, was vor allem dem Boost-Takt spürbar entgegen kommt. Mit den fast 1,9 GHz im geschlossenen Gehäuse bei echter Last rennt diese Karte mit den maximal 124 Watt Leistungsaufnahme immer noch recht fix.

Optisch sieht man den Kampf um die Einsparung von Kosten erst auf den zweiten Blick, denn dass man bei MSI für diese Karte unvernickelte Heatpipes nutzt und auf die RGB-Beballerung verzichtet, das darf man getrost unter Peanuts verbuchen. Das ganze passt also. Und genau deshalb und weil ich in der Hoffnung bin, dass sich die Preise bald der RTX-Flut anpassen werden, vergebe ich hier auch den Kauftipp. Klein, aber fein. geht doch!

 

Fazit

Rein technisch gesehen, hat Nvidia mit dem TU116-400 und der GeForce 1660 Ti vieles richtig und nur einiges, sagen wir es mal so, nicht ganz so schön gemacht. Das kann man definitiv nicht als Fortschritt verkaufen, aber auch nicht verteufeln.Deshalb tue ich mich mit einem absoluten Fazit auch (noch) einigermaßen schwer. Die GeForce GTX 1660 Ti ist alles andere als überflüssig, auch wenn viele das so sehen. Nur das mit dem Preis sollte Nvidia noch ein klein wenig üben. Allerdings habe ich das ja nicht zu entscheiden. Gute Preise? Gute Besserung!

 

MSI GeForce GTX 1660 Ti Gaming X 6G, 6GB GDDR6, HDMI, 3x DP (V375-040R)

 

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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