Heute teste ich viermal Thermal Putty für Euch, wobei diese vier Produkte exemplarisch für große Firmen und deren Produkte bzw. Mischprodukte stehen. Wenn es mir gelingt, noch weitere Produkte zu organisieren, werde ich die Datenbank auch um diese Sparte erweitern, denn wer die Umstände kennt, wenn auf Grafikkarten die Padstärken nicht bekannt sind, wird gern und zur eigenen Sicherheit zu so einem praktischen und flexiblen Gap-Filler greifen. Während die drei Produkte von Halnziye Originale sind, die ich direkt vom Hersteller bezogen habe, sieht es mit dem blauen Putty doch etwas komplizierter aus.
Die Firmen hinter den Farben
Beginnen wir mit der Shenzhen Halnziye Electronics Co., Ltd, gegründet 2009. Das ist ein Unternehmen, das sich auf die Herstellung und Entwicklung von thermischen Schnittstellenmaterialien spezialisiert hat und es beliefert dabei namhafte Kunden wie Huawei, Lenovo, Foxconn und auch Cooler Master. Die Produktpalette von Halnziye umfasst unter anderem Wärmeleitpasten, thermische Klebstoffe und Wärmeleitpads, die in verschiedenen Anwendungen eingesetzt werden. Was mögliche Investoren betrifft, gibt es keine spezifischen Informationen darüber, ob Halnziye externes Kapital von institutionellen Investoren aufgenommen hat. Das Unternehmen scheint sich vorwiegend auf sein internes Wachstum und seine Beziehungen zu großen Technologieunternehmen zu stützen, um seine Expansion voranzutreiben. Der Rest prallt wie immer an der Großen Mauer des Schweigens ab. Halnziye kann alle Farben, aber keine Spitzentechnologie, dafür aber guten Durchschnitt.
Beim blauen Putty, das von Hardwareliebe als Extreme64 vertrieben wird, liegt der Ursprung schon eher im Verborgenen. Shiu Li Technology LTD (Lipolytim) würde von der Farbe her auch passen, sollte aber wegen des Preises ausscheiden. Das blaue Halnziye ist definitiv klebriger und schlechter. Ich kann und will mich hier nicht endgültig festlegen, aber es läuft am Ende wohl auf das Tputty 607 von Laird heraus, welches wiederum auf dem DOWSIL TC-4083 von Dow Chemical basiert. Das TC-4083 besteht aus zwei Komponenten (grau und blau), die am Ende zusammen ein blaues Putty ergeben. Firmen wie Laird (oder andere) mischen das teure TC-4083 zusammen mit dem wesentlich günstigeren TC-4025 zu einem fertigen, einteiligen blauen Putty und verkaufen das dann wiederum an diverse Firmen, welche damit den Endkunden beglücken. Falls es Tputty 607 von Laird ist, kann man hier bedenklos kaufen.
Apropos Laird, hier ist die Konstellation durchaus interessant, denn wie kommen nun DuPont, Dow Chemical und Laird zusammen unter einen Hut? DuPont und Dow Chemical sind schon 2017 fusioniert, das ist bekannt. Du Pont wollte eigentlich Laird kaufen, wobei Laird verschiedene Sparten besitzt, die aufgeteilt wurden. Laird Connectors gehört jetzt Molex, DuPont durfte aus kartellrechtlichen Gründen aber nur Laird Performance kaufen. Laird Thermal ging an Bregal, einen Investor aus München, der wiederum als Kapitalgeber im Auftrag von Advent International fungiert, die ihrerseits Firmen im TIM-Segment sammeln. Und obwohl alles nach außen hin sauber getrennt scheint, kommen doch viele Produkte von Dow und Laird zusammen aus einem gemeinsamen Lager, das dann beispielsweise einem Fullfillment-Unternehmen von Dow Chemical gehören kann. Tarnen und täuschen für die Marktaufsicht, aber lieber so als später Beschiss in Tube oder Dose.
Halnziye HY 234
Hier finden wir quasi das Einstiegs-Putty von Halnziye, wobei die Farbe schon arg gewöhnungsbedürftig wirkt. Das Putty ist relativ klebrig, lässt sich aber sehr gut formen und es performt durchaus gut. Ähnlichkeiten zu vielen Angeboten auf Amazon, eBay und AliExpress sind nicht zufällig, denn es wird meist umgelabelt, dass die Schwarte kracht. Halnziye gibt mit 4 W/(m·K) noch recht passende Werte für die Wärmeleitfähigkeit an, während die Weiterverkäufer schon mal locker 11 bis 13 W/(m·K) angeben. Daran erkennt man dann meist auch die Drittanbieter, denn seriös geht anders.
Halnziye HY 236
Mit immerhin 6 W/(m·K) gibt man das HY 236 an, das ähnlich aussieht, aber etwas trockener wirkt und mehr ins Orange driftet. Das Hy 236 ist etwas teurer, klebt aber nicht ganz so extrem wie das HY 234. Der Rest der Geschichte deckt sich mit dem HY 234, wobei ich davon ausgehe, dass die Zwischenhändler auf den genannten Plattformen meist das günstigere HY 234 unter Phantasienamen und mit märchenhaften Werten weiterverkaufen. Hier rate ich eher zur Vorsicht, wenn es nicht explizit als Halnziye HY 236 mit 6W/(m·K) verkauft wird.
Halnziye HY 268
Das graue HY 268 klingt nominell mit der höheren Zahl im Namen auch nach einer besseren Wahl, aber dieses Putty halte ich für hochproblematisch. Denn es schafft die ausgelobten 8 W/(m·K) nicht einmal im Ansatz. Und es klebt extrem und performt nicht viel besser als das günstige HY 234. Es wirkt wie eine zähe, aber sehr klebrige Paste, jedoch nicht wie ein Putty. Auch die Zusammensetzung und das Verhalten unter Druck ähneln eher denen einer Paste. Punktuell könnte man es sicher auf DrMOS oder Spulen einsetzen, aber auf großflächigen Speichermodulen wird das eine elende und beim späteren Ablösen auch gefährliche Sauerei. Zumal die Performance keine Spitzenwerte erreicht.
Hardwareliebe Extreme64
Technische Daten
Da für alle Putties keine wirklichen Datenblätter existieren und ich die Ergebnisse nicht spoilern möchte, lasse ich diesen Punkt heute einmal weg. Aber es gibt ja gleich die realen Messergebnisse, also immer schön neugierig bleiben und weiterblättern!
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