Grundlagenartikel Kühlung Testberichte Wärmeleitpaste und Pads

Thermal Grizzly Duronaut Wärmeleitpaste im Test – Kryonaut war gestern, willkommen in den Top 10 aller Pasten!

Auftragen und Viskosität

Die Thermal Grizzly Duronaut ist eine Wärmeleitpaste, die sich durch ihre relativ hohe Viskosität auszeichnet. Im Vergleich zu dünnflüssigeren Pasten erfordert sie beim Auftragen etwas mehr Feingefühl und Geschick, da sie zähflüssiger ist und nicht von selbst über die Oberfläche fließt. Diese Konsistenz hat jedoch den Vorteil, dass die Paste nach dem Auftragen an Ort und Stelle bleibt und auch nicht unkontrolliert aus dem Kontaktbereich zwischen Prozessor und Kühlkörper austritt, was gerade bei engen Toleranzen von Vorteil ist.

Um das Verstreichen zu erleichtern, kann es hilfreich sein, die Paste leicht zu erwärmen. Durch die Erwärmung wird die Paste geschmeidiger, was das gleichmäßige Verteilen auf der Oberfläche vereinfacht. Der Grund dafür liegt in der physikalischen Eigenschaft der Basisstoffe der Paste: Bei steigender Temperatur sinkt die innere Reibung, wodurch sich die Partikel in der Paste leichter verschieben lassen. Dies führt zu einer besseren Anpassung an mikroskopische Unebenheiten der Kontaktflächen, was letztlich die Wärmeübertragung optimiert. Eine leichte Erwärmung kann erreicht werden, indem man die Paste einige Minuten auf rund 40 bis 50 °C erwärmt und die Zieloberfläche, wie den Heatspreader und den IHS bzw. den Die minimal erwärmt (Heißluftföhn).

Dies erleichtert nicht nur das Auftragen, sondern stellt auch sicher, dass die Paste eine möglichst dünne, gleichmäßige Schicht bildet, was für eine effiziente Wärmeleitung entscheidend ist. Genau deshalb wollte ich als Erstes wissen, wie weit man mit normalem Druck gehen kann und wie sehr sich die jeweilige Paste noch zusammenpressen lässt, ohne irgendetwas zu zerstören. Für die finale Pressung nutze ich bei konstanten 60°C Median-Temperatur der Pastenschicht dann die üblichen Drücke.

Chartsvergleiche

Die Paste lässt sich sehr weit zusammendrücken, was wichtig ist. Eine Wärmeleitpaste kann bessere Ergebnisse auf einer CPU liefern, wenn sie aufgrund ihrer Konsistenz leichter in die Mikrorauigkeiten der Kontaktflächen zwischen CPU und Kühlkörper eindringen kann. Dies führt zu einem besseren initialen Kontakt und verringert den thermischen Widerstand an der Schnittstelle. Schichtstärken unter 25 µm sind hierfür zielführend, wenn die Oberflächen nicht zu gewölbt oder rau sind.

Die effektiven Wärmewiderstände Rth, eff

Jetzt vergleichen wir die Pasten und betrachten nur den effektiven Wärmewiderstand. Natürlich sehen wir auch hier, wie sich die Paste unter Druck und bei den technisch überhaupt möglichen BLT verhält. Die Thermal Grizzly Duronaut positioniert sich unterhalb von 50 µm mit in der absoluten Spitze, da kann man eigentlich nur staunen und ich verweise in diesem Zusammenhang auch gern noch einmal auf den Titel des Artikels. Die Paste bleibt aber auch bei höheren Schichtstärken noch recht performant und ist stets vorn mit dabei.

Ich habe nun noch einmal die relevanten Schichtstärken von 25 bis 400 µm als Balkendiagramm für Rth im Vergleich. Auch hier liegt die Thermal Grizzly Duronaut gut im Rennen:

Interface Resistance

Was ich schon erwähnte, ist der Kontaktwiderstand, also in unserem Fall der Interface-Widerstand. Hier sieht man nämlich, wie gut sich die Oberfläche des Materials an die Kontaktflächen (IHS, Heatsink) “anschmiegt”. Auch diese Werte sind gut vergleichbar und aussagefähig,  da es immer dieselben, kalibrierten Referenzblöcke sind. Mit rund 4.4 mm²K/W liegt die Paste im sehr guten Mittelfeld und zeigt, was sie kann.

Wie man diesen Wert ermittelt, habe ich ja in den verlinkten Grundlagen bereits sehr ausführlich erklärt, das spare ich mir an dieser Stelle. Aber es ist der Wert, der bei sehr geringen BLT einen großen Einfluss nehmen kann.

Effektive Wärmeleitfähigkeit

Wir sehen erneut, wie sich die Werte über die BLT ändern, wobei man hier wegen der inkludierten Fläche und BLT keine lineare Kurve mehr erwarten kann. Das Ganze korrespondiert dann aber positionsmäßig gut mit den Werten für den thermischen Widerstand, wo die Thermal Grizzly Duronaut immer vorn mitmischen kann und nur mit steigender BLT einige wenige Plätze einbüßt.

Das Ganze natürlich auch noch einmal als Balkendiagramm für die wichtigsten Schichtstärken. Einfach mal durchklicken und sehen, wo sich die Paste dann positioniert:

Mal abgesehen davon, dass ich auch die Temperaturen des Heaters und des Wassers habe, die uns aber nichts nützen, weil sie sich entweder den Widerständen anpassen oder immer konstant bleiben, habe ich ja meinen Messaufbau mit den Temperaturfühlern 1 bis 6 (siehe Grundlagenartikel). Mit diesen Werten kann man jetzt auch noch ganz nette Überlegungen anstellen.

GPU-Simulation

Nehmen wir zunächst die Werte, die die beiden Temperaturen an den jeweiligen Kontaktflächen ausweisen, zwischen denen sich die Paste befindet und bilden ein Delta. Diese Kurven sind nicht mehr ganz linear, denn auch der Interface-Widerstand ändert sich ein wenig. Und wir rechnen ja nicht mehr mit 6 Punkten, sondern nur mit 2 absoluten Werten für die Temperaturdifferenz statt eines Gradienten wie bei TTim, wobei die Sample-Temperatur ja konstant bleibt. Und wozu nun das Ganze? Das Verhalten ist so ähnlich wie bei einer Grafikkarte, die ja ohne einen IHS auskommen muss und wo man das Delta meist zwischen dem Substrat und der Wassertemperatur misst.

CPU-Simulation

Wenn man die Werte für den Heater normalisiert, haben wir hier bereits einen ausreichenden Wärmewiderstand im Referenzblock aus Kupfer, um die CPU-Temperatur und deren Unterschiede mit verschiedenen Pads im Vergleich untereinander und in Abhängigkeit zur Schichtstärke Pasten-Ersatz zu simulieren. Denn genau diese variable Bewertung kann kein Test auf einer CPU bieten, weil die jeweiligen CPUs anders gebogen sind und es damit nicht wirklich reproduzierbar bleibt. Im TIMA5-Test aber schon, denn ich kann alle Abstände messen, was auf nur einer einzelnen CPU einfach nicht geht.

Zwischenfazit

Die Thermal Grizzly Duronaut hinterlässt insgesamt einen soliden Eindruck und zeigt sich als leistungsfähige Wärmeleitpaste im Spitzenfeld. Zwar erreicht sie nicht ganz das Niveau der DOWSIL TC-5888, die hinsichtlich ihrer Wärmeleitfähigkeit und Konsistenz in einer eigenen Liga spielt, allerdings bereits EOL ist. Dennoch bietet die Duronaut eine wirklich  überzeugende Performance, die sie für viele Anwendungen attraktiv macht. Besonders im direkten Vergleich zur DOWSIL TC-5550 zeigt sich die Stärke der Duronaut deutlich: Sie übertrifft die TC-5550 spürbar in der Wärmeleitfähigkeit bei dünnen Schichten und sorgt somit für bessere Temperaturen unter Last.

Die TC-5550 zeichnet sich durch ihre extrem haltbare Matrix aus, was sie zu einer zuverlässigen Wahl für Anwendungen macht, bei denen Langlebigkeit und strukturelle Stabilität im Vordergrund stehen. Diese Eigenschaft wirft jedoch die berechtigte Frage auf, ob eine derart robuste Matrix auf einer CPU tatsächlich notwendig ist. CPUs sind in der Regel nicht denselben mechanischen Belastungen ausgesetzt wie beispielsweise industrielle Komponenten, Sendemasten  oder Serverprozessoren, die kontinuierlich im Dauerbetrieb laufen. Hier könnte die längere Haltbarkeit der TC-5550 zwar ein Vorteil sein, doch wenn die thermische Leistung nicht mithalten kann, überwiegen möglicherweise die Nachteile.

Für Anwender, die primär auf eine gute Wärmeabfuhr und stabile Temperaturen bei hoher Last Wert legen, bietet die Thermal Grizzly Duronaut eine ausgewogene Lösung. Sie verbindet eine solide thermische Performance mit ausreichender Beständigkeit, ohne die Kompromisse in der Wärmeleitfähigkeit, die bei der TC-5550 zu beobachten sind. Damit stellt sie eine interessante Alternative dar, besonders für Nutzer, die eine Balance zwischen Leistung und Langlebigkeit suchen, ohne sich auf die teureren High-End-Pasten wie die TC-5888 festlegen zu müssen. Doch dazu gleich noch mehr

 

132 Antworten

Kommentar

Lade neue Kommentare

Feen-Schubser

Veteran

195 Kommentare 103 Likes

Vielen Dank für den Artikel.
So Nachtschicht hat auch Vorteile.
Sehe ich genauso

Ich würde sagen Punktlandung, zumindest für mich.
Glückwunsch an alle auch an Igor für seine Mühe und vermitteln von Grundlagen.

Haltbarkeit, Verfügbarkeit und hoffentlich lange gleich bleibende Qualität.
Bis wir die Dow Pasten offiziell in Deutschland sehen, ist das für mich eine sehr gute alternative.
Bei Jeff ohne Versandkosten für 17,90€ die 6g Tube gekauft.

Ich muss noch mal genau lesen ob es auch Made in Germany ist.

Jetzt ist nur noch die Frage wie man sie optimal aufträgt?

Antwort 4 Likes

Igor Wallossek

1

11,853 Kommentare 23,241 Likes

Sie ist made in China. Aber vom OEM genau so produziert, wie in der Kleinserie in DE. Ist halt eine Auftragsfertigung, die übrigens besser ist als das Handmade-Original :)

Auftrag: Möglichst dünn. Überflächen mit dem Heißluftföhn schon aufwärmen, dann kommt man locker an die 10 bis 12 µm, also ich habs auch auf der CPU geschafft. Und zwar mit einem Klecks auf dem Ryzen.

Antwort 10 Likes

echolot

Urgestein

1,275 Kommentare 1,033 Likes

Tolles Produkt, toller Test. Herzlichen Glückwunsch an Roman. Preislich noch ansprechend. Alles richtig gemacht. Datenblätter vorbildlich. Mehr davon.

Antwort 7 Likes

B
Berny

Mitglied

38 Kommentare 16 Likes

Super Tipp mit dem Föhn, interessante Paste und schöner Artikel. Ich hab leider letzten Sonntag meinen PC mit der Polartherm X-10 neu verspachtelt. 😭😹
Hier kann man noch ein Downsil tc 5888 erhalten oder zumindest in den Warenkorb legen: https://www.dow.com/en-us/sample-cart.html . War mir aber zu unsicher.

Antwort Gefällt mir

e
eastcoast_pete

Urgestein

2,306 Kommentare 1,489 Likes

Insgesamt sehr gut, schön zu lesen daß die Duronaut aus der Großserie genauso gut war (bzw sogar ein wenig besser) als die aus der Vorserie.

Das einzige, was ich trotz allem etwas traurig fand, ist, daß die Duronaut dann "Made in China" ist. Deutschland war (ist?) über 100 Jahre lang weltweit mit führend in der Chemie, wenn jetzt solche Pasten, Putties usw nicht mehr hierzulande hergestellt werden, fragt man sich schon, warum das so ist, und was aus dem Industrie Standort Deutschland noch werden soll.

Antwort 6 Likes

s
scotch

Veteran

181 Kommentare 150 Likes

Es wirkt! 6g bestellt ;)

Antwort 1 Like

Hans Yolo

Veteran

141 Kommentare 44 Likes

Hatte mir grad 2g Glacier T4 geholt für den Umbau am Sonntag, jetzt hätte ich schon Lust auf die Duronaut XD

Antwort 1 Like

RedF

Urgestein

5,329 Kommentare 3,140 Likes

Nach der unglaublich enttäuschenden Kryonaut, die ich auf die 5700XT geschmiert hatte, um sie am nächsten Tag wieder runter zu wischen, mal eine gute Nachricht.
Habe aber erst eine Tube AAluhut GX14 gekauft, die reicht erstmal.

Antwort 3 Likes

konkretor

Veteran

357 Kommentare 377 Likes

Endlich hat das russische Roulette beim Paste kaufen ein Ende. Ich hoffe auf weitere Marktteilnehmer

Antwort 6 Likes

Corro Dedd

Urgestein

1,990 Kommentare 798 Likes

Also mir wäre es durchaus recht, wenn in der Computerwelt mal etwas 10 Jahre Bestand hätte :D

@RedF hmm, habe auf meiner 6900XT und dem TR auch die Kryonaut Paste, aber soweit ich das mitbekommen habe, gab es unterschiedliche Chargen, die ersten waren gut, die folgenden eher meh, vielleicht hast du von den jüngeren eine.

Eine tube Apex habe ich aber auch noch herum fliegen.

Antwort 2 Likes

mrcoconut

Mitglied

39 Kommentare 26 Likes

Danke für den Test, die Paste wird heute geliefert.

VG 🙂✌️

Antwort 1 Like

amd64

1

1,152 Kommentare 735 Likes

Es zeigt sich mit jedem Test wie wichtig und richtig die geleistete Arbeit von Igor ist. Alle Seiten profitieren und die Blender "pumpen" sich so hoffentlich bald aus dem Markt. Chapeau & vielen Dank dafür!

Antwort 10 Likes

c
cunhell

Urgestein

644 Kommentare 623 Likes

Hab auch mal bestellt.
Meine RX6700XT muss ich mal repasten, denke ich.

Danke für Deine tolle Arbeit, Igor (y)

Grüße
Cunhell

Antwort 3 Likes

jahtari

Veteran

265 Kommentare 128 Likes

Auf ebay für 11,90€ inkl. kostenlosem Versand vom deutschen Händler. (y)
Da ich eh vorhatte und -habe, meine Pasten zu erneuern kam mir Igors Video gerade recht.

Antwort 2 Likes

Alter.Zocker

Veteran

335 Kommentare 247 Likes

Gut zu wissen, dass es da jetzt was Ordentliches aus verlässlicher Quelle zu vernünftigen Preisen für den "Normalo" gibt. Eine TF8 oder TF9 werden klar überboten, wenn ich mir die Datenbank so anschaue, meine TC-5888 aus dem vergangenen X-Debakel, die derzeit auf dem 9800X3D appliziert ist, werde ich aber erst mal nicht ersetzen, die ist ja auch erst ein knappes viertel JAhr alt. Und auf der GPU tut das Kryosheet vom selben Vermarkter auch seit einem knappen Jahr seinen Dienst wie am ersten Tage.

Antwort 1 Like

olligo

Veteran

344 Kommentare 125 Likes

Ein wahrer Segen und Glückwunsch an @der8auer! Jetzt können wir zu jeder Zeit eine tolle Paste erwerben und müssen nicht weiter einen China-Fake fürchten, genau das was man sich schon seit vielen Jahren gewünscht hat.
Danke für die sehr aufschlussreiche Aufklärung Igor.

Antwort 3 Likes

c
cunhell

Urgestein

644 Kommentare 623 Likes

Hab 6g bei Amazon für 17,90€ bekommen. Hoffe mal, das ist das Orginal ;-)

Cunhell

Antwort 2 Likes

olligo

Veteran

344 Kommentare 125 Likes

Warum ein Risiko eingehen, wenn du es hier zu 100% mit Echtheitsgarantie kaufen kannst? https://www.thermal-grizzly.com/duronaut/s-tg-d-006
Auch deine 6 Gramm :-)

Antwort Gefällt mir

Lagavulin

Veteran

302 Kommentare 260 Likes

Vielen Dank für den Test!
Endlich mal ein Produkt aus einer seriösen Quelle mit guter Performance und guter Langzeitstabilität. Mit der Kryonaut war ich bezüglich der Wärmeleitfähigkeit zufrieden, aber die musste halt einmal im Jahr erneuert werden. Die Duronaut (Nomen est Omen) habe ich gleich mal bestellt.

Antwort 1 Like

Danke für die Spende



Du fandest, der Beitrag war interessant und möchtest uns unterstützen? Klasse!

Hier erfährst Du, wie: Hier spenden.

Hier kannst Du per PayPal spenden.

About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

Folge Igor auf:
YouTube   Facebook    Instagram Twitter

Werbung

Werbung