AI/KI Mini-PC News

Still, stiller, GTR9 Pro? – Strix Halo im Mini-Gehäuse mit vielen Versprechen

Manchmal genügt ein Wort, um hellhörig zu werden – in diesem Fall „quietly“. Damit beschreibt der Hersteller des GTR9 Pro sein neuestes Mini-PC-Modell, das angeblich alles beherrscht: Gaming, KI, Kreativanwendungen und Clustering. Das Ganze verpackt in einem kompakten System, das kaum auffallen soll – zumindest akustisch. Doch wer genauer hinschaut, erkennt: Hinter der flüsterleisen Ankündigung steckt ein ziemlich lautes Technikpaket – inklusive der neuen AMD APU Ryzen AI Max+ 395 alias „Strix Halo“. Und genau die verdient mehr Aufmerksamkeit, als das Marketing zulässt.

Ryzen AI Max+ 395 – Zen-5 trifft auf RDNA 3.5

Herzstück des GTR9 Pro ist der AMD Ryzen AI Max+ 395 – eine High-End-APU mit 16 Zen-5-Kernen, 32 Threads und einer integrierten Radeon 8060S-GPU mit satten 40 Compute Units. Das ergibt rein rechnerisch 2560 Shader – eine Größenordnung, die man sonst eher bei dedizierten GPUs der Mittelklasse findet. Der CPU-Takt liegt bei bis zu 5,1 GHz, und mit einer TDP von bis zu 120 Watt ist klar: Das ist kein stromsparendes Leisetreter-Silizium, sondern eine APU, die richtig gefüttert und gekühlt werden will. Die GPU-Taktung geht bis 2,9 GHz, und laut 3DMark Time Spy kratzt die iGPU mit über 10.000 Punkten tatsächlich an der Leistung einer GeForce RTX 3060 oder Radeon RX 7600. Das ist beachtlich für eine integrierte Lösung – sofern die Kühlung mitspielt.

KI-Beschleunigung – zwischen NPU-Wirklichkeit und Werbewirkung

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der KI-Beschleunigung: Mit einer XDNA-2-NPU, die bis zu 50 TOPS liefert, soll der Chip lokal große Modelle verarbeiten können – darunter Vertreter mit bis zu 70 Milliarden Parametern wie DeepSeek. Allerdings sind solche Modelle speicherhungrig. Der GTR9 Pro muss also mit mindestens 64 oder besser 128 GB RAM ausgestattet sein, damit die Rechnung aufgeht. Hier zahlt sich die Quad-Channel-Unterstützung von LPDDR5X-8000 aus – sofern das System diese auch nutzt. In KI-Benchmarks soll die APU in bestimmten Szenarien sogar die GeForce RTX 5080 überflügelt haben – allerdings durch den Zugriff auf bis zu 96 GB gemeinsam genutzten Speicher als VRAM. Beeindruckend auf dem Papier, aber im Alltag nur dann relevant, wenn die Software entsprechend optimiert ist.

GTR9 Pro – I/O wie ein Großer, Format wie ein Kleiner

Abseits von CPU und GPU hat der Mini-PC auch bei der Konnektivität einiges zu bieten: Zwei USB4-Ports mit je 40 Gbit/s und zwei 10-GbE-Schnittstellen lassen aufhorchen. Letztere sind besonders im Kontext des beworbenen „AI Cluster“-Betriebs interessant. Wer mehrere dieser Geräte zusammenschalten will, hat zumindest hardwareseitig die Basis. Dazu kommt PCIe 4.0, Unterstützung für ECC-RAM und je nach Ausführung bis zu 128 GB RAM. Das alles in einem Gehäuse, das sich laut Hersteller nicht nur zurückhaltend gibt, sondern auch tatsächlich leise sein soll – obwohl eine 120-Watt-APU im Inneren werkelt. Hier wird’s spannend: Wie bekommt man diese Leistung unter Kontrolle, ohne dass der Lüfter zum Staubsauger wird?

Gaming und Kreativarbeit – mit angezogener Handbremse

„Quietly dominate AAA games“ verspricht das Marketing. In der Realität dürfte die Radeon 8060S in 1080p solide Ergebnisse liefern – auf Augenhöhe mit Mittelklasse-Laptops. Raytracing? Nur eingeschränkt. 4K? Nur mit stark reduzierten Settings. Für Gelegenheitsspieler ausreichend, aber „dominate“ ist hier bestenfalls kreativ interpretiert. Auch für Kreativanwendungen wie Adobe After Effects oder Premiere Pro wird der GTR9 Pro beworben – mit „96 GB VRAM“. Was hier als VRAM bezeichnet wird, ist allerdings klassischer shared memory. Ohne dedizierte GPU sind professionelle Render-Pipelines oder Echtzeit-Effekte eher zäh, auch wenn AV1-Encoding und viel RAM helfen.

Kühlung und Stromverbrauch – das stille Ende der Ruhe?

Mit einer konfigurierbaren TDP bis 120 Watt bewegt sich der Ryzen AI Max+ 395 am oberen Ende dessen, was in einem Mini-PC noch sinnvoll gekühlt werden kann. Hier entscheidet die Kühlkonstruktion des GTR9 Pro über Erfolg oder thermisches Throttling. Das Gehäuse bleibt bisher im Schatten – weder Lüfterdesign noch Luftführung sind bekannt. Wer hier die Physik ignoriert, wird akustisch ganz schnell aus der „quietly“-Zone geschossen.

Technik satt, aber nicht ganz ohne Tücke

Der GTR9 Pro mit AMDs Ryzen AI Max+ 395 ist technisch interessant, keine Frage. Die Kombination aus 16-Kern-CPU, starker iGPU, schneller I/O und KI-NPU im kompakten Format hat Potenzial – aber auch ihre Fallstricke. Ohne vernünftige Kühlung, passende Software und genug RAM wird aus der Power-Plattform schnell ein Drosselkandidat mit Wärmestau.

Und so bleibt es dabei: Vieles klingt spannend, manches ist real, anderes bleibt Wunschdenken. Ein Gerät, das man testen sollte, bevor man es einsetzt – ganz besonders, wenn man wirklich „quietly“ dominieren will.

Source: Beelink

 

Kommentar

Lade neue Kommentare

mkzwoo

Mitglied

55 Kommentare 41 Likes

Schönes Gerät, aber der Preis... Weiss nicht, würde einen Mac mini in dem Falle noch vorziehen... Was Gaming anbetrifft, habe ich eh keinen Schimmer, aber alles andere... Ein Test wäre wirklich super...

Habe Text mal übernommen...

Antwort Gefällt mir

b
bitracer

Urgestein

749 Kommentare 336 Likes

Weckt mich auf, wenn der AI-Hype vorbei und die Halbwertszeit für den Chip um ist - und es Mini-ITX-Boards / Barebones mit dem Krempel fertig drauf für 250 Euro gibt.

Damit hat sich die Hoffnung auf preoswerten Ersatz für nicht mehr existente Einsteigerhardware erledigt.

Antwort Gefällt mir

Danke für die Spende



Du fandest, der Beitrag war interessant und möchtest uns unterstützen? Klasse!

Hier erfährst Du, wie: Hier spenden.

Hier kannst Du per PayPal spenden.

About the author

Samir Bashir

Werbung

Werbung