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Speedlink Volity Ready: USB Podcast Bundle im Test – Dicker Preis für ein dünnes Stimmchen

Da ich fair bin, habe ich das Speedlink Volity Ready nicht mit dem Yeti verglichen, das noch etwas teurer gewesen wäre, sondern mit dem erwähnten t.bone Mikrofon, dass man bereits für unter 50 Euro z.B. bei Thomann bekommt. Das ist zudem einer der besten Online-Fachhändler im Europäischen Raum und ein alteingesessenes Familienunternehmen mit eigenen Verkaufsräumen. Das t.bone ist eine klassische Großmembran, das Volity Ready leider nicht. Ich habe beide Mikrofone in die gleiche Position gedreht, so dass ich sie im Prinzip seitlich bespreche.

the t.bone SC 440 USB Mikrofon

Das SC 440 ist eine echte Superniere, so dass der Nachteil meiner Ausrichtung sogar größer ausfällt als beim Speedlink, das bei direktem Besprechen der ausgelobten Rück(vorder)seite wiederum so grausam klang, dass ich es weggedreht habe, um die hohl klingenden Resonanzen etwas wegzubekommen und um die Membran des Nubert-Subwoofers später nicht satte 20 km weiter wieder in der Landschaft suchen und einsammeln zu müssen. Doch beginnen wir zunächst mit der 50-Euro-Referenz, wobei der Ständer ja noch dazu käme. Allerdings gibt es vergleichbare Tischbefestigungen ab ca. 30 Euro, was in der Summe dann die bereits erwähnten 79 Euro ausmachen würde – immer noch reichlich 30 Euro unter dem Straßenpreis des Speedlink-Sets.

Klanglich kann man das wirklich so lassen, zumal der Ausgangspegel angenehm hoch ausfällt und das Grundrauschen fast gar nicht hörbar ist. So gut und günstig kann eine USB-Lösung also auch gehen und es wäre in jedem Fall eine Empfehlung wert!

Speedlink Volity Ready

Die Ausrichtung ist klanglich so am besten und der Pegelunterschied zwischen der als optimal beschriebenen Rückseite und der seitlichen Besprechung betrug weniger als 1.5 dB. Zieht man noch die Messungenauigkeiten ab, bleibt da kaum was übrig. Trotzdem klang das Ganze immer noch wie aus einer hohlen Röhre und ist zudem reichlich flach. Die Dynamik meiner Stimme fehlt und auch der Frequenzverlauf ist reichlich verfälscht. Und nicht erschrecken, der Pegel ist wirklich so niedrig, egal aus welcher Richtung man spricht.

Zunächst erst einmal das Original, so wie ich es mit kleinem Pegel aufgenommen habe:

Ich habe das alles noch einmal normalisiert, damit ich den vergleichbaren Pegel des t.bone erreiche. Was ins Ohr sticht, sind das extreme Grundrauschen und erneut genau die Defizite bei der Wiedergabe, die ich bereits oben erwähnt hatte. Außerdem ist die Überspitzung der Sibilanten eher unnatürlich.

Wer es nicht glaubt: die Aufnahmen des t.bone und des Speedlink wurden am gleichen Ort und im gleichen Abstand sowie identischem Winkel zwischen Sprecher und Mikrofon gemacht! Das t.bone filtert dabei als Superniere alle Raumgeräusche und einen Großteil des diffusen Halls fast schon perfekt heraus, während das Speedlink alles Umgebungsgeräusche aufsaugt wie ein Staubsauger. Das Grundrauschen vermischt sich mit den Raumgeräuschen zu einem Klangteppich, auf dem man schnell kalte Füße bekommt.

Zusammenfassung und Fazit

USB und Mikrofon können durchaus als Einheit funktionieren, das beweist ja auch das heute einmal etwas zweckentfremdete t.bone SC 440 USB. Da muss man auch keine speziellen Vorverstärker samt Phantomspannung verwenden, denn mit USB und Plug & Play geht es für diese Zwecke genauso gut. Und genau an dieser Stelle patzt das Volity Ready Set von Speedlink.  Bei 50 bis 60 Euro hätte ich sicher das eine oder andere Auge Ohr zugedrückt, aber bei 130 Euro UVP darf man das als Tester einfach nicht tun.

Mal abgesehen vom Herstellungsfehler mit den vertauschten Seiten und der verschämten Richtigstellung auf der Homepage (die ich nur zufällig gefunden habe und wo ich einen Beipackzettel sehr angebracht fände!) ist das gesamte Produkt den aufgerufenen Preis auch technisch einfach nicht wert. Basierend auf einer extrem günstigen Elektret-Kapsel, die nicht zum Eingang des an sich guten Realtek ALC 4042 passt (wo ist hier die Vorstufe, um den Pegel anzuheben?) ist das klangliche Ergebnis eher ernüchternd.

Der Ausgangspegel liegt weit unter dem Durchschnitt vergleichbarer USB-Mikrofone und lässt sich auch in den Windows-Einstellungen nicht mehr anheben. Das Klangbild ist etwas fad und nicht frei von Resonanzen, während das mit der Nierencharakteristik in Richtung Nichtvorhandensein abgleitet. So, wie hier alle Nebengeräusche einschließlich Raumhall mit aufgenommen werden, darf man das Ganze getrost als omni-direktional bezeichnen. Wobei es bezeichnend ist, dass eine seitliche Sprecherposition bessere Ergebnisse erzielt, als frontales Besprechen.

Für deutlich unter 100 Euro und ohne echte Ansprüche auf ein rauschfreies Übertragungsverhalten könnte man das Speedlink Volity Ready sicher mit viel gutem Willen auch noch akzeptieren. Aber in der Preisklasse, in der sich Speedlink da bewegt, hat dieses Produkt definitiv nichts verloren. Das muss man so hart und deutlich sagen, wenn man ehrlich bleiben möchte. Ich habe leider keinen solchen Award, aber hier hätte es sicher den Daumen-Runter-Award gegeben. Seit Langem mal wieder.

Die echte Alternative gibt es hier:

the t.bone SC 440 USB

 

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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