Prozessor System Testberichte

Alte Hardware neu getestet: Sockel 2011-3 – Pure Nostalgie oder doch noch ein Blick wert?

Mainboard und Arbeitsspeicher

Während man auf dem Gebrauchtmarkt noch eine Menge an X99-Prozessoren findet, sieht es mit den dazu passenden Boards schon deutlich schlechter aus. Viele haben den jahrelangen Betrieb in Produktivsystem nicht oder nur teildefekt überstanden. Besonders defekte RAM- oder PCIe-Slots scheinen ein häufiges Problem zu sein. Die stromhungrigen Prozessoren scheinen auch den damals eher minimalistisch gekühlten Spannungswandlern gut zugesetzt zu haben. Angebote X99-Boards sind daher oft teurer als ein gutes Mittelklasse-Board für aktuelle CPUs von Intel oder AMD.

Davon lasse ich mich jetzt aber nicht abhalten, zum Glück konnte mir Igor nämlich noch ein quasi nagelneues MSI X99A Gaming 7 aus seinem Hardware-Fundus zur Verfügung stellen. Aber auch wenn man keinen Igor zur Verfügung hat, muss man nicht gleich verzweifeln, sondern sich nur in Geduld üben. Auf den einschlägigen Seiten für kuriose Elektronik wie AliExpress und Co. lassen sich problemlos noch „neue“ Sockel 2011-3 Board bestellen.

Aber wieso habe ich das neu in Anführungszeichen geschrieben? Ganz einfach: Es gibt keine neuen X99 Chipsätze mehr und viele der angebotenen Boards haben nicht mal einen verbaut. Ganz im Sinne von kluger Wiederverwendung und Profitmaximierung setzt man die noch funktionierenden Chipsätze von alten, defekten Boards auf neue PCBs um. Im Kleingedruckten von den günstigen Boards erfährt man dann auch oft, dass der kleinere C226 oder sogar nur B85 Chipsatz verbaut wurde. Je nachdem, was man für sein System  zB. an Features oder PCIe-Lanes benötigt, muss hier also etwas aufgepasst werden.

Ich habe mich für eines der populärsten und günstigsten Boards entschieden, das Machinist X99-RS9. Für knapp 60 Euro inklusive Lieferung innerhalb einer Woche habe ich ein echtes Schnäppchen gemacht, mittlerweile sind die Preise dank verschärften Zoll-Bestimmungen und Einfuhrgebühren  merklich gestiegen. Aber wieso ist es bei mir genau dieses Board geworden, die Auswahl kann einen ja förmlich erschlagen? Ganz einfach, ich habe auf die großartige Arbeit des Youtubers Miyconst vertraut, der eine Vielzahl der verfügbaren China-Boards getestet hat. Hier das wirklich hilfreiche Video:

Welche Prozessoren sich anbieten wird auch gleich noch geklärt. In schriftlicher Form bzw. als Präsentation zusammengefasst gibt es das Ganze auch auf dem Blog von Miyconst.

Eine weitere Stolperfalle ist das oft etwas zusammengeschusterte BIOS der günstigen Mainboards. So hat beispielsweise das von mir gekaufte X99-RS9 Probleme mit schnellem Datentransfer über die USB 3.0 Ports, keine Möglichkeit RAM-Timings einzustellen und der Windows Energiesparmodus funktioniert nicht. Gegen das letzte Problem lässt sich nichts machen, aber der Rest kann mit einem verbesserten BIOS korrigiert werden. Oft bastelt die Community ein Bugfix-BIOS, in meinem Fall funktioniert ein BIOS von einem anderen Board aber auch problemlos auf dem X99-RS9. Auch hier hat Miyconst wieder ein passendes Video und sogar eigenes Tool, was das Flashen zum Kinderspiel macht:

Herunterladen lässt sich das Open-Source Programm direkt von Github.

Die günstigen Preise aus Fernost kommen also wie so oft nicht ohne einen Haken. Es heißt also vorher gut nachforschen und einen informierten Kauf tätigen, ansonsten ärgert man sich nachher nur herum. Alternativ lässt sich ja auch auf ein Schnäppchen für ein gebrauchtes Mainboard der etablierten Marken bei eBay, Kleinanzeigen und ähnlichen Portal hoffen.

Und auch bei der Wahl des Arbeitsspeichers gibt es nochmal ein paar Fallstricke. Erfreulich ist, dass die offizielle Spezifikation schon bei 2133 Mhz DDR4 endet und somit der günstigste Speicher in Frage kommt. Allerdings ist diese Plattform nicht mit Arbeitsspeicher kompatibel, der nur über 4 Module (Banks) verfügt. Das sind die allermeisten 4 GB Sticks und auch einige 8 GB Sticks. RAM mit 8 Banks ist meistens kompatibel, mit 16 Banks gibt es gar keine Probleme. Für die optimale Quad-Channel Konfiguration würde sich also 4x 8 GB anbieten.

Ich habe für die Tests des i7 und Xeon hier ein 2x 8GB Kingston Fury Kit mit 2400 Mhz bei CL15-15-15 verwendet in der jeweils schnellsten Geschwindigkeit verwendet. Die genaue Bezeichnung lautet HX424C15FB2K2/16.

 

Kommentar

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Tim Kutzner

Moderator

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War am Ende doch deutlich mehr Aufwand und Geteste, als eigentlich gedacht/geplant.
Aber hat Spaß gemacht, mit der X99-Plattform lässt sich schön rumspielen :D

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FritzHunter01

Moderator

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Schön zu sehen, dass die alten Hasen doch noch Mitlaufen können… Auch wenn sie nicht mehr die schnellsten sind.

Schöner Artikel, danke Tim!

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pinkymee

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55 Kommentare 50 Likes

Danke für den sehr interessanten Artikel. Spannend fand ich ihn, weil ich selbst ein älteres System, was mir in die Hände fiel, um es vor dem Elektroschrott zu retten, zum gelegentlichen Zocken nutzen wollte.

Bei mir ist es ein noch älteres System, ein DELL Optiplex 3020 mit dem i5-4590, von mir aufgerüstet auf 16 GB, ein passendes Stromkabel für den Anschluss des 550 Watt ans MB, gabs bei Amazon für ca. 15 Euro. Die Arbeitsspeicher war übrig - Spez is DDR3L-12800.

Nun kam das riesigste Problem von allem. Die Grafikkarte, die ich dem Junior auf Grund von PC Verbot, ausleihen konnte. Eine Sapphire Nitro+ RX580 8GB. Die muss ich Ende Oktober wieder abgeben, da er dann wieder an den PC darf.

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Ich besitze also faktisch keine GraKa und würde mich freuen, wenn noch jemand eine GraKa hätte, zu einem vernünftigen Preis, in Form einer 3060 oder 3060ti. Sonst steh ich in ein Paar Wochen ohne Bild da :( Vll hat ja Igor oder jemand anders noch was ähnliches im Schrank liegen?
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Wegen PCIe 3.0 und purem FULL HD Zocken auf nem 55" Samsung, vollkommen ausreichend und mehr kitzelt man auch nicht heraus. Mein Liebslingsspiel ist seit jahrelanger Zocken-Abstinenz Genshin Impact. Die Graka werkelt im Max Details bei um die 60 %.
Control, dass ich vor ein paar Wochen kostenlos erstanden habe, bringt die Graka auf 100%, witziger Weise aber immer noch flüssig in der Darstellung bei vollen Details. Die CPU langweilt sich bei beiden Spielen.
Bei Genshin um die 50% und Control um die 60/70%

Das Netzteil hab ich meinem alten PC geklaut. Die Info fehlt oben.
Als Datenträger kam eine 500 GB Samsung EVO 850 zum Einsatz.

Alles in allem muss ich sagen, für einen fast 50 jährigen, der, wenn es tatsächlich zeitlich passt, seit gut einem Monat vll 2 bis 4h am WE zockt -denn das Spiel ist echt süchtig machend, auch ohne, dass man Geld investieren muss, weder in Hardware noch im Spiel selbst.
Der Weg des Wachsens mit dem Spiel ist das Ziel :D Zudem gibt es auch noch ein Leben außerhalb dieser Realität :)

Achja, ein Clone eines kabelgebunden xbox controllers war noch nötig. Gab es aber auch für 15 Euro auf Amazon ;)

Eine solche Nutzung lohnt nur, wenn man sowas wie ich spiele, wo es keinen Anspruch an mehr Hardwareleistung gibt.
Der Stromverbrauch spielt bei diesem System eine eher untergeordnete Rolle, da eben nur gelegentlich gezockt wird und eine komplette Neuanschaffung nicht mal mit Stromsparen zu kompensieren ist.

PS: für ne Graka, mich bitte einfach anschreiben. Wäre sau gut :)

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G
Guest

Was man vielleicht noch erwähnen sollte, die Haswell EP waren sehr, sehr empfindlich auf Dauerübervolten.
Gute Samples konnten gutes Stück unter 1,2 Volt für 4500Mhz. >1,4 Volt Dauerschleife und das kann der letzte Bench gewesen sein.
Ende 2019 war man gut beraten, die 2011/3 Systeme für unverschämtes Geld zu verkaufen. (Und konnte sich fast ein 3900X mit Board leisten)
Microsoft kam dann noch auf die gute Idee, unter W10 das Übertakten zu unterbinden. Weiß nicht, ob das je wieder herausgepatcht wurde (?)

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DominoTC

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19 Kommentare 14 Likes

Sowas finde ich cool - Technik kann man oft mit etwas Nachdenken eine sinnvollere Verwendung zuführen als sie wegzuschmeißen. Ich habe für meinen Paps kürzlich einen alten Forschungsrechner von mir ein wenig umgebaut. Das war eine Lenovo ThinkStation mit einem i7 4770 und viel RAM. Da der Rechner viel gelaufen ist, habe ich eben ein neues Netzteil, einen neuen CPU Lüfter und neue Gehäuselüfter spendiert. SSD wurde auch ausgewechselt, da die ziemlich beansprucht war. Jetzt ist mein Papa happy, dass er einen flüsterleisen und für seine Verhältnisse raketenschnellen Rechner im Arbeitszimmer hat. So schnell lief Solitär bei ihm noch nie :-D.

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G
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Interessant was man doch alles an Nostalgik an einem 2011/3 alles ableiten kann, ohne gleich restlos ins OT abzudriften 🤭
Alten Screen mal rauskramen:

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LEIV

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1,543 Kommentare 622 Likes

Habe selbst erst dieses jahr von x99 mit 5930k und gtx 980 auf mein neues system aufgerüstet - war schon ne schöne spielerei mit alten Intel

Der Stromverbrauch war halt nicht von dieser Welt, verglichen mit 5600X

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Tim Kutzner

Moderator

812 Kommentare 657 Likes

Habe alles unter W10 20H2 getestet, OC war kein Problem
Für den Dauerbetrieb würde ich die Spannung auch noch bisschen runterschrauben, laut diverser OC-Listen liegen meine Werte aber noch im OK-Bereich

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Martin Gut

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7,756 Kommentare 3,561 Likes

Ohne Bild nicht gerade. Ein i5-4590 hat immer noch eine interne Intel HD 4600. Die ist für Gaming natürlich nicht brauchbar, aber für Officeanwendungen und Youtube reicht es.

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G
Guest

Link das Anti OC Patch
Damals war es echt ein Ärgernis und man munkelt, was Intel an Microsoft dafür gezahlt hatte, die RMA Fälle zu beschränken ^^
Schön war halt :40 Lanes, Quad Chanel, Tuningmöglichkeit an Speicher, Takt und Uncore .....dabei die Intel typischen 1000Mhz OC Bonus
Und auch damals bei Intel: Der letzte verlötet HS

Edit: Mit WaKü

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Und fast 5000Mhz

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Megaone

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1,742 Kommentare 1,644 Likes

Guter Artikel und der Beleg, das man Hardware durchaus lange Nutzen. Wer hier in 4 K spielt hat kaum einen Benefit durch neuere Hardware. Für den alltäglichen Kleinkram reicht die CPU eh. Mein alter i 73930K auf einem noch älteren 2011er Board aus 2011/12 läuft heute heute noch bei einem Kumpel. Und auf 4.4 GHz getaktet sieht selbst der 6/12 nicht so arg schlecht aus.

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p
pinkymee

Mitglied

55 Kommentare 50 Likes

Ooh stimmt, aber ja, es ist wie Du sagst, das 'ohne Bild' bezog sich auf's Spielen und nur dafür.
Für alles Andere hab ich ein Notebook ;) Das ist auch vom Strom genügsamer ;)

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G
Guest

Bei mir läuft noch der Core i9 7900X 10C20T S2066 übertaktet auf 4,7Ghz AllCore (+17,5%) mit 3,2Ghz Mesh (+33%) und DDR4-3600 RAM. Dazu wurden alle Stromsparfeatures sowie Meltdown/Spectre Patches deaktiviert. Ich habe sogar vom Gigabyte Support ein Beta-BIOS mit ReBar Support für das X299-UD4 Board bekommen, Windows 11 Support wurde ebenfalls nachgereicht :)

Die 2066 CPUs machen noch richtig Freude und haben großes Tuning Potential und genug Kerne. Die Ryzen Dinger laufen schon an der Kotzgrenze, da kann man bestenfalls am RAM noch spürbar was rausholen. Außerdem sorgen die Stromsparfeatures für schlechte Latency und wenn man die deaktiviert gibts Probleme mit dem Boost. Ich sehe auch heute kein Produkt am Markt, das eine spürbare (50%) Mehrleistung für SingleCore und Multicore gleichermaßen bietet, welche ein Upgrade rechtfertigt. Alle meine Spiele sind auch mit der RTX 3080 in WQHD nach wie vor stark im GPU Limit.

Mir gefallen solche Tests, auch wenn hier schon bewusst der Ryzen 5600 weggelassen wurde, der alle Charts deutlich angeführt hätte. Wer neu kauft, für den sollte Ryzen 5600 der Einstieg sein. Hier nen hunderter zu sparen und alten Schinken zu kaufen, macht keinen Sinn.

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c
cunhell

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548 Kommentare 503 Likes

Bei mir läuft noch ein Xeon E5-2697v3 als Daily Driver mit ein "bisschen" Registered ECC RAM. Hab dazu damals nen alten Server recycled. Das Asrock X99 Extreme 4 tut auch was es soll.
Klar, läuft alles Stock aber für mich reicht die Kiste noch locker. Stock bedeutet dabei laut HWmonitor max 140W für die CPU und Speichercontroller. Leerlaufverbrauch ist natürlich nicht besonders ökologisch :)
Selbst zocken geht ganz pasabel wenn man von der verbauten R9-280 absieht. Die ist mittlerweile doch schon sehr angegraut, wenn man neuere Spiele zocken will.

Sogar TPM 2.0 habe ich damals für 10€ nachgerüstet.
Windows 11 wird er aber vermutlich trotzdem nicht erleben, da die CPU nicht unterstützt ist. Wobei die CPU nicht mal für Windows 7 als unterstützt klassifiziert ist. Aber so wie ich es verstehe, wird ja bei 11 strickter geprüft.

Grüße
Cunhell

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B
Besterino

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6,709 Kommentare 3,309 Likes

2011-3 ist auch für Homeserver m.E. eine immer noch völlig valide Plattform, dann halt mit Xeons, gescheitem Brett und ECC RDIMMs (eh günstiger). Die Dinger dürften durchaus günstig gebraucht zu bekommen sein, sind durchaus effizient (gerade im idle - wohl der vorwiegende Zustand zu Hause) und bieten genug Leistung für fast alles.

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RedF

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4,652 Kommentare 2,549 Likes

Mein i5-4460 war zum gamen nicht mehr zu gebrauchen. Das war ein unglaublich gewaltiger Sprung auf den 3600x.

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M
McFly_76

Veteran

395 Kommentare 136 Likes

Eine gebrauchte GTX 1070 ( ~ 260 € ) oder 1080 ( ~ 340 € ) reicht auch wenn du auf RTX verzichten kannst ;)

@Tim Kutzner
250 W Stromverbrauch der CPU dafür ist INTEL bekannt ( aktuell als "PL1", "PL2" ) 😁

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S
Schakar

Veteran

177 Kommentare 90 Likes

Alt Hardware hat in meinen Augen noch sehr lange eine Daseinsberechtigung. Man muß nur die richtige Anwendung für sie finden.

Wer nur E-Mails mit ab und zu ein bissel Surfen betreibt mit zwischen durch einer Partie Solitair, der braucht keinen I7 12xxx oder Ryzen 5900. Für den reicht selbst ein alter I5-4690k bis er irgend wann abbrennt. Auch W-LAN Drucker/Platten Homeserver lassen sich mit sowas noch prima betreiben. Und zur Not geht auch mal ne Partie CS:GO ;).
8-16GB Ram, vieleicht ne kleine SSD für's BS rein und fertig ist die Pimpt-Schreibmaschiene :).

Und wenn ihr ihn selber nicht mehr wollt, fragt halt mal in den Schulen eurer Kinder nach (DE-Digital? Rofl, ne ^^ noch lange nicht). Oder in euren Kirchengemeinden. Wegschmeißen wirklich NUR, wenn die Sachen eindeutig Kaputt sind!

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Martin Gut

Urgestein

7,756 Kommentare 3,561 Likes

Alle Intelprozessorne ab 2013 verbrauchen im Leerlauf weniger als ein halbes Watt. Da ist der Verbrauch von Mainboard, RAM, Grafikkare und Bildschirm entscheidender.

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About the author

Tim Kutzner

Unterstützende Kraft bei den Themen Kühler, Peripherie und 3D-Druck.
Linux-Novize und Möchtegern-Datenhorder mit DIY NAS.

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