Am 5. Mai 2025 hat die Siewert & Kau Computertechnik GmbH mit Sitz in Bergheim beim Amtsgericht Köln einen Insolvenzantrag gestellt. Als vorläufige Insolvenzverwalterin wurde die Rechtsanwältin Marion Rodine bestellt. Bereits in der Woche vor der Insolvenzanmeldung waren der Online-Shop und der Cloud-Marketplace des Unternehmens nicht mehr erreichbar, was zu Spekulationen über finanzielle Schwierigkeiten führte. In einem Schreiben an Geschäftspartner informierte Siewert & Kau über die Kündigung einer Bankverbindung, die zu weiteren Kündigungen durch andere Banken führte. Trotz dieser Herausforderungen beabsichtigt das Unternehmen, den Geschäftsbetrieb fortzusetzen und arbeitet daran, die Handlungsfähigkeit wiederherzustellen.

Siewert & Kau wurde 1994 von Björn Siewert sowie den Brüdern Holger und Oliver Kau gegründet und entwickelte sich zu einem bedeutenden IT-Distributor mit rund 400 Mitarbeitern. Das Unternehmen betreibt Niederlassungen in Deutschland, den Niederlanden und Spanien. Im Jahr 2021 erzielte Siewert & Kau noch einen Umsatz von etwa 700 Millionen Euro. Im Jahr 2024 wurde Claus Holzleitner als Chief Financial Officer in die Geschäftsführung berufen, um das Wachstum des Unternehmens gezielt zu steuern. Trotz dieser Maßnahmen sah sich Siewert & Kau mit den Herausforderungen eines sich wandelnden IT-Distributionsmarktes konfrontiert, in dem die Nachfrage nach Services und Beratung zunimmt, während das traditionelle Produktgeschäft rückläufig ist.
Die Insolvenz der Siewert & Kau Computertechnik GmbH im Mai 2025 ist am Ende das wohl das Ergebnis einer Kombination aus externen Marktveränderungen und internen strukturellen Herausforderungen. Ein wesentlicher Auslöser war die Kündigung einer Bankverbindung durch eine Geschäftsbank, die zu weiteren Kündigungen durch andere Banken führte. Diese Entwicklung führte zu erheblichen Liquiditätsengpässen, die das Unternehmen dazu zwangen, beim Amtsgericht Köln Insolvenz anzumelden.
Darüber hinaus stand Siewert & Kau vor strukturellen Herausforderungen. Das Unternehmen war traditionell stark im transaktionalen Produktgeschäft verankert, einem Segment, das in den letzten Jahren aufgrund sinkender Margen und veränderter Kundenbedürfnisse unter Druck geraten ist. Obwohl das Unternehmen versuchte, durch den Ausbau von Service- und Beratungsangeboten sowie durch die Einführung von Rollen wie dem Chief Financial Officer und dem Chief Sales Officer gegenzusteuern, konnten diese Maßnahmen die strukturellen Defizite nicht vollständig kompensieren,
Zusätzlich belasteten externe Faktoren wie die allgemeine Marktschwäche nach dem Ende der Corona-bedingten Sonderkonjunktur und der zunehmende Wettbewerbsdruck durch spezialisierte Value Added Distributoren das Unternehmen. Diese Entwicklungen führten zu einem Umsatzrückgang und erhöhten den Druck auf die Profitabilität. Die Insolvenz von Siewert & Kau zeigt einmal mehr, wie wichtig es für Unternehmen in der IT-Distribution ist, sich flexibel an veränderte Marktbedingungen anzupassen und rechtzeitig strukturelle Anpassungen vorzunehmen, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.
Zu den bedeutenden Herstellern, mit denen Siewert & Kau zusammenarbeitete, gehörten unter anderem Dell Technologies, Fujitsu und Ubiquiti. Das Unternehmen wurde mehrfach als Ubiquiti Elite Partner ausgezeichnet, was seine herausragende Leistung und enge Zusammenarbeit mit dem Netzwerkspezialisten unterstreicht. Darüber hinaus war Siewert & Kau ein wichtiger Vertriebspartner für Dell Technologies, insbesondere im Bereich der Serverlösungen. Fujitsu war ein weiterer zentraler Partner, wobei Siewert & Kau das gesamte Fujitsu-Sortiment unterstützte und zertifizierte Kollegen für Beratung und Projekte bereitstellte.
Im Bereich der Onlinehändler arbeitete Siewert & Kau eng mit großen Einzelhandelsketten wie MediaMarkt und Saturn zusammen. Ein Beispiel hierfür ist die Entwicklung eines Mitarbeiters, der 2015 als Account Manager begann und ab 2016 Verantwortung für die Betreuung der MediaMarkt- und Saturn-Märkte sowie die Abwicklung elektronischer Bestellungen übernahm. Diese Zusammenarbeit verdeutlicht die strategische Bedeutung, die Siewert & Kau dem Einzelhandel beimaß. Darüber hinaus engagierte sich Siewert & Kau in der Zusammenarbeit mit weiteren Herstellern wie Acer, LG Electronics und ZOTAC.
Diese Partnerschaften ermöglichten es dem Unternehmen, ein vielfältiges Produktportfolio anzubieten und auf die unterschiedlichen Anforderungen des Marktes flexibel zu reagieren. Die enge Kooperation mit diesen Herstellern und Händlern war ein wesentlicher Bestandteil der Geschäftsstrategie von Siewert & Kau und trug maßgeblich zum Erfolg des Unternehmens im IT-Distributionsmarkt in der Vergangenheit bei. Zum aktuellen Stand gibt es keine weiteren offiziellen Informationen über die Zukunft des Unternehmens. Brancheninsider berichten jedoch von ersten Abwerbeversuchen konkurrierender Unternehmen, die Interesse an den Fachkräften von Siewert & Kau zeigen.
Update vom 07.05.2025
Mittlerweile wurde eine offizielle Pressemitteilung verschickt, die ich vollständig und unkommentiert veröffentlichen möchte:
Siewert & Kau Computertechnik setzt auf Sanierung
Geschäftsführer und vorläufige Insolvenzverwalterin Marion Rodine führen erste Gespräche mit Lieferanten und Kunden
Die Geschäftsführer der Siewert & Kau Computertechnik GmbH mit Sitz in Bergheim (Nordrhein-Westfalen) haben beim Amtsgericht Köln die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt. Das Amtsgericht Köln hat daraufhin am 5. Mai 2025 die sanierungserfahrene Rechtsanwältin Marion Rodine, Partnerin in der Kanzlei Runkel Rechtsanwälte, als vorläufige Insolvenzverwalterin bestellt und einen vorläufigen Gläubigerausschuss eingesetzt.
Die vorläufige Insolvenzverwalterin ist seit Montag mit ihrem Team vor Ort, um den Geschäftsbetrieb so schnell wie möglich zu stabilisieren. „Wichtigste Aufgabe ist es, die Finanzierung für die kommenden Monate sicherzustellen. Damit bliebe die unternehmerische Handlungsfähigkeit in vollem Umfang erhalten. Als Großhändler kauft Siewert & Kau Hard- und Softwareprodukte bei weltweit führenden IT-Herstellern ein, setzt kundenspezifische Anforderungen um und liefert die so mit einem Mehrwert versehenen Geräte innerhalb kürzester Zeit an seine namhaften Firmenkunden in Deutschland und den europäischen Nachbarländern aus. Es ist das Ziel, diesen ineinander verzahnten Einkaufs- und Lieferprozess im vorläufigen Insolvenzverfahren fortzuführen. Ob das gelingt, wird sich in den kommenden Tagen zeigen“, erklärt die vorläufige Insolvenzverwalterin Marion Rodine. Gespräche mit Kunden und Lieferanten hat sie bereits zusammen mit den Geschäftsführern von Siewert & Kau aufgenommen. „Die ersten Rückmeldungen sind positiv, darauf bauen wir gemeinsam mit den rund 130 hoch motivierten und langjährigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Siewert & Kau Computertechnik auf“, sagt Marion Rodine.
Die vorläufige Insolvenzverwalterin arbeitet daran, dass bestellte Ware kurzfristig vom Siewert & Kau Logistikzentrum in Bergheim aus an die Kunden geliefert wird und neue Bestellungen aufgenommen werden können. Um die Löhne und Gehälter der Mitarbeitenden in den kommenden Monaten zu zahlen, wird eine Insolvenzgeldvorfinanzierung in die Wege geleitet.
Investitionskrise in Deutschland trifft Projektgeschäft hart
„Als lizensierter IT-Distributor ist Siewert & Kau seit über 30 Jahren systemisch mit seinen Lieferanten und Kunden verbunden. Wir haben viele erfahrene IT-Experten im Unternehmen, die die Bedürfnisse der Kunden genau kennen und ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Das qualitativ hochwertige Zusammenspiel von Mensch und Technik zeichnet uns im hart umkämpften IT-Markt aus. Allerdings hat uns die seit mehr als einem Jahr andauernde Investitionskrise in Deutschland – sowohl in der Wirtschaft als auch bei der Öffentlichen Hand – insbesondere im wichtigen Projektgeschäft hart getroffen. Hinzu kommt die Volatilität des US-Dollars seit der Wahl der neuen US-Administration im November 2024, da wir einen Großteil unserer Einkäufe in US-Dollar tätigen“, sagt Siewert & Kau Geschäftsführer Claus Holzleitner. Er ist als versierter Handelsmanager und Chief Financial Officer an Bord. Claus Holzleitner agiert als Brückenbauer, der die Neuausrichtung auf dem bereits eingeschlagenen Sanierungsweg in klar gegliederte organisatorische Strukturen lenkt.
Angestrebt wird ein geordneter Investorenprozess. Ziel dieses Investorenprozesses ist die langfristige Sicherung der Arbeitsplätze und der eng verzahnten Kunden- und Lieferantenbeziehungen sowie die bestmögliche Gläubigerbefriedigung. „Als Familienunternehmer geht es uns um den Fortbestand dessen, was wir über 30 Jahre lang gemeinsam mit unserem Team mit viel Herzblut aufgebaut haben. Wir stehen einem möglichen Investorenprozess offen gegenüber und können uns gut vorstellen, Teil der Zukunftslösung zu werden“, blickt Björn Siewert, Geschäftsführer und Co-Gründer von Siewert & Kau, unternehmerisch nach vorn.
Bergheim, 7. Mai 2025
Quellen: Amtsgericht Köln, Wikipedia (Foto), S&K
45 Antworten
Kommentar
Lade neue Kommentare
Urgestein
Veteran
1
Urgestein
1
Mitglied
Urgestein
Veteran
Urgestein
Veteran
Neuling
Urgestein
Urgestein
Urgestein
Urgestein
Neuling
Urgestein
Mitglied
Urgestein
Alle Kommentare lesen unter igor´sLAB Community →