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Sennheiser GSP 600 Stereo Gaming-Headset im Test – Viel Licht und Glanz, Schlagschatten inklusive | Nachtest und Update

Es gibt sie also doch noch, die wirklich lichten Momente beim Testen von Gaming-Headsets, wo Klang und Detailtreue noch mehr bedeuten, als RGB-Beleuchtung und der Kampf um das affigste Design samt virtuellem Surround-Gekleister. Ehrlich, präzise und eben leider auch etwas teurer als der Durchschnitt. Genau da wollte Sennheiser mit dem GSP 600 ansetzen und hat dies, da muss ich leider schon anfangs etwas spoilern, auch ganz gut hinbekommen. Wäre das Mikro noch besser, dann hätte ich diesmal gleich gar nichts zu meckern gehabt.

Doch genau hier setzt nun mein heutige Update an, denn nach reiflicher Überlegung, dass es eigentlich nicht sein kann, was ich an meinem ersten Exemplar gemessen und gehört habe, konnte ich mir privat noch ein zweites Retail-Headset besorgen und nachtesten. Am Klang des Kopfhörerteils hat sich nichts geändert, der war identisch und gut, auch bei den Messungen. Nur das Mikrofon war diesmal deutlich besser, wenn auch immer noch nicht perfekt. Doch der Unterschied ist groß genug, um fairerweise ein Update zu schreiben. Ich werde im Textverlauf auf die jeweiligen Änderungen im Text verbal hinweisen.

Doch immer schön der Reihe nach, denn wer mit dem Sennheiser GSP 600 den virtuellen Edel-Schnetzler geben will, muss vorher im Real Life erst einmal ordentlich bluten. Gegen die knapp 230 Euro Straßenpreis helfen dann auch keine Medi-Packs und das echte Geld ist erst einmal weg. Ich will heute klären, ob sich die Ausgabe auch lohnt und sich der monetäre Blutverlust in akustische Coins umwandeln lässt. Und weil es auch um Äußerlichkeiten, die Wohlfühlmomente und die schnöden Innereien geht, lasse ich jetzt den Preis bis zum Fazit erst einmal außen vor.

Lieferumfang

Man findet im Inneren des Kartons das Headset, zwei Anschlusskabel und eine Kurzanleitung. Das Kabel für den PC ist 2,5 m lang und besitzt am Ende zwei 3,5-mm-Stecker für Mikrofon und Kopfhörer als Y-Stück. Das Kabel mit dem 3,5-mm-TRRS-Klinkenstecker ist 1,5 m lang und passt an Smartphones und Konsolen. Reicht

 

Optik und Haptik

Scheinbar müssen Gaming-Headsets anders aussehen als normale Stereo-Kopfhörer, aber Sennheiser hat da noch ganz gut die Kurve gekriegt. Mattschwarzer Kunststoff trifft auf Applikationen in Rot- und Grau-Metallic, dazu gibt es Metallscharniere und verschiedenste Materialien für die Bespannung der weichen Polster. Optisch sieht das alles nicht sonderlich filigran aus, sondern eher kompakt und gedrungen. Aber auch das kann man mögen, denn es vermittelt einen gewissen Hauch von Beständigkeit.

Kunststoffeinsatz muss keine Schande sein, wenn man es gut genug umsetzt und die neuralgischen Punkte mit sauber implementierten Metallteilen ergänzt. Dazu komme ich dann noch im Detail, aber solche Dinge erhöhen natürlich auch das Gewicht. Mit den 395 Gramm netto ist das Headset somit auch kein Leichtgewicht, aber es wiegt so viel, wie es aussieht und sich anfasst, nämlich alles andere als wackelig oder gar zerbrechlich. Dass Sennheiser da von Haus aus zwei Jahre internationale Garantie gibt, spricht eher für das teil, denn nicht überall ist der Verbraucherschutz so gut geregelt wie in Deutschland.

 

Tragekomfort und Funktionalität

Kommen wir zum zweiachsigen Gelenkmechanismus, denn Sennheiser setzt sowohl vertikal als auch horizontal auf echte Gelenke. Wobei das horizontal angeordnete Gelenk an der Ohrmuschel im Inneren mit einer Rückholfeder versehen wurde, die die Position am Kopf zu halten hilft. Das findet man recht selten und es zeugt durchaus vom Nachdenken der Ingenieure. Im Tear Down weiter unten habe ich dann auch noch ein Bild vom Inneren, wo man die Feder sehen kann.

Die mehrschalige Verkleidung des Kopfbandes versteckt die recht weit auseinanderziehbaren Bügelteile und das Ganze besitzt sogar für das Einrasten einen recht ausgeprägten Mechanismus, allerdings muss man mitzählen, will man später die gleiche Einstellung wieder reproduzieren, denn sichtbare Marken für die Position gibt es leider keine. Das wäre dann der kleine und kostenlose Schritt zur völligen Perfektion gewesen, aber vielleicht liest ja jemand mit.

Neben der großzügig bemessenen Längenverstellung, die auch europäischen Köpfen entgegen kommt (Hutgröße 62 ist da überhaupt kein Problem), kann man das Kopfband auch in Bezug auf den auszuübenden Anpressdruck einstellen. Da kann man sich getrost für die Interpretation Headbangen oder Dauersitzen entscheiden, es passt beides. Man kann es also fest sitzen oder sehr bequem auslegen, dafür gibt es einen Extra-Punkt, da auch Brillenträger nicht im Regen stehen gelassen werden.

Die textil bespannte Polsterung der Bügelinnenseite geht in Ordnung. Obwohl in der Mitte geteilt und offen, vermag der vebleibende Rest den Druck von Oben noch gut genug abzufedern, trotz des recht hohen Gewichtes. Außerdem hat die Mechanik für die Verstellung des Anpressdrucks noch einen netten Nebeneffekt, denn sie macht den Bügel zum Cabrio und die Frischluft hat freien Zugang zur Kopfhaut. Das wird man nach längerer Tragezeit durchaus zu schätzen wissen.

Die Ohrpolster sind ein interessanter Dreiteiler, der sich zudem mittel eines einfachen Haltemechanismus mit einrastenden Nasen auch gut abnehmen lässt. Dreiteiler deswegen, weil die Materialwahl clever getroffen wurde. Außen im üblichen Kunstleder-Look gehalten, ist die Auflagefläche am Kopf irgendeine Alcantara-Interpretation, während die Innenseiten textil bespannt sind. Neben den ordentlichen Schaumstoffeinlagen hat man so allein durch die Nähte und verschiedenen Steifigkeiten der Materialien eine gute Konturierung.

Die textile Innenseite der Polster wirkt zudem leicht dämpfend, was dem Klang entgegenkommt. Doch darauf komme ich gleich noch einmal zurück. Fakt ist, dass die Teile so gut abschließen, dass alles andere von außen kaum noch ins Ohr dringt. Das kann man mögen oder hassen, aber als wirklich geschlossenes System wird man sich erst einmal daran gewöhnen müssen. Beim Sprechen ist das ein komischen Gefühl und man sollte zumindest einmal testen, ob man nicht in der Soundsteuerung von Windows das eigene Mikrofon in die Wiedergabe einbindet. Sonst fühlt man sich fast wie in einer Audio-Chamber.

Der Lautstärkeregler sitzt in der rechten Muschel und ist als sehr großflächiger Drehregler mittig angeordnet. Das ist intuitiv erreichbar und recht bequem, allerdings ist der Gleichlauf am Anfang des Potentiometers nicht ganz ideal. Aber man wird diesen Regler wohl eh kaum nutzen. Die Anschlussbuchse auf der linken Seite setzt auf einen proprietären Stecker, an dem ein 2,5 m langes Kabel für den PC angeschlossen wird oder eben das 1,5 m lange Kabel für Konsole oder Smartphone. Dort sitzt dann auch der Mikrofonarm.

 

Mikrofon

Der drehbare Mikrofonarm links setzt auf das gleiche Designspiel wie rechts der Regler und besitzt im Inneren auch noch eine Abschaltautomatik (Mute), wenn man ihn nach oben klappt. Er ist ein einem gewissen Rahmen sogar einstellbar, weil bedingt flexibel, so dass man den direkten Abstand zum Mund noch etwas ändern kann. Groß geholfen hat es aber nicht. Doch dazu mehr auf der nächsten Seite. Auch das mit den Umgebungsgeräuschen ist so eine Sache für sich, denn auch die dem Kopf abgewandte Seite ist offen. Doch ich habe ja noch die Klangbeispiele auf der nächsten Seite.

 

Tear-Down und Sounding

Die Stunde der Wahrheit zeigt sich erst nach dem Aufschrauben, das war schon immer so. Wir sehen von außen den textilbespannten Einsatz des Treibers, der leicht schräg angestellt ist, so dass die Schallwellen etwas zielgerichteter auf den Gehörgang treffen. Oben und unten verbergen sich noch mit Vlies abgeklebte Öffnungen, die dem Sounddesign dienen.

Der 50-mm-Neodym-Treiber sitzt noch einmal in einer abgeschlossenen Kapsel (links unten), die fest eingeklebt wurde. Diese Kammer hat ebenfalls noch einmal den Druckausgleich nach hinten und eine mit Vlies beklebte weitere Öffnung. Damit dient nicht gleich das gesamte Innenvolumen als Klangkörper, sondern nur in dezentem Maße. Wir sehen rechts in der Muschel übrigens noch einmal schön die oben erwähnte Feder des Gelenks, sowie den Mute-Schalter am Drehgelenk des Mikrofonarms.

Die Verkabelung ist sauber gelöst und die Lötqualität auf den beiden Platinen ist gut. Die Kabellängen und die Anordnung sind zweckmäßig und es dürfte auch nichts mitvibrieren. Der Einsatz von Heißkleber ist zudem reichlich zurückhaltend, die Verschraubung vorbildlich.

 

Bevor wir aber nun zum eigentlichen Test in der Praxis kommen, noch schnell einmal alle Daten und Herstellerangaben in tabellarischer Form:

Kopfhörer
Frequenzbereich: 10 – 30000 Hz (Herstellerangabe ohne Angabe des Toleranzbereiches)
Impedanz: 28 Ω
Empfindlichkeit bei 1 kHz: 112 dB SPL bei 1 KHz und 1 Volt RMS
Lautsprecher Durchmesser: 50 mm Neodym
Mikrofon
Gemessener Frequenzbereich: 100 – 18000 Hz (Herstellerangabe ohne Angabe des Toleranzbereiches)
Empfindlichkeit bei 1 kHz: -47 dB/PA
Signal-Rausch-Abstand: Keine Angabe
Impedanz: Keine Angabe
Sonstiges: Mute-Funktion, Noise Cancelling
Anschlüsse
Kabel 1x 3,5-mm-Klinkenstecker (TRRS) 150 cm
2x 3,5-mm-Klinkenstecker (Kopfhörer, Mikrofon), 250 cm
Lautstärkeregler und Mute-Funktion im Headset
Textilummantelte Kabel

 

Sennheiser GSP 600 (507263)

 

 

 

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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