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Schwarzer Humor, Microsoft beerdigt den Blue Screen of Death – und ersetzt ihn durch einen schwarzen Bildschirm der Beliebigkeit

Ein Nachruf auf ein Kultsymbol und ein Blick hinter die PR-Fassade eines Updates, das mehr versteckt als erklärt. Die Älteren unter uns erinnern sich noch: Der Blue Screen of Death (BSOD) war seit fast vier Jahrzehnten ein fester Bestandteil der Windows-Erfahrung – so zuverlässig wie Kaffee in der Nachtschicht oder der Windows-Updater, der immer dann kam, wenn man es am wenigsten gebrauchen konnte. Doch nun ist Schluss mit der blauen Panik – Microsoft hat entschieden, dass die Zukunft schwarz ist. Genauer gesagt: Ein schwarzer Bildschirm ersetzt ab dem Windows 11‑Update 24H2 den legendären BSOD. Und ja, das ist genau so ernüchternd, wie es klingt.

Warum eigentlich?

Offiziell heißt es aus Redmond, das neue Design „verbessere die Lesbarkeit“, sei „näher an den Designprinzipien von Windows 11“ und diene der „schnelleren Wiederherstellung nach Systemfehlern“. Klingt nach einem dieser PowerPoint-Sätze, die zwischen Kantine und Controlling entstanden sind. Tatsache ist: Der neue Bildschirm ist vor allem eines – schwarz. Kein QR-Code mehr, keine weiterführenden Links, kein Symbol für Hilfe. Stattdessen: ein lapidarer Stopp-Code und die sterile Ausstrahlung eines Druckertreibers im Nirvana.

Redesign oder diplomatische Kapitulation?

Was wie ein Design-Update aussieht, ist in Wahrheit wohl eher eine Image-Säuberung. Erinnern wir uns: 2024 hatte ein fehlerhaftes CrowdStrike-Update weltweit Windows-Systeme in die Knie gezwungen. Fluggesellschaften, Banken, Krankenhäuser – nichts funktionierte mehr. Und was war auf all den Screens zu sehen? Richtig: der gute alte BSOD. Das hat sich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt wie ein Branding-Eisen auf trockener Haut. Die logische Reaktion? Der Bildschirm muss weg. Das Problem bleibt, wird aber optisch neutralisiert.

Die Farbe der Fehlerlosigkeit?

Man kann das neue Design als Versuch verstehen, Abstürze weniger „dramatisch“ wirken zu lassen. In Zeiten von IT-Automatisierung und „Zero Downtime“-Illusionen wirkt ein knallblauer Absturzschirm wie ein peinlicher Offenbarungseid, nicht gerade das, was man beim nächsten CIO-Pitch sehen will. Also wird die Farbe entfernt – ein bisschen wie weiße Farbe über einen Riss in der Wand. Das Problem verschwindet nicht, aber die Wahrnehmung wird weichgespült. Quick Machine Recovery, schnelle Wiederbelebung oder Fieberthermometer am Toten?
Begleitend zum Black Screen bringt Microsoft ein neues Feature: Quick Machine Recovery. Klingt nach einem Wunderheilmittel, ist aber eher ein automatisiertes Reset-Tool, das Admins helfen soll, verunglückte Maschinen zügig wieder aufzusetzen. Gut gemeint – aber auch hier wieder: Wer öfter recovern muss, hat vielleicht ein stabilitätsstrategisches Problem. Statt Ursachenanalyse gibt’s jetzt digitale Defibrillatoren.

Source: Microsoft

Und was sagt der IT-Realist?

Für Admins bedeutet der neue Screen vor allem: weniger direkte Informationen. Kein QR-Code, keine weiterführenden Hilfen – also wieder mehr Sucherei im Web. Und für Nutzer? Verwirrung. Denn der neue schwarze Bildschirm sieht verdächtig ähnlich aus wie andere Systemzustände – z. B. ein Systemstart-Fehler oder ein hängendes Update. Was früher eindeutig war, wird jetzt visuell verwässert. Ein Fehler wird zum UI-Phantom.

Ein Abschied ohne Applaus

Microsoft verabschiedet sich von einem der bekanntesten, vielleicht gefürchtetsten, aber auch ehrlichsten Teile seines Betriebssystems. Der BSOD war brutal, aber eindeutig. Der neue Black Screen ist glatt, steril – und eine diplomatische Kapitulation gegenüber dem Wunsch, Fehler unter dem Teppich zu halten. Technisch nachvollziehbar? Vielleicht. Emotional? Ein Desaster. Es stirbt nicht nur ein Bildschirm – es stirbt ein Stück digitaler Aufrichtigkeit.

Source: Microsoft

Kommentar

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¿∞¡

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...wahrer Schlusssatz...

Gut, dass es Alternativen gibt.

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M
McFly_76

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Also ich hätte lieber ein Konfettiregen weil es jeden Menschen zum lächeln bringt :D

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S
ScoobyD

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22 Kommentare 7 Likes

Also, wenn wir schon bei Wünsch dir was sind, hätte ich gern ein Comic Stripe der mir den Werdegang des Fehlers präsentiert.

*Scherz*

Schade, dabei fing die Präsentation damals so gut an. War doch mit das Erste, was mit Windows 98 präsentiert wurde :)

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Annatasta(tur)

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War das nicht schon bei NT so? Also zeitlich ungefähr mit WfW 3.11. Ich glaube der BSOD wurde schon in 32 Bit programmiert. :p

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Alkbert

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Ich erwarte natürlich selbstredend, dass Microsoft dies als Beitrag zum Energiesparen auf seine ökologische Fußabdruckseite verbucht. Der schwarze Hintergrund verbraucht sicherlich weniger Strom. Vor allem, wenn man ein Update über Nacht laufen lässt und der Bildschirm in der Früh dann wie o.a. aussieht.

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v
vonXanten

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@Alkbert Beim Update wird es dann ein white screen :cool: damit der schlafende Admin auch ja wach wird... bzw auf dem Weg zum Rechner der Weg erleuchtet ist. Tunnel und Licht am ende...
Kein Bluescreen mehr ist schade, der war wirklich sehr selten in den letzten Jahren.

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¿∞¡

Veteran

263 Kommentare 71 Likes

Der kommt nun vielleicht bald wieder öfters. Sonst würde es eigenlich auch keinen Sinn ergeben, da was zu ändern. :ROFLMAO:

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Dragon of Luck

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215 Kommentare 182 Likes

Immerhin bleibt die Abkürzung dieselbe:
BSOD (BlackScreenOfDeath) :ROFLMAO:

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Dragon of Luck

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215 Kommentare 182 Likes

Wer ein Update über Nacht laufen lässt... da ist Strom sparen sicherlich nicht auf dem Schirm^^

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Alkbert

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1,159 Kommentare 939 Likes

Soll sich ja runterfahren und Ausschalten nach dem Update. So ist jedenfalls immer der Plan.

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Annatasta(tur)

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502 Kommentare 224 Likes

Ja ja... Soll und Plan... :ROFLMAO:

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8j0ern

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Naja, Microsoft stellt ja nur das Software Layer bereit.
Welche Hardware ihr nutzt obliegt immer noch eurer Entscheidung bzw. Verantwortung. ;)

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R
RazielNoir

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Naja, wenigstens die Meldung mit QR-Code hätte man ja lassen können. Auch wenn es in den letzten Jahren extrem selten geworden ist und (zumindest bei mir) immer ein Hinweis auf defekte Hardware war. Und bei aller Unkerei: Wenn man sich an die Zeiten vor der Microsoft Treiberzertifizierung, dem WDM-Treibermodell und Windows 7 erinnern kann, ist bei der Vielzahl an möglichen Hardwarekombinationen und Systemkonfigurationen es m.M.n. gar kein schlechter Job, den Microsoft in der Hinsicht in den letzten 20 Jahren gemacht hat. Zumindest wenn man sich den Aufwand verschiedene Hardwareunterstützung zu realisieren von den jeweiligen Programmiererteams von Apple und Microsoft vor Augen hält. Apple hat es da DEUTLICH einfacher.

Jetzt werden die Linux-Jünger wieder aufschreien, aber angesichts der Verbreitung von Windows und der deutlich einfacheren Zugänglichkeit von Windows, sowie dem unübersichtlichem Distributionsangebot, ist es einfach keine wirkliche Alternative für jeden User. Viele Personen in meinem Umfeld, die mich um Rat bezüglich IT fragen, wären von vielen Linuxdistributionen schlicht überfordert: SUDO APT GET? Was ist daran Benutzerfreundlich?

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Zecka

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41 Kommentare 33 Likes

Ich bin Windows User seit Beginn (Windows 3.11) aber werde sicher nicht mehr auf Windows 11 Upgraden.
Behalte mein Windows 10 für Cubase und einige andere Programme die nur auf Windows laufen.
Zum Surfen und täglichen Gebrauch habe ich schon lange Linux Mint im Dual Boot laufen.
90% der User werden bei Mint die Konsole nicht brauchen, man kann fast alles über eine GUI erledigen.

Mir gefällt nicht wohin Windows sich entwickelt, mit dem ganzen Online zwang, nach Hause telefonieren usw...,
kommt mir vor als würde alles in Richtung Abo gehen.

*Sarkasmus ein*
Wir haben festgestellt Sie wollen ein Fenster auf dem Bildschirm verschieben, bezahlen sie für
1. einmalige Nutzung 0,5 Cent
2. Monatslizenz 1€
3. Jahreslizenz 5€
*Sarkasmus aus*

Es müssen sich noch viel mehr User von Windows abwenden, auch wenn ich befürchte, dass es nichts helfen wird.

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OldMan

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Privatanwender denken viel zu wenig über das ganze nach und kennen nichts anderes als WIN, ist ja so schön auf jedem Gerät vorinstalliert. Dazu kommt noch die Angst vor LINUX, weil das ist ja nur was für Nerds. Dieses Vorurteil hällt sich leider immer noch. Im kommerziellen Bereich haben die meisten Entscheidungsträger leider wenig Ahnung was sie entscheiden und kennen oft auch nix anderes als WIN. ABER, wie man sieht gibt es eine Bewegung die tatsächlich Fahrt aufnimmt, siehe Schleswig Holstein, Dänemark, Lyon ...

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Martin Gut

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8,968 Kommentare 4,451 Likes

Ich weiss seit Jahrzehnten, dass es alternative Betriebssysteme gibt. Deine aufgeführten Gründe sind für mich nicht entscheidend. Dass ich nie ein anderes Betriebssystem ausprobiert habe liegt ganz einfach daran, dass keines der Programme die ich nutze auf Linux läuft. Gut, möglicherweis würde man für einzelne eine Linux-Version finden. Klar, einen Internetbrowser und solche Sachen gibt es auch da. Aber viele wichtige Programme gibt es einfach nur für Windows. Bei mir ist das beispielsweise Lightroom.

Dazu ist das Einarbeiten in ein anderes System an Anfang immer erst einmal mühsam, bis man sich etwas zurecht findet. Da ist es auch einfacher bei dem zu bleiben, was man kennt, auch wenn es Macken hat. Das bedeutet jetzt aber natürlich nicht, dass ich Windows mit seiner Monopolstellung gut finde.

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OldMan

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505 Kommentare 241 Likes

Ich kann deine Gründe durchaus nachvollziehen, vor allem in Bezug auf die Programme die es nur für WIN gibt. Hier haben wir aber ein Henne Ei Problem. Solange Anwender nicht Druck auf die SW Hersteller ausüben die SW auch außerhalb des WIN Universums anzubieten, solange wird sich hier nichts bewegen. Solange SW nur für WIN angeboten wird freut sich MS und gängelt seine Kunden weiter.

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R
RazielNoir

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678 Kommentare 316 Likes

Und dazu kommt die Frage: Welche Distribution? Welcher Unterbau? Wie aktiv ist die dazugehörige Entwicklercommunity? Wie ist die jeweilige Hilfemöglichkeit, bevorzugt in meiner Muttersprache. Linux ist fein für bestimmte Sachen (NAS wie OMV usw.), aber als Produktivsystem momentan eben nicht 1.te Wahl (besonders für Private Personen ohne besondere IT-Affinität) aufgrund dieser Themen:

1. Unterstützte Software
2. Usability/ UI
3. Support
4. Treiberunterstützung bzw. Einbindung Peripherie

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v
vonXanten

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843 Kommentare 375 Likes

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, das es für User die nur ein wenig Surfen, etwas schreiben und Mail als Anspruch haben, Linux genauso gut oder schlecht funktioniert wie jedes andere OS.
Bei uns hier sind Win, MacOS und Linux im Einsatz und das einzige was da der Unterschied für die Benutzer war: der Hintergrund und Taskleiste... viel mehr haben die Kids hier z.B. gar nicht wahrgenommen. Sieht alles ähnlich aus und die Standardprogramme sind auch fast identisch.
Für einen Nutzer ohne Ambitionen was am System machen zu wollen ist es fast egal welches OS er hat und das dürften >90% sein. Die kennen wenn es drauf ankommt eh nur ihre Software zum arbeiten, welche automatisch gestartet wird.

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Danke für die Spende



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About the author

Samir Bashir

Als gelernter Elektroinstallateur ist er quasi auch der Strippenzieher hinter den elektrisierenden News. Learning by doing und die Neugier in Person.

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