Audio Gaming Headsets Testberichte

Sauberer Klang zum angemessenen Preis: Teufel Cage Gaming-Headset im Test

Mikrofon

Das ansteckbare Mikrofon ist sehr flexibel, lässt sich aber nicht so einfach zum Verbleib an der Wunschposition bewegen. Abschalten kann man es auch und der Schalter ist intuitiv zu bedienen und leicht zu finden.

Der Pop-Schutz tut zudem was er soll und er lässt sich, wichtig für alle Sagrotan-Junkies, bei Bedarf auch mal relativ leicht entfernen, ausspülen und trocknen.

Mikrofon-Messung und Sound-Check

Zunächst messen wir den realen Frequenzbereich des Mikrofons, um dem Feedback der Leser entgegenzukommen. Dafür nutzen wir erneut unseren Messraum, kehren den Vorgang aber quasi um. Natürlich übersteigt eine echte Reziprozitätskalibrierung als Ausgangsbasis unsere aktuellen Möglichkeiten und der Aufwand überstiege den Nutzen bei Weitem. Deshalb haben wir einen Kompromiss gesucht.

Da wir aber über ein gutes, kalibriertes Messmikrofon verfügen, lässt sich durch eine Vergleichsmessung und das Herausrechnen der Unterschiede zumindest eine für unseren Zweck gut verwertbare Kurve erzeugen. Somit ist es also nicht der exakte Frequenzgang des Mikrofons, das würden wir uns gar nicht anmaßen, jedoch eine aussagekräftige Annäherung, die unseren subjektiven Eindruck zudem untermauert.

Mess- und hörbar kann man feststellen, dass es unter ca. 120 Hz einen stärkeren Pegelabfall gibt, der ausgeprägt genug ist, um als (notwendiger) Low-Cut durchzugehen. Die Konstanz der unteren Mitten und des Oberbasses lassen die Stimme eher neutral statt warm erscheinen. Es ist allerdings damit auch das Gegenteil von muffig, gut so! Der Pegelunterschied von ca. 10 dB zwischen 1 KHz und ca. 3 KHz begründet dann auch, warum das Klangbild als überwiegend klar und hell zu bezeichnen ist. Die Sibilanten sind sehr betont und ab und zu klingt es fast schon etwas zu crispy. Aber die Verständlichkeit ist ausgezeichnet und das Grundrauschen bleibt dezent im Hintergrund.

Kopfhörer-Messung

Wie wir testen, haben wir im Grundlagenartikel “Gaming-Headsets: Mythos, Wahrheit und wie wir testen” bereits sehr ausführlich und transparent dargelegt, denn mit dem üblichen Audio-Geschwurbel von Bassgewittern und Hochtonpeitschen kommt man nicht wirklich weiter. Man muss schon subjektiv gut zuhören können und parallel dazu auch messen. Beginnen wir zunächst mit Letzterem.

Wenn man die Kurve betrachtet, dann sieht man eine sehr neutrale Auslegung mit einem leichten Bassabfall. Diesen wiederum kann man mit dem Equalizer der C-Media-Software recht gut kompensieren, ohne dabei nennenswert an Pegelfestigkeit oder Auflösung einzubüßen. Ob diese sehr sympathische Kurve auch mit meinem subjektiven Hörempfinden übereinstimmt, muss nun gleich noch der Sound-Check beweisen.

Die Umschaltung auf 7.1 Surround habe ich bei der Messung bewusst ausgelassen, auch wenn die Barber-Shop-Stammkunden jetzt vielleicht weinen werden. Weggelassen deshalb, da das gute Headset dabei wirklich nur verlieren kann. Dank eines zu ausgeprägten Nachhalls und vom DSP verhunzter Quellen fällt die Kurve nämlich hibbeliger aus, als ein grüner Wackelpudding vorm Subwoofer bei Trance noch standfest ist. Im Übrigen konnte ja die Virtualisierung auch als solche nicht wirklich überzeugen, also lasse ich es einfach.

Subjektives Hörerlebnis

Testen wir nun auch subjektiv, was man im Original am Ohr anliegen hat. Ich habe das Headset über Monate hin intensiv genutzt und zuvor noch wie üblich an einer passenden Quelle mit ordentlichem Pegel auch 24/7 durchgehend betrieben, um selbst den hartgesottensten den Einspiel-Fanatikern den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Basswiedergabe

Den Tiefstbass in der Subkontraoktave (16,4 Hz bis 32,7 Hz) testen mit einer Aufnahme von Bachs Toccata und Fuge D-Moll (19 und 25 Hz) sowie der Festival-Ouvertüre 1812 von Tschaikowsky (10 Hz und 12,5 Hz). Das gleiche gilt auch für die unteren Bereiche der Kontraoktave (32,7 bis 65,4 Hz). Die große Basstrommel (Kick Drum), die in der U-Musik ein gern gesehener Begleiter und meist auf ca. 55 bis 60 Hz abgestimmt ist, wird diese Beurteilung dann abrunden.

Der Bass ist gut, sehr differenziert, extrem tief, aber auch in Richtung Bodensatz etwas zu verhalten. Hebt man das alles mittels Equalizer noch ein wenig an, ist das Ergebnis knackig und doch rabenschwarz. Auch wenn man hier natürlich noch deutlich entfernt von echtem High-End liegt – man erhält zumindest einen sehr guten Vorgeschmack auf das, was in den Klassen mit deutlich mehr hinterlegten 100-Euro-Scheinen noch möglich sein könnte. Aber auch so ist das Ergebnis schon unerwartet ordentlich.

Gaming-Bass geht auch ohne EQ-Potenzpille schon ganz gut, mit DSP-Doping aber noch deutlich besser. Musik hören kann man mit dem Headset natürlich auch und ich würde sogar sagen, vor allem. Das Einschwingverhalten ist hervorragend und die Urban Legend, dass man unbedingt 50-mm-Treiber bräuchte, um einen sauberen Bass zu erhalten wurde bis dato schon durch viele gute Kopfhörer und Headsets widerlegt. So auch hier.

Der Oberbass bis 150 Hz, in dem auch die Große Oktave (65,4 bis 130,8 Hz) liegt, beherbergt die Sprachgrundfrequenz der männlichen Stimme und entscheidet sehr stark über die naturgetreue Wiedergabe männlicher Vocals.

Dieser Bereich klingt ebenfalls sehr natürlich und selektiv, was vor allem die Sprachwiedergabe zu einem Erlebnis macht. Männliche Vocals sind in ihrem Volumen zwar nicht ganz so dominant, aber fast alle Instrumente werden in dieser Tonlage fast schon (ein wenig zu) analytisch wiedergegeben. Für die meisten Spiele ist diese Interpretation von Vorteil, weil das übliche Wummern einem sehr gut aufgelösten Frequenzbereich weicht. Musik geht natürlich auch, sogar bestens.

Mitteltonbereich

Die unteren Mitten (auch Grundtonbereich) liegen bei ca. 150 bis 400 Hz. Zusammen mit dem bereits erwähnten Oberbass spielt dieser Bereich eine sehr wichtige Rolle für die subjektiv empfundene Wärme bzw. Fülle des Klangbildes. Die Sprachgrundfrequenz weiblicher Stimmen ist in diesem Bereich zu finden.

Weibliche Vocals sterben keinen einsamen Heldentod, sondern gliedern sich oberhalb der männlichen Gegenparts fein säuberlich ins Klangefüge ein. Nichts verschwindet, nichts drängt sich sinnlos nach vorn, fein (auf)gelöst eben. Wenn man etwas kritisieren kann, dann ist es der etwas zu kühle Charakter der Wiedergabe, die weniger auf Wärme und Fülle setzt, sondern ziemlich trocken und unverblümt auf den Punkt kommt. Das muss man mögen, ist aber auch Gewöhnungssache. Wer dann schon friert, hat garantiert die falsche Grafikkarte im Rechner.

Die oberen Mitten zwischen 400 Hz bis etwa zwei KHz beinhalten bei einem KHz eine Marke, die immer noch als Referenz für viele Messungen gilt. Das merkt man leider auch oft bei günstigeren Geräten, da die Hersteller oft versuchen, gerade diese Frequenz etwas überzubetonen. Auch beim Gaming spielt dieser Bereich keine unbedeutende Rolle und eine ausgewogene Wiedergabe trägt nicht unwesentlich zu einer guten räumlichen Auflösung bei.

Das Teufel Cage bleibt auch jetzt souverän und differenziert, legt aber im Pegel leicht zu. Fürs Gaming ist dieser Kurvenverlauf definitiv kein Nachteil und auch die Bühne ist sehr gut. Nicht grandios, das könne teurere Headsets noch besser, aber man sollte immer den Preis im Auge (bzw. Ohr) behalten. Orientierung mit zwei Ohren funktioniert vom Feinsten und auch die Orchesteraufstellung kann man hören und nicht nur erahnen.

Hochtonbereich

Zwischen zwei bis etwa 3,5 KHz ist das menschliche Gehör am empfindlichsten, zumal dieser Bereich der unteren Höhen für die gute Oberton-Wiedergabe der menschlichen Stimme zuständig ist. Dieser Frequenzbereich ist nämlich entscheidend für die Wiedererkennung einer Stimme oder eines Instrumentes; man spricht in diesem Zusammenhang auch von der jeweiligen Klangfarbe.

Das kleine Peak bei ca.2,5 KHz hört man bei einer ausgeglichenen Klangmischung nicht vordergründig heraus, lässt aber bereits so manche Vocals etwas näher nach vorn treten. Diese Spielart ist für ein Gaming-Headset natürlich definitiv nicht von Nachteil, eher umgekehrt. Aber die beiden Arien der an sich schon sehr dominanten Sopran-Sieglinde in Wagners Walküre schmettern sich dann dermaßen feministisch aufs Mittelohr, dass man sich partiell schon mal erschrocken wegduckt. Kritik? Nein, es ist halt nur eine Spielart von vielen.

Die mittleren Höhen (3,5 bis sechs KHz) entscheiden über das Ge- oder Misslingen der Sprachwiedergabe als Gesamtbild, denn die S- und Zischlaute (Sibilanten) fallen in diesen Bereich. Die oberen Höhen reichen dann bis ca. zehn KHz, um in den Superhochton überzugehen.

Ab jetzt geht alles wieder seinen gewohnten Gang. Die Sibilanten werden brav geformt, ohne einem aber das Ohr abzukauen. Ausblasgeräusche, zischend-wischende Jazzbesen und andere Sound-Hochgewächse fügen sich willig und gut wahrnehmbar in den globalen Soundteppich ein, ohne zum aufgesetzten Flicken zu werden oder einem die Lust am Hören wegzusprudeln. Fetzt, passt und macht sogar noch Lust auf mehr.

Zusammenfassung und Fazit

Zusammenfassend kann man sagen, dass Gaming und Musik gleichermaßen überzeugen. Es ist kein richtiges High-End, da müsste Chantal-Cheyenne noch lange für stricken oder wenigstens mal eine iPhone-Generationen auslassen. Aber will und braucht man solche Edelohrwärmer beim Gaming überhaupt? Auch der von Teufel aufgerufene Preis ist ja kein Pappenstiel, aber der Gegenwert stimmt zumindest.

Wenn ich mir etwas gewünscht hätte, dann noch ein (sogar günstigeres) Modell OHNE die C-Media USB-Soundbremse. Leider ließ sich der analoge Eingang nicht separat testen, weil auch er brav und willig noch vorm DSP klebt. Ich hätte nämlich wirklich nur zu gern gewusst, wie das Headset an einer richtig guten Soundkarte mit ordentlichem Op-Amp klingt. Vielleicht wäre dies dann sogar eine kleine akustische Erleuchtung gewesen. Das ganze Feature-Gefriemel kann man zwar mögen, aber auch gut und gern verschmerzen.

Guter und straffer Sitz einer stabilen Mechanik in Verbindung mit einer sehr guten Wiedergabe – das ist wie Sitzen im ergonomisch perfekten Bürostuhl mit einem guten Raumparfüm am Arbeitsplatz. Wenn diese Rahmenbedingungen so schön stimmen, lässt es sich gediegen zocken oder entspannen, je nachdem.

Für ca. 150 Euro Straßenpreis hat man beim Teufel Cage garantiert nicht zu viel bezahlt. Allein schon dieser Umstand ist im Zeitalter überteuerter Platikbomber mal die gute Nachricht zum Feierabend, inmitten all der eher unangenehmen Schlagzeilen des Tages. Und nein, ich verkneife mir auch an dieser Stelle die verteufelte Wortakrobatik mit höllisch gut oder himmlisch präzise. Das wäre dann doch zu billig und genau das ist das Cage nämlich nicht. 😀

 

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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