Grafikkarten Testberichte

Sapphire Radeon RX 6800 XT Nitro+ im Test – Es geht auch leise, schnell und ganz schön durstig

Platinenlayout und Komponenten

Bei der Platine hat man sich (wie schon AMD) fast selbst übertroffen. Gut entzerrte Hotspots und ein sehr überlegtes Design mit einer sehr ordentlichen Eingangsfilterung nach den beiden 8-Pin-Anschüssen, die auf ein richtigen LC-Filter (Tiefpass) und nicht nur auf Längsspulen (Drosseln) setzt, sollen einerseits die Lastspitzen am Netzteil abmildern und andererseits auch die Stabilität des Gesamtsystems erhöhen. Nervigen HF-Wellensalat kann wirklich keiner brauchen. Mit einem XDPE132G5C von Infineon setzt AMD auf einen sehr hochwertigen PWM-Controller, der die 11 Phasen für VDDC_GFX der RX 6800 XT Nitro+ ansteuert.

Bei allen wichtigen aktiven Bauelementen und den Spulen setzt Sapphire auf die gleiche Komponentenauswahl wie AMDs Referenz. Eine richtige Entscheidung. Links oben sehen wir zusätzlich den BIOS-Umschalter und rechts in der Mitte einen aRGB-Anschluss für weitere LED-Elemente.

Parallel dazu arbeitet noch ein IR352717 für die Erzeugung anderen Teilspannungen wie 2 Phasen für VDDC_SOC und 2 Phasen für VDDIO_MEM. Darüber hinaus finden wir noch eine Phase für VDDCI, so dass sich in der Summe insgesamt 16 Phasen für die verschiedenen Hauptspannungen ergeben, die allesamt jeweils mit einem TDA21472 pro Phase als Smart Power Stage arbeiten, der maximal 70A liefern kann. Der TDA21472 enthält einen synchronen Buck-Gate-Treiber-IC in einem Co-Package mit Schottky-Diode sowie die High-Side- und Low-Side-MOSFETs. Die Kombination aus Gate-Treiber und MOSFET (DrMOS) ermöglicht einen höheren Wirkungsgrad bei den niedrigen Ausgangsspannungen für die GPU.

Der interne MOSFET-Strommess-Algorithmus mit Temperaturkompensation erzielt eine höhere Strommessgenauigkeit im Vergleich zu den besten DCR-Sensormethoden mit Induktivität (Inductor DCR). Der Schutz umfasst eine zyklusweisen Überstromschutz mit programmierbarem Schwellwert, VCC/VDRV-UVLO-Schutz, Phasenfehlererkennung, IC-Temperaturmeldung und thermische Abschaltung. Der TDA21472 verfügt außerdem über eine automatische Auffüllung des Bootstrap-Kondensators, um eine Überentladung zu verhindern.

Der TDA21472 verfügt zudem auch über einen Deep-Sleep-Stromsparmodus, der den Stromverbrauch stark reduziert, wenn das Mehrphasensystem in den PS3/PS4-Modus übergeht. Das erklärt sicher auch die sehr niedrige Idle-Last, die beide neuen Radeon-Karten erzeugen. Die verwendeten Spulen mit 150 mH sind ganz ordentlich, schnarren aber bisweilen durchaus auch hörbar. Sapphire verbaut insgesamt 8 GDDR6-Speicher-Module von Samsung mit 16 Gbps.

Die Rückseite ist recht aufgeräumt und man findet unterhalb des BGA keine SP- oder POS-Caps. generell wirkt alles in weiten Teilen sehr hochwertig und ansonsten zumindest sehr zweckmäßig bestückt. Anstelle aufwändiger Design-Stunts setzt man hier auf solide Hausmannskost, was wirklich gefallen kann. Wir sehen auch die weißen Flächen für die Lichtverteilung, um die herum diverse aRGB-Dioden platziert wurden.

Kühler und Backplate

Sapphire setzt beim Kühler auf zwei 9.5-cm-Lüfter mit 11 Rotorblättern und einen gegenläufig drehenden 8.7-cm-Lüfter mit 9 Rotorblättern in der Mitte. Die Geometrie der Impeller ist dabei interessant gelöst und erinnert sehr stark an spezielle Lüfter für dickere Radiatoren mit einem sehr hohen statischen Druck. Genau das hat Sapphire nicht nur beabsichtigt, sondern auch erreicht, wodurch sich die Abrissgeräusche durch die Luftbrechung an den sehr weit auseinander stehenden Kühlfinnen deutlich minimiert. Dadurch erreicht man trotz höherer Drehzahlen die gleiche Geräuschemission, erhöht aber Durchsatz und Druck signifikant, was der Kühlperformance immer entgegenkommt.

Der Kühler ist gegliedert in den eher feingliedrigen, aber sehr langen Hauptkühler mit insgesamt sechs sehr schnellen 6-mm-Heatpipes aus vernickeltem Kupfer-Kompositmaterial, die hinter dem GPU-Kupferheatsink abgeflacht und an diesen angelötet wurden. Darüber setzen ebenfalls direkt angeblasene Kühlfinnen. Diese Konstruktion ist erstaunlich leicht und beweist einmal mehr, dass Gewicht allein nicht alles ist, wenn man es nur smart genug anstellt.

Der Speicher und die Spannungswandler werden über einen separaten, an der Platine verschraubten Kühler gekühlt. Hier kommt eine umlaufende, flache  Heatpipe zum Einsatz, wobei die vier Heatsinks mit insgesamt drei Finnen-Kühlkörper verbunden sind. Die Luft kommt direkt von oben und man versteht nun auch den Sinn der Lüfter mit dem hohen statischen Druck. Sonst würden hier nur noch sanfte Wirbelchen ankommen.

Diese Konstruktion ist ziemlich effizient und stabilisiert zusätzlich auch noch den Bereich rund um die GPU.

Die Backplate ist ein weiterer Bestandteil der Stabilisierung und zudem ein optischer Eye-Catcher. Nur das mit dem schmalen Wärmeleitpad als Anbindung der Rückseite unter den Spannungswandler ist ein wenig albern und sollte noch etwas geübt werden. Hier hätte die doppelte Breite Wunder bewirkt. Aber es reicht im Prinzip auch so, weil der Rest schon gut gekühlt wird.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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