Im Schatten von TSMCs Dominanz auf dem Markt für fortschrittliche Halbleiterfertigung arbeitet Samsung leise, aber offensichtlich zunehmend erfolgreich, an seiner eigenen 2nm-Technologie. Ein aktueller Bericht von Chosun Biz deutet darauf hin, dass der koreanische Konzern dieses Mal mehr als nur ein Herausforderer sein könnte – insbesondere, weil NVIDIA offenbar kurz vor der Abnahme steht. Damit positioniert sich Samsung als potenzieller zweiter Fertigungspartner für Consumer- und KI-GPUs, ein Bereich, der bislang fest in TSMCs Händen war.

Zwei Nanometer für alle – oder zumindest für die, die es sich leisten können
TSMC hat frühzeitig den Ton für den 2nm-Knoten angegeben und konnte sich über exklusive Kunden wie Apple absichern. Doch deren Kapazitäten sind begrenzt. Die großen Player – darunter NVIDIA, Qualcomm und vermutlich bald auch andere – suchen händeringend nach Alternativen. Die Gründe sind schlicht: Single-Sourcing ist riskant, vor allem wenn es um Milliardeninvestitionen und hochvolumige Chip-Serien geht. Genau hier könnte Samsung mit seinem verbesserten 2nm-Prozess ansetzen. Das Argument für Samsung ist klar: Wenn die Qualität stimmt, die Kapazitäten vorhanden sind und die Preise nicht völlig aus dem Rahmen fallen, wird man Kunden gewinnen. Und offenbar sind NVIDIA und Qualcomm bereits in der Evaluierungsphase. Laut Bericht steht man kurz vor dem Abschluss dieser Prüfungen – mit positiver Tendenz.
Yield-Raten: Samsungs Achillesferse bessert sich
Einer der Hauptgründe für das bisher schwache Abschneiden von Samsungs 3nm-Knoten war die mangelnde Ausbeute (Yield). Ohne solide Yield-Raten lohnt sich kein Massenmarkt, schon gar nicht bei den Margen der Chipbranche. Doch jetzt meldet Samsung laut internen Quellen einen Yield von 40 Prozent bei 2nm – ein beachtlicher Fortschritt im Vergleich zu früheren Versuchen. Zum Vergleich: TSMC liegt bei 2nm derzeit bei etwa 60 Prozent – also noch klar vorne, aber nicht uneinholbar. Sollte Samsung diesen Trend fortsetzen und vielleicht noch ein paar Prozentpunkte zulegen, könnte das Unternehmen tatsächlich zu einem ernsthaften Wettbewerber werden. Zumindest für jene Kunden, die ohnehin auf mehrere Quellen setzen müssen.
GAA-Technologie: Was früher Probleme machte, scheint nun zu funktionieren
Samsung setzt wie TSMC auf GAA (Gate-All-Around) – eine Transistortechnologie, die FinFET ablösen soll und insbesondere bei kleineren Nodes effizienter ist. Während Samsungs erste 3nm-GAA-Implementierung erhebliche Probleme verursachte, scheint der Lernprozess nun erste Früchte zu tragen. Die Yield-Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Ob die GAA-Implementierung bei 2nm nicht nur stabil, sondern auch leistungstechnisch konkurrenzfähig ist, wird sich erst zeigen, wenn reale Chips auf den Markt kommen. Aber alleine der Umstand, dass Kunden wie NVIDIA eine Abnahme ernsthaft in Betracht ziehen, spricht für eine gewisse Reife des Prozesses.
Produktion in den USA: Strategie mit doppeltem Boden
Ein nicht zu unterschätzender Aspekt ist Samsungs US-Strategie. Die geplante 2nm-Produktion in der neuen Taylor-Fabrik in Texas könnte geopolitisch von Bedeutung sein – vor allem im Kontext der amerikanischen Förderprogramme für Halbleiterproduktion. Eine Fertigung auf US-Boden macht Samsung nicht nur attraktiver für US-Kunden, sondern könnte auch regulatorische Hürden senken und Investitionen erleichtern. Für NVIDIA, deren Hauptsitz in Kalifornien liegt und die zunehmend auf Inlandsproduktion setzen (müssen), könnte das ein entscheidender Vorteil sein. Sollte Samsung die Qualitäts- und Lieferstandards halten können, dürfte die Kombination aus technischer Reife und lokaler Fertigung ein schlagkräftiges Argument darstellen.
Samsung spielt nicht mehr nur mit – es setzt zum Angriff an
Die Entwicklung ist klar: Samsung ist dabei, sich mit seinem 2nm-Prozess ernsthaft als Alternative zu TSMC zu positionieren. Die Fehler der Vergangenheit scheinen zumindest teilweise analysiert und korrigiert. Yield-Raten steigen, Kunden evaluieren aktiv und Produktionskapazitäten in den USA stehen bereit. Ob das reicht, um TSMC ernsthaft Marktanteile streitig zu machen, bleibt abzuwarten. Sicher ist aber: Für Unternehmen wie NVIDIA, die eine Diversifizierung ihrer Fertigungspartner anstreben, kommt Samsung zum genau richtigen Zeitpunkt. Und wer weiß – vielleicht führt der zweite Anlauf bei 2nm ja endlich zu dem Erfolg, den Samsung sich seit Jahren erhofft. Ohne Pathos, ohne Buzzwords – aber mit funktionierender Technologie.
Source: Chosun
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