SSD/HDD Storage Testberichte

Sabrent Rocket 1 TB NVMe M.2 SSD im Test – Wundertüte oder Schnäppchen? | Stresstest und Vollbelegung

Schreib-Performance Real-World (AJA)

Da ich Leser-Feedback natürlich gern aufnehme, habe ich den Test noch einmal ergänzt und teste die SSD einmal neu und quasi out-of-the box sowie einmal mit 90% Belegung, nachdem ich einen Tag lang Random-Inhalte (variable Größe) bis zur annähernden Vollbelegung geschrieben und danach Teile dieser Dateien immer wieder durch neue Inhalte ersetzt habe. Nach ca. 23 Minuten erreichte die SSD die Maximaltemperatur von 53 °C im obersten .M2-Slot des Aorus Z390 Master mit der vom Motherboard bereitgestellten Kühlabdeckung. Die nachfolgenden Grafiken sind jeweils der Messung entnommen, die im jeweiligen Durchlauf aus 5 Messungen dem Durchschnittswert am ehesten entsprachen.

Betrachten wir zunächst die Schreibperformance der leeren, neuen SSD.  Die Schreibrate von anfänglich ca. 2650 MB/s (mit 2880 MB/s als Spitzenwert), erreichte nach dem Wegfall des aufgefüllten SLC-Caches (ca. 24 GB, siehe Grafik) nur noch einen Durchschnittswert von ca. 1233 MB/s, wobei es Einbrüche auf bis zu 290 MB/s zu verzeichnen gab. Der Leistungsabfall nach dem Vollschreiben des SLC-Cache ist typisch für solche Platten und  am Ende nichts für Anwendungen, die auf konstante Schreibraten angewiesen sind. Probeaufnahmen in meinem Videostudio mit niedrigkomprimierten 4K-Streams bringen diese SSD bereits an den Rand des Machbaren.

Doch viel interessanter ist das Verhalten der SSD nach dem 24-Stunden-Stresstest und mit 90% Belegung!  Die anfänglichen 2420 MB/s (Peaks bei 2862 MB/s) liegen bereits deutlich unterhalb der Rate des ersten Testes. Die Schreibrate nach Auslastung des SLC-Caches fällt auf ca. 1052 MB/s und liegt ca. 180 MB/s niedriger als noch beim Erstversuch. Damit begründet sich der Einbruch des SLC-Caches ebenfalls durch die generell gesunkene Performance der SSD. Zumal auch die Einbrüche beim Schreiben ohne Cache mit nur noch 76 MB/s geradezu dramatisch ausfielen.

  

Lese-Performance Real World (AJA)

Doch was passiert beim Lesen? ich darf das schon mal spoilern: etwas sehr Ähnliches! Die anfängliche Lese-Rate von 2953 MB/s im Durchschnitt (Peak-Werte bis 3015 MB/s) sieht richtig gut aus und sie bleibt auch während des ganzen Streams recht konstant. Die Versprechen des Herstellers, wie es auch synthetische Testprogramme wie CrystalDiskMark suggerieren, werden sichtbar unterschritten. Trotzdem ist dieser Wert für eine SSD dieser Preisklasse gut und angemessen.

Allerdings bringt die benutzte SSD eine leicht abweichende Erkenntnis, wenn sie zu 90% gefüllt ist und einen Tag intensiv gestresst wurde. Die mittlere Lese-Rate fällt um ca. 400 MB/s (!) auf nur noch 2549 MB/s mit Peaks bis 3006 MB/s und zum Teil sehr deutlichen Zugriffsproblemen am Start, die Einbrüche bis zu 1001 MB/s aufweisen. Die sehr unrunde Kurve zeigt auch sehr deutlich, dass man solche SSDs wirklich nie vollschreiben sollte. Ich konnte bis ca. 65% Belegung gar keine Einbrüche feststellen, dann stieg der Leistungsabfall beim Schreiben und Lesen rapide an.

Die hohe Leserate der neuen SSD wird auch nach dem expliziten Löschen aller Daten, dem Partitionieren und anschließenden Formatieren nie wieder erreicht. Die nachfolgend aufgeführten Werte sind Mittelwerte aus insgesamt 5 Messungen pro Durchlauf und weichen von den obigen Einzelmessungen leicht ab. Bereits nach dem einmaligen (!) Vollschreiben und anschließenden Reset bietet die SSD eine um ca. 290 MB/s niedrigere Lese-Rate von nur noch 2665 MB/s (neu 2953 MB/s) an. Die Schreibrate nach Wegfall des SLC-Cache sinkt nur minimal auf 1205 MB/s (neu 1233 MB/s). Nach einem Tag extensiver Nutzung sinkt die Lese-Rate auf ca. 2583 MB/s weiter ab, das Schreiben büßt mit den gemessenen 1189 MB/s auch noch einmal leicht ein.

Was uns CrystalDiskMark verschweigt und ATTO zumindest erfasst

Tja, was sagt eigentlich der so gern genutzte Crystal? Nichts, was ihn dann für die Praxis endgültig disqualifiziert, denn die oben ermittelten Werte sind reproduzierbar und entsprechen auch der Logik. Im Gegenteil, beim CrystalDiskMark steigen sogar die Schreib-Raten der vollen und gestressten Platte, was jeglichen Erfahrungen komplett widerspricht. Diese Werte kann man also getrost vergessen, denn am Ende „misst“ man ja nur die 24 GB SLC-Cache und eben nicht die gesamte SSD als solche.

Und was macht ATTO? Man sieht zumindest anhand des Balken-Geflatters der rechten Grafik (90% Füllung), dass irgendetwas nicht mehr stimmt. Allerdings sind auch hier alle Werte nur bei aktivem SLC-Cache, der nie zum Volllaufen kommt. Praxis sieht anders aus!

Zusammenfassung und Fazit

Keine 120 Euro sind eine Kampfansage, auch wenn die SSD nie in ihrer vollen Größe genutzt werden sollte, auch nicht kurzzeitig oder einmalig. Den „Schaden“ kann man nämlich sofort messen. Trotz dieser Kritik und den Messergebnissen ist es immer noch eine schnelle SSD mit einem soliden Controller. Aber sowohl der TLC von Micron als auch der E12 von Phison sind und bleiben Mittelmaß, das sich der Hersteller jedoch nicht noch extra bezahlen lässt. Preis und Leistung passen also gut zusammen und genau diese Erkenntnis kann man auch belastbar verwerten.

Dieser eine Tag Stresstest simuliert am Ende durch die häufigen Schreib- und vor allem Löschzyklen fast ein Jahr normaler Nutzung, was das Ganze dann schon ein wenig relativiert. Was mir gefallen hat, sind die niedrigen Temperaturen, die im Mittel kaum über 45 °C hinausgingen und auch mit einem Peak von 53 °C beim kompletten Vollschreiben nicht in rote Bereiche vorstoßen konnten. Das ist alles noch ok und gut verträglich. Damit würde ich dieser SSD sogar eine verbale Empfehlung aussprechen, wenn man sie nicht als permanente Datenschleuder nutzen möchte, sondern z.B. als schnelle System-Disk.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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