Hardware Prozessor Testberichte

AMD Ryzen 7 2700X und Ryzen 5 2600X im Test

AMDs Rückkehr auf den CPU-Sektor im letzten Jahr zeigte sich in einem scheinbar endlosen Launchen von neuen Prozessoren, die Intel in fast allen Bereichen des Desktop-PC-Marktes richtig unter Druck setzen konnten. Das zwang Intel vor allem preislich zu den drastischsten Anpassungen seines Desktop-Portfolios, die wir in den letzten zehn Jahren sehen konnten. Trotzdem schafft es AMD auch weiterhin, kontinuierlich Marktanteile dazuzugewinnen.

Kühlung mit dem Wraith Prism und Wraith Spire

Betrachten wir nun im Detail einmal das, was AMD als Boxed-Kühler jeweils mit den beiden CPUs ausliefert. Während sich die beiden CPUs in der Praxis oft genug nicht wirklich fundamental voneinander unterscheiden, könnten beide Kühler unterschiedlicher nicht sein.

 

Wraith PrismWraith Prism Wraith SpireWraith Spire

 

Ryzen 7 2700X und Wraith Prism

Der Wraith Prism des Ryzen 7 2700X ist ein sehr großflächiger und hoher Lamellenkühler mit insgesamt 4 angeschliffenen Heatpipes (Direct Heat Touch) und einer dahinter liegenden Platte als Stabilisierung. Die gesamte Auflagefläche des Heatsinks besteht somit aus Kupfer. Die Lamellen sind so angeordnet, dass die Abluft nach dem Austritt eher in Richtung Speicher und I/O-Shield fokussiert wird. Die rechts liegenden Spannungswandler profitieren also eher weniger, wie wir gleich noch sehen werden.

 

Wraith PrismWraith Prism Wraith PrismWraith Prism

 

Ein großer Nachteil der Abmessungen ist der notwendige Verzicht auf das neue Schraubsystem und die Rückkehr zur alten Befestigungsklammer, die wir schon seit den alten Athlon XP kennen. Das ist fummelig und reichlich unzeitgemäß, aber in der gewählten Kühlerdimension kaum zu vermeiden.

Die CPU wird auch bei maximaler Last auf allen Kernen im Stresstest maximal 82,8°C heiß (korrigierter Wert, 92.8°C werden laut der Tools angezeigt), bleibt also auch dann noch unterhalb des thermischen Throttlings. Der Kühler bewältigt die ca. 105 Watt gerade so, während es beim Spielen deutlich kühler zugeht. Dann kann man mit Spitzen bis zu 70°C (korrigiert) und etwas darüber rechnen, je nach vordefinierter Lüfterkurve am Motherboard. Die Spannungswandler profitieren, wie bereits angedeutet, eher nicht vom Luftstrom des CPU-Kühlers.

Was jedoch gar nicht passt, ist die Geräuschentwicklung des Wraith Prism. Mit 44 dB(A) unter Last (50 cm Abstand, 45° diagonal) ist das Teil mehr als nur hörbar, es ist laut (Bild rechts). Immerhin liegen nun ca. 2600-2700 U/min an. Doch auch im Idle beim Windows-Desktop gibt es Grund zur Kritik. AMD wiederholt leider den völlig überflüssigen Fehler, den bereits Intel seinerzeit gemacht hat, indem man die Lüfterregelung viel zu hektisch den kurzzeitigen Temperatursprüngen anpasst. Dazu kommt dann noch der zusätzliche Temperaturaufschlag, der den Lüfter stets schneller drehen lässt, als er müsste.

Man sieht dies vor allem schön am schmalbandigen Frequenzspektrum des Motorgeräusches (Bild links), welches sich zwischen ca. 240 und 300 Hz hin und herschiebt. Fast 39 dB(A) im Idle sind weder zeitgemäß, noch irgendwie akzeptabel und nötig. Ob und in wie weit hier die Hersteller der Motherboards entgegenwirken können, sei mal dahingestellt. Es hilft aber schon, wenn man als Anwender unterhalb 60°C einfach eine feste Drehzahl von mindestens 1400 U/min hinterlegt. Hier muss man allerdings experimentieren, denn jedes Gehäuse erfordert andere Einstellungen.

 

 

Ryzen 5 2600X und Wraith Spire

Die kleinere CPU wird mit dem altbekannten Wraith Spire ausgeliefert, den wir auch schon von den älteren Ryzen-CPUs und den aktuellen APUs kennen. Der eher runde Aufbau erlaubt es, die Finnen jeweils zu einem Viertel in alle vier Richtungen hin auszurichten. Außerdem gestatten es die Maße auch wieder, die deutlich einfacher (und natürlich auch sicherer) zu handhabenden Schrauben zu nutzen. Der Kühler aus einem Strangaluminiumprofil setzt zudem auf einen Kupferkern, wie ihn Intel seinerzeit für die ersten Quadcores in Form des Q6600 genutzt hatte.

 

Wraith SpireWraith Spire Wraith SpireWraith Spire

 

Leider schafft es der kleinere Wraith Spire nicht, die CPU unter Volllast so zu kühlen, dass kein Throttling einsetzt. Bei 94.8°C ist die Pracht vorbei, dann setzt die thermische Notbremse nach nur wenigen Minuten ein. Für normale Anwendungen reicht der Kühler jedoch gerade so, denn man bleibt auch beim anspruchsvollen Gaming meist unter 90°C.

Die Spannungswandler sind allerdings deutlich kühler als beim Wraith Prism. Auch wenn die Leistungsaufnahme der kleineren CPU im Maximum nun ca. 5 Watt niedriger ausfällt, ist ein Unterschied von immerhin 5°C schon eine bemerkenswerte Zahl.

Was uns jedoch verblüfft, ist die (kaum vorhandene) Geräuschkulisse, die uns schon bei den anderen Tests gefallen konnte. Unter Volllast (Bild links) liegt der Wraith Spire in etwa auf dem Geräuschpegel, den der Wraith Prism bereits im Idle erzeugt! Im Idle hingegen (Bild rechts) muss man schon sehr genau hinhören. Hier sind es dann erneut die Motorgeräusche, an denen man die hektische Regelwut der Lüftersteuerung erkennen kann. Trotzdem sind knapp 31 dB(A) nichts, was einem die Ohren zustopfen würde.

 

 

Zwischenfazit

Bei den Boxed-Kühlern zeigt der Wraith Spire erneut, dass eine kostenlose Dreingabe durchaus mithalten kann. Auch wenn es beim Stresstest etwas knapp wird, der Kühler ist wirklich kein überflüssiges Spielzeug. Beim Wraith Prism allerdings gefallen uns weder die unnötige Geräuschentwicklung, noch die fummelige Befestigung. Da hilft auch der ganze RGB-Firlefanz nicht weiter, denn wenn man die Augen schließt oder nicht hinsieht, nervt einen doch die Geräuschentwicklung, denn die hat man immer und permanent.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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