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ROP-Kastration bei ZOTAC RTX 5090: Deutscher Händler listet abgespeckte Karte für 2.899 Euro – und zieht sie wieder zurück

Ein kleines technisches Detail sorgt aktuell für große Irritationen in der GPU-Szene: Die ZOTAC GeForce RTX 5090 – in der angeblich „SOLID OC“-Variante – wurde kurzzeitig von einem deutschen Händler mit nur 168 statt der regulären 176 ROPs (Render Output Units) gelistet. Preislich lag die Karte bei satten 2.899 Euro, bevor die Produktseite sang- und klanglos verschwand – nur um in neuer Form wieder aufzutauchen, diesmal ohne Angaben zur ROP-Anzahl.

Die Render-Engine am Limit: Warum ROPs keine Nebensache sind

ROPs sind für das Finalisieren von Pixeln zuständig – also das, was am Ende auf dem Bildschirm landet. Fehlen hier Einheiten, leidet nicht nur die theoretische Leistung, sondern vor allem die Bildausgabe in hoher Auflösung, inklusive MSAA, Tiefenberechnung und Co. Bei der RTX 5090 ist der Unterschied nicht unerheblich: Statt 176 waren es bei der ZOTAC-Karte lediglich 168 ROPs – also rund 4,5 % weniger. In Benchmarks macht sich das durchaus bemerkbar: In einigen Spielen liegt die Leistung um 4–5 % niedriger, in vereinzelten Fällen wurden sogar Unterschiede von bis zu 11 % gemessen.

Source: Vidocardz

Händler „Alternate“ als unfreiwilliger Aufdecker

Der deutsche Onlinehändler Alternate hatte die Karte kurzzeitig mit einem entsprechenden Hinweis unter „B-Ware“ im Shop – inklusive transparenter Nennung der 168 ROPs. Preislich orientierte sich die Karte jedoch nicht etwa nach unten, sondern war mit 2.899 Euro etwa 600 US-Dollar über dem MSRP der regulären RTX 5090 angesiedelt. Das entspricht einem US-Preis von rund 3.136 Dollar (inkl. deutscher MwSt.), was angesichts der technischen Einschränkung schwer nachvollziehbar ist. Die ursprüngliche Produktseite wurde schnell entfernt, doch kurz darauf tauchte dieselbe Karte unter neuer URL erneut im Shop auf – diesmal ohne jeden Hinweis auf die abgespeckte ROP-Ausstattung. Ob es sich um eine neue Revision oder einfach um einen stillen Rückzieher handelt, ist unklar. Möglich ist auch, dass die wenigen Karten mit defekten ROP-Blöcken einfach schnell abverkauft wurden – was bei geringer Stückzahl und starker Nachfrage nicht auszuschließen ist.

Einzelfall oder systematische „Resteverwertung“?

Dass GPUs mit leicht defekten oder deaktivierten Einheiten verkauft werden, ist nichts Neues. Die Praxis nennt sich „Bin-Splitting“ und erlaubt es Herstellern, Chips mit minimalen Defekten dennoch zu monetarisieren. Bei der RTX 5090 ist das allerdings besonders heikel, da NVIDIA und Boardpartner das High-End-Modell explizit als Flaggschiff positionieren – inklusive entsprechender Preisschilder. Die große Frage lautet nun: Wie viele dieser „ROP-defizitären“ Karten sind im Umlauf? NVIDIA selbst spricht von weniger als einem Prozent solcher Einheiten in der gesamten RTX-50-Serie, was bei Produktionsvolumina in Millionenhöhe dennoch mehrere zehntausend Karten bedeuten kann. Neben der RTX 5090 sollen laut früheren Berichten auch die RTX 5080 und RTX 5070 Ti von ähnlichen ROP-Reduktionen betroffen sein.

Intransparenz als Vertrauensproblem

Während NVIDIA zu solchen Fällen schweigt, liegt es an den Boardpartnern, den Umgang mit technisch eingeschränkten GPUs zu klären. ZOTAC hat sich bislang nicht zur Thematik geäußert, weder zur kurzfristigen Listung noch zur genauen Spezifikation der 168-ROP-Karte. Dass die Information zunächst öffentlich kommuniziert wurde – und danach verschwand –, sorgt bei informierten Käufern jedenfalls für Misstrauen. Für Endkunden stellt sich somit die Frage: Wie erkennt man überhaupt eine abgespeckte Karte? Ohne klare Produktkennzeichnung und ohne Möglichkeit zur Nachmessung der ROP-Anzahl ist eine Differenzierung kaum machbar. Die Hersteller könnten hier mit offenen Karten spielen – doch die Praxis zeigt, dass Transparenz nicht unbedingt Priorität hat.

Fazit: Wer (zu) viel zahlt, bekommt nicht immer alles

Die Geschichte rund um die ZOTAC RTX 5090 mit fehlenden ROPs zeigt einmal mehr, wie dünn die Trennlinie zwischen technischer Marge und bewusster Täuschung sein kann. Dass eine Karte mit nachweislich verminderter Leistung zu einem höheren Preis als das Vollmodell angeboten wird, wirft Fragen auf – vor allem hinsichtlich Kundeninformation und Herstellerverantwortung. Solange solche Produkte nicht klar gekennzeichnet werden, bleibt Verbrauchern nur: Datenblätter vergleichen, Augen offen halten – und im Zweifel lieber abwarten.

Source:  Videocardz

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