Akkulaufzeit und Ladeverhalten
Der Hersteller verspricht pro Modul bis zu 7 Stunden, was allerdings eine glatte Lüge ist. Der Empfänger hält zumindest ca. 6 Stunden durch, bis es zu Aussetzern kommt, solange man den Ausgangspegel nicht aufs Maximum stellt. Die Sendestation ist allerdings bereits nach ca. 4 Stunden geplättet, mit externem Mikrofon sogar noch etwas schneller. Das sind aber schon bei 4 Stunden noch nicht einmal 60 Prozent der Herstellerangabe und reichlich inakzeptabel. Das Laden am USB-Typ-C dauert fast 3 Stunden, was ebenfalls sehr lange ist.
Der Hersteller wirbt damit, dass man beide Module laden und gleichzeitig nutzen könne. Das stimmt auch, allerdings kann man hier nur eine normale Powerbank benutzen. Schließt man den Empfänger zum Laden am PC an, machen Störgeräusche mangels Filterung die Aufnahme komplett wertlos. Und es spielt gar keine Rolle, welcher PC und was das Teil gekostet hat. Nicht einmal am Notebook hat man Ruhe, solange dort das Netzteil angesteckt ist. Da mich die Akkulaufzeit wirklich nervt, betreibe ich beide Module mittlerweile zusammen mit jeweils einer passenden externen Powerbank, die dann nahezu ewig hält.
Man sieht allerdings auf dem Bild sehr schön, dass die Buchsen für den Ausgang und das USB-C-Ladekabel viel zu eng beieinander liegen und dass die Oberfläche bereits nach wenigen Wochen aussieht, als hätte man das Teil schon jahrelang gefoltert. Allein das mit der Buchse hatte man beim Hersteller wissen müssen, denn professionelle Metall-Klinkenstecker sind noch dicker.
Eingebautes Mikrofon und externer Anschluss
So schön bequem es mit dem eingebauten Mikrofon sein mag, es ist faktisch nutzlos, wenn man höhere Ansprüche stellt. Steckt man es an der Knopfleiste des Hemdes fest, dann ist die Ausrichtung zur Seite nicht optimal und es klingt eher dumpf und muffig und man fängt Umgebungsgeräusche und Reflektionen stärker ein als gewünscht. Das Grundrauschen ist gerade noch akzeptabel aber die Pegelfestigkeit ist es nicht. Steckt man das Modul an der Hemdentasche fest, geht es besser, aber es setzt immer selbige voraus. Generell ist das Mikrofon etwas mittenlastig, ohne Bassfundament und gute Höhen.
Meine Mikrofonsammlung umfasst einige Lavaliermikrofone von Rode, Sennheiser, AKG und diversen Noname-Anbietern, als Nackenbügelmikrofone nutze ich ein teures Sennheiser HSP Essential Omni-Beige EW und wegen des Wireless Go mittlerweile auch ein Rode hs2-pl für immerhin noch knapp 200 Euro. Wer allerdings glaubt, die Vorspannung am Wireless Go würde reichen, um all diese Mikrofone sauber betreiben zu können, der irrt. Alle Sennheiser-Produkte rauschen und kommen mit einem viel zu geringen Pegel an. Aus einer Sammlung von insgesamt 13(!) Mikrofonen waren nur ganze zwei überhaupt zu benutzen – ein Rode Lavalier Go und das Rode hs2-pl, der Rest funktioniert definitiv nicht. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.
Der Hersteller verweigert leider auch die Aussage, welche Spannung am Mikrofoneingang anliegt; Fachhändler wie Thomann können auch keine Auskunft geben, weil der Rode-Support offensichtlich mauert, obwohl man das Problem überall kennt. Aber warum hat keiner der „Tester“ das bemerkt oder sogar Thomann keine Warnung als Hinweis bei der Produktbeschreibung vermerkt? Das Bild unten zeigt den Sender mit dem Rode hs2-pl und der unverzichtbaren Powerbank.
Funkstrecke
Im Vergleich zu analogen Sennheiser-Funkstrecke ist die Reichweite mit im Durchschnitt rausch- und Aussetzer-freien 10 bis 12 Metern noch ok, aber auch nicht wirklich prall oder gar vergleichbar zum teureren semi-professionellen Gerät. Mehr geht auch nur mit perfekter Ausrichtung der Antennen zueinander und absolut freiem Sichtfeld. Läuft dann mal quasi jemand durchs Bild, verliert man mit etwas Pech schon die Verbindung und muss sich wieder annähern. Die Latenz ist spürbar höher als beim analogen Vergleichsgerät. Die eigentliche Übertragungsqualität ist brauchbar, weshalb ich das Teil auch behalten habe.
Zusammenfassung
Für kurze Sessions sind die Module klein, leicht und wirklich handlich. Neben einer fast rauschfreien und sehr stabilen Verbindung im näheren Umkreis von 10 Metern ist dies dann aber auch das einzige Argument für das Wireless Go. Das eingebaute Mikrofon ist allenfalls eine Notlösung für sehr Anspruchslose und wegen der ständig abfallenenden Windschutz-Konstruktion im Außeneinsatz kaum zu gebrauchen. Beim Gehen überträgt sich der Körperschall ziemlich ungehindert auf Gehäuse und Mikrofon und die Positionierung ist nicht optimal. Wer externe Mikrofone anschließen möchte, ist gekniffen, wenn er nicht zu bestimmten Rode-Modellen greift oder alles durchtestet.
Neben Dingen wie falschen Angaben zur Akkulaufzeit, fehlenden technischen Daten (Vorspannung) und der extrem empfindlichen Oberfläche samt suboptimal platzierter Buchsen bleibt als ernüchterndes Fazit, dass man es für den Einsatz im Hobby-Bereich sicher noch empfehlen könnte, aber mehr auch nicht. Nur ist es dann als Spielzeug schlichtweg zu teuer. Nicht wechselbare Akkus in einem komplett verklebten Gehäuse kann man im Unter-100-Euro-Bereich vielleicht gerade noch so akzeptieren, aber bei 170 bis 200 Euro Einstiegspreis hört der Spaß dann einfach auf, weil das Ganze zum überteuerten Wegwerfartikel mutiert.
Kommentieren