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Raijintek Morpheus 8069 im Test – Finale Version auf einer NVIDIA GeForce RTX 3080

VRM-Kühler und Haltesicherung á la igor’sLAB

Am Anfang steht natürlich wie immer die Platine. Dazu kommen auch die beiden Kupferkühlkörper für die zwei VRM-Reihen. Und ich darf jetzt schon mal spoilern, dass es auch in dieser Form kühltechnisch völlig ausreicht, weil die Heatpipes nun besser liegen (dazu komme ich aber gleich noch) und der Airflow weniger gestört wird. Zudem wird es auch noch eine neue, von mir erprobte Zusatzfixierung der schweren VRM-Kühler geben, die deutlich sicherer ist als die aktuell allein dafür verantwortlichen Klebepads. Zum eigentlichen Kühler und die Lüftermontage komme ich dann noch der nächsten Seite, weil es etwas zu viel Content für diesen Part ist.

Aber auch die Messvorbereitungen will (und darf) ich Euch nicht verschweigen. Da man aktuell die Spannungswandler-Temperaturen bei den RTX-Karten nicht auslesen kann und ich zudem neugierig war, habe ich in die zwei Kühler jeweils einen ausgemessenen K-Sensor geklemmt. Den Temperaturabfall über die Wärmewiderstände der einzelnen Schichten inkl. Klebepad kann man leicht ausrechnen und noch mit einer großzügigen Toleranz versehen. Zwischen Messpunkt im Kühler und dem Substrat der VRM liegen nach dem Plausibilitäts-Check an meinem digitalen Aufheizer rund 18 bis 20 Kelvin, wobei ich einfach mal großzügige 20 Kelvin ansetze. Das ist sicher mehr als in Wirklichkeit, aber sicher ist sicher.

Die VRM-Kühler werden mit dünnen, zweiseitigen Klebe-Pads  befestigt. Das mag erst einmal halten, aber Kupfer ist schwer und folgt der Erdanziehungskraft leider nur all zu willig. Ich habe mittlerweile aber eine Methode gefunden, diese VRM-Kühler ausreichend zu sichern und damit auch etwas von der einwirkenden Kraft auf die Klebeverbindung zu nehmen. Die Lösung ist so simpel, wie unauffällig, nur muss man erst einmal drauf kommen! Die Lösung sind übrigens stinknormale, haushaltsübliche Gummi-Ringe in der passenden Größe! Na, sowas…

Selbst Naturkautschuk hält Temperaturen bis 100 °C locker und dauerhaft aus, Silikon liegt sogar noch besser im Rennen. Während man die Gummi-Halterung auf der Front kaum sieht, ist die Halterung auf Rückseite noch leicht sichtbar. Entweder, man nimmt gleich dunkelgrüne Gummis, oder färbt sie mit Hilfe eines passenden Filzstifts einfach ein. Das ist dann Mimikry vom Feinsten. Doch eines ist hilfreich: Erst den Gummi dehnen und ohne irgendwo anzuecken über die Platine ziehen. Dann erst die VRM Kühler aufkleben und auch erst danach die Gummis in der Mitte zwischen die Kühlfinnen ziehen.

 

Wärmeleitpads

Die Geschichte mit der Stärke der Wärmeleitpads für den Speicher war beim Prototypen noch so eine Sache. Für solche Dinge haben ich ja eine Messlehre mit Zungen, aber Pads sind ja mehr oder weniger weich. Damals half nur das Herantasten und thermische Auslesen im Betrieb nach einer ersten groben Messung für den Startwert der Dicke. Mein Glücksfall war ja, dass ich stets genügend Pads der verschiedensten Stärken im 0,25-mm-Raster im Großgebinde habe, um das auch wirklich sauber auszutesten. Der Spalt ist knapp 2 mm breit, aber die thermisch beste Lösung liegt dann bei leichtem Druck und 2,25 mm Ausgangsstärke der Soft-Pads.

In der jetzigen, finalen Version liegen dem Zubehör für die NVIDIA-Karten ebenfalls 2.25 mm Pads von Ziitek bei, also exakt die gleichen, die ich auch im ersten Test aus dem eigenen Fundus verwendet hatte. Der Druck durch die soften, etwas stärkeren Pads ist aber immer noch so gering, dass die Lötperlen unter den RAM-Modulen nicht wegbrechen. Gewalt ist ja nie eine Lösung, schon gar nicht beim RAM. Ohne Underfill sind das nämlich alles Diven allererster Güte. Und wenn es bei den Pads zu dick ausfällt, bekommt auch der Heatsink nicht mehr genügend Anpressdruck auf die GPU. Im umgekehrten Fall wird dann der RAM zu heiß. Wer hier beim Testen viel Zeit investiert, wird dann später auch mit einem guten Ergebnis belohnt. Aber ich will ja nicht vorgreifen und Raijintek hat geliefert, was passt.

Wärmeleitpaste

Mindestens genauso wichtig wie diese Pads ist auch die richtige Wärmeleitpaste. Ich verwende seit einiger Zeit ausschließlich die Alphacool Apex. Nicht etwa, weil ich dafür Geld bekomme, sondern weil sich diese Paste als „Apex“ bei mir in internen Testreihen erst gegen unzählige andere reine Industriepasten beweisen musste und sich am Ende dann als die beste Paste herausgestellt hat, wenn es um den Balanceakt aus Wärmeleitfähigkeit, Anwenderfreundlichkeit (Viskosität!) und Langzeithaltbarkeit geht. Das Zeug kommt direkt von einem großen Original-Hersteller und nicht von irgendeinem Abfüller, der da was zurechtpanscht und „individualisiert“ und dann die Pasten von Charge zu Charge unterschiedlich ausfallen. In der Industrie nutzt man im Allgemeinen nämlich keine Pastell eingefärbten Pasten und man setzt dafür auf die Beständigkeit der Qualitäten.

Die Würstchen-Methode ist hier die beste und ich will gern auch noch mal erklären, warum großflächiges Einstreichen wirklich sinnlos ist. Wenn man alternierend die Längskanten festschraubt, drückt sich die Paste von der Mitte elegant nach draußen und was zu viel ist, wird rausgedrückt. Die Schicht ist auf diese Weise immer gleich dünn und gleichmäßig. Streicht man stattessen alles ein, kann sich kaum was verdrücken, weil schon alles an den Rändern voller Paste ist. Die Schicht wird somit immer dicker sein. Und genau das will man ja nicht.

Und nachdem nun die VRM-Kühler befestigt und die Platine präpariert ist, komme ich zum neuen Kühler und dem Zusammenbau. Und ja, es hat mir durchaus Spaß gemacht, Euch bis hierher noch ein wenig hinzuhalten. 😀

 

104 Antworten

Kommentar

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Falcon

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86 Kommentare 85 Likes

Sehr geile Entwicklungsleistung von Raijintek und Dir Igor! (y)

Ich hab echt Glück gehabt und eine fast perfekt spulenfiepfreie 4090 bekommen.
Obendrein ließ sie sich total easy deshroudden und mittels zweier A12x25 auch die Lüfter endgültig ruhig stellen.

View image at the forums

Review und Teardown KFA/Galax 4090

Wäre der Kühler nicht ab Werk schon perfekt dafür geeignet gewesen hätte ich mit Sicherheit den Morpheus ausprobiert.

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ArthurUnaBrau

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318 Kommentare 157 Likes

Oh, da juckt es mich direkt in den Fingern. Der Morpheus wird für mich immer in guter Erinnerung bleiben: Nicht nur hat er meine Vega64 damals „gebändigt“, sondern mich auch hierher verschlagen (ich habe noch den Wortlaut des Artikels im Ohr: „Vega und der ominöse HotSpot“ - wo Igor erklärte, dass man bei der Vega wegen HBM den Kühler nicht über Kreuz anziehen sollte - was einen Unterschied von über 10° C machte!).

Schade, dass meine XFX 6800 mit Undervolt so kühl läuft. Aber vielleicht geht es ja drei Grad kühler, damit ich eine Ausrede zum Basteln habe :D

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netterman

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158 Kommentare 62 Likes

hmm der neue Morpheus ist natürlich ein feines Stück Hardware und ich konnte es eigentlich kaum abwarten bis es den neuen Morpheus endlich zu kaufen gibt, aber wenn der Preis von den schon nicht sonderlich günstigen 70-80 Euro für einen Kühlkörper auf nun wirklich 170 Euro steigt (und das trotz des wieder stärker werdenden Euros) - dann muß ich mir das ernsthaft nochmal überlegen.

da lägen wir dann mit 2 NF-A12x25 dann schon bei über 230 Euro - pfuu ob mir das meine 6900xt noch Wert ist....

@Igor Wallossek
btw passen die Wärmeleitpads für die Speichermodule auf den Amd Karten auch so perfekt wie die für die Nvidia Karten mit den nun 2,25mm ?

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Sebi19582

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51 Kommentare 16 Likes

Vielen Dank für den Test und den Artikel. Das macht schon Laune beim Lesen :love: Meine RTX 2070 passt mit nem Morpheus leider nicht mehr in das kleine Dan Case A4-SFX, aber sonst hätte ich auch Bock ;)

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Alkbert

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926 Kommentare 703 Likes

Ich lese da in dem Bild (zum runterscrollen) etwas von einer TDP von 390 W.
Dafür, dass hier auch die 3090 (und TI) versorgt werden soll, finde ich das herstellerangabenseitig schon etwas knapp.
Darüberhinaus würde der Kühler bei mir letztlich an der Höhe von geschätzten 5 (?) Slots incl. Lüftern bereits scheitern.

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Derfnam

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7,517 Kommentare 2,029 Likes

Eher nix für Mini-ITX meinst? Wobei ja die Höhe in die Tiefe geht.

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Alkbert

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926 Kommentare 703 Likes

Hast recht. Aber ich habe immer noch PCIe Karten im System stecken unterhalb de GPU

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S.nase

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Das mit den geteilten Heatpipe würde mich ja auch sehr interessieren. Da haben sie doch bestimmt "nur" eine lange Heatpipe verbaut, die in der Mitte über der GPU in zwei Kammern abgeschnürt sind.

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Arcbound

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133 Kommentare 105 Likes

Cool wäre ja direkt eine "Morpheus Edition" ab Werk, ähnlich der Noctua Edition von ASUS.

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ArthurUnaBrau

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318 Kommentare 157 Likes

Das muss ich überlesen haben. Mein Jucken hat gerade stark nachgelassen. Dafür kann ich meine Karte ja schon fast unter Wasser setzen.

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Miau

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Lieber Igor, bekommst du zufällig auch 3x92er auf den Block?

Mich würde ja mal brennend interessieren ob der Unterschied zu den 2x120ern so groß ist.

Ich hab mir auf meine kfa2 gerade 2*120er drauf gemacht (Rahmen mit 3D Drucker das keine Luft "verloren" geht).

Leider habe ich keine nf-a9, und mal eben 60€ zum testen ausgeben will ich eigentlich auch nicht ^^

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S.nase

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1,301 Kommentare 414 Likes

Viele kleine Lüfter kühlen idR besser als wenige Große, weil sie oft mehr Luftdruck erzeugen können. Aber das geht dann oft auch auf Kosten der LüfterLautstärke. Daher versucht man eher möglichst große Lüfter zu verbauen.

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Furda

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663 Kommentare 370 Likes

Die Temperaturen beeindrucken mich persönlich nicht. Diese so mit offenem Gehäuse bei 24 Grad Zimmer-Temperatur. Im Sommer ist es in einem geschlossenen Gehäuse auch schnell deutlich über 30 Grad warm. Ja es war ein Torture Test, aber dennoch. Differenz Hotspot zu Edge ist mir zu gross. VRAM ebenso zu warm - zu viel für ein Aftermarket Produkt. Das ganze noch bei plus minus 200.- Kröten mit Lüfter, machts bei mir persönlich leider nicht mal wert darüber nachzudenken. Schade.

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Miau

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15 Kommentare 3 Likes

Mir ist schon klar wo der Unterschied von 120ern gegenüber von 92ern ist.

Wenn man sich jetzt rein die Herstellerdaten anschaut, dann sind die nf-a9 auch nicht lauter als die nf-a12. Druck ist auch gleich.

Bei CB gab's ja auch nen test wo die 120er leiser waren als die 140er (bezogen auf absolute Temperaturdifferenz). Warum sollte man also mit 3*92 nicht genauso gut kühlen können wie mit 2*120? Oder zumindest annähernd gleich gut. Dann kann man auch die 150€ für das neue Metall sparen, und die 92er einfach per Ghetto mod auf den Kühler schnallen (wie es ja viele machen).

Glaub ich muss doch noch die nf-a9 bestellen, interessiert mich jetzt.

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Phoenixxl

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156 Kommentare 118 Likes

Der Umbau meiner 1080 ti war mein Einstieg in Igorslab.
Dank des YouTube Videos hat der Umbau sofort geklappt, da ich klebende Wärmeleitpads von Alphacool direkt mitbestellt habe.

Ich war damals von der Kühlleistung wirklich beeindruckt.

Mein Grund war damals übrigens, dass der mittlere Lüfter des Strix Kühlers defekt war und ich zwar basteln wollte, aber die Grafikkarten mit damals zu teuer waren XD

Eine 3080 umzurüsten, also seine eigene Noctua Edition zu bauen, kann ich mir schon vorstellen. Aber dass viele rtx 4000er Besitzer die Notwendigkeit sehen umzusteigen sehe ich ehrlich gesagt nicht.

Hoffentlich wird der Kühler kein finanzielles Debakel.

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Fraggy_Krueger

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45 Kommentare 21 Likes

Zumal ja keine Kompabilität zu den 4000er Karten gegeben ist. Das reduziert die Chance eine Notwendigkeit zu sehen enorm.

Mich würde ja interessieren, ob es separat eine Backplate zum Kaufen gibt.
Den Morpheus habe ich sowohl auf einer Vega 56, Vega64 sowie einer 1070Ti verbaut, 2 Noctua drauf, Kabel zusammengelötet - und die liefen von da ab flüsterleise.

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S.nase

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1,301 Kommentare 414 Likes

Die Heatshink Base ist ja genau 92mm hoch. Also brauchst du die ja in Paint nur ausschneiden, um 90° drehen, und dreimal nebeneinander auf den Kühler kopieren. Dann siehst du ja wie drei 92mm Lüfter nebeneinander passen.

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eastcoast_pete

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1,405 Kommentare 769 Likes

Zunächst einmal: guter und detailreicher Test - Danke dafür. Ich wundere mich aber auch, daß gerade GPU Partner die ihre eigenen Kühllösungen verwenden nicht auch Luftkühlung "designed by Rajintek" anbieten. Gerade die doppelte Zahl von Heatpipes, RAM Kühlung mit einer schon eingeplanten OEM Version der Gummiband Sicherung usw wäre zumindest für einige potentielle Kunden ein Kaufargument. Ist und war doch bei (teuren) Sportwagen auch so; z.B. Brembo Bremsen wurden und werden ja auch als "value add" von potenziellen Käufern erkannt und gesucht. Mehr PC bezogen: Bei Main Boards bin ich mit Sicherheit nicht der einzige, der u.a. Zahl und Hersteller der eingebauten Kondensatoren und Chokes mit in die Kaufentscheidung einbezieht. Gerade jetzt, wo sich der PC und hoffentlich dann auch bald der dGPU Markt abschwächt könnte so ein Kühler doch zur Differenzierung von Mitbewerbern beitragen (Marketing Lingo, I weiß). Als Wunsch: ein derartiger Kühler, aber von Anfang an als Blower Design wär was Feines.

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e
eastcoast_pete

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1,405 Kommentare 769 Likes

Gibt's es denn da auch Mainboards, die die immer größer werdende Dicke von GPUs/Kühlern im Design berücksichtigen? Also zB einen PCIe 4 oder 5 x16 Slot, dann erst Mal mehr Platz, dann noch ein paar andere? Denn Du bist mit Sicherheit nicht der einzige, der eben auch noch andere Erweiterungen über PCIe anbinden will oder muss.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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