Manuelles Tuning als Abhilfe?
Neben den Betriebsspannungen des Arbeitsspeichers, VDD und VDDQ, sind bei DDR5 auch noch mehrere andere relevant für ein funktionierendes Memory Training und einen stabilen Betrieb. VDD2, CPU VDDQ und die SA Spannung müssen sich auch in einem Sweetspot befinden, der sogar oft je nach Kombination aus Mainboard, RAM-Kit und CPU variiert. Während erstere bei DDR5 Teil des XMP-Profils ist, werden die anderen beiden vom Mainboard automatisch festgelegt, auf einen Wert den der Hersteller für sinnvoll befindet.
Nun könnte man eben hier ansetzen und sich beispielsweise in 25 mV Schritten von den Auto Werten ausgehend voran tasten, bis man eine besser funktionierende Kombination gefunden hat. Genau hier folgt aber ein zweiter Fallstrick des Mainboards, denn es kann VDD2 und CPU VDDQ schlichtweg nicht messen oder auslesen. Weder im BIOS, noch in Monitoring-Software wie HWInfo sind aktuelle Werte dieser Spannungen auffindbar, womit für manuelles Tuning zugleich jeglicher Ausgangspunkt und Kontroll-Mechanismus fehlt.
Es lassen sich zwar neue Werte setzen, aber ob diese tatsächlich angewandt werden, ist nicht nachvollziehbar. Die Werte in der rechten Spalte sind lediglich die Standard-Werte, die das Board beim Laden des XMP-Profils selbst überschreibt. Der Betrieb von DDR5-Arbeitsspeicher jenseits der JEDEC-Spezifikation ist also letztendlich auf diesem Mainboard kompletter Blindflug. Und genau deswegen wäre es umso wichtiger, dass sich Käufer eines eher kostenoptimierten Mainboards wirklich auf dessen QVL verlassen können.
Der Vollständigkeit wegen will ich auch noch erwähnen, dass natürlich auch andere BIOS-Versionen als die neuste F7b versucht wurden, aber leider ohne eine Verbesserung des Verhaltens zu bewirken. Was bleibt nun noch einem Kunden, dem der Support sagt, seine CPU sei Schuld, der aber sein teures DDR5-Kit nicht nur im JEDEC-Modus betreiben möchte? Naja, Laden des XMP-Profils und heruntertakten. Genau das habe ich dann auch getan und siehe da: DDR5-5866 bootet anstandslos, mit sämtlichen Spannungen auf Auto.
Nur heißt booten aber noch lange nicht stabil sein. Immer wieder einzelne Fehler in diversen RAM-Stresstests traten mit dieser Einstellung auf. Ein Nutzer, der sich über ein endlich bootendes System mit relativ schnellem DDR5 freut, wiegt sich genau hier wahrscheinlich in einer falschen Sicherheit, mit möglicher Datei-Korruption als Konsequenz. Wer übrigens die Erwärmung des Arbeitsspeichers als Ursache vermutet, den kann ich auch gleich entgegnen: Es befand sich ein Lüfter auf den Modulen, die damit maximal 43 °C erreichten, weit entfernt von den für DDR5 ICs eigentlich spezifizierten 85 °C. Erst mit manuell gesetzten DDR5-5600 hat es dann letztendlich auch stabil im Dual-Channel geklappt, zumindest mit diesem RAM-Kit.
Um die Ursache weiter einzugrenzen, habe ich nun noch versucht, Slots und Module einzeln im XMP-Profil zu betreiben. Tatsächlich ist dies kein Problem, egal welches Modul und egal ob in Channel A oder Channel B, im Single-Channel Betrieb bootet das Board bereits nach wenigen Training-Versuchen erfolgreich. Auch wirft der Testmem5 nicht sofort Fehler, wie man es am vermeintlichen Grenzbereich der Hardware erwarten würde. Damit drängt sich die Schlussfolgerung auf, dass weder die DIMM-Slots, noch die RAM-Module die Ursache für die Inkompatibilität sind. Stattdessen scheint das BIOS mit dem Training überfordert zu sein, wenn beide Channels gleichzeitig belegt sind.
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