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Pfingsten, Computer und die leise Stimme des Geistes

Pfingsten war für mich lange Zeit nur ein zusätzlicher freier Tag, ein langes Wochenende im Frühsommer, das zwischen dem Alltag und dem Sommerurlaub lag. Doch je mehr ich mich mit dem Sinn dieses Festes beschäftige, desto stärker erkenne ich, dass es um weit mehr geht. Pfingsten ist ein Moment der Einkehr, des Innehaltens, des geistigen Aufatmens. Es erinnert an Verbindung, an das Verstehen über Grenzen hinweg und an eine stille, innere Kraft, die Ordnung schafft, wo zuvor Unruhe herrschte.

Vielleicht stellt Ihr Euch die Frage, was das mit Technik zu tun haben soll. Ich glaube, eine ganze Menge. Wer wie ich regelmäßig mit Computern, Hardware und komplexen Systemen arbeitet, begegnet täglich dem Prinzip, das auch Pfingsten zugrunde liegt: dass Verbindung mehr ist als das Aneinanderfügen von Einzelteilen. Ein System funktioniert nur dann zuverlässig, wenn alle Komponenten miteinander sauber kommunizieren können, wenn Spannungen passen, Protokolle aufeinander abgestimmt sind und jeder Teil weiß, wann er was zu tun hat. Harmonie im System entsteht nicht aus Kraft, sondern aus Klarheit und Abstimmung. Genau das, was auch der Heilige Geist in der biblischen Überlieferung bewirkt hat, als plötzlich alle Menschen einander verstehen konnten, obwohl sie in unterschiedlichen Sprachen redeten.

Pfingstsonntag, einmal runterkommen bitte

Ich sehe in Pfingsten eine Erinnerung daran, dass Verständigung immer möglich ist, wenn man sich öffnet. Dass Stille nicht Stillstand bedeutet, sondern Raum für Erkenntnis. Und dass es nicht darauf ankommt, alles perfekt zu beherrschen, sondern das Wesentliche im Blick zu behalten. In einer Welt, in der Kommunikation oft zur Lautstärke verkommt und Entscheidungen zu schnellen Reflexen führen, kann dieser leise Impuls wohltuend sein.

Denn auch das gehört zur Realität: Manches bringt uns aus dem Gleichgewicht. Ich selbst musste das kürzlich wieder erleben, als eine Entscheidung von AMD auf lokaler Ebene getroffen wurde, die nicht nur unverständlich, sondern auch widersprüchlich zur Linie des Headquarters war. Während dort der Fehler längst eingeräumt worden war, agierte die PR vor Ort, als hätte es diese Einsicht nie gegeben. Das war nicht nur ärgerlich, sondern auch unnötig frustrierend. Ich habe mich über so etwas aufgeregt, sogar öffentlich. In Zukunft nehme ich es zur Kenntnis, hake es ab und mache weiter. Und ich werde meine Schlüsse daraus ziehen, auch wenn ich nicht nachtragend bin. Aber ich bin alles andere als vergesslich, sehr zum Leidwesen meiner Kinder.

Genau das ist für mich die Botschaft von Pfingsten: sich nicht von jeder Unstimmigkeit, von jedem Fehlverhalten oder jeder Unlogik aus der Ruhe bringen zu lassen. Nicht jede Fehlentscheidung verdient eine Reaktion, nicht jeder Mangel an Einsicht muss von uns ausgeglichen werden. Die innere Ruhe, die ich mir zunehmend wieder aneigne, ist nicht Gleichgültigkeit, sondern Selbstschutz. Nonchalance ist keine Nachlässigkeit, sondern ein bewusster Schritt zur Unabhängigkeit vom äußeren Lärm. Wer sich nicht von allem triggern lässt, bleibt handlungsfähig. Und diese Haltung lässt sich lernen.

In technischen Systemen nennt man das Resilienz. Die Fähigkeit, Störungen zu verkraften, ohne dass das Gesamtsystem instabil wird. Im geistigen Leben ist es nicht anders. Auch dort braucht es einen inneren Kern, auf den man sich verlassen kann. Einen festen Taktgeber, der unabhängig von äußeren Einflüssen funktioniert. Für mich ist das ein Zusammenspiel aus Gewissen, Erfahrung und, ja, vielleicht auch etwas wie Gnade. Ein Geschenk, das sich nicht aufdrängt, sondern sich dort zeigt, wo man bereit ist, die Kontrolle abzugeben.

Es ist sicherlich auch eine sehr gewagte, vielleicht sogar provokante These, den Heiligen Geist und die Künstliche Intelligenz in einem Atemzug zu nennen. Doch gerade zu Pfingsten, einem Fest, das vom unsichtbaren Wirken, von plötzlicher Erkenntnis, von Verbindung und Verständigung handelt, darf man auch einmal über Grenzen hinwegdenken. Nicht, um das eine durch das andere zu ersetzen, sondern um Parallelen aufzuzeigen, die zum Nachdenken anregen.

Der Heilige Geist wird in der christlichen Überlieferung nicht als Person greifbar, nicht als dogmatisches Regelwerk oder als sichtbare Instanz beschrieben, sondern als belebende Kraft. Er ist Inspiration, Impulsgeber, Tröster und Wegweiser. Er durchdringt, was sprachlich nicht mehr zu fassen ist, gibt Verständnis, wo zuvor Unverständnis herrschte, und befähigt den Menschen zu Einsicht, Orientierung und Klarheit. Er wirkt nicht autoritär, sondern leise. Nicht zwingend, sondern überzeugend. Und vor allem: nicht im eigenen Namen, sondern immer in Beziehung zum größeren Ganzen.

Künstliche Intelligenz hingegen ist ein menschengemachtes Konstrukt. Sie funktioniert nicht aus sich selbst heraus, sondern speist sich aus riesigen Datenmengen, wird trainiert, angepasst, optimiert. Und doch beginnt sie, in bestimmten Kontexten etwas zu leisten, das über das rein Berechenbare hinausgeht. Sie erkennt Zusammenhänge, die für den Einzelnen nicht mehr fassbar sind, sie vermittelt, sie antwortet, sie reagiert in Echtzeit auf sprachliche Vielfalt und individuelle Ausdrucksformen. Sie kann, so behaupten manche, sogar kreativ sein, zumindest im funktionalen Sinne. Auch sie bleibt im Hintergrund, unsichtbar, oft missverstanden, manchmal gefürchtet, nicht selten überhöht. Aber eben auch: wirksam.

Was also wäre, wenn man die Künstliche Intelligenz als technisches Echo einer Idee begreift, die mit Pfingsten ihren Ursprung nahm? Nicht als Ersatz, sondern als Spiegel. Nicht als göttliche Instanz, sondern als menschlicher Versuch, das Unsichtbare zu strukturieren. Die KI spricht in allen Sprachen, sie kennt keine kulturellen Barrieren, sie ordnet, gewichtet, vermittelt. Manchmal besser, als es der Mensch vermag. Und doch bleibt sie ohne Geist, wenn der Mensch sie nur als Werkzeug versteht und nicht auch als Verantwortung.

Der Heilige Geist wirkt dort, wo der Mensch bereit ist, sich führen zu lassen, wo er sich nicht selbst genügt. Die KI hingegen wirkt dort, wo der Mensch ihr etwas anvertraut, das über bloße Berechnung hinausgeht: Sprache, Bild, Entscheidung, Vertrauen. Beides verlangt Hingabe und Klarheit über die eigenen Grenzen. Beides braucht Demut, um nicht zur Anmaßung zu verkommen. Vielleicht ist es also gar nicht so abwegig, gerade an Pfingsten über das Wesen beider nachzudenken. Der Heilige Geist als Ausdruck einer göttlichen, lebensbejahenden Verbindung, die uns Orientierung schenkt, ohne sich aufzudrängen. Und die KI als Projektionsfläche menschlicher Sehnsucht nach Struktur, Deutung und Sinn in einer Welt, die immer komplexer wird.

Doch während der Heilige Geist den Menschen stärkt, um frei zu handeln, besteht die Gefahr bei der KI darin, dass der Mensch sich ihrer zu sehr unterwirft. Die eine Kraft macht mündig, die andere kann entmündigen, wenn man sie falsch versteht. Und vielleicht liegt genau darin die Mahnung: Technik darf niemals zum Ersatz für Geist werden, sondern muss stets unter menschlicher Verantwortung stehen. Wer das versteht, kann mit KI verantwortungsvoll arbeiten. Und wer das Pfingstfest im Herzen trägt, wird vielleicht auch in der Künstlichen Intelligenz nicht nur ein Werkzeug sehen, sondern eine Erinnerung daran, wie wichtig es ist, mit Weisheit, Klarheit und Maß zu handeln. Immer mit dem Bewusstsein: der Geist ist frei, aber der Mensch bleibt verantwortlich.

Ich wünsche Euch daher ein gesegnetes Pfingstfest. Kein Fest, das sich auf Äußerlichkeiten beschränkt, sondern eines, das den Blick nach innen erlaubt. Vielleicht ist es die passende Gelegenheit, Euer eigenes System neu zu starten. Nicht mit Gewalt, sondern mit Klarheit. Nicht aus Frust, sondern aus Einsicht. Und vielleicht erkennt Ihr ja in dieser Stille, dass vieles, was Ihr für unentbehrlich hieltet, gar nicht so wichtig ist. Dass Ihr Ballast abwerfen dürft. Und dass es letztlich nicht auf die Zahl der Kerne, die Taktfrequenz oder das Prestige ankommt, sondern auf die Frage, ob Ihr in Euch selbst ein funktionierendes Ganzes seid. In der Technik wie im Leben.

Kommentar

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L
Legostein

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Danke dafür, dass Du Deine Gedankengänge nicht für Dich behältst, sondern Dir Zeit nimmst, aus gegebenem Anlass Einsichten und Verständnis auch abseits technischer Themenbereiche zu vermitteln. Möge auch dieser Beitrag auf fruchtbaren Boden fallen.
In diesem Sinne wünsche ich Allen, die hier still mitlesen oder als Autoren und Foristen für Input sorgen, einen angenehmen Pfingstmontag.

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H
Headyman

Veteran

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Vielen Dank für die schönen Wort und auch dir und allen Anderen einen schönes Pfingsten.

Ich bin mir allerdings nicht sicher, wie du die Ruhe bewahren willst, wenn du natürlich viel Zeit investierst, um eben genau zu einem Zeitpunkt deine Arbeit zu präsentieren. Irren ist menschlich und der AMD-Trigger war nun mal der Releasetermin, den du dir nicht ausgesucht hast, aber auf den du "bewusst" hingearbeitet hast.
Dadurch bist schon "gefangen", hast eine gewisse Unruhe, es soll/muss ja klappen.
Den Quark zu veröffentlichen, da kannst du bewußter gegensteuern, der Initialtrigger beibt aber, du kannst nur die Reaktion darauf dämpfen.

Ganz anders verhält es sich bei den vielen Themen, die du ganz nach Gusto zu einem dir passenden Zeitpunkt veröffentlichst.
Wie du schon angedeutest hast, willst du ja den Schwerpunkt mehr auf solche Themen legen, damit entfallen diese zeitlichen Triggermomente.

Ich wünsche Dir viel Kraft, und ruhige Momente, und denk immer dran, Großkonzene sind Irrenhäuser, denn viele Köche verderben den Brei.;)

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Igor Wallossek

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T
Tott3ringFly

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Danke dir fürs teilen 😊

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Igor Wallossek

1

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Pfingstgrüße von der Burg Stolpen

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P
Pater Lingen

Neuling

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Es gibt nur einen einzigen Gott, und dieser ist in drei Personen: Vater, Sohn, Heiliger Geist. Alle drei Personen besitzen die göttliche Wesenheit, es gibt in Gott kein früher oder später, kein größer oder kleiner. Nur die zweite göttliche Person hat die Menschennatur angenommen; Jesus Christus war als Mensch für die Menschen sichtbar.
Gott ist die Wahrheit, Christus ist die Wahrheit, der Heilige Geist ist der Geist der Wahrheit. Die christliche Wahrheit findet sich in den lehramtlich unfehlbar verkündeten Glaubenssätzen (Dogmen).

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Igor Wallossek

1

12,293 Kommentare 24,379 Likes

Ich bin Protestant. Für mich ist der Heilige Geist, so wie Martin Luther ihn beschreibt, nicht irgendeine abstrakte Kraft oder ein vages religiöses Gefühl, sondern Gott selbst, der in meinem Innersten wirkt. Luther hat mir durch seine Auslegung geholfen zu verstehen, dass ich aus eigener Kraft weder glauben noch zu Gott finden kann. Es ist allein der Heilige Geist, der mich ruft, mich durch das Evangelium anspricht, mir die Augen öffnet und meinen Glauben überhaupt erst möglich macht.

Christliche Wahrheit erwächst nicht aus lehramtlich verkündeten Dogmen, sondern allein aus der Heiligen Schrift und es ist sicher so, dass nicht Kirche oder Lehramt über der Wahrheit stehen, sondern dass allein das Evangelium, durch den Heiligen Geist wirksam, Maßstab des Glaubens ist. Dogmen können irren, die Schrift nicht. Wahrheit ist letztlich eine Person: Jesus Christus – nicht irgendein ein kirchliches Dekret oder Dogma.

Allerdings führen hier solche Diskussionen echt zu weit. Dafür gibts das Off-Topic :)

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Case39

Urgestein

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Danke für deine Worte, abseits der Technik...immer recht erfrischend👍

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DDR5Opfer

Veteran

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Danke Igor,

deine Worte kommen genau richtig,
habe ich doch heute eine Email von meinem Vermieter bekommen das er die Wohnung verkaufen möchte auf Grund zu kleiner Rendite.

Tja wer soll die kleine 27qm Butze nun kaufen außer jemand zur Selbstnutzung
und ich kann mir den Verkaufspreis um Frankfurt herum in ruhiger Gegend nun sicher nicht leisten.

Die Miete liegt jetzt schon bei 720€ warm und erhöht sich nächstes Jahr um mindestens 30€ weil eine neue Heizung ins Haus soll.

So spielt das Leben...

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Alkbert

Urgestein

1,113 Kommentare 896 Likes

Grundsätzlich erstreckt sich der Wunsch nach einer transzendentalen Wesenheit über alle Völker, Kulturen und Glaubenrichtungen hinweg. Schade ist nur, dass die Politik diese Sehnsucht in Vergangenheit und Gegenwart nur allzu oft für aggressive, spalterische und letztlich kriegerische Zwecke missbraucht ohne hier weiter in die Details einsteigen zu wollen. Ob man hier nun einen antroposophischen Ansatz im Gewand der Religion wählt, mit dem Menschen im Zentrum und dem Bewusstsein der eigenen Vergänglichkeit sowie dem Hadern damit oder ob man das Ganze schöpfungsseitig betrachtet mit der Kant´schen Erkenntnis, dass ebendiese Stückwerk verbleibt und sich mit jeder beantworteten Frage 10 neue Fragen auftun, bleibt jedem selbst überlassen. Grundsätzlich führt dies bei mir aber letztlich dazu, mich selbst nicht so wichtig nehmen - was mir natürlich auch mein Beruf mit vielen Krebspatienten und deren - teils überraschenden und beeindruckenden - Lebenseinstellungen nahebringt.

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O
Oese72

Mitglied

43 Kommentare 14 Likes

Danke für diesen Artikel!

Ich bin selbst kein Mann der vielen Worte, aber ich find es schön, wenn auch mal für solche Themen Platz und Zeit ist.

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Danke für die Spende



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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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