Grafikkarten Testberichte VGA

Gigabytes Flaggschiff: Aorus GeForce GTX 1080 Ti Xtreme Edition 11G im Test

Tatsächlich erzielbare Taktraten

Der tatsächlich erreichbare Takt unterliegt einigen Einflüssen. Auch wenn die GPU-Qualität hier eine größere Rolle spielt – beeinflussen kann man sie als einziges Element leider nicht. Und so ist es am Ende gut möglich, dass eine nominell langsamere Karte eines Herstellers A schneller ist, als die Karte des Herstellers B, bei der der Kunde im GPU-Lotto eine Art Niete gezogen hat. Somit sind Vergleiche zwischen den Modellen eigentlich immer auch mit einem leichten Beigeschmack des Unwägbaren versehen.

Was jedoch stets in der Hand der Hersteller liegt, sind die Vorgaben und Umstände, mit denen Boost sonst noch arbeitet, um sich dann letztendlich situationsbedingt auf Taktraten festzulegen. Neben Vorgaben wie dem Power Target oder einem Takt-Offset, sind es vor allem die im Betrieb erreichten Temperaturen, die über die Performance entscheiden.

Während man mit der Aorus GTX 1080 Ti Xtreme Edition 11G im Gaming-Loop im kalten Zustand noch bis zu 2012 MHz Boost-Takt verzeichnen kann, sind es im aufgewärmten Zustand immerhin noch bis zu 1911 MHz in der Spitze und ca. 1873 MHz als Mittelwert über einen längeren Run von 30 Minuten.

Mit einer manuell deutlich aggressiver eingestellten Kühlung und einem etwas höheren Power Target ließen sich die Boost-Takt-Raten sicher auch dauerhaft über 1,9 GHz im geschlossenen Case halten, wenn nicht sogar noch höhere Werte. Das gilt auch für den Boost-Takt bei Dauerlast im Stresstest.

Übertaktungsversuche

Natürlich verträgt die Karte auch größere Übertaktungsversuche, die bei uns in stabil zu erreichenden 2067 MHz mit Luftkühlung endeten. Dafür muss man vorher jedoch die Lüftersteuerung etwas anpassen und es wird dann als Folge auch etwas lauter. Was man unbedingt tun sollte, ist eine Heraufsetzung des Power Targets auf mindestens 350 Watt (Regler auf ca. 135 bis 150%, je nach Chip-Güte).  Nachfolgend zeigen wir die Ergebnisse, die wir mit unserer Karte und dem MSI Afterburner Extreme nach langer Aufwärm- und Testzeit in Witcher 3 erreicht haben. Die Maximalvariante haben wir ohne die ominöse Spannungsanhebung erreicht, mussten jedoch 50 MHz mehr Takt manuell zugeben.

Takt-
anhebung
Power Target
Afterburner
Voltage
Afterburner
Durchschnittl.
Boost-Takt
Durchschnittl.
Spannung
Leistungs-
aufnahme
Keine    100% Standard 1873 MHz < 0.9 V 251.9 W
Keine 100% Maximum 1873 MHz < 0.9 V 252.4 W
Keine 150% Standard 2012 MHz < 1.043 V 322,8 W
Keine 150% Maximum 2037 MHz < 1,093V 346.2 W
+ 50 MHz 150% Standard 2067 Mhz < 1,093V 342,9 W

Solange die Temperaturen dann unter ca. 65°C im Gaming-Loop blieben, waren auch 2067 MHz Boost Takt drin, die fast konstant gehalten werden konnten, wenn man von einigen kleineren Einbrüchen absieht. Unser Sample läuft mit einer geeigneten Wasserkühlung sogar noch deutlich schneller. Aber das ist GPU-Lotto in Reinkultur und keine Verallgemeinerung.

Beim Speicher muss man Glück und vor allem Ausdauer besitzen, denn nicht alles, was stabil erscheint, ist es auf Dauer auch. Mit geeigneten Spielen (z.B. Witcher 3 oder Metro LL) lässt sich dies aber über einen längeren Zeitraum hin schon recht gut herausfinden. Die 300 bis 400 MHz mehr beim Speicher waren locker drin, dann ging die Performance aber wieder leicht zurück.

Infrarot-Analyse der Platinentemperaturen

Jetzt müssen wir alle ganz tapfer sein, denn da die Backplate aktiv mit ins Kühlkonzept eingebunden wurde, lassen wir sie natürlich drauf. Wir haben vorher die Hotspots ohne Backplate vermessen und an den wichtigen Stellen stattdessen Löcher in die Backplate gebohrt, um dort punktuell auch mit montierter Platte exakt messen zu können.

Beim Gaming bleibt die Karte im offenen Benchtable auch nach einem Langzeit-Test knapp unter 71°C, was per se kein schlechter Wert für so einen Boliden ist. Auch der Rest ist erfreulich kühl geblieben.

Im geschlosenen Gehäuse steigt die GPU-Temperatur auf 74°C bis 75°C an, was auch dem vom Gigabyte Aorus gesetzten Temperatur-Target entpricht, bei dem dann die Lüfter zur Höchstform auflaufen müssen. Doch der Anstieg bei Speicher und VRM fällt immer noch erfreulich moderat aus.

Etwas anders sieht es beim Stresstest aus, denn hier wird der Speicher sogar mehr belastet als die GPU. Im offenen Aufbau ist jedoch alles in schönster Ordnung.

Kritisch wird nie, noch nicht einmal, wenn sich die Karte im geschlossenen Gehäuse behaupten muss. Die GPU bleibt, wo sie der Hersteller gern hätte und auch die anderen Komponenten haben keinerlei Hitzschlag zu befürchten. Das schafft dann perspektivisch auch noch ausreichend Platz für eigene Übertaktungsversuche der kräftigeren Art.

Lüfterdrehzahlen und Geräuschemission („Lautstärke“)

Im offenen Aufbau ist die Karte extrem leise, was natürlich auch an den niedrigen Lüfterzahlen liegt. Erst im eingebauten Zustand laufen die Läufter ab 74°C deutlich schneller, bleiben aber auch dann locker und bequem knapp unter 1900 U/min

Ähnliche Lüfterdrehzahlen finden wir auch beim Torture-Loop, so dass das gerade Geschriebene in vollem Umfang gilt.

Wir messen im temperierten Spezialaufbau unseres reflexionsarmen Messraums dann respektable 37,6 dB(A), was per se kein schlechter Wert für eine schnelle 300-Watt-Karte ist, aber doch auch etwas täuscht. Betrachten wir dafür die markanten Peaks um die 6 KHz herum. Wir hatten zunächst die Spannungswandler im Verdacht, jedoch war das „elektrische Geräusch“ mit etwas gutem Willen auch im Idle zu hören – solange der mittlere Lüfter lief. Erst das Stoppen des Lüfters mit dem Finger verschaffte absolute Ruhe.

Wir haben Gigabyte wegen des Lüfters kontaktiert und warten auf eine Rückmeldung. Andere Modelle hatten diesen Fehler nicht und so haben wir uns später die Lüfter einfach von einer älteren Xtreme Gaming „geborgt“ und ausgetauscht. Dann war Ruhe.

Zwischenfazit

Wenn man es mit dem Power Target nicht übertreibt, verfügt die Karte nicht nur über einen potenten, sondern auch recht zurückhaltenden Kühler. Was gut gefallen kann, ist das Kühlkonzept, bei dem alle Komponenten (einschließlich des Speichers) auch im eingebauten Zustand stets kühl genug bleiben und viel Raum für weitere Übertaktungen lassen.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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