Wer sich Hoffnungen gemacht hat, dass PCIe 6.0 dem Mainstream-Markt bald Beine machen würde, darf den Optimismus getrost in der Schublade neben „Windows 10 bleibt für immer“ ablegen. Laut Wallace Kou, dem CEO von Silicon Motion, passiert da in den nächsten fünf Jahren schlicht – nichts. Das mag traurig klingen, ist aber aus technischer und wirtschaftlicher Sicht leider erschreckend logisch.
Performance ist kein Selbstzweck – zumindest nicht im Retail-Markt
Fangen wir bei der harten Realität an: PCIe 5.0 hat die Transferleistung im Vergleich zu Gen 4 nahezu verdoppelt – wir reden hier von bis zu 14 GB/s in der Spitze. Klingt beeindruckend, nur leider merkt Otto Normaluser davon herzlich wenig. Der Unterschied zwischen einer Gen‑4 und Gen‑5‑SSD im Alltag? Messbar mit der Stoppuhr, aber nicht mit der Erfahrung. Und jetzt kommt’s: PCIe 6.0 soll das nochmal verdoppeln – auf 64 GT/s pro Lane. Klingt nach Formel 1 auf dem Datenhighway. Nur dass dieser Highway auf Consumer-Mainboards in der Realität maximal 3 Zoll lang sein darf, bevor das Signal stirbt. Wer jetzt Retimer und aufwändige Signal-Reclocking-Chips ins Spiel bringt, kann sich schon mal auf Platinenpreise einstellen, die aussehen wie beim Apple Mac Pro: absurd.
Wallace Kou liefert den Todesstoß
Der CEO von Silicon Motion spricht das aus, was viele denken, aber keiner laut sagen will: „Es gibt einfach keinen Bedarf für PCIe 6.0 im Konsumentenbereich.“ Punkt. Und die Aussage kommt nicht von irgendeinem Analysten auf LinkedIn, sondern vom Mann, dessen Firma den Markt für SSD-Controller maßgeblich dominiert. Silicon Motion hat keinen einzigen Gen‑6‑Controller in der Pipeline – weil sie es schlicht nicht müssen. Die Nachfrage fehlt, der ROI ist negativ. Und das ist kein Zufall, sondern Kalkül: Die Tape-out-Kosten für einen PCIe‑6.0‑Controller liegen laut Kou bei 30 bis 40 Millionen US-Dollar. Zum Vergleich: PCIe 5.0 kostet „nur“ 16 bis 20 Mio. $. Für ein bisschen mehr Durchsatz also fast doppelte Kosten – ein wirtschaftlicher Totalschaden, wenn man die Marge von Consumer-SSDs betrachtet.
Der PC-Markt auf Valium
Während der Enterprise-Sektor (dank Rubin, Blackwell und Co.) wenigstens symbolisch die Gen‑6‑Flagge hochhält, ist der Retail-Markt in einer Art „digitalem Dämmerschlaf“. Die Hersteller verbauen weiter Gen‑4‑SSDs, weil sie billig und schnell genug sind. Gen‑5 ist bereits Luxus, den viele Boards und PSUs gar nicht sinnvoll nutzen können. Gen‑6? Das ist Zukunftsmusik, die keiner hören will – weil sie mehr kostet als sie bringt. Noch absurder, die meisten Nutzer betreiben SSDs am Rande der thermischen Belastbarkeit – und dann soll PCIe 6.0 mit noch mehr Watt durch die Leitung prügeln? Das nächste „Feature“ wäre wohl ein integrierter Heißluftfön auf der Platine.
Fazit: Kontrollierter Stillstand mit Ansage
PCIe 6.0 wird kommen – aber nicht vor 2030 und definitiv nicht für Normalanwender. Bis dahin heißt es: Gen 5 bleibt. Nicht weil es das Beste ist, sondern weil es das Wirtschaftlichste ist. In Zeiten von Konsumzurückhaltung, steigenden Produktionskosten und geopolitischen Unsicherheiten ist das vielleicht nicht sexy – aber verdammt vernünftig. Und vielleicht ist das das bitterste an der ganzen Geschichte: Dass wir technologisch längst weiter sein könnten. Aber wer will schon 40 Millionen Dollar für ein Feature ausgeben, das keiner nutzt?
Source: Tom’s Hardware
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