SSD/HDD Storage Testberichte

Patriot Viper VPN100 1TB NVMe SSD im erneuten Review – Machen die Firmware und der NAND den Unterschied?

Schreib-Performance Real-World (AJA)

Da ich Leser-Feedback natürlich gern aufnehme, habe ich den Test mittlerweile umgestellt und teste die SSD mit ca. 66% Belegung, nachdem ich einen Tag lang Random-Inhalte (variable Größe) bis zur annähernden Vollbelegung geschrieben und danach Teile dieser Dateien immer wieder durch neue Inhalte ersetzt habe. Nach ca. 23 Minuten erreichte die SSD die Maximaltemperatur von 54 °C mit der originalen Kühlabdeckung. Die nachfolgenden Grafiken sind jeweils der Messung entnommen, die im jeweiligen Durchlauf aus 5 Messungen dem Durchschnittswert am ehesten entsprachen.

Betrachten wir zunächst die Schreibperformance der leeren, neuen SSD. Die Schreibrate von anfänglich ca. 3051 MB/s (mit 3082 MB/s als Spitzenwert), erreichte nach dem Wegfall des aufgefüllten SLC-Caches (ca. 25 bis 26 GB, siehe Grafik) nur noch einen Durchschnittswert von ca. 1320 MB/s, wobei es Einbrüche auf bis zu 377 MB/s zu verzeichnen gab. Der Leistungsabfall nach dem Vollschreiben des SLC-Cache ist typisch für solche Platten und am Ende nichts für Anwendungen, die auf konstante Schreibraten angewiesen sind. Probeaufnahmen in meinem Videostudio mit niedrigkomprimierten 4K-Streams bringen diese SSD bereits an den Rand des Machbaren.

 

Lese-Performance Real World (AJA)

Doch was passiert beim Lesen? ich darf das schon mal spoilern: etwas sehr Ähnliches! Die anfängliche Lese-Rate von 3073 MB/s im Durchschnitt (Peak-Werte bis 3109 MB/s) sieht richtig gut aus und sie bleibt auch während des ganzen Streams recht konstant. Die Versprechen des Herstellers, wie es auch synthetische Testprogramme wie CrystalDiskMark suggerieren, werden zum Teil unterschritten. Trotzdem ist dieser Wert für eine SSD dieser Preisklasse gut und angemessen.

Die hohe Leserate der neuen SSD wird auch nach dem expliziten Löschen aller Daten, dem Partitionieren und anschließenden Formatieren nie wieder erreicht, trotzdem verhält sich diese SSD besser als die sehr ähnliche Sabrent Rocket, deren Leistungseinbrüche deutlich stärker ausfielen.

Was uns CrystalDiskMark verschweigt und ATTO zumindest erfasst

Tja, was sagt eigentlich der so gern genutzte Crystal? Nichts, was ihn dann für die Praxis endgültig disqualifiziert, denn die oben ermittelten Werte sind reproduzierbar und entsprechen auch der Logik. Im Gegenteil, beim CrystalDiskMark wird der Pseudo-SLC-Cache komplett vernachlässigt und nicht mal ansatzweise ausgereizt, was jeglichen Erfahrungen komplett widerspricht. Diese Werte kann man also getrost vergessen, denn am Ende „misst“ man ja nur den pSLC-Cache und eben nicht die gesamte SSD als solche.

 

Und was macht ATTO?  Auch hier alle Werte nur bei aktivem SLC-Cache, der nie zum Volllaufen kommt, ermittelt worden. Praxis sieht anders aus!

 

Anwendungsprogramme

Damit kommen wir zum SPECwpc und den darin enthaltenen Real-World-Anwendungen. Ich verzichte auf die IOPS und bleibe lieber bei den Schreibe- und Leseraten in MB/s. Denn das, was hier im Allgemeinen geschrieben wird, ist klein aber häufig, was man auch an den niedrigen Raten erkennen kann. Da ist man weit weg von den theoretisch möglichen Maximalraten und dem, was man im konstanten Stream schafft. Betrachten wir zunächst die Lesevorgänge und stellen fest, dass beide SSDs sehr nach zusammenliegen – mit einem kleinen Vorteil für die offensichtlich aufs Lesen optimierte VPN100 und den neueren NAND-Flash.

Wenn es zum Schreiben kommt, liegen beide SSDs ähnlich weit auseinander, wobei man der Sabrent Rocket vor allem beim Schreiben den Verlust durch die dauerlast anmerkt.

Zusammenfassung und Fazit

Die aktuell aufgerufenen 160 bis 170 Euro Euro sind keine Kampfansage, zumal die SSD nie in ihrer vollen Größe genutzt werden sollte, auch nicht kurzzeitig oder einmalig.  Trotz dieser Kritik und den Messergebnissen ist es immer noch eine schnelle SSD mit einem soliden Controller, die zudem besser performt als die fast baugleiche Sabrent Rocket. Aber sowohl der TLC von Micron als auch der E12S von Phison sind und bleiben Mittelmaß, das sich der Hersteller ein klein wenig extra bezahlen lässt. Preis und Leistung passen gerade noch so zusammen, mehr aber auch nicht.

Dieser eine Tag Stresstest simuliert am Ende durch die häufigen Schreib- und vor allem Löschzyklen fast ein Jahr normaler Nutzung, was das Ganze dann schon ein wenig relativiert. Was mir gefallen hat, sind die niedrigen Temperaturen, die im Mittel kaum über 46 °C hinausgingen und auch mit einem Peak von ca. 55 °C beim kompletten Vollschreiben nicht in rote Bereiche vorstoßen konnten. Das ist alles noch ok und gut verträglich. Damit würde ich dieser SSD sogar eine verbale Empfehlung aussprechen, wenn man sie nicht als permanente Datenschleuder nutzen möchte, sondern z.B. als schnelle System-Disk.

Danke für die Spende



Du fandest, der Beitrag war interessant und möchtest uns unterstützen? Klasse!

Hier erfährst Du, wie: Hier spenden.

Hier kannst Du per PayPal spenden.

About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

Folge Igor auf:
YouTube   Facebook    Instagram Twitter

Werbung

Werbung