3D-Printer Praxis Testberichte

Original gegen Klon – Prusa MK3S im Vergleich zum halb so teuren Fysetc-Nachbau!

Aufbau Extruder und Heizbett

Weiter geht’s mit dem wohl schwierigsten und kompliziertesten Teil bei diesem Drucker, der E-Achse bzw. Direct-Drive Extruder. Und hier direkt vorweg eine ganz wichtige Information bzw. Warnung:

FYSETC VERWENDET KEIN FULLMETAL HEATBREAK!

Was bedeutet das?
Im Inneren des Heatbreaks befindet sich ein kurzen Stück Teflon (PTFE), durch das später das Filament gefördert wird. Bei Temperaturen von 230-240°, abhängig von der Qualität, beginnt das Material zu zerfallen und gibt dabei toxische Gase ab. „Nur“ in geringen Mengen, aber Berichten zufolge genug um kleinere Haustiere zu vergiften.

Was tun?
Nur Filament drucken, was niedrigere Temperaturen braucht, wie zum Beispiel PLA. Oder noch besser, direkt ein Fullmetal oder Bi-Metal Heatbreak zum Drucker dazu kaufen.

Nachdem das jetzt geklärt ist, kann das Hotend zusammengebaut werden!

Neben der sonst optionalen und hier bereits inkludierten Silikonsocke fällt der erste richtige Vorteil vom Klon zum Original auf, das 24V50WFYSETC Heizelement ist nämlich mit 50W stärker als das von Prusa mit nur 40 Watt.

Anstatt des Noctua Lüfters kommt aber ein FYSETC XY J05E4010M zum Einsatz, der sich später noch als deutlich lauter herausstellen wird.

Durch die etwas anderen Teile ergeben sich hier und da ein paar kleinere Problemchen während des Zusammenbaus, namentlich Platzmangel. Das Thermistorkabel kommt gegen die Führung des Bauteilkühlers und auch das Datenkabel der PINDA-Probe ist etwas dicker als vorgesehen.

Mit etwas Gefummel und starken Nerven sollte man aber ohne Modifikationen alles an Ort und Stelle bringen können. Um den Kabelsalat wird sich dann später gekümmert.

Wirklich problematisch war dann aber, dass dem Kit kein dicker Nylonfaden beiliegt, der für den Kabelbaum der E-Achse vorgesehen ist. Mit etwas Kreativität lässt sich aber der Rest der PTFE-Tube zu etwas Ähnlichem umfunktionieren. Dazu habe ich einfach eine Schraube in ein Ende gedreht und diese dann im für das Nylon vorgesehenen Loch verschraubt.

Wenig später folgt dann die Montage des Heizbettes auf den Schlitten. Im Gegensatz zum Original scheibt es keinen Unterschied zu geben, mal davon abgesehen, dass es sich um die alte Version für den MK3 mit angelöteten Kabeln handelt.

Neue Modelle wie der MK3S und MK3S+ haben die Anschlüsse zum festschrauben.

Kommentar

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Tim Kutzner

Moderator

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Jetzt bin ich wirklich mal gespannt, was ihr dazu meint :D
Der "Bauplan" ist ja Open Source, also handelt es sich hier ausnahmsweise mal nicht um eine illegale Kopie ... aber ist sowas trotzdem bedenkenlos zu kaufen?

Josef Průša selbst meinte mal, dass sie ihre harte Arbeit öffentlichen machen, damit andere Hersteller davon lernen und ihre eigenen Drucker weiterentwickeln können. Der Verkauf von Klonen mache ihn traurig und wütend, weil man das Design nicht verbessert, sondern einfach nur davon profitieren will.

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big-maec

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Meine Meinung zum Prusa, da ist auch nicht alles Gold was glänzt. Habe meinen Mittlerweile mehrere Jahre und so einiges ausgetauscht, weil mir die Ergebnisse mit PETG nicht gut genug waren. Heute würde ich mit meinen Erfahrungswerte lieber einen billigen kaufen und selber Modifizieren.
Da käme der Fysetec-Nachbau gerade Recht. Vorraussetzung wäre hierfür aber das die Rahmenteile und einige andere Teile die im Drucker verbleiben von guter Qualität sind.

Kugellager war auch so ein Ding weil ich mit keinen zufrieden war, auch nicht Mitsumi. Die Stangen haben das leider später mit Riefen angezeigt.
Einige Modifikationen sind auch nicht einfach umzusetzen da die gedruckten Teile nicht die nötige Präzision besitzen und sich leicht verziehen.
Die Präzision betrifft insbesondere die Einbettung der Kugellager im Extrudergehäuse. Das merkt man erst wenn man auf Gleitlager umstellt ;).

Auch der schwere Extrudermotor ist hier von Nachteil. Seit der Umstellung auf den leichten Bondtech Extruder ist das Druckbild wesentlich Gleichmässiger geworden und bei voller Geschwindigkeit gibt es keine ungewollten Muster mehr. Die Lautstärkensenkung ist auch noch ein netter Nebeneffekt, auch die Eigenbewegung des Druckers hat sich Reduziert . Mit dem Originalen Heizblock aus Alu war ich auch nicht zufrieden(Probleme) und habe den ersetzt durch einen neuen E3D beschichteten Kupfer Heizblock. Dazu kommen noch diverse Kleinigkeiten die im laufe der Zeit Probleme gemacht haben.

Prusa hätte auch gut daran getan, die besseren Verfügbaren Teile auf dem Markt im Drucker zu verbauen und als eine Art MK3S Gold Edition zu verkaufen. Meiner Meinung nach, hat er hier vielleicht ein bischen die Möglichkeiten verpennt den Drucker weiter zu verbessern.

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Tim Kutzner

Moderator

799 Kommentare 641 Likes

Ich kann bisher nicht klagen, habe an meinem Prusa absolut nichts verändert seit dem Kauf in 2019.
PETG druckt er super, habe ja ein ganzes Gehäuse daraus gedruckt:

Erfahrungswerte sind ja aber auch immer unterschiedlich, ich sehe ich der Community aber auch genug Leute, die ihre Drucker kaputtverbessern :D

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big-maec

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Bei mir war es anders, es sind meistens voher irgendwelche Probleme aufgetaucht die ich dann beseitigt habe. Manchmal waren auch kleinere Fehldiagnosen dabei, aber mir sind gleichzeitig Sachen aufgefallen die ich dann verbessern konnte. Habe für das eine oder andere auch mehrere Anläufe gebraucht und ein bischen ausprobiert. Jetzt bin ich mit dem Drucker so wie er jetzt Funkioniert sehr zufrieden. Konstruieren, Einschalten, Drucken und Fertig.

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Arnonymious

Veteran

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Schöner Vergleich. Da mir derzeit aber ein passender Platz zum aufstellen eines 3D Druckers fehlt, wird das erst einmal nüscht mit einem eigenen Gerät. Muss also weiter meine Kumpels für Druckprojekte anhauen.

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p
pintie

Veteran

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"Als ich mit meinem MK3S nach einem halben Jahr Probleme hatte und die Lager mir Kratzer in die Stangen gemacht haben, gab es nach 5 Minuten Wartezeit im Livechat direkt Ersatz. "

Ich habe nach ca einem Jahr eine Mail bekommen, das mir eine Charge schlecht gehärtete Stangen geliefert wurde. (das waren wohl die ersten die ausgeliefert wurden). und das die Lager spuren hinterlassen können.
Und ob meine Adresse noch stimmt - man würde mir neue schicken.
eine Woche später hatte ich neue Stangen und Lager per Post.

"Den Original Prusa MK3S lasse ich auch bedenkenlos drucken, wenn ich mal nicht im Haus bin. Mit dem China-Nachbau traue ich mich das nicht"

genau das. Mein MK3S läuft ohne Aufsicht und ich habe dabei keine Bedenken.

Hast du beim Klon mal getestet ob die "Thermal runnaway" aktiviert ist ?

Wenn man weiß was man macht kann man so Klone sicher kaufen. Ich würde mir außer Pruse nur einen Voron kaufen/bauen.
Einmal wegen Service aber auch weil man Perfekte Profile und das Sorglospaket bekommt.

Trotzdem danke für den Test.

Lustig war ja auch mal der maximal günstige MK2? den Thomas Sanladerer gemacht hat.

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Alkbert

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926 Kommentare 703 Likes

Für alle Linearlager, die ich in meinen Druckern verwende, habe ich die DuPont IGUS als Ersatzteile bei mir "auf Halde" liegen.
Kein reguläres Linearkugellager wird bei mir mehr durch ein selbiges ersetzt. Für mich kommen nur noch IGUS infrage.
Die IGUS Drylin sind leichter, praktisch geräuschlos, selbstschmierend, wartungsfrei und extrem haltbar.

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Tim Kutzner

Moderator

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Von denen habe ich auch schon öfter gehört, aber eher mit gemischtem Feedback

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K
Kearvaig

Mitglied

32 Kommentare 9 Likes

Bezüglich:

Was bedeutet das?
Im Inneren des Heatbreaks befindet sich ein kurzen Stück Teflon (PTFE), durch das später das Filament gefördert wird. Bei Temperaturen von 230-240°, abhängig von der Qualität, beginnt das Material zu zerfallen und gibt dabei toxische Gase ab. “Nur” in geringen Mengen, aber Berichten zufolge genug um kleinere Haustiere zu vergiften.

Mein Kommentar:

PTFE wird ja auch in Haushaltspfannen verwendet, welche auch über 230° erhitzt werden (können) und Fluor, bzw. Fluorwasserstoff emittieren. Laut Wikipedia geht das Bundesinstitut für Risikobewertung erst bei Temperaturen von 360° von einer Gesundheitsgefahr aus. In jedem Fall ist gezeigte Menge Teflon so gering, das ein Aufheizen und Ausgasen am offenen Fenster die Gase beseitigt. Und mit Absaugung bzw. Lüftung sollte man beim extrudieren von Kunststoffen ja eh arbeiten.

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Tim Kutzner

Moderator

799 Kommentare 641 Likes

Das Problem mit den nicht Allmetal-Heatbreaks ist schon länger bekannt und in dieser Studie wurde sogar gezeigt, wie in Vogel daran sterben kann.

Wikipedia sagt übrigens, dass selbst ab 300°C Probleme beim Menschen auftreten können.

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K
Kearvaig

Mitglied

32 Kommentare 9 Likes

Klar, bestreite ich ja gar nicht. Ich weise lediglich darauf hin das die Mengen sehr gering sind. Das verteilt sich im Raum auf tausende Liter Luft, und mit Absaugung/Lüftung ist es kein Problem mehr und das sollte eh jeder tun der mit einem 3D Drucker arbeitet.
Um mehr gings nicht.

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Alkbert

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Ich empfehle grundsätzlich eine gute Durchlüftung oder mindestens Luftfilter, wenn es bautechnisch nicht anders geht oder der Drucker im Keller steht. (bei mir beispielsweise DAIKIN) Denkbar wären auch größer konfektionierte Lötabsaugungen mit mindestens einem 3 fach Filter, wie dieser hier:

Sind leider nicht ganz billig aber langlebig und praktisch für eine Industrieumgebung gemacht.
In der Medizin gibt es ähnliche Systeme, die dann nach dem MPG zugelassen aber gerne das 10 fache kosten.

Grundsätzlich differenziere ich aber auch je nach Druckmaterial.
Alle erdölbasierten Druckmateralien drucke ich praktisch nur bei offener Tür im Wintergarten oder im Keller, wenn Fenster und Kellerabgangstüre nach draussen sperrangelweit offen sind. ABS geht schon mal so, Luftreiniger läuft aber immer mit (DAIKIN MC707 photocatalytic air purifier)

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About the author

Tim Kutzner

Unterstützende Kraft bei den Themen Kühler, Peripherie und 3D-Druck.
Linux-Novize und Möchtegern-Datenhorder mit DIY NAS.

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