3D-Printer Praxis Testberichte

Original gegen Klon – Prusa MK3S im Vergleich zum halb so teuren Fysetc-Nachbau!


Vor einer ganzen Weile, anlässlich meines 3D-Drucker Beginner Guides, habe ich auch eine kleine Kaufberatung mit diversen empfehlenswerten Modellen gegeben. Nach wie vor halte ich die Maschinen von Prusa Research für das Beste, was man sich so als ambitionierter Hobby-Plastikschmelzer kaufen kann. Druckqualität, Support und vor allem die Zuverlässigkeit sind hervorragend … zu einem Preis. Da die Drucker aber Open-Source sind und alle Details offengelegt wurden, werden auf Seiten wie AliExpress günstigere Nachbauten angeboten. Ich habe mir einen solchen Klon interessehalber gekauft und werde ihn im folgenden Artikel mit dem Original vergleichen.

Versand und Verpackung

Bestellt habe ich den Klon bei AliExpress über einen der bekanntesten Anbieter namens Fysetc. Die versenden direkt aus einem spanischen Lager, so dass innerhalb einer Woche komplett zollfrei geliefert wurde.

Verpackt wurde das Ganze in einem einfachen Karton, der leider zu wenig Füllmaterial enthielt. So konnten die Rahmen aus dem extra passend zugeschnittenen Schaumstoffschutz herauswackelt und umherfliegen. Ärgerlich, denn wenn diese sich verbiegen, führt das später zu Verlusten in der Druckqualität.

Bei mir ging es nochmal glimpflich aus, lediglich der große Z-Rahmen stand an einer Ecke leicht hoch. Mit einer glatten Oberfläche und einigen Gewichten konnte ich ihn wieder glätten. Kein Weltuntergang, aber mit ein paar Schaumstoffplatten mehr könnte man solche Unschönheiten vermeiden.

Alles weitere an Zubehör und Kleinteilen befindet sich sicher in verschiedenen Boxen, auch das Heizbett wurde nochmal extra in Luftpolsterfolie eingewickelt. Etwas Sorgen hatte ich aber wegen dem Netzteil. Wie man sehen kann befindet es sich direkt am Rand, ein ungünstiger Stoß beim Transport an dieser Stelle und es gibt Dellen oder Defekte. Ein wenig mehr Schutz wäre da sicherlich angebracht.

Lieferumfang

Das Kit enthält alles für einen Prusa MK3S, abseits der gedruckten Teile:

1x aluminum frame + 1x front plate + 1x rear plate + 1x Y carriage
3x U bolts
10x LM8UU bearings
smooth rods kit – 2x 320mm + 2x 330mm + 2x 370mm
Aluminum Profiles kit 2x 205mm 3030 + 2x 120mm 3030
4x Antivibration Feet
1x MK52 magnetic heated bed + 1x steel sheet + 2x PEI sheets
30cm sleeve cable for heated bed
motors kit – Nema 17 stepper motor and z axis 320mm motor
Einsy board + 2004 LCD display
IR filament sensor with cable
power panic with cable and switch
P.I.N.D.A V2 sensor
power supply
4010 fan
5015 fan
heatsink extruder radiator with block nozzle kit
50CM Textile Sleeve Cable Wire
1m HT-NTC100K Thermistor Temperature Sensor 
24V 50W Ceramic Cartridge Heater
1m PTFE Tube Teflonto
drive gear extruder kit
2m gt2 belt with 2x pulley
2x 623h bearings
9x aluminum spacer
1set the whole screw nut kit
1m PTFE Tube

Source: Fysetc

Dementsprechend voll sind die beiden Boxen mit den losen Kleinteilen und der Elektronik. Bei den Stepper-Motoren legt man nochmal besonderen Wert auf Transportschutz und verpackt sie in einem passend zugeschnittenem Schaumstoffblock.

Ebenfalls löblich zu erwähnen ist die genaue Beschriftung jeder Schraube und Mutter, sodass man später nicht lange suchen muss. Zwar handelt es sich nicht um wiederverschließbare Tütchen, aber immerhin. Hier zeigt sich auch der erste Unterschied zum Original: Verschiedene Sechskantschlüssel sind zwar dabei, magnetischer Schraubenzieher und Schneidzange aber nicht.

Und um es nochmal ausdrücklich zu sagen:
Der günstigere Endpreis von weniger als der Hälfte entsteht natürlich dadurch, dass man andere bzw. meist billigere Teile verwendet als beim Original. Darauf gehe ich gleich noch im Aufbau-Teil noch weiter ein.

Kommentar

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Tim Kutzner

Moderator

817 Kommentare 660 Likes

Jetzt bin ich wirklich mal gespannt, was ihr dazu meint :D
Der "Bauplan" ist ja Open Source, also handelt es sich hier ausnahmsweise mal nicht um eine illegale Kopie ... aber ist sowas trotzdem bedenkenlos zu kaufen?

Josef Průša selbst meinte mal, dass sie ihre harte Arbeit öffentlichen machen, damit andere Hersteller davon lernen und ihre eigenen Drucker weiterentwickeln können. Der Verkauf von Klonen mache ihn traurig und wütend, weil man das Design nicht verbessert, sondern einfach nur davon profitieren will.

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big-maec

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Meine Meinung zum Prusa, da ist auch nicht alles Gold was glänzt. Habe meinen Mittlerweile mehrere Jahre und so einiges ausgetauscht, weil mir die Ergebnisse mit PETG nicht gut genug waren. Heute würde ich mit meinen Erfahrungswerte lieber einen billigen kaufen und selber Modifizieren.
Da käme der Fysetec-Nachbau gerade Recht. Vorraussetzung wäre hierfür aber das die Rahmenteile und einige andere Teile die im Drucker verbleiben von guter Qualität sind.

Kugellager war auch so ein Ding weil ich mit keinen zufrieden war, auch nicht Mitsumi. Die Stangen haben das leider später mit Riefen angezeigt.
Einige Modifikationen sind auch nicht einfach umzusetzen da die gedruckten Teile nicht die nötige Präzision besitzen und sich leicht verziehen.
Die Präzision betrifft insbesondere die Einbettung der Kugellager im Extrudergehäuse. Das merkt man erst wenn man auf Gleitlager umstellt ;).

Auch der schwere Extrudermotor ist hier von Nachteil. Seit der Umstellung auf den leichten Bondtech Extruder ist das Druckbild wesentlich Gleichmässiger geworden und bei voller Geschwindigkeit gibt es keine ungewollten Muster mehr. Die Lautstärkensenkung ist auch noch ein netter Nebeneffekt, auch die Eigenbewegung des Druckers hat sich Reduziert . Mit dem Originalen Heizblock aus Alu war ich auch nicht zufrieden(Probleme) und habe den ersetzt durch einen neuen E3D beschichteten Kupfer Heizblock. Dazu kommen noch diverse Kleinigkeiten die im laufe der Zeit Probleme gemacht haben.

Prusa hätte auch gut daran getan, die besseren Verfügbaren Teile auf dem Markt im Drucker zu verbauen und als eine Art MK3S Gold Edition zu verkaufen. Meiner Meinung nach, hat er hier vielleicht ein bischen die Möglichkeiten verpennt den Drucker weiter zu verbessern.

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Tim Kutzner

Moderator

817 Kommentare 660 Likes

Ich kann bisher nicht klagen, habe an meinem Prusa absolut nichts verändert seit dem Kauf in 2019.
PETG druckt er super, habe ja ein ganzes Gehäuse daraus gedruckt:

Erfahrungswerte sind ja aber auch immer unterschiedlich, ich sehe ich der Community aber auch genug Leute, die ihre Drucker kaputtverbessern :D

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big-maec

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828 Kommentare 476 Likes

Bei mir war es anders, es sind meistens voher irgendwelche Probleme aufgetaucht die ich dann beseitigt habe. Manchmal waren auch kleinere Fehldiagnosen dabei, aber mir sind gleichzeitig Sachen aufgefallen die ich dann verbessern konnte. Habe für das eine oder andere auch mehrere Anläufe gebraucht und ein bischen ausprobiert. Jetzt bin ich mit dem Drucker so wie er jetzt Funkioniert sehr zufrieden. Konstruieren, Einschalten, Drucken und Fertig.

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Arnonymious

Veteran

191 Kommentare 72 Likes

Schöner Vergleich. Da mir derzeit aber ein passender Platz zum aufstellen eines 3D Druckers fehlt, wird das erst einmal nüscht mit einem eigenen Gerät. Muss also weiter meine Kumpels für Druckprojekte anhauen.

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p
pintie

Veteran

172 Kommentare 131 Likes

"Als ich mit meinem MK3S nach einem halben Jahr Probleme hatte und die Lager mir Kratzer in die Stangen gemacht haben, gab es nach 5 Minuten Wartezeit im Livechat direkt Ersatz. "

Ich habe nach ca einem Jahr eine Mail bekommen, das mir eine Charge schlecht gehärtete Stangen geliefert wurde. (das waren wohl die ersten die ausgeliefert wurden). und das die Lager spuren hinterlassen können.
Und ob meine Adresse noch stimmt - man würde mir neue schicken.
eine Woche später hatte ich neue Stangen und Lager per Post.

"Den Original Prusa MK3S lasse ich auch bedenkenlos drucken, wenn ich mal nicht im Haus bin. Mit dem China-Nachbau traue ich mich das nicht"

genau das. Mein MK3S läuft ohne Aufsicht und ich habe dabei keine Bedenken.

Hast du beim Klon mal getestet ob die "Thermal runnaway" aktiviert ist ?

Wenn man weiß was man macht kann man so Klone sicher kaufen. Ich würde mir außer Pruse nur einen Voron kaufen/bauen.
Einmal wegen Service aber auch weil man Perfekte Profile und das Sorglospaket bekommt.

Trotzdem danke für den Test.

Lustig war ja auch mal der maximal günstige MK2? den Thomas Sanladerer gemacht hat.

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Alkbert

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931 Kommentare 707 Likes

Für alle Linearlager, die ich in meinen Druckern verwende, habe ich die DuPont IGUS als Ersatzteile bei mir "auf Halde" liegen.
Kein reguläres Linearkugellager wird bei mir mehr durch ein selbiges ersetzt. Für mich kommen nur noch IGUS infrage.
Die IGUS Drylin sind leichter, praktisch geräuschlos, selbstschmierend, wartungsfrei und extrem haltbar.

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Tim Kutzner

Moderator

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Von denen habe ich auch schon öfter gehört, aber eher mit gemischtem Feedback

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K
Kearvaig

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Bezüglich:

Was bedeutet das?
Im Inneren des Heatbreaks befindet sich ein kurzen Stück Teflon (PTFE), durch das später das Filament gefördert wird. Bei Temperaturen von 230-240°, abhängig von der Qualität, beginnt das Material zu zerfallen und gibt dabei toxische Gase ab. “Nur” in geringen Mengen, aber Berichten zufolge genug um kleinere Haustiere zu vergiften.

Mein Kommentar:

PTFE wird ja auch in Haushaltspfannen verwendet, welche auch über 230° erhitzt werden (können) und Fluor, bzw. Fluorwasserstoff emittieren. Laut Wikipedia geht das Bundesinstitut für Risikobewertung erst bei Temperaturen von 360° von einer Gesundheitsgefahr aus. In jedem Fall ist gezeigte Menge Teflon so gering, das ein Aufheizen und Ausgasen am offenen Fenster die Gase beseitigt. Und mit Absaugung bzw. Lüftung sollte man beim extrudieren von Kunststoffen ja eh arbeiten.

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Tim Kutzner

Moderator

817 Kommentare 660 Likes

Das Problem mit den nicht Allmetal-Heatbreaks ist schon länger bekannt und in dieser Studie wurde sogar gezeigt, wie in Vogel daran sterben kann.

Wikipedia sagt übrigens, dass selbst ab 300°C Probleme beim Menschen auftreten können.

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K
Kearvaig

Mitglied

32 Kommentare 9 Likes

Klar, bestreite ich ja gar nicht. Ich weise lediglich darauf hin das die Mengen sehr gering sind. Das verteilt sich im Raum auf tausende Liter Luft, und mit Absaugung/Lüftung ist es kein Problem mehr und das sollte eh jeder tun der mit einem 3D Drucker arbeitet.
Um mehr gings nicht.

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Alkbert

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931 Kommentare 707 Likes

Ich empfehle grundsätzlich eine gute Durchlüftung oder mindestens Luftfilter, wenn es bautechnisch nicht anders geht oder der Drucker im Keller steht. (bei mir beispielsweise DAIKIN) Denkbar wären auch größer konfektionierte Lötabsaugungen mit mindestens einem 3 fach Filter, wie dieser hier:

Sind leider nicht ganz billig aber langlebig und praktisch für eine Industrieumgebung gemacht.
In der Medizin gibt es ähnliche Systeme, die dann nach dem MPG zugelassen aber gerne das 10 fache kosten.

Grundsätzlich differenziere ich aber auch je nach Druckmaterial.
Alle erdölbasierten Druckmateralien drucke ich praktisch nur bei offener Tür im Wintergarten oder im Keller, wenn Fenster und Kellerabgangstüre nach draussen sperrangelweit offen sind. ABS geht schon mal so, Luftreiniger läuft aber immer mit (DAIKIN MC707 photocatalytic air purifier)

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About the author

Tim Kutzner

Unterstützende Kraft bei den Themen Kühler, Peripherie und 3D-Druck.
Linux-Novize und Möchtegern-Datenhorder mit DIY NAS.

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