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NVIDIAs Rules und AMDs Protektionismus – Cleveres Qualitätsmanagement, Gewinnmaximierung und Nischenhersteller – Einblicke hinter die Kulissen

Ich möchte jetzt gar nicht über den „Grauen Markt“ und diverse Auswüchse in China oder Russland spekulieren. Das ist so nischig, dass man hierzulande schon mit Gewalt Produkte suchen muss, die unter diese Rubrik fallen. Und doch gibt es chinesische Hersteller, die durchaus ordentliche Produkte zu interessanten Preisen herstellen. Ich möchte da jetzt aus nachvollziehbaren Gründen keine Namen nennen, aber in Gesprächen mit mehreren CEOs solcher Familienunternehmen wird einem schnell klar, dass sich das Boardpartnerdasein eben nicht nur auf die technische Seite beschränkt. Mit welchen Bandagen da bei Rot und Grün gekämpft wird, zeigen dann solche Aussagen:

AMD is more than happy to see your report and kill UK’s Target because they are selling our cards. Because they (AMD sales guy in UK) are not getting any sales benefit because i am not AIC/AIB. They prefer to help Powercolor.

This is somehow AMD guys just told our UK customers not to buy our AMD 580 this week, said a rumor that our 580 is re-bios from 570. Just because I am not AIB. And my UK distributor is very sad. Of course i will not give up.

Das geht natürlich auch in Grün:

So i can only keep good manner with NV guys and follow up „not to accross the line“, not doing too much.. (loudlycrying)

Das ist insofern interessant, als dass man sehr schön sieht, dass beide Chiphersteller ihre regionalen Vertreter am Umsatz partizipieren lassen, denn auch NVIDIA achtet ziemlich genau auf Inhalt und Umfang solcher Lieferungen. Das mit dem Partizipieren wiederum klappt natürlich nur mit vertraglich verdongelten Boardpartnern und nicht mit unabhängigen Herstellern.

 

Hin, Her und endlich angekommen

Trotzdem muss man schon mal über die Pfründe und Claims sprechen, die die regionalen Märkte so dominieren, denn es betrifft ja auch die „Großen“. Ein recht aktuelles Beispiel ist da z.B. der Markteintritt von ASRock als neuer, exklusiver AIB von AMD, der auch nicht frei von Irrungen und Wirrungen blieb.  Auslöser der ganzen Geschichte war damals mein exklusiver Test der RX 580 Phantom von ASRock und die Publikation in Deutsch und Englisch. Das wiederum hätte so eigentlich gar nicht stattfinden dürfen.

Ich bekam nach dem Review der ASRock RX 580 Phantom Gaming X nämlich die Anfrage von ASRock, wo ich die Karte eigentlich her hätte, da ein Verkauf in Europa so gar nicht geplant sei. Das damals dazu veröffentlichte Zitat, habe ich auf Bitten des betreffenden ASRock-Mitarbeiters entfernt, um ihn vor weiteren Problemen mit AMD zu bewahren. Doch exakt dieser Umstand wurde im Vorfeld ja eigentlich nie wirklich eindeutig kommuniziert. Nachdem die deutsche Medienlandschaft dmals noch voll von einschlägigen Video- und Textbotschaften war, kam plötzlich der Rückzieher durch AMD auf Grund regionaler Vertriebsverbote und -beschränkungen.

Aber warum eigentlich? So schlecht, als dass man sie verstecken müsste, ist die Karte ja nun nicht. Doch abgesteckte Claims und Futterstreit mit den anderen AIB, die ebenfalls unter Mangelerscheinungen und hohem Miningfieber litten waren durchaus möglich. Ich habe mich mit dem ASRock Headquarter im Mail 2018 in Verbindung gesetzt und bekam am 07.05.2018 ein erstes Statement dazu:

„…The VGA card products are only sold in South America and APEC (exclude China, Hong Kong and Taiwan) at first. I cannot provide you the MSRP and the warranty duration because they are different in different sales region…“

Berücksichtigt man nun die Mitgliederliste der APEC und nimmt die obengenannten Ausschlüsse heraus, dann verbleiben Australien, Brunei, Kanada, Indonesien, Japan, Südkorea, Malaysia, Neuseeland, Philippinen, Singapur, Thailand, Vereinigte Staaten, Mexiko, Papua-Neuguinea, Chile, Peru, Russland und Vietnam. ASRock verkaufte damit die Karten auch nicht, wie in manchen News kolportiert, gezielt in China, Taiwan und Hong Kong, um damit den chinesischen Markt zu erobern. Etwa 2 Stunden später später legte man dann noch einmal etwas nach:

„The decision of sales region for ASRock VGA card is based on the planning of mutual channel agreement. So far the first priority is Asia Pacific and Latin America. No confirmed schedules in EU markets yet“

Einen Tag später erreichte mich dann die nächste Mail aus dem ASRock-Headquarter, die sich auf die strategische Planung des weiteren Geschäfts bezieht:

“ASRock will roll out VGA business in various regions based on own resources planning. Regions with first priorities are APEC and Latin America. Then we will gradually launch the business in other regions”.

Doch es ging noch fröhlich weiter. Nach meinem exklusiven Gespräch mit LL Shiu, dem Präsidenten von ASRock, im Vorfeld der Computex 2018 konnte ich dann auch erstmals offiziell darüber berichten, dass der Hersteller sein neues Grafikkarten-Portfolio ab Juli auch in Europa und damit natürlich auch in Deutschland anbieten darf und wird. Dazu hatte ich auch das offizielle Statement vorab veröffentlicht.

…ASRock kündigte bereits im April 2018 den Einstieg in den Grafikkartenmarkt mit der Phantom Gaming-Reihe an – eine starke Produktlinie von AMD Radeon™ RX500 Grafikkarten. Zunächst hat ASRock das Grafikkartengeschäft, basierend auf einer internen Planung, in verschiedenen, ausgewählten Regionen eingeführt. Zu diesen Regionen mit höchster Priorität zählten da die APAC-Staaten und Lateinamerika. Danach plant ASRock das Geschäft nunmehr auch sukzessive in anderen Regionen einführen. Nun endlich, ab dem 1. Juli 2018, wird ASRock endlich auch den EMEA-Markt betreten…

Also haben mein exklusiver Test sowie die nachfolgenden kleinen Irrungen, Wirrungen und Diskussionen hinter den Kulissen doch noch dazu geführt, dass die Verfügbarkeit im europäischen Raum zustande gekommen ist.  Wie dieser Sinneswandel zu guter Letzt zustande gekommen ist, bleibt mit Sicherheit erst einmal ein Geheimnis, denn auch AMD drückt gewisse NDAs mit Nachdruck durch.

Zusammenfassung und Fazit

Mit diesen kleinen Beispielen aus einer nun mittlerweile fast 12-jährigen Redakteurs-Tätigkeit und als Entwickler auf den verschiedenen Seiten der Macht, wollte Euch eigentlich vor allem zeigen, warum ich manche Dinge manchmal anders beurteile, als man es vielleicht im normalen Mainstream durchaus erwarten könnte. Als Reviewer, der ein Produkt objektiv beurteilen will, muss man nämlich auch wissen, wie solche Produkte entstehen, wie Produktions- und Vertriebswege funktionieren und wo z.B. die Befindlichkeiten der Chip-Hersteller so liegen.

Manches geht einfach nicht anders zu lösen, auch wenn es die Allgemeinheit vielleicht gern so hätte. Da gibt es technische, finanzielle und auch regionale Gründe, die den einfach scheinenden Lösungen nur allzu oft widersprechen und entgegenstehen. Es gab im Laufe der Jahre natürlich noch viele andere Dinge, über die man einmal etwas schreiben könnte, aber alles benötigt seine Zeit und den richtigen Moment, wo man es auch einmal veröffentlichen kann. Das reicht von teildefekten Heatpipes, die ewig keiner bemerkt hat, bis hin zu fiependen Pumpen in AMDs FuryX und Gigabytes Waterforce.

Und selbst wenn ich jetzt vielleicht Prügel dafür beziehe, weil ich diese Green Light Geschichte zweckdienlich und ziemlich clever finde, AMD ist fleißig am Aufholen. Denn wenn man dann noch die RMA-Fälle betrachtet und was so alles an defektem Zeug zurückgeschickt wird, dann völlig zu Recht. Der Spiel- und Vernichtungstrieb so mancher Endkunden ist nämlich geradezu erschreckend.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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