Wenn selbst ein Tech-Titan wie Jensen Huang plötzlich „China“ aus seinen Finanzprognosen streicht, dann ist das nicht nur ein betriebswirtschaftlicher Rückzieher, sondern ein geopolitisches Schuldeingeständnis: Team Green sieht im Reich der Mitte keinen verlässlichen Absatzmarkt mehr – und das, obwohl China jahrelang zu den lukrativsten Märkten für NVIDIA gehörte. Doch Washingtons Exportkeule wirkt. Und sie trifft hart.
Von Hoffnung zu Resignation: NVIDIA kapituliert vor US-Politik
„Unsere Prognosen beinhalten China künftig nicht mehr.“ Diese trockene Aussage von Jensen Huang gegenüber Reuters mag nüchtern klingen, ist aber ein strategisches Beben. Noch vor wenigen Jahren war China für NVIDIA eine Goldgrube. Nun wird es zum unberechenbaren Risiko. Der Grund? Die immer strikteren US-Exportkontrollen, die mittlerweile selbst beschnittene AI-Chips wie den H20 vom chinesischen Markt verbannen. Was früher Planbarkeit bedeutete, ist heute ein geopolitisches Roulette. Die Konsequenz: NVIDIA streicht China nicht, weil es das will, sondern weil es das muss. Eine Umsatzregion von der Größe eines Kontinents wird schlicht „ausgebucht“. Milliardenverluste? Abgeschrieben. Perspektiven? Eingefroren. Man könnte es diplomatische Kapitulation nennen – mit Ansage.
USA als Bremse der eigenen Dominanz?
Jensen Huang belässt es nicht bei stiller Frustration. Er kritisiert offen die Wirksamkeit der US-Strategie: Die Exportkontrollen, so seine These, verfehlen ihr Ziel. Anstatt Chinas KI-Ambitionen zu bremsen, motivieren sie zur Autarkie – mit möglicherweise langfristig fatalen Folgen für die US-Vorherrschaft im KI-Bereich. Denn was China mit Modellen wie DeepSeek R1 bereits ohne modernste Chips erreicht hat, könnte mit Zugriff auf High-End-Hardware zu einem technologischen Durchbruch führen. Kurz gesagt: Der Westen drückt den Stecker – und hilft damit, dass der Osten eigene Kraftwerke baut.
Marktwirtschaft trifft Geopolitik
Während NVIDIA in den USA horrende Stundensätze für KI-Leistung aufruft, sind in China GPU-Dienste für schlappe sechs Dollar pro Stunde zu haben. Das klingt nicht nur nach unfairem Wettbewerb, das ist einer – aus Sicht der US-Regierung. Folgerichtig kam beim Genfer Gipfel auch prompt der nächste Rückschlag: Handelsminister Howard Lutnick verkündete kategorisch, dass keine High-End-Chips mehr nach China gehen – Punkt. Entspannung? Fehlanzeige.
Strategische Optionen? Fehlanzeige.
Für NVIDIA ist das eine Zwickmühle: Einerseits will man sich nicht von der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt abkoppeln, andererseits diktiert die US-Politik, was exportiert werden darf. Der Spagat zwischen Innovationsführerschaft und geopolitischer Loyalität wird zur wirtschaftlichen Hypothek. Und irgendwann stellt sich die Frage, ob nicht auch andere Märkte – etwa Indien oder der Nahe Osten – zum nächsten regulatorischen Spielball werden.
Grünes Licht auf Rot gesetzt
Was bleibt, ist die bittere Erkenntnis: NVIDIA ist nicht Opfer des Marktes, sondern der Geopolitik. Während man bei Gaming-GPUs einst freihändig skalierte, steht man im KI-Sektor nun mit gefesselten Händen da. Die Chinesen entwickeln munter weiter – zur Not ohne NVIDIA. Und Jensen Huang muss lernen, dass nicht jeder Chip, der gebaut werden kann, auch verkauft werden darf.
Source: Reuter
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