Allgemein Gaming Grafikkarten Testberichte

Nvidia GeForce RTX 2070 Founders Edition im Test – Komplizierte Gleichung mit vielen Unbekannten | Launch-Review

Nvidias GeForce RTX 2070 richtet sich in erster Linie an Spieler mit QHD- oder Full-HD-Displays, die ihre Lieblingstitel in maximaler Qualität bzw. mit maximaler Framerate spielen möchten. Die ältere GeForce GTX 1080 bedient allerdings das gleiche Segment, analog zu AMDs Radeon RX Vega56 und Vega64. Brauchbare Vertreterinnen beider Karten erhält man mittlerweile für unter 500 Euro (GeForce GTX 1080, RX Vega56) oder knapp darüber (Vega64). Die hier getestete GeForce RTX 2070 FE kostet im Nvidia Store bereits satte 639 Euro.

Aber: Laut Nvidia sollen die preiswertesten Boardpartner-Karten der neuen GeForce RTX 2070 ebenfalls die magische 519-Euro-Preismarke treffen, was dann auch die hektischen Klimmzüge zwei Wochen vor dem Launch plausibler macht, um auch wirklich nur die preiswerteren Non-OC-Boards zu den Redaktionen gelangen zu lassen. Die gerade eingetroffene MSI RTX 2070 Armor steht, wie die Palit RTX 2070 Dual auch, mit 519 Euro incl. MwSt. exakt auf dieser Marschrichtungszahl. Es geht also doch.

 

 

Legt man Chris‘ Messungen zugrunde, dann stimmt es schon, dass die GeForce RTX 2070 in den 13 Spielen und zwei getesteten Auflösungen schneller ist als die GeForce GTX 1080. Sie wäre es sogar ohne das klitzekleine Werks-OC der FE. Die TU106-basierte Karte schlägt zudem auch die Radeon RX Vega 64 in den meisten Leistungsbenchmarks. Obwohl das Flaggschiff von AMD in unserer gesamten Suite keine schlechte Figur macht, ist zumindest bei der Leistungsaufnahme ein sichtbarer Nachteil vorhanden. Sicher, man könnte jede Karte manuell noch einmal spürbar untervolten, aber der Normalanwender wird dies kaum tun. Allerdings ist auch die Leistungsaufnahme nicht für jeden Anwender das einzige Kriterium.

Doch was hat der Kunde aktuell davon, sich für eine GeForce RTX 2070 zu entscheiden und nicht für die etwas günstigeren Alternativen? Turing stellt viele neue Funktionen vor, die darauf ausgelegt wurden, den Realismus von Spielen in den kommenden Wochen und Monaten zu verbessern. Warum aber ist der potentielle Kunde mit den beiden bisher präsentierten Karten und den aktuellen Preisen dann so unzufrieden?

Es ist ein sehr komplexes Zusammenspiel von extrem in den Vordergrund gestellten Technologien, die noch gar nicht genutzt werden können und dem Leistungsvergleich zu den deutlich günstigeren und kaum langsameren Pascal-basierten Karten, samt der daraus resultierenden (negativen) Wertwahrnehmung. In den vergangenen Generationen hat uns Nvidia fast immer mehr Leistung zu einem vergleichbaren, wenn nicht sogar besseren Preis geboten. Aber man hat zumindest kurzfristig reagiert, was die GeForce RTX 2070 für den einen oder anderen durchaus interessanter macht, als man vielleicht meinen könnte.

 

 

Fazit

Die neue GeForce RTX 2070 ist sicher eine interessante Offerte für Aufrüster von einer Karte der GeForce 9er-Serie oder eines äquivalenten AMD-Produkts, aber nur ein Side-Grade für jeden Spieler mit einer GeForce GTX 1070 Ti, 1080 oder RX Vega64, so ehrlich muss man am Ende bleiben. Die GeForce RTX 2080 ist analog dazu das Gleiche für alle, die bereits eine GeForce GTX 1080 Ti besitzen. Allein die GeForce RTX 2080 Ti hebt sich als konkurrenzloser Gewinner unter den Leuten ab, die zuvor bereit waren, 1300 Euro für Titan-Frameraten zu zahlen.

Kauft man nun Pascal oder Turing? Egal, denn Nvidia gewinnt auf jeden Fall. Und genau da greift jetzt Nvidias geschickte Preisbremse bei bestimmten Modellen, um die GeForce RTX 2070 den Spielern eher schmackhaft zu machen, als die älteren GeForce GTX 1080 im Abverkauf. Und ja, man erhält die neuere Technologie zu einem sehr ähnlichen Preis und ein gewisses Leistungsplus gratis noch mit dazu. Wobei sich RTX ON natürlich erst noch beweisen muss.

Wie gut diese sehr nachdrückliche Preisvorgabe auf das Preis-/Leistungsverhältnis wirkt, zeigt die nachfolgende Grafik. Wir haben einfach einmal die Frameraten kumuliert und ins Verhältnis zum Preis gesetzt. Während die GeForce RTX 2070 FE mit ihren 639 Euro sogar noch schlechter abschneidet als die GeForce RTX 2080, liegen die 519-Euro-Karten sogar noch vor einer GeForce GTX 1070! Als Preisvorlage dienten dafür die jeweils günstigsten, am heutigen Tag auch noch lieferbaren Karten:

Dabei setzt Nvidia scheinbar stoisch auf die (kommende) erste Runde der Raytracing- und DLSS-fähigen Spiele, um seine Architektur-basierten Entscheidungen auch zu begründen und zieht diese Haltung auch erstaunlich unbeirrt und konsequent durch. Gut, ein Zurück wäre zum jetzigen Zeitpunkt ja eh nicht mehr möglich. Basierend auf unseren praktischen Erfahrungen mit verschiedenen Demos haben wir keinen Zweifel daran, dass niemand den Kauf einer GeForce RTX 2080 Ti bereuen wird, denn diese Karte besitzt aufgrund der UHD-Fähigkeit auch außerhalb des RTX-Mikrokosmos unschlagbare Vorteile.

Aber ob hier und heute vorgestellte GeForce RTX 2070 dann ebenfalls schnell genug sein wird, um die aktuellsten Funktionen von Turing wirklich sinnvoll nutzbar zu machen, wird sich noch beweisen müssen. Trotzdem sind auch die günstigeren GeForce RTX 2070 plötzlich wieder mit im Spiel, denn man erhält für einen kleinen Aufpreis das am Ende wohl doch interessantere Paket im Vergleich zur GeForce GTX 1080. Auch das sollte man beim Neukauf einer Grafikkarte in diesem Leistungssegment bedenken.

 

Kurz vor diesem Launchtermin sind doch noch zwei Boardpartner-Karten eingetroffen, eine MSI RTX 2070 Armor und eine Palit RTX 2070 Dual. Diese 519-Euro-Karten habe ich schnell noch über Nacht nachgestestet und stelle sie heute parallel hierzu in jeweils einem separaten Einzelreview vor

>>>  Palit GeForce RTX 2070 Dual im ersten Test

>>> MSI GeForce RTX 2070 Armor im ersten Test

Danke für die Spende



Du fandest, der Beitrag war interessant und möchtest uns unterstützen? Klasse!

Hier erfährst Du, wie: Hier spenden.

Hier kannst Du per PayPal spenden.

About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

Folge Igor auf:
YouTube   Facebook    Instagram Twitter

Werbung

Werbung