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Nvidia & MediaTek: Wenn der Supercomputer in die Lunchbox passt

Es wirkt fast wie ein technologisches Paradoxon: NVIDIA, einst Lieferant von überdimensionierten Server-Klonen für Rechenzentren, macht plötzlich mobil. Mit dem DGX Spark liefert Team Green eine Antwort auf die wachsende Nachfrage nach leistungsstarken, aber kompakten KI-Systemen – und bringt damit seine Rechenmonster in ein Schuhkarton-Format. Die Gerüchteküche spricht von einem Marktstart im Juli 2025. Offizielle Bestätigungen gibt es zwar nicht, aber Board-Partner wie Gigabyte, MSI und ASUS machen bereits Nägel mit Köpfen. Computex 2025 wurde zur inoffiziellen Geburtsstätte dieser neuen Gerätekategorie.

Architektur-Wunder auf 150 Millimetern

Im Zentrum dieses technologischen Bonsais schlägt der GB10 Superchip – ein Zwei-in-Eins-Konstrukt aus Grace-CPU und Blackwell-GPU, das mit FP4-Unterstützung und der fünften Generation von Tensor Cores glänzt. Diese Kombination, ursprünglich für hochparallele Datenverarbeitung in Serverfarmen gedacht, findet nun Eingang in ein System mit 150 x 150 x 50,5 mm. Der Trick: NVIDIA setzt auf NVLink-C2C, was nicht nur für CPU-GPU-Kohärenz sorgt, sondern auch eine Bandbreite liefert, die herkömmliche PCIe-5.0-Standards um das Fünffache übertrifft.

Leistung im Tera-Bereich

Die Leistungsdaten lesen sich wie ein Liebesbrief an jeden KI-Entwickler: 1.000 TOPS für inferenzbasierte Rechenoperationen, 128 GB LPDDR5X und optional 1 bis 4 TB NVMe-Storage mit Selbstverschlüsselung. Gigabyte spricht bei seinem Modell sogar von der Fähigkeit, Modelle mit bis zu 70 Milliarden Parametern zu stemmen – und mit zwei vernetzten Geräten (Dank ConnectX-7 Smart NIC) sind bis zu 405 Milliarden Parameter drin. Das ist mehr als so manches Hyperscale-Rechenzentrum zur Verfügung stellt – und das im Format einer Lunchbox.

MSI, Gigabyte und der Stil der Nüchternheit

Die ersten Board-Partner geben sich bei Design und Ausstattung betont zurückhaltend. MSI nennt sein Modell EdgeXpert MS-C931, verzichtet auf modischen Schnickschnack und liefert HDMI-, USB-C- sowie ConnectX-Ports für eine solide Konnektivität. Gigabyte hingegen hebt intern verbaute Micron-LPDDR5X-Riegel hervor und positioniert sein Modell unter dem wenig subtilen Titel „AI TOP ATOM“. Die äußere Gestaltung bleibt – wenig überraschend – streng funktional. Hier zählt Rechenleistung, nicht RGB.

Mehr als nur Spielerei: Markt und Strategie

Mit einem angestrebten Einstiegspreis von rund 3.999 US-Dollar richtet sich der DGX Spark nicht an Gamer oder Office-User, sondern an Entwickler, Forscher und Startups, die sich lokale KI-Inferenz oder Modell-Feintuning wünschen. NVIDIA zielt dabei klar auf eine Lücke: das KI-Zwischensegment zwischen Cloud-Rentier und Server-Rack. Die wirtschaftliche Sprengkraft liegt in der strategischen Dezentralisierung von KI – weg von monopolistischen Cloud-Plattformen, hin zu personalisierter Rechenautonomie.

Ein zweischneidiges Schwert?

Natürlich bleibt die Gretchenfrage bestehen: Wer braucht das wirklich? Die Antwort liegt irgendwo zwischen Forschungsfreiheit und Rechenfetisch. Denn der DGX Spark ist mehr als nur ein technisches Gadget. Er ist Symbol für den nächsten Paradigmenwechsel – den Schritt zur KI-Demokratisierung auf Hardware-Ebene. NVIDIA könnte damit nicht nur AMDs Data-Center-Pläne torpedieren, sondern auch Apple, Qualcomm und Intel in der aufkommenden AI-PC-Debatte die Show stehlen. Und das, ohne einen Lüfter über 50 mm verbauen zu müssen.

Source: Money

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konkretor

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385 Kommentare 406 Likes

Habe den Preis vom Nvidia Partner die Woche bekommen. Statt 3000$ sind es nun 4500 € für die Kiste. Die Nachfrage ist hoch. Bekomme wohl keine ab am Anfang. Mal sehen wie es im Herbst dann aussieht

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e
eastcoast_pete

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Die Nachfrage wird enorm sein, und wahrscheinlich auch bleiben. Da man zwei dieser Kisten mit sehr hoher Geschwindigkeit miteinander vernetzen und dann ein ziemlich großes KI Modell (Nvidias Webseite redet von bis zu 405 Milliarden Parameter) darauf zum laufen bringen kann, sind zwei dieser Kisten in solchen Situationen eine starke Alternative zu einer Workstation mit einer Blackwell RTX 6000 (mit "nur" 96 GB VRAM). Und selbst zwei Sparks zu ~ € 4500 pro Stück sind billiger als eine RTX 6000.
Mögliche, billigere Alternative: "Battlematrix" (4 x 2B60) von Intel, die soll insgesamt angeblich für weniger zu haben sein als eine RTX6000, und bis Q4 dieses Jahres erhältlich sein.

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grimm

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3,567 Kommentare 2,614 Likes

Wie krass schnell die relevante Produkte raushauen, die dann auch noch aussehen wie jahrelang designt. Hab wenig Sympathie für den Laden muss aber der Geschäftstüchtigkeit der Produktstrategie Respekt zollen.

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cunhell

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Naja, ist ja nicht so, dass Nvidia erst seit gestern die Dinger plant. Und mit "Mini"-PCs haben die ja schon auf Grund ihrer Erfahrung mit ihren Tegra-Chips vorwissen.
Soll nicht heissen, dass die Dinger nicht gut sind, nur "schnell" hergestellt ist mMn. relativ.

Cunhell

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grimm

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Dann sag ich es mal so: Zur Marktreife gebracht. Die sind echt gut aufgestellt. Ich mein, schau dir mal Intel an. War mal ne ähnlich große Nummer aber außer Vertriebsterror haben die nicht viel hingekriegt.

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cunhell

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690 Kommentare 712 Likes

Intel hat sich einfach auf ihren Lorbeeren ausgeruht und zusätzlich noch ihre Fabs nicht zum Laufen bekommen.
Es reicht halt nicht, dem Mitbewerber immer nur Stöcke zwischen die Beine zu werfen.

Nvidia liefert halt ab und sichert sich eben so massiven Einfluß. In meinen Augen zu viel Einfluß, aber das ist ein anderes Thema.

Cunhell

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H
HerrFornit

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SInd die auch für andere DInge als KI Modelle gut? Oder sind das Spezialisten?

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eastcoast_pete

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2,575 Kommentare 1,702 Likes

Nach allem was ich so gelesen habe, inklusive der offiziellen Webseite von Nvidia, sind die Sparks sehr stark auf KI ausgerichtet, also Spezialisten. Auch das OS, das die DGX mitbringt, ist von Nvidia auf KI hin optimiert. Jetzt hat die Grace Blackwell in den Sparks durchaus auch ziemlich starke CPU Leistung zu bieten (10 Cortex-X925 + 10 Cortex-A725), aber für mehr allgemeine Zwecke wird man, sofern es eine APU sein soll, wahrscheinlich mit einer Strix Halo (Ryzen AI Max 395) deutlich glücklicher. Die gibt's zB von Framework als mini-ITX System auch für ungefähr die Hälfte des Preises einer DGX Spark. Bei KI allerdings wird eine Spark auch einer Strix Halo in Vollausbau (128 GB) auf-und-davon ziehen, und zwei Sparks im Verbund wohl auch einer großen TR Workstation mit RTX 6000 weit über sein. Schon eine Tour-de-Force von Nvidia.

Wenn's eher was "mini-PC" mäßiges sein soll, wär uU ein Minisforum MS-2 mit der 9955HX und einer halb-hohen dGPU Karte eine Erwägung wert. Kostet auch voll ausgestattet noch weniger als ein Framework AI Max.

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H
HerrFornit

Veteran

108 Kommentare 51 Likes

Ok, danke für Deine ausführliche Antwort! Mein Interesse an KI ist dann noch nicht so groß, dass ich das für 4000,- brauche.;) Konvetionelle IC in gewohntem OS sind wir wichtiger.

Von den chinesichen Mini PC lass ich auch immer noch die Finger, obwohl es mich, wie bei dem von Dir erwähnten Minisforum, doch juckt.

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Samir Bashir

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