NVIDIA entlässt die GeForce RTX 5060 Ti nun offiziell in den Endkundenmarkt, womit die bislang theoretischen Diskussionen um Ausstattung, Positionierung und Marktstrategie in die Praxis übergehen. Die Einordnung dieser Karte innerhalb des bestehenden Portfolios dürfte maßgeblich davon abhängen, wie gut sie sich in praxisnahen Szenarien gegen ihre direkten Vorgänger und Konkurrenten behaupten kann. Angesichts des Spezifikationsprofils und der bekannten Limitierungen – insbesondere im Hinblick auf die 8-GB-Variante – sollten jedoch keine überzogenen Erwartungen an die Leistungsfähigkeit gestellt werden.
Gleichwohl könnte die RTX 5060 Ti für eine bestimmte Zielgruppe durchaus relevant sein. Nutzerinnen und Nutzer, die bewusst auf das High-End-Segment verzichten, weil sie den Aufpreis für Topmodelle weder rational noch praktisch rechtfertigen können, erhalten hier möglicherweise eine effiziente und potenziell übertaktbare Alternative. Gerade aus Perspektive eines Upgrades von älteren Karten wie der GeForce-RTX-3000-Serie oder AMDs Radeon-RX-6000-Reihe bietet sich die Möglichkeit, in aktuelle Technologien wie DLSS 4 und verbesserte Raytracing-Einheiten einzusteigen, ohne den Kostenrahmen zu sprengen. Entscheidend wird dabei sein, inwieweit die neue Architektur den Leistungsvorteil bei gleichzeitig geringerem Energiebedarf realisieren kann.
Die unverbindliche Preisempfehlung (UVP) der GeForce RTX 5060 Ti liegt bei 399 Euro incl. MwSt. für die 8-GB-Version und bei 449 Euro incl. MwSt. für das 16-GB-Modell. Die GeForce RTX 4060 Ti wurde seinerzeit zum Marktstart in einer 8-GB-Variante für 399 US-Dollar (ohne VAT) angeboten, während das 16-GB-Modell bei 499 US-Dollar (ohne VAT) lag, also beide deutlich über dem jetzt angegebenen Euro-Preis einschließlich Steuern. Somit ergibt sich nominal eine Preissenkung für beide Ausführungen im direkten Vergleich, insbesondere die 16-GB-Version ist mit 449 Euro deutlich günstiger als ihre direkte Vorgängerin, die nach dem Launch über 500 Euro kostete und eher zurückhaltend angenommen wurde. Während sich die 8-GB-Version der RTX 5060 Ti zwar im preislich akzeptablen Rahmen bewegt, bietet die 16-GB-Ausführung nun endlich jene Kombination aus Kapazität, Durchsatz und Architekturvorteilen, die viele Anwender schon bei der RTX 4060 Ti erwartet hatten – nun aber zu einem deutlich günstigeren Preis.
Interessant bleibt überdies die Frage nach der Effizienz unter realen Lastbedingungen, denn da kann ich schon positive Dinge vorab spoilern. Sollte sich zeigen, dass die RTX 5060 Ti bei moderatem Verbrauch eine solide Leistung liefert und sich gleichzeitig ein größerer Spielraum zur manuellen Optimierung ergibt, könnte sie sich als wirtschaftlich attraktive Option für kostenbewusste Anwender etablieren. Damit spräche sie gezielt jene Nutzer an, die Wert auf moderne Funktionen legen, aber auf maximale Performance bewusst verzichten – sei es aus preislichen Gründen oder aufgrund der begrenzten Relevanz von High-End-Leistung in ihren alltäglichen Anwendungen. Auf das ebenfalls mögliche Aber gehe ich jetzt gleich noch ein.
Im heutigen Test kommt mit der GeForce RTX 5060 Ti Gaming Trio von MSI bewusst ein Modell zum Einsatz, das werkseitig bereits mit einer moderaten Übertaktung versehen ist und gegenüber einer Referenzkarte nach MSRP-Vorgaben etwa 2 bis 3 Prozent mehr Leistung bietet. Damit soll gezielt das Potenzial ausgeschöpft werden, das in hochwertigen Boardpartner-Designs steckt, ohne die Vergleichbarkeit mit seriennahen Karten zu verlieren. Und es ging ja auch darum, wie weit man so eine Karte mit OC noch bringen kann.
Wichtige Vorbemerkung zum Speicherausbau und dem Clamshell-Verfahren
Die GeForce RTX 5060 Ti wird in zwei Speichervarianten angeboten – mit 8 GB und 16 GB GDDR7 – wobei insbesondere die kleinere Ausführung erneut Anlass zur Kritik bietet. Ein Speicherausbau von lediglich 8 GB gilt im Jahr 2025 sogar in der Mittelklasse als nicht mehr zeitgemäß, zumal moderne Spiele in WQHD-Auflösung (2560 × 1440 Pixel) regelmäßig deutlich höhere Anforderungen an die Speicherkapazität stellen. Das betrifft nicht nur die reine Datenmenge, sondern auch die Art und Weise, wie Texturen, Shader-Caches und Framepuffer verwaltet werden. Ein zu geringer Speicherausbau führt zwangsläufig zu einer häufigeren Auslagerung in den langsamen Systemspeicher, was spürbare Leistungseinbußen und inkonsistente Frametimes zur Folge hat.
Die Entscheidung, die 8-GB-Variante nicht zu testen, ist dabei keineswegs nur redaktionell motiviert, sondern schlicht erst einmal durch die Verfügbarkeit begrenzt. Weder Nvidia selbst noch deren Boardpartner waren in der Lage (oder besser gewillt), diese Konfiguration als Testmuster überhaupt bereitzustellen. Die Hersteller haben offenbar selbst erkannt, dass diese Variante in praxisnahen Szenarien kaum noch konkurrenzfähig ist und vermeiden es daher, sie in der öffentlichen Berichterstattung in Erscheinung treten zu lassen. Nahezu alle bisher verfügbaren Tests beziehen sich folglich ausschließlich auf die 16-GB-Version, was man unbedingt beachten sollte.
Ein anschauliches Beispiel für die Problematik begrenzter Speicherausstattung liefert die in diesen Benchmarks erneut gebenchmarkte GeForce RTX 4060, die ebenfalls lediglich über 8 GB VRAM verfügt. Schon in WQHD-Auflösung stößt diese Karte beim Speicherausbau regelmäßig an ihre Grenzen. Auffällig ist dabei, dass Nvidia versucht, die Situation softwareseitig abzufedern. Durch gezielte Treiberoptimierungen wird der Speicherbedarf künstlich reduziert – meist durch das frühzeitige Herabsetzen von Texturauflösungen und anderen Detailstufen. So kann beispielsweise in The Last of Us Part One beobachtet werden, dass die Grafikeinstellungen automatisch reduziert werden, um Ruckler infolge von Speichermangel zu vermeiden. Diese Maßnahmen wirken zwar stabilisierend, führen aber auch dazu, dass die tatsächliche Grafikqualität hinter dem zurückbleibt, was auf technisch besser ausgestatteter Hardware möglich gewesen wäre.
Genau hierin liegt die zentrale Problematik bei der RTX 5060 Ti mit 8 GB: Ein objektiver Vergleich mit der 16-GB-Variante ist kaum möglich, wenn technische Einschränkungen im Hintergrund durch nicht offen kommunizierte Maßnahmen kompensiert werden und die FPS-Zahlen somit trotzdem sehr ähnlich ausfallen. Für technisch weniger versierte Käufer entsteht dadurch der trügerische Eindruck, beide Varianten seien abgesehen vom Speicher identisch leistungsfähig – besonders dann, wenn Preisvergleichsportale oder Händler keine klaren Angaben zur Speicherausstattung machen. Das Risiko einer Fehlentscheidung ist dann leider auch entsprechend hoch.
Modell | Speicherausbau | Busbreite | Anzahl Chips | Modulgröße | Layout | Theoretische Bandbreite |
---|---|---|---|---|---|---|
RTX 5060 Ti (8 GB) | 8 GB | 128 Bit | 4 | 2 GB | 1 × pro Kanal | abhängig vom GDDR7-Takt |
RTX 5060 Ti (16 GB) | 16 GB | 128 Bit | 8 | 2 GB | 2 × pro Kanal (Clamshell) | identisch zur 8 GB-Variante |
RTX 5070 (12 GB) | 12 GB | 192 Bit | 6 | 2 GB | 1 × pro Kanal | 50 % breiteres Interface |
Beide Ausführungen der GeForce RTX 5060 Ti nutzen GDDR7-Speicher mit einer Kapazität von 2 GB pro Chip und greifen auf ein 128 Bit breites Speicherinterface zurück, das sich aus vier 32-Bit-Kanälen zusammensetzt. Die 8-GB-Version ist dabei einfach bestückt – ein Speicherchip pro Kanal –, während die 16-GB-Ausführung durch das Clamshell-Verfahren zwei Chips pro Kanal verwendet, also je einen auf der Vorder- und einen auf der Rückseite der Platine. Dadurch verdoppelt sich die Speicherkapazität, ohne dass sich an der effektiven Bandbreite etwas ändert, da weiterhin nur vier physische Kanäle zur Verfügung stehen. Der verfügbare Durchsatz hängt somit ausschließlich vom Speichertakt und der Busbreite ab, nicht aber von der Anzahl der Module.
Im Gegensatz dazu setzt die GeForce RTX 5070 auf sechs echte 32-Bit-Kanäle, was ihr ein 192-Bit-Interface verleiht. Auch sie nutzt 2-GB-GDDR7-Module, erreicht damit jedoch eine nominelle Speichermenge von 12 GB. Zwar ist die Kapazität geringer als bei der 16-GB-Version der RTX 5060 Ti, jedoch ist die effektive Speicherbandbreite aufgrund des breiteren Interfaces signifikant höher. Das erlaubt nicht nur eine höhere Datenrate, sondern wirkt sich vor allem positiv auf die Effizienz des Zugriffs bei speicherbandbreitenlimitierten Workloads aus, etwa in hohen Auflösungen mit aktivem Raytracing oder bei sehr texturintensiven Szenarien.
Der Vorteil der RTX 5060 Ti in ihrer 16-GB-Konfiguration gegenüber die 8-GB-Variante liegt folglich in der höheren Speicherkapazität, was für künftige Titel mit großen Texturpaketen oder umfangreicher Streaming-Nutzung relevant sein kann. Der gravierende Nachteil besteht jedoch darin, dass diese größere Kapazität nicht durch eine breitere Anbindung flankiert wird. Der Speicherdurchsatz bleibt auf dem Niveau der 8-GB-Version, sodass sich der Kapazitätsgewinn nur dann positiv auswirkt, wenn tatsächlich große Datenmengen benötigt, aber nicht simultan in hoher Bandbreite bewegt werden müssen. Hinzu kommt, dass das Clamshell-Verfahren durch die doppelte Anbindung pro Kanal zwar platzsparend, aber aus technischer Sicht nicht verlustfrei ist. Die Signalintegrität verschlechtert sich durch längere Leiterbahnen und komplexere Umschaltvorgänge zwischen den parallel geschalteten Chips. Zwar ist der Einfluss auf die Latenz gering, doch steigt der Validierungsaufwand.
Die GeForce RTX 5060 Ti mit dem GB206-300 im direkten Vergleich zum Vorgänger-Modell
Die GeForce RTX 5060 Ti stellt gegenüber der RTX 4060 Ti eine technisch deutlich weiterentwickelte Mittelklasse-Grafikkarte dar, deren Verbesserungen sich in mehreren zentralen Aspekten manifestieren. Die neue Karte basiert auf der Blackwell-Architektur (GB206), während die RTX 4060 Ti noch auf der vorherigen Ada-Lovelace-Architektur (AD106) aufbaut. Die Anzahl der CUDA-Kerne wurde von 4.352 auf 4.608 erhöht, ebenso die Zahl der RT- und Tensor-Kerne. Gleichzeitig steigen auch die Taktfrequenzen moderat, was die reine Rechenleistung in allen Bereichen anhebt.
Besonders signifikant ist die Einführung von GDDR7-Speicher, der bei der RTX 5060 Ti mit einer effektiven Datenrate von 28 Gbps angebunden ist. Trotz weiterhin nur 128 Bit breitem Speicherinterface ergibt sich damit eine nominelle Speicherbandbreite von 448 GB/s – ein Anstieg um mehr als 55 % gegenüber der RTX 4060 Ti, die mit GDDR6 bei 18 Gbps lediglich 288 GB/s erreicht. Die Speicherkonfiguration erfolgt wahlweise mit 8 GB (ein Modul pro Kanal) oder 16 GB (zwei Module pro Kanal im Clamshell-Verfahren). Dabei bleibt der Durchsatz trotz höherer Kapazität konstant, da die Speicherkanäle gleich breit und in identischer Anzahl bleiben. Die 16-GB-Version gewinnt lediglich durch den zusätzlichen VRAM an Zukunftssicherheit, nicht aber an Übertragungsleistung.
Ein weiterer technischer Fortschritt der RTX 5060 Ti betrifft die Unterstützung von PCI Express 5.0. Während die RTX 4060 Ti mit PCIe 4.0 x8 angebunden ist, verwendet die neue Generation ebenfalls acht Lanes, profitiert dabei aber von der verdoppelten Bandbreite pro Lane. Die resultierende maximale bidirektionale Datenrate steigt somit von etwa 16 GB/s auf rund 32 GB/s. Auch wenn dieser Vorteil in vielen Spieleanwendungen kaum zum Tragen kommt, kann er in speicherkritischen Situationen – insbesondere bei Auslagerungsvorgängen – relevant werden.
Fakt ist, dass die RTX 5060 Ti in nahezu allen technischen Kennwerten gegenüber der RTX 4060 Ti verbessert wurde. Die Einführung von GDDR7, die höhere Bandbreite, die modernisierte Architektur sowie die PCIe-5.0-Unterstützung machen sie zu einer deutlich zeitgemäßeren GPU. Entscheidend für die praktische Relevanz der jeweiligen Variante ist die Frage, ob 8 GB VRAM im Jahr 2025 noch ausreichen. Während die Architektur große Fortschritte macht, bleibt die Version mit reduziertem Speicherausbau in dieser Hinsicht ein klarer Flaschenhals.
Merkmal | GeForce RTX 5060 Ti | GeForce RTX 4060 Ti |
---|---|---|
Architektur | Blackwell (GB206) | Ada Lovelace (AD106) |
CUDA-Kerne | 4.608 | 4.352 |
Raytracing-Kerne | 36 | 34 |
Tensor-Kerne | 144 | 136 |
Basistakt | 2.407 MHz | 2.310 MHz |
Boost-Takt | 2.572 MHz | 2.535 MHz |
Speichergröße | 8 GB / 16 GB GDDR7 | 8 GB / 16 GB GDDR6 |
Speichertakt (effektiv) | 28 Gbps | 18 Gbps |
Speicherinterface | 128 Bit | 128 Bit |
Speicherbandbreite | 448 GB/s | 288 GB/s |
TGP (Total Graphics Power) | 180 W | 160 W |
PCIe-Schnittstelle | PCIe 5.0 x8 | PCIe 4.0 x8 |
Die MSI GeForce RTX 5060 Ti Gaming Trio aus dem heutigen Test verfügt am Slot-Panel über drei DisplayPort-2.1-Ausgänge sowie einen HDMI-2.1a-Anschluss. Damit deckt sie alle gängigen Monitoranbindungen ab und unterstützt Auflösungen bis 4K mit hohen Bildwiederholraten sowie variablen Bildfrequenztechnologien wie G-Sync oder HDMI VRR.
Für die Stromversorgung setzt MSI auf den neuen 12V-2×6-Anschluss, der bei leistungsstärkeren Modellen zunehmend Verwendung findet. Leider.
- 1 - Technische Daten und wichtige Einführung zum Speicherausbau
- 2 - Testsystem und Equipment
- 3 - Teardown: Platine und Kühler
- 4 - Materialanalyse und Wärmeleitmaterialien
- 5 - Gaming: Full-HD 1920x1080 Pixels (Rasterization Only)
- 6 - Gaming: WQHD 2560x1440 Pixels (Rasterization Only)
- 7 - Gaming: WQHD 2560x1440 Pixels, Supersampling, RT & FG
- 8 - DLSS4 und MFG: Cyberpunk 2077 im Detail
- 9 - DLSS4 und MFG: Alan Wake 2 im Detail
- 10 - Leistungsaufnahme über alle Einsatzbereiche und Effizienz
- 11 - Lastspitzen und Netzteilempfehlung
- 12 - Takraten und OC, Temperaturen, Geräuschentwicklung
- 13 - Zusammenfassung und Fazit
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