Es wirkt fast wie ein Reflex aus alten Reflexen: NVIDIA bringt am 1. Juli eine neue GPU – allerdings erst einmal nur auf dem Papier. Die GeForce RTX 5050 mit 8 GB GDDR6-Speicher soll offiziell das Einstiegssegment beleben, kämpft aber bereits vor dem Start mit hausgemachten Widersprüchen. Was bleibt, ist eine Karte, die im Datenblatt ordentlich trommelt, aber real wohl erst später zum Klingen kommt.
Taktische Verschiebung – oder PR-Aktion mit Ansage?
Ursprünglich für Ende Juli geplant, hat NVIDIA laut Leakern wie MEGAsizeGPU den Release nun auf den Monatsanfang vorgezogen. Doch wer sich auf fertige Karten im Handel freut, wird bitter enttäuscht: Kein einziger Boardpartner soll zum Launch tatsächlich lieferfähig sein. Ein klassischer Paper Launch, wie er im Lehrbuch für Krisen-PR steht – oder schlicht der Versuch, Intel ein paar Headlines zu stehlen? Das Timing ist jedenfalls bemerkenswert unglücklich – oder strategisch gewollt, je nachdem, wie man es lesen möchte.
NVIDIA suddenly informed all AIC that the desktop RTX 5050's launch date has been rescheduled to July 1st. The former launch date was the end of July. IDK why Nvidia made this award decision since no card can be shipped on July 1st.
— MEGAsizeGPU (@Zed__Wang) June 24, 2025
Technisches Datenblatt: Aufgerüsteter Platzhalter mit Blackwell-Tarnung
Technisch basiert die RTX 5050 auf dem kleinsten Chip der Blackwell-Familie: GB207-300, 2.560 CUDA-Cores, also exakt gleich zur RTX 3050. Der Unterschied liegt primär im Detail – sprich: Architektur. Die neuen Shader, RT- und Tensor-Cores sollen laut NVIDIA effizienter und schneller sein. Doch Zahlen fehlen noch. Benchmarks sowieso. Der Speicher ist mit 8 GB GDDR6 (nicht GDDR7) eher konservativ, wenn auch mit 20 Gbps Taktung flott angebunden. Das ergibt 320 GB/s Bandbreite – immerhin rund 43 % mehr als bei der RTX 3050. Aber eben auch kein Durchbruch. Gepaart wird das Ganze mit einem 128-Bit-Interface, was dem Bandbreitenzuwachs wieder die Luft nimmt, wenn es auf hohe Auflösungen oder Texturbelastung geht.
Strom & Layout: Mittelmaß mit Absicht?
Beim Energieverbrauch bewegt sich die Karte laut bisherigem Informationsstand im Bereich von rund 100–130 Watt TDP, abhängig vom Boarddesign. Die PCB-Referenzplattform „PG152-SKU50“ ist mit einem 5-Phasen-VRM ausgestattet – solide für Einsteiger, aber kein Engineering-Wunderwerk. Founders Edition? Fehlanzeige. NVIDIA lässt den Einsteigermarkt wieder komplett von den AIB-Partnern bedienen. Ob das nun Kosten spart oder Risiken auslagert, bleibt offen. Wahrscheinlich beides.
06.24 update
RTX5050 ->07.01— hongxing2020 (@hongxing2020) June 24, 2025
Konkurrenz? Ja – aber keine Selbstverständlichkeit
Preispolitisch soll die RTX 5050 zwischen 199 und 249 Dollar liegen. Damit visiert NVIDIA vor allem Intels Arc B570 (10 GB) und Arc B580 (12 GB) an – Karten mit mehr VRAM, aber zweifelhaftem Software-Ökosystem. AMD hingegen bietet mit der RX 6600 noch immer eine solide Gegenwehr – auch wenn diese Generation technisch bald zum Altmetall zählt.
Ein Vergleich:
GPU | CUDA-Kerne | Speicher | Bandbreite | TDP | Preis |
---|---|---|---|---|---|
RTX 5050 | 2.560 | 8 GB GDDR6 | 320 GB/s | ~130 W | 199–249 $ |
RTX 3050 | 2.560 | 8 GB GDDR6 | 224 GB/s | 130 W | 249 $ |
Intel Arc B580 | – | 12 GB | – | – | 219 $ |
Wer also gehofft hatte, die RTX 5050 würde endlich die Schwelle zu moderner Einsteigerleistung durchbrechen, dürfte ernüchtert sein. Gleiche Shader-Anzahl, leicht mehr Bandbreite, gleiche VRAM-Menge – das reicht vielleicht für „Fortnite in Full-HD“, aber sicher nicht für ambitionierte Upgrades.
Ein Schritt – aber in welche Richtung?
Was NVIDIA hier abliefert, ist weder mutig noch innovativ, sondern pragmatisch und risikoarm. Die RTX 5050 ist technisch solide, aber unspektakulär. Die Bandbreitenverbesserung wirkt wie ein Feigenblatt. Kein GDDR7, keine radikale Architekturerweiterung, kein eigener Launch durch NVIDIA selbst. Wenn man wohlwollend sein will: Die RTX 5050 erfüllt ihren Zweck. Ein Budget-Produkt mit verbessertem Unterbau und Fokus auf Effizienz. Wenn man kritischer sein möchte: Die Karte ist ein Papiertiger. Schneller als der Vorgänger – ja. Aber im Jahr 2025 mit 8 GB Speicher in der Einstiegsklasse anzukommen, wirkt wie der Versuch, die Zeit zurückzudrehen. Ob das reicht, um die Einstiegsklasse zurückzuerobern? Oder ob man sich hier wieder selbst im Weg steht? Die Antwort gibt es – vermutlich nicht am 1. Juli – sondern irgendwann im August, wenn der Papiertiger endlich die Regale erreicht.
Source: Hongxing. MEGAsizeGPU
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