Bei der heute vorgestellten GeForce RTX 3070 Ti FE (Founders Edition) nutzt NVIDIA den GA104 im Vollausbau. Im Unterschied zum GA102 verheißt ein kleinerer Chip wie der GA104 meist höhere Ausbeute und damit eine bessere Verfügbarkeit, eine verbesserte Effizienz und die günstigere Herstellung. Soweit die Theorie. Nur dass diese mit der Praxis oft kollidiert. Denn es bleibt die Frage im Raum stehen, welche Klimmzüge man machen musste, um alle Chips mit voll funktionsfähigen Einheiten auch wirklich breitenwirksam zu Laufen zu bekommen. Aber dazu später mehr.
Für die GeForce RTX 3070 Ti nutzt NVIDIA jetzt alle 48 SM-Einheiten (bei der RTX 3070 waren es noch 46), was zu insgesamt 6144 CUDA-Kernen (statt 5888) führt. Zusätzlich zu den CUDA-Kernen ist NVIDIAs GeForce RTX 3070 Ti natürlich auch mit 48 RT-Kernen (statt 46) der nächsten Generation (Ray-Tracing) und 192 Tensor-Kernen (statt 184) ausgestattet. Dazu kommt der Prestige-trächtige GDDR6X-Speicher, der mit 8 GByte allerdings wieder recht schmal ausfällt. Aber auch darüber wird noch zu schreiben sein.
Die Lücke zwischen der bereits gelaunchten RTX 3070 und der GeForce RTX 3080 ist jedoch groß, so dass viele bis jetzt von einer GeForce RTX 3070 Ti mit einem noch weiter abgespeckten GA102 geträumt haben. Nun aber versucht es NVIDIA von unten und gibt den GA104 komplett frei. Allerdings wird es mit nur 2 SM mehr auch auf dem Papier wohl eher schwer, die Lücke zwischen beiden Karten wirklich mittig auszufüllen, auch wenn man es mit Hilfe des schnelleren Speichers noch weiter beschleunigen möchte.
Dass das Review sich vor allem auf die Hintergründe und Details bezieht, ist schon infolge der Einleitung eigentlich nur folgerichtig. Denn ich muss, das kann ich schon einmal spoilern, mögliche Kritik ja auch gut belegen können. Das betrifft auch die elektrische Umsetzung, die Platine, die Leistungsaufnahme und natürlich die Kühlung. Für Lesestoff ist somit also schon einmal gesorgt. Außerdem wurden alle Karten letzte Woche noch einmal neu gebenchmarkt, nachdem auch die älteren Modelle mit dem aktuellsten rBAR-BIOS neu geflasht wurden.
Die GeForce RTX 3070 Ti Founders Edition
Für die GeForce RTX 3070 Ti hat sich NVIDIA noch einmal ein neues Gehäuse ausgedacht. Es liegt beim Aufwand zwischen der GeForce RTX 3080 und der RTX 3070, ist aber wie gewohnt auch diesmal ein ziemlich cleverer Mix aus Leichtmetall, Kunststoff und Eisenwaren, der sich toll und wertig anfasst und zudem auch optisch ordentlich was hermacht, trotzdem aber etwas einfacher gehalten wurde als bei den größeren Schwestern. Das Design mit den 3.5 cm Einbautiefe zuzüglich der 4 mm Backplate macht diese Karte zu einem gefälligen Dual-Slot-Design mit allen bekannten Vor- und Nachteilen. Es schaut wirklich gut aus, fasst sich wertig an und man kann die optische Umsetzung durchaus mögen.
Mit den knapp 1200 Gramm ist die Karte durchschnittlich schwer. Die Länge von ca. 27 cm ist ebenfalls eher Durchschnitt und die Einbauhöhe ist mit 10,5 cm ab der Oberkante des PCIe-Slots bei eingebauter Karte bis zur Oberseite der Abdeckung ist gewohnt niedrig. Der lustige 12-Pin Micro-Fit 3.0 darf nicht fehlen und sitzt erneut schräg auf der Platine wie auch bei der GeForce RTX 3080. Hier muss man dann den mitgelieferten 12-Pin Adapter anschließen, an den die zwei herkömmlichen 6+2-Pin Stecker passen, die man ja schon seit Jahren kennt. Ihr werdet auf der nächsten Seite noch die komplett neu gestaltete Platine (PG143A) sehen. Zum leicht modifizierten Kühlerdesign gibt es dort dann gleich auch noch weitere Details. Den NVLINK-Anschluss hat Nvidia weggelassen.
NVIDIA verzichtet wieder auf den USB Type C am Slot-Panel, wohl auch deshalb, weil sich der VR-Hype mittlerweile wieder deutlich abgekühlt hat. Interessanterweise wird AMD dieses Feature bei Big-Navi neu aufnehmen, während man hier damit bereits abgeschlossen zu haben scheint. Der neue HDMI-2.1-Anschluss darf nicht fehlen, die drei aktuellen DisplayPorts 1.4 natürlich auch nicht. Die sehr großen Kühlöffnungen zeigen, woher der Wind weht und damit wären wir mit den Äußerlichkeiten auch schon wieder komplett fertig.
Die Daten der Founders Edition zeigt uns noch einmal der aktuelle GPU-Z Screenshot, den Rest hatte ich ja schon weiter oben aufgeführt. Die 1575 MHz Basis und die 1770 MHz Boost-Takt sind sind ja bereits genauso bekannt, wie die 1188 MHz Speichertakt und der Speicherausbau mit 8 GB GDDR6X am 256-Bit Interface mit einer kumulierten Bandbreite von 608,3 GB/s.
Auch hier habe ich noch einmal eine Tabelle für alle Statistiker unter Euch, bevor es dann ab der nächsten Seite wirklich voll losgeht.
GeForce RTX 3070 |
GeForce RTX 3070 Ti |
GeForce RTX 3080 | GeForce RTX 3080 Ti |
|
---|---|---|---|---|
GPU | GA104-300 | GA104-400 | GA102-200 | GA102-225 |
Process Node | Samsung 8 nm | |||
Die Size | 395.2 mm2 | 628.4 mm2 | ||
Transistoren | 17.4 Mrd. | 28 Mrd. | ||
CUDA Cores | 5888 | 6144 | 8704 | |
TMUs/ROPs | 184/92 | 192/96 | 272 / 96 | 320/112 |
Tensor/RT | 184 / 46 | 192/48 | 272 / 68 | 320 / 80 |
Basis-Takt |
1545 MHz | 1575 | 1440 MHz | 1365 MHz |
Boost-Takt |
1740 MHz | 1770 | 1710 MHz | 1665 MHz |
Speicher | 8 GDDR6 | 8 GDDR6X | 10 GB GDDR6X | 12 GB GDDR6X |
Interface | 256-bit | 320-bit | 384-bit | |
Durchsatz | 16 Gbps | 19 Gbps | 19 Gbps | 19 Gbps |
Bandbreite | 448 Gbps | 608.4 | 760 Gbps | 912.4 Gbps |
TGP | 220 W | 290 W | 320 W | 350 W |
Launch | 15.10.2020 | 09.06.2021 | 17.09.2020 | 02.06.2021 |
Testsystem und Auswertungssoftware
Das Benchmarksystem ist neu und steht jetzt nicht mehr nur im Labor, sondern auch wieder als Doublette im Redaktionsraum. Ich setze auch auf PCIe 4.0, das passende X570 Motherboard in Form eines MSI MEG X570 Godlike (Gaming-Benchmarks) bzw. einem MSI MEG X570 Ace (Messlabor) und jeweils einen selektierten Ryzen 9 5900X, die beide wassergekühlt bis auf 4.7 GHz übertaktet wurden. Dazu kommen der passende DDR4 3800 RAM (Corsair, G.Skill) sowie mehrere schnelle NVMe SSDs. Für das direkte Loggen während aller Spiele und Anwendungen nutze ich NVIDIAs PCAD, was den Komfort ungemein erhöht.
Die Messung der Leistungsaufnahme und anderer Dinge erfolgt hier im Speziallabor auf einem redundanten und fast identischem Testsystem dann zweigleisig mittels hochauflösender Oszillographen-Technik…
…und dem selbst erschaffenen, MCU-basierten Messaufbau für Motherboards Grafikkarten (Bilder unten), wo am Ende im klimatisierten Raum auch die thermografischen Infrarot-Aufnahmen mit einer hochauflösenden Industrie-Kamera erstellt werden. Die Audio-Messungen erfolgen außerhalb in meiner Chamber.
Die einzelnen Komponenten des Testsystems habe ich auch noch einmal tabellarisch zusammengefasst:
Test System and Equipment |
|
---|---|
Hardware: |
AMD Ryzen 9 5900X @4.7 GHz MSI MEG X570 Godlike / X570 Ace 2x 16 GB DDR4 3800, CL16 Be Quiet! Dar Power Pro 1200W |
Cooling: |
Alphacool Eisblock XPX Pro Alphacool Eiswolf (modified) Alphacool Subzero |
Case: |
Raijintek Paean |
Monitor: | BenQ PD3220U |
Power Consumption: |
Oscilloscope-based system: Non-contact direct current measurement on PCIe slot (riser card) Non-contact direct current measurement at the external PCIe power supply Direct voltage measurement at the respective connectors and at the power supply unit 2x Rohde & Schwarz HMO 3054, 500 MHz multichannel oscilloscope with memory function 4x Rohde & Schwarz HZO50, current clamp adapter (1 mA to 30 A, 100 KHz, DC) 4x Rohde & Schwarz HZ355, probe (10:1, 500 MHz) 1x Rohde & Schwarz HMC 8012, HiRes digital multimeter with memory function MCU-based shunt measuring (own build, Powenetics software) NVIDIA PCAT and FrameView 1.1 |
Thermal Imager: |
1x Optris PI640 + 2x Xi400 Thermal Imagers Pix Connect Software Type K Class 1 thermal sensors (up to 4 channels) |
Acoustics: |
NTI Audio M2211 (with calibration file) Steinberg UR12 (with phantom power for the microphones) Creative X7, Smaart v.7 Own anechoic chamber, 3.5 x 1.8 x 2.2 m (LxTxH) Axial measurements, perpendicular to the centre of the sound source(s), measuring distance 50 cm Noise emission in dBA (slow) as RTA measurement Frequency spectrum as graphic |
OS: | Windows 10 Pro (all updates, current certified drivers) |
- 1 - Einführung und Testsystem
- 2 - Teardown, Platinenanalyse und Kühler
- 3 - Gaming Performance WQHD + FHD/RTX
- 4 - Gaming Performance Ultra-HD/DLSS
- 5 - Detailauswertungen alle Spiele
- 6 - Frame Times vs. Power Draw
- 7 - Leistungsaufnahme und Effizienz der Einzelspiele
- 8 - Leistungsaufnahme: Übersicht & Detailansichten
- 9 - PEG, Lastspitzen und Netzteil-Empfehlung
- 10 - Temperaturen und Infrarot-Tests
- 11 - Geräuschemission / Noise
- 12 - Zusammenfassung. Features und Fazit
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