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Nvidia GeForce RTX 2080 und RTX 2080 Ti im Test – Gaming, Turing-Benchmarks und neue Erkenntnisse

Bestandsaufnahme

Nvidia hat sich sehr viel Zeit genommen, um eine ganze Familie von Grafikkarten mit Funktionen vorzustellen, die (derzeit) noch gar nicht breitenwirksam verfügbar sind und nimmt dabei die potentiellen Interessenten und Kunden gleichwohl mit auf eine spannende Abenteuerreise, die durchaus in der Entdeckung neuer, unbekannter Welten enden könnte.

Nvidia teilt hierbei auch gern das eigene, unternehmerische Risiko mit den Käufern, die für den neuen Nervenkitzel branchenüblich zu Kasse gebeten werden. Wobei sich Nvidia durchaus im Recht sieht, weil man für den ganzen getriebenen Aufwand bisher schon recht üppig über Jahre hinweg in Vorkasse gegangen ist. Nun also ist Zahltag für alle, die den Plänen und Zielen Nvidias folgen (wollen).

Doch da gibt es das gewisse gallische Dorf mit skeptischen Gamern, die die GeForce RTX 2080 und RTX 2080 Ti mit der GeForce 1080 Ti vergleichen. Und zwar den aktuellen Ist-Stand in den momentan verbreiteten Spielen und dies auch noch in Relation zum Preis sehen. Und dann stellt der Häuptling auch noch die ganz spezielle Generationenfrage: „Sollen die Spieler von heute wirklich für die Technik von morgen bezahlen?“ Genau da aber lohnt es sich durchaus, beide Grafikkarten getrennt zu bewerten, ja, es zwingt sich sogar regelrecht auf.

 

 

Leistungskrone ehrlich verdient: GeForce RTX 2080 Ti

Deshalb fange ich mit der GeForce RTX 2080 Ti an, der ich von den Leistungsdaten und dem Feature-Set her auch den höchsten Respekt zolle. Warum das so ist, ist schnell erklärt, denn selbst in heutigen Spielen ist diese Karte ein echter „Brecher“. Man muss da noch nicht einmal 30% oder 50% Mehrleistung ohne Zuhilfenahme der neuen Features bekommen, um den Unterschied in der Ultra-HD-Auflösung zwischen „spielbar, aber…“ und „richtig gut spielbar“ zu merken. Manchmal reichen auch schon 10 FPS mehr, um auch die magische 60-Hz-Grenze sicher zu überschreiten.

Das ist dann genau der Schritt, auf den man so lange gewartet hat. Dazu kommt, dass diese Karte es fast immer schafft, eine Titan V zu überflügeln und damit komplett obsolet zu machen. Und bitte komme jetzt keiner mit dem Preis, denn die Titan V war das, was man hätte kritisieren können: ein sündhaft teures Spielzeug für die überbetuchten Pixelschubser-Kiddies.

Man kann den Preis drehen und wenden wie man will, es ist die schnellste Karte, die endlich sauberes Spielen in 4K und mindestens 60 Hz bietet, da beißt die Maus keinen Faden ab. Wer genau DAS braucht, der hat keine Alternative und das allerletzte Quäntchen Mehrleistung kostet nun mal  in allen Branchen überdurchschnittlich.

Dazu kommen natürlich Raytracing, DLSS und jede Menge anderer Features, die sich, und da gehe ich mit vielen Skeptikern konform, erst einmal in der Praxis beweisen müssen. Wobei für mich nicht die Frage lautet ob, sondern eher wann. Das hier sehr viel Potential schlummert wird jeder zugeben, wenn er objektiv und ehrlich ist. Aber es lauern auch Gefahren, bis hin zu einem Monopol, das so wohl auch keiner möchte.

Dass Nvidia sich dessen bewusst ist, muss man wohl nicht noch extra hinterfragen. Wer kann, der kann. Und solange es keine fordernden Mitbewerber gibt, wird das auch so bleiben. Ob es einem persönlich passt oder nicht. Und genau deshalb geht der Preis auch so in Ordnung, selbst wenn es mir persönlich etwas zu viel des Guten ist. Nur zähle ich ja nicht.

 

 

Upgrade oder Sidegrade? GeForce RTX 2080

Die GeForce RTX 2080 ist in der Argumentationskette ein klein wenig anders positioniert, denn ihr fehlt da schon ein wenig der Glanz des echten Spitzenmodells. Betrachtet man die Leistung beim herkömmlichen Rasterizing, dann ist sie zwar immer noch schneller als die abgelöste GeForce GTX 1080 Ti, aber oft genug nicht so signifikant, als dass man sie als ein echtes Upgrade betrachten könnte.

Der Vergleich zur GeForce GTX 1080 wäre dann zwar wieder eher passend, bloß leider nicht über den Preis. Und da kann man es drehen wie man will, die GeForce RTX 2080 muss sich gegen die GeForce GTX 1080 Ti behaupten. Das geht allerdings nur über die vielen neuen Features und dies auch nur, wenn der nicht abgeneigte Käufer auch fest daran glaubt.

Somit passt die GeForce RTX 2080 vor allem dann, wenn man deutlich ältere und damit auch schwächere Karten ersetzen möchte, nicht aber, um von der Pascal-Generation ab einer GeForce GTX 1080 und aufwärts umzurüsten. Wobei es nicht verboten wäre, aber ökonomisch sinnvoll ist es nicht. Wobei – was ist bei Gaming-Grafikkarten noch sinnvoll?

Es ist keine schlechte Karte, im Gegenteil. Aber sie steht für meinen Geschmack etwas zu sehr im Schatten der großen, fast übermächtig scheinenden Schwester. Und von hinten gibt es Nackenschläge der immer noch gut mithaltenden GeForce GTX 1080 Ti. Ich bin mir sicher, dass auch diese Karte ihre Käufer finden wird, auch wenn der Early-Adaptor wie immer den Preis dafür zahlt.

 

Kumulierte Ergebnisse – Gesamtübersicht

Wir haben die Ergebnisse der „normalen“ Benchmarks zusammengefasst, um den Vergleich zum aktuellen Ist-.Stand zu veranschaulichen. Natürlich sind alle neuen Features noch nicht mit eingepreist, denn dazu fehlt es (noch) an echten Spielen. Die jeweiligen Galerien enthalten die kumulierten FPS, das Ganze noch einmal prozentual im Vergleich zu einer GeForce GTX 1080 Ti als 100%-Marke und die Euro pro FPS. Beginnen wir mit der etwas niedrigeren WQHD-Auflösung:

In Ultra-HD sieht es für die neuen Karten erwartungsgemäß etwas besser aus:

 

Die Founders-Edition ist erwachsen geworden

Die Verarbeitung beider Karten ist absolut makellos und der Dual-Slot-Kühler agiert an den physikalischen Grenzen des Machbaren. Mehr geht da kaum noch. Dazu kommen vorzügliche Spaltmaße und eine hochwertige Materialauswahl. Die aufgeklebte Abdeckung, um allzu Neugierige von den letzten Schrauben fernzuhalten, hat man sich allerdings wohl bei Apple abgeguckt. Naja, geschenkt.

Die Spannungsversorgung auf den Boards kann man auch kaum besser hinbekommen. Die echten 8 Phasen der GeForce RTX 2080 sind konservativ und ausreichend, die Aufteilung der 8 Phasen bei der RTX 2080 Ti in insgesamt 13 Regelkreise mit fünf gedoppelten an den beiden 8-Pin-Anschlüssen und drei einfach am Mainboardslot angebundenen ist nicht nur kreativ, sondern echt smart.

Dazu kommt die Komponentenauswahl, die von guten den Smart Power Stages, über den PWM Controller der neuesten Generation bis hin zu brauchbaren Spulen reicht, die man hätte auch deutlich schlechter bestücken können. Zumal die gesamte Spannungsversorgung weniger nervös agiert und auch weniger Spikes erzeugt. Insgesamt sind beide Karten ,rein technisch gesehen, also sehr gut umgesetzt. Da gibt es jede Menge Schlimmeres und definitiv mal nichts zu meckern.

 

 

Wie geht es weiter?

Mit Blick auf die Zukunft wird Microsoft mit seinem Windows-Update am 10. Oktober 2018, welches endlich DirectX-Raytracing und Windows ML beinhalten soll, eine Grundlage für das Echtzeit-Raytracing und die KI schaffen. Das ist ein Fakt, der hoffen lässt. Einen Monat später wird erwartet, dass Battlefield V endlich mit Hybrid-Rendering-Unterstützung released wird. Ein Patch wird Shadow of the Tomb Raider dann ebenfalls mit Raytracing versehen, aber es gab bisher leider keine Möglichkeit zu erfahren, wann genau das passieren wird.

Bis Ende 2018 und in 2019 hinein meint Nvidia, dass neun weitere Spiele diese Vision verwirklichen sollen und es „noch mehr werden“. Ich möchte mir glatt eine Schüssel frisches Popcorn holen und beim Endkampf zuschauen. Gebannt wie eine Maus, was Raytracing für Realismus und immersive Spielerlebnisse dann wirklich in der breiten Masse bedeuten kann.

Kaufen oder nicht? Frag Dein Portemonnaie, frag unbedingt deine Frau, meinetwegen auch noch dein Ego und den Spieltrieb in Dir, aber frage nie deinen Verstand. Dann bräuchtest Du auch keine Grafikkarten.

 

 

Igor Wallossek ist Chefredakteur bei gotIT! Tech Media GmbH und Mitgesellschafter. Er betreibt das unabhängige Labor von gotIT! und testet schwerpunkmäßig fast alle Produkte, mit dem Schwerpunkt GPU, CPU und Audio. Außerdem arbeitet er als unabhängiger Tester im OEM-/ODM-Sektor und befasst sich auch mit Qualitätsmanagement.

Ein besonderer Dank gilt auch Igors amerikanischen „Blues Brother“ Chris Angelini, der sich wie immer mutig mit durch die Benchmarks gebissen hat. Und wir möchten auch unsere französischen Kollegen nicht vergessen, die fleißig mitgeholfen haben, diese Unmengen an Daten für Igors speziellen Interpreter zur Erstellung der Charts-Grafiken mit aufzuarbeiten. Es ist genau diese Zusammenarbeit, die man benötigt, um solch umfassende und lange Artikel überhaupt in der Kürze der Zeit umsetzen zu können.

 

 

 

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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