Grafikkarten Testberichte VGA

Nvidia GeForce GTX 1080 Ti 11GB im Test

Vor der Preisankündigung von Nvidias Jen-Hsun auf der großen Bühne in San Francisco gab es etliche Diskussionen im Tom’s-Hardware-Team, wo die GeForce GTX 1080 Ti sich wohl preislich einordnen würde. 800 Dollar klangen fast schon zu billig; 900 Dollar schienend aufgrund der theoretischen Ähnlichkeit zur 1200 Dollar teuren Titan X (Pascal) mehr als angemessen. Aber niemand von uns hatte erwartet, dass die GTX 1080 Ti für 700 Dollar auf den Markt kommen und damit die GTX 1080 komplett ersetzen würde.

Warum nicht? Da gibt es etliche Gründe.

Eine 700 Dollar teure GeForce GTX 1080 Ti lässt die 1200 Dollar teure Titan X einfach nur albern aussehen. Schließlich ist der einzige echte Vorteil der Titan X ihr zusätzliches Gigabyte GDDR5X-Speicher. Ergo muss die Karte entweder vom Markt verschwinden oder deutlich günstiger werden. Da Nvidia die Titan X nur über seine eigene Webseite verkauft, liegt die Kontrolle über das Schicksal der Karte voll in Nvidias Händen – die Umsetzung der gewählten Lösung sollte einfach sein. Und schließlich gibt es ja immer noch die GP100-GPU mit ihren 3840 Kernen, wenn es Bedarf für eine noch dickere Titan-Karte geben sollte…

Dann ist da die Tatsache, dass die GTX 1080 Ti die normale GTX 1080 effektiv komplett ersetzt – schließlich haben beiden gleichen Preispunkt. Für Gamer, die beim letztjährigen Launch der GTX 1080/1070 nicht umgestiegen sind, ist das eine großartige Nachricht. Aber wer sich ein paar Wochen vor der GDC eine GTX 1080 Founders Edition zugelegt hat, wälzt jetzt wahrscheinlich die Unterlagen zur Rückgabe und Umtausch.

Selbst Oculus wusste, dass es Ärger mit der Kundschaft geben würde, nachdem sie ihr 600 Dollar teures Rift/Touch-Paket angekündigt hatten. Folgerichtig packte die Firma 50 Dollar Vergütung in unser Store-Konto, da wir unseren Touch-Controller innerhalb von 30 Tagen vor dem GDC registriert hatten. Aber Nvidia hat nach eigener Aussage nicht vor, irgendetwas Ähnliches zu tun.

Gamern, die vorher noch mit der Anschaffung einer High-End-Grafikkarte zögerten, steht jetzt enorme Performance zu einem Preispunkt zur Wahl, den wir einfach nicht für möglich gehalten hätten. Auf den Punkt gebracht ist die GTX 1080 Ti eine Titan X zum Preis einer GTX 1080 Founders Edition. Weiß Nvidia etwas über AMDs kommendes Flaggschiff, dass niemand sonst weiß, und hat deshalb einen so aggressiven Preispunkt gewählt? Vielleicht. Aber Geheimnisse halten sich in dieser Branche sowieso nicht lange.

Am Anfang der GeForce GTX 1080 Ti stand sicherlich die Frage, was Nvidia mit GP102-GPUs anstellen kann, bei denen einen ROP oder Speicher-Controller defekt ist. Heraus kam eine Karte, die flüssiges 4K-/UHD-Gameplay ermöglicht – in vielen Games sogar mit maximierten Details. Wer 1440p bevorzugt (z.B. auf einem wirklich schnellen Gaming-  oder einem G-Sync-Monitor), wird erst recht keine Probleme haben. Wir haben VR-Titel im Testlab, die eine GTX 1070 zur Verzweiflung bringen und wohl bald auch eine GTX 1080 überwältigen werden. Da ist dann schon sowas wie eine GTX 1080 Ti nötig, wenn man konstante 90 Hz erzielen möchte.

Natürlich handhabt Nvidias diesen Launch anders als den der Titan X. Board-Partner werden beispielsweise ihre eigenen Custom-Design entwickeln können. Der 700-Dollar-Preispunkt gilt übrigens sowohl für die Founders-Edition- als auch die Board-Partner-Modelle. Und auch wenn es sicherlich Premium-Modelle zu höheren Preisen geben wird, erwarten wir doch, dass Nvidias Version den Großteil der Karten preislich im Zaum halten wird und es so nicht zu der massiven Inflation kommen wird, mit der die ersten Pascal-Karten letzten Sommer zu kämpfen hatten.

Wenn in einem Raum voller erfahrener Tester ein Preispunkt bekanntgegeben wird, bei dem alle sich anschauen und „Wow!“ murmeln, dann weiß man mit ziemlicher Sicherheit, dass dieses Produkt ein Erfolg sein wird. Die GeForce GTX 1080 Ti liefert eine Performance ab, die man in etwa hätte erwarten können – aber eben nicht zu diesem Preis, der uns allesamt überraschte.

Damit übt der Neuankömmling auch massiven Druck auf die alte Garde aus. Geforce-GTX-1080-Karten gehen online schon für 500 Euro weg und kosten auf der Nvidia-Seite als Founders Edition „nur“ noch 635 Euro, während die neue GTX 1080 Ti mit 819 Euro ausgepreist wird. GeForce-GTX-1070-Karten sind noch nicht billiger geworden, aber das könnte sehr schnell geschehen, wenn AMDs Radeon RX Vega auftaucht.

Ach ja, Vega. Wir haben schon so viel darüber gehört, was AMDs Flaggschiff der nächsten Generation so alles drauf hat. Und dennoch warten wir immer noch auf einen handfesten Beweis, was es alles drauf hat. Wir können uns nur schwer ein Szenario vorstellen, in dem AMDs Radeon RX Vega spürbar mehr Performance pro Euro bietet als das, was wir gerade getestet haben. Aber wir wären ganz und gar nicht unglücklich, wenn AMD uns eines Besseren belehrt. Wirklich. Komm schon, AMD!

 

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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