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Nubert nuBOX A-125 im Test – Ersatz für die Klipsch R-15PM im Nahfeld

Frequenzumfang und -verlauf

Der gemessene Frequenzverlauf ist gut und noch nicht einmal Badewanne, wenn man die Boxen ohne DSP-Eingriff neutral spielen lässt. Ab Werk ist jedoch eine leichte Höhen- und Bassanhebung möglich. Wir sehen eine leichte Anhebung bei ca. 120 Hz und oben hinaus ab ca. 3 KHz einen leicht ansteigenden Pegel. Wobei wir hier von einem sehr geringen Toleranzbereich sprechen können. Der Höhenabfall im Super-Hochton resultiert auch aus der Performance der sehr richtungsabhängigen Treiber und tritt im Nahfeld nicht so ausgeprägt bis fast nicht messbar auf. Trotzdem ist auch am Desktop die Ausrichtung der Boxen immens wichtig.

Kumulative Spektren

Das kumulative Spektrum bezeichnet verschiedene Arten von Diagrammen, die Zeit-Frequenz-Eigenschaften des Signals zeigen. Sie werden durch die aufeinanderfolgende Anwendung der Fourier-Transformation und geeigneter Fenster auf überlappende Signalblöcke erzeugt. Diese Analysen basieren auf dem bereits oben dargestellten Frequenzgangdiagramm, enthalten aber zusätzlich noch das Element Zeit und zeigen nun als 3D-Grafik (“Wasserfall”) sehr anschaulich, wie sich der Frequenzgang über die Zeit hin entwickelt, nachdem das Eingangssignal gestoppt wurde. Umgangssprachlich wird so etwas auch “ausklingen” oder “ausschwingen” genannt.

Normalerweise sollte der Treiber nach dem Wegfall des Eingangssignals ebenfalls möglichst schnell anhalten. Einige Frequenzen (oder sogar ganze Frequenzbereiche) werden jedoch immer langsam(er) abklingen und dann in diesem Diagramm als länger anhaltende Frequenzen auf der Zeit- oder Perioden-Achse auch weiterhin erscheinen. Daran kann man gut erkennen, wo der Treiber eklatante Schwächen aufweist, vielleicht sogar besonders “scheppert” oder wo im ungünstigsten Fall Resonanzen auftreten und das Gesamtbild stören könnten.

Beim mittlerweile nicht mehr üblichen CSD wird der Plot im Zeitbereich (ms) erzeugt, während der hier verwendete Burst Decay Plot in Perioden (Cycles) dargestellt wird. Und während beide Methoden ihre Vor- und Nachteile (oder Einschränkungen) haben, kann man durchaus sagen, dass die Darstellung in Perioden durchaus sinnvoller sein kann, um das Abklingen eines Lautsprechers mit einer großen Bandbreite zu bestimmen. Und genau da schneiden die A-125 wirklich gut ab.

Wir sehen eine leichte Resonanzschwingung im Oberbass bei ca. 100 Hz, ein paar kleine Nachhänger zwischen 1 und 2 kHz und im späteren Verlauf dann auch ab ca. 5 kHz aufwärts. Aber das ist nichts, was subjektiv als Negativum wahrgenommen wird. Ergo klingt alles staubtrocken, was man eindeutig als Kompliment verstehen sollte.

Kommen wir nun zur subjektiven Beurteilung der Dinge und lassen die Messkurven einfach mal links liegen. Die Einschätzung basiert auf der Normaleinstellung mit deaktivierten DSP-Spielereien. Und für ganz Wissbegierige: das System lief vor der Messung fast 72 Stunden im Dauer-Loop.

Basswiedergabe

Den Tiefstbass in der Subkontraoktave (16,4 Hz bis 32,7 Hz) testen mit einer Aufnahme von Bachs Toccata und Fuge D-Moll (19 und 25 Hz) sowie der Festival-Ouvertüre 1812 von Tschaikowsky (10 Hz und 12,5 Hz). Das gleiche gilt auch für die unteren Bereiche der Kontraoktave (32,7 bis 65,4 Hz). Die große Basstrommel (Kick Drum), die in der U-Musik ein gern gesehener Begleiter und meist auf ca. 55 bis 60 Hz abgestimmt ist, wird diese Beurteilung dann abrunden.

Der Bass ist ab etwa 70 Hz abwärts etwas zurückhaltender, besitzt aber immer noch Fülle und vor allem auch eine erfrischende Klarheit und Differenzierung. Ab ca. 50 Hz wird es dann nach unten hin schon etwas dünner, und die Subkontraoktave wird danach deutlich schwächer bis zu ihren kompletten Nichtexistenz. Hier muss man dann mit einem Subwoofer nachhelfen, wenn es bis ganz tief hinab zu den schwarzen Raben in den Keller gehen soll. Für die große Basstrommel herkömmlicher U-Musik reicht es aber immer noch locker aus. Der Charakter ist eher trocken, was aber gefällt.

Der Oberbass bis 150 Hz, in dem auch die Große Oktave (65,4 bis 130,8 Hz) liegt, beherbergt die Sprachgrundfrequenz der männlichen Stimme und entscheidet sehr stark über die naturgetreue Wiedergabe männlicher Vocals.

Dieser Bereich klingt echt gut, da beißt die Maus keinen Faden ab. Die männlichen Vocals werden sehr satt, allerdings trotzdem noch recht trocken wiedergegeben, die Instrumente werden außerdem kaum verfälscht. Insgesamt ist die Auflösung erstaunlich hoch und lässt Orchesterstücke, Rock, Pop und Jazz aller Couleur gut bis sehr gut performen. Der Aufstellort sollte jedoch überlegt gewählt werden, wenn man lästige Moden umgehen möchte, denn die Resonanzfrequenz der kleinen Box liegt recht hoch.

Mitteltonbereich

Die unteren Mitten (auch Grundtonbereich) liegen bei ca. 150 bis 400 Hz. Zusammen mit dem bereits erwähnten Oberbass spielt dieser Bereich eine sehr wichtige Rolle für die subjektiv empfundene Wärme bzw. Fülle des Klangbildes. Die Sprachgrundfrequenz weiblicher Stimmen ist in diesem Bereich zu finden.

Auch hier gibt es kein Grund zur Kritik, es schrammelt und knödelt nichts, im Gegenteil, es bleibt alles staubtrocken wie bisher gehabt. Weibliche Vocals können glänzen und kommen klar auf den Punkt. Die Klangfarbe der Stimmen und eingespielten Instrumente ist fast schon neutral, jedoch nie zu kalt oder gar analytisch. Der weitere Verlauf nach oben hin ist ebenfalls frei von jeglicher Kritik. Die Präzision ist überdurchschnittlich und macht das System zum guten Allrounder für Arbeit und Bespaßung.

Die oberen Mitten zwischen 400 Hz bis etwa zwei KHz beinhalten bei einem KHz eine Marke, die immer noch als Referenz für viele Messungen gilt. Das merkt man leider auch oft bei günstigeren Geräten, da die Hersteller oft versuchen, gerade diese Frequenz etwas überzubetonen. Auch beim Gaming spielt dieser Bereich keine unbedeutende Rolle und eine ausgewogene Wiedergabe trägt nicht unwesentlich zu einer guten räumlichen Auflösung bei.

Die Bühne und die subjektiv empfundene Qualität der räumlichen Auflösung ist auf sehr hohem Niveau, was am Ende auch den Preis rechtfertigt. Ein Orchester wirkt (rein subjektiv betrachtet) weit genug und exakt aufgestellt, was es möglich macht, einzelne Instrumente bei unterschiedlichen Gesamtpegeln durchaus klar und eindeutig zu lokalisieren. Die Sprachwiedergabe erfährt in diesem Bereich ebenfalls keinerlei Einbußen, egal wie viele Quellen gemischt werden. Die Eignung auf dem Desktop wird durch die sehr gute räumliche Abbildung in Spielen mit vorzüglichem Audiomaterial noch unterstrichen.

 

Hochtonbereich

Zwischen zwei bis etwa 3,5 KHz ist das menschliche Gehör am empfindlichsten, zumal dieser Bereich der unteren Höhen für die gute Oberton-Wiedergabe der menschlichen Stimme zuständig ist. Dieser Frequenzbereich ist nämlich entscheidend für die Wiedererkennung einer Stimme oder eines Instrumentes; man spricht in diesem Zusammenhang auch von der jeweiligen Klangfarbe.

Die Wiedergabe ist  hier ebenfalls frei von Kritik und die Sprachverständlichkeit sowie die Qualität der Vocals kann definitiv überzeugen. Gut auch, dass die aktive Frequenzweiche so abgestimmt wurde, dass es weder zu hörbaren Überbetonungen oder Pegelabfällen kommt. Der Übergang zwischen den beiden Chassis ist angenehm fließend und vor allem eines: eigentlich nicht wahrnehmbar. Aber man wird auf den idealen Aufstellort schon achten und ihn ggf. erst suchen müssen, denn die kleinen Kalotten ohne großen Waveguide sind sehr richtungsabhängig. Wenn man die Boxen weit auseinanderstellt, sollte man sie also richtig in Richtung der Hörposition drehen, es lohnt sich.

Die mittleren Höhen (3,5 bis sechs KHz) entscheiden über das Ge- oder Misslingen der Sprachwiedergabe als Gesamtbild, denn die S- und Zischlaute (Sibilanten) fallen in diesen Bereich. Die oberen Höhen reichen dann bis ca. zehn KHz, um in den Superhochton überzugehen.

Hoch- und Superhochton sind sehr gut, auch wenn die Boxen etwas zu agil agieren, vor allem je höher es geht. Sibilanten und Atemgeräusche werden exakt abgebildet, jedoch nicht extrem überbetont oder verschluckt. Es klingt auch nie zu spitz oder gar metallisch, sondern noch natürlich. Saiteninstrumente werden ebenfalls nicht nach vorn oder in den Orkus gespült und eher filigrane Streicher werden auch nicht zu dumpfen Blockflöten degradiert. Ein Schlagzeug bleibt ein solches, bis hin zum sanft gestrichenen Jazz-Besen, der echt unter die Haut gehen kann.

Zusammenfassung und Fazit

Knapp 400 Euro für ein Paar Nahfeldmonitore sind sicher ein stolzer Preis, der sich aber schnell relativiert, wenn man auf die Größe schaut. Die Klipsch R-15PM waren von den Abmessungen her auf meinem Tisch aufgrund des sehr großen Monitors bereits grenzwertig und jeder gesparte Zentimeter tut einfach nur gut. Vergleicht man das Ganze mit guten Nahfeld-Einsteigermodellen wie einem Adam T7V oder einem Yamaha HS7, dann kommt man preislich sogar noch einen Tick günstiger oder zumindest gleich teuer weg, spart aber deutlich an Platz. XLR brauche ich an den Monitoren nicht, dafür habe ich sowieso noch im Bedarfsfall Mischpult und Vorverstärker, bekomme jedoch den gewünschten optischen Eingang für den Anschluss am PC und für den Fun zudem noch ein wenig Bluetooth samt Sub-Out für untenrum.

Damit wir uns hier richtig verstehen – spezialisierte Nahfeldmonitore haben unbestreitbar ihre Vorteile und sind stellenweise sogar deutlich günstiger, jedoch gelingt Nubert mit dem NUBOX A-125 ein erfrischender Kompromiss aus akustisch brauchbarer Arbeitsplatzbestückung, netten Entertainment und enormer Platzersparnis. Das Ganze gepaart mit einer wirklich fehlerlosen Umsetzung und einer sehr hohen Verarbeitungsqualität ist dann fast schon ein Must-Have. Für den Desktop reicht das Gebotene locker aus, für Räume bis ca. 20 m² sicher auch noch. Darüber hinaus fehlt dann aber doch etwas der Punch.

Der Movie-Modus ist für die Musikwiedergabe definitiv nicht zu empfehlen, dafür umso mehr, wenn man einmal spielen oder einen Film sehen will. Zusammen mit einem potenten Subwoofer braucht man kein 5.1 Schwurbelsystem für die eindrucksvolle Immersion, da geht auch so die Post ab. Der Mix macht’s in diesem Fall, nicht die Spezialisierung. Ein klein wenig mehr Ausgangsleistung hätte es sein können und einen angedeuteten Waveguide für den Hochtöner hätte ich auch gern, denn die kleine Kalotte sitzt ziemlich tief im Gehäuse. Aber sonst gibt es nichts zu meckern.

Link zum Produkt auf der Herstellerseite

 

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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