Kommen wir nun zum wahrscheinlich wichtigsten Aspekt eines jeden Overclocking-fokussierten Produkts, die Usability. Hochwertige Hardware und leicht zu bedienende Software sind alleine ja ganz nett, aber nur wenn beide perfekt zusammenspielen, kann wirklich das Maximum aus der Hardware herausgeholt werden. Getestet wurde mit der selben CPU und den selben RAM-Kits, wie bereits in den anderen Z590 Mainboard Reviews. Daher wissen wir, dass z.B. DDR4-3866 Gear1 oder DDR4-4800 im Bereich des machbaren liegt und lediglich das Mainboard eine verbleibende Variable darstellt. Und nun ja, das macht sich im Falle des Z590 Tachyon mit seinen aktuellen BIOS-Versionen leider deutlich bemerkbar.
DDR4-3866 im Gear 1 war schlichtweg unmöglich. Egal ob dual-ranked oder single-ranked DIMMs, egal wie viel SA und IO2 Spannung, der 3866er Multiplikator im Gear 1 scheint auf diesem Board einfach nicht zu funktionieren. Auch wenn nur ein RAM-Modul installiert ist, lässt sich das Board partout nicht überzeugen. Wenn man den 3733er Multiplikator verwendet und sich mit Hilfe der BCLK langsam annähert, macht sich bei ca. 3830 Mbps eine scheinbar unüberwindbare Schwelle bemerkbar, sowohl für das Memory Training, als auch für die Erhöhung des Taktes aus dem OS heraus.
Ähnlich ernüchternd sieht die Situation im Gear 2 für den täglichen OC aus. Egal wie locker die Timings eingestellt werden und wie viel Spannung auf RAM, System Agent oder PHY gegeben werden, über DDR4-4600 mit single-rank und DDR4-4266 mit dual-rank B-Die lassen sich nicht stabil betreiben. Höhere Taktraten booten zwar, allerdings friert das gesamte System dann beim Start von Speicher-Stresstests immer nach wenigen Sekunden ein.
Also war das Maximum tatsächlich bei DDR4-4600 17-17-17-34 erreicht, wie in obigen Screenshot zu sehen. Während die Performance in Linpack Xtreme normal aussieht, ist zudem der Multi-Core Memory Score im Geekbench 3, auch in Anbetracht der Taktrate, überraschend niedrig. Nach etwas Recherche scheinen andere Nutzer diesen Mainboards tatsächlich ebenfalls schlechte GB3 Performance zu beklagen. Ich habe daher sowohl das hier zu sehende XOC-BIOS X2g, als auch das neueste Release-BIOS F5 gegengetestet, aber mit dem selben Ergebnis. Vermutlich verwendet Gigabyte hier noch veralteten Microcode im BIOS, zweifelsfrei sagen können wir dies aber natürlich nicht.
Zwar lassen sich Kerne und Cache auf 5,1 bzw. 4,6 GHz mühelos takten – dem hochwertigen VRM sei Dank auch ohne jegliches AVX-Offset -, aber ohne eine entsprechende Performance auf Seiten des Arbeitsspeichers lassen sich damit natürlich nur sehr bedingt Leistungszugewinne erzielen. Sowohl für Benchmarking als auch für Gaming entspricht die Performance nicht unseren Erwartungen an ein 2-DIMM XOC-Mainboard.
Fazit
Das Z590 Aorus Tachyon von Gigabyte war mit eines der ersten frei erhältlichen XOC Boards für die Rocket Lake Plattform und trotz der raschen Entwicklung im Vergleich zu anderen Herstellern, hat Gigabyte an so gut wie alle Features und nützlichen Helferlein gedacht, die man sich wünschen könnte. Layout und Funktion der on-board Knöpfe sind einwandfrei, das BIOS ist sinnvoll strukturiert und die in-OS Software funktioniert ebenfalls tadellos.
Ebenfalls hervorragend ist die Spannungsversorgung mit 11 realen Phasen und dedizierten Messpunkten für Die-Sense, Socket-Sense und Super IO, was bisher kein anderes von uns getestetes Z590 Board bieten konnte. Und obwohl die Verfügbarkeit in den virtuellen Produktregalen bisweilen durchwachsen war, ist der Preis von ca. 550 Euro für ein Mainboard mit diesem Feature-Set eigentlich angemessen.
Nun ja, wäre da nicht der Arbeitsspeicher-OC. Mit 4266 Mbps bei dual- bzw. 4600 Mbps bei single-rank B-Die für den täglichen Betrieb liegt das Tachyon rund 400 Mbps hinter allen anderen Z590 2-DIMM Boards aus unseren bisherigen Tests und effektiv auf dem dem Niveau von Z590 4-DIMM Boards. Da sich unsere Erfahrungen auch mit anderen Nutzern decken, scheint es sich hierbei tatsächlich um ein generelles Problem des Boards zu handeln, jedenfalls mit den aktuellen BIOS-Versionen.
Nun könnte man argumentieren, dass Rocket Lake ja ohnehin nur Early Access für Alder Lake sei, und Gigabyte daher nur an den Entwicklungskosten einer ohnehin bald obsoleten Plattform sparen wollte. Verständlich wäre das zwar, aber eine vertretbare Entschuldigung auf keinen Fall. Bei Ottonormal-Nutzern ohne Vergleichs-Mainboard könnte dann zudem schnell den Eindruck erweckt werden, dass CPU oder RAM am ernüchternden OC-Ergebnis Schuld wären, wo doch in Wirklichkeit das Mainboard der limitierende Faktor ist.
Leider ist das Z590 Aorus Tachyon daher aktuell nicht als XOC Board für Rocket Lake zu empfehlen. Wer eine reine Gaming-Plattform sucht, ist mit einem 4-DIMM Modell mit ähnlichen Features besser beraten, und Overclocker, die Wert auf RAM-OC mit maximaler Performance legen, werden mit einem Konkurrenzprodukt in der selben Klasse glücklicher werden. Eigentlich ist das richtig schade, denn das Konzept des Boards ist wirklich gut, es krankt nur leider in der Umsetzung.
Abschließend bleibt zu hoffen, dass Gigabyte mit dem bereits geleakten Z690 Tachyon den RAM-OC in den Griff bekommen wird und die nächste Generation des Boards seinem Namen und Anspruch besser gerecht werden kann. Mehr als ein paar Wochen werden wir ja wohl ohnehin nicht mehr drauf warten müssen – nein, wir brechen kein NDA, sondern Lesen auch nur Leaks. 😉
GIGABYTE Z590 AORUS Tachyon
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