Einstiegsdroge: Creative Sound Blaster Audigy FX V2
Ab ca. 55 Euro bekommt man eine echte 5.1 Einstiegskarte, die sogar ohne extra zu installierende Treiber läuft und von Windows 11 bereits problemlos erkannt wird. Das ist natürlich alles andere als echtes High-End, aber es stellt sogar den Onboard-Sound des teuren Motherboards locker in den Schatten. Und genau hier liegt auch die Zielgruppe derer, die noch ein älteres Motherboard (vielleicht sogar ohne SPDIF) besitzen und doch gern etwas mehr möchten, ohne sich gleich zu verschulden oder teuer umzurüsten. Klanglich ist die Karte am analogen Ausgang zwar eher flach, aber für nicht-audiophile Nutzer kann so eine Karte durchaus ein Segen sein, denn sie liefert eine deutlich höhere Ausgangsleistung und kommt notfalls sogar mit höherohmigen Kopfhörern klar. Dazu kommt auch der bessere Abstand zu den Störsignalen, wie wir gleich noch sehen werden.
Mittels Tochterkarte (Sound Blaster Audigy FX V2 DB Pro, ca. 18 Euro) und Connector lassen sich sogar analoge 7.1 Systeme ansteuern bzw. über den optischen Ausgang auch Dinge wie DSD (Direct Stream Digital) nutzen. Zusammen mit dem verfügbaren Treiber stehen auch weitere Software-Lösungen wie virtuelle Surround-Ausgabe und diverse Mikrofon-Optionen. Wer glaubt, verschiedene intelligente Software-Funktionen nutzen zu müssen, welche die Kommunikation bei Telefonkonferenzen und Online-Chats deutlich vereinfacht, der nutzt die installierbare SmartComms Kit-Software. Mit VoiceDetect, NoiseClean-In und NoiseClean-Out gibt es dann Optionen, um die Verständlichkeit in Chats zu verbessern und Hintergrundgeräusche auszublenden. Das funktioniert in der Praxis eigentlich ganz gut, ersetzt aber kein ordentliches Mikrofon am Headset.
Hardware-technisch ist die mit beigelegten Brackets auch als Low-Profile-Karte nutzbare Audigy FX V2 eher einfach gestrickt. Sie setzt wie viele Onboard-Lösungen ebenfalls auf einen Realtek ALC 1220, nutzt aber als Kopfhörer-Endstufe zwei separate (NJM) 4585C Operationsverstärker (OpAmps), was sich sehr positiv auf den Ausgangspegel am Kopfhörer-Ausgang und die Klangfülle auswirkt, weil hier auch die Peaks recht ungeschoren davon kommen. Dazu kommt noch ein CA01113-4AG HDA Bus Controller. Für die digitalen Soundspielereien werden aber dann doch die Treiber benötigt. Ich schrieb ja bereits, dass mit der aktuellen Software auch diese Dinge mittlerweile recht problemlos laufen. Doch was leistet diese kleine Karte nun in der Praxis?
Ich habe sie erneut hinter die fette Grafikkarte geklemmt. Eine Abschirmung der Soundkarte gibt es auch nicht gegen Aufpreis, also lassen wir uns mal überraschen.
Maximalaussteuerung an 32 und 600 Ohm
Bringen uns hier die beiden OpAmps hörbar und messbar weiter? Ja, das funktioniert durchaus, also beginnen wir mit den weit verbreiteten 32 Ohm. Mit 56,4 mW RMS pro Kanal statt der 7,3 mW beim Onboard-Sound des Godlike erhält man die 7.7-fache Ausgangsleistung! Das sind wirklich Welten, denn man bekommt auch „taube Nüsse“ an Kopfhörern locker auf vollere Pegel. Mit satten 1.34 Vrms an 32 Ohm sind eigentlich die meisten akustischen Notlagen ganz gut zu meistern.
Doch was passiert, wenn man einen 600-Ohm-Kopfhörer nutzen möchte? Mit echten 2,2 Vrms erreicht man mit fast 8 mW RMS immerhin noch das 2,6-fache des Onboard-Sounds, der mit 3.1 mW RMS und knapp 1.37 Vrms eher bescheiden auftritt. Das reicht zwar nicht nicht fürs ganz große Ohren-Kino, aber es ist ebenfalls eine deutliche und vor allem hörbare Verbesserung für höherohmige Kopfhörer ab 250 Ohm. Aber man muss trotzdem fair bleiben und betonen, dass es keine High-End-Lösung ist. ich will hier ja keine Euphorie verbreiten, die dann zu Fehlkäufen führt. Aber wenn jemand wirklich nur pegelfestere Lösungen sucht, weil er überwiegend zockt, der darf gern zugreifen. Den letzten Feinschliff bei Auflösung und Tiefenstaffelung bleibt die Audigy FX V2 zwar schuldig, aber sie ist zumindest den Preis allemal wert.
Fremdspannungsabstand
Auch hier ist natürlich die Messung im laufenden Betrieb der Sklave von Motherboard, Grafikkarte und Netzteil. Die theoretischen Werte aus den Specs der Bauelemente erreicht man natürlich nie (dazu schrieb ich ja schon was auf der ersten Seite), aber man kann die Produkte und Soundlösungen ganz gut untereinander vergleichen! Betrachten wir zunächst wieder den Idle-Zustand am Desktop bei maximaler, noch verzerrungsfreier Lautstärkeeinstellung für die mögliche Vollaussteuerung von eben.
Mit 0.0008 Volt liegt man, trotz deutlich höherer Gesamtverstärkung sogar knapp unter der Onboardlösung, was schon mal gut ist. Denn den 0.483 Vrms des Onboard-Chips stehen hier satte 1.343 Vrms gegenüber. Und so vergrößert sich der Abstand zum Störsignal von 1:537 auf 1:1679, was bereits dem Dreifachen entspricht!
Starten wir nun das Spiel und laden das Savegame. In Ultra-HD und maximalen Settings hat die Grafikkarte echt zu würgen und es fließen über 500 Watt durch den dicken Pixelerwärmer. Ich messe jetzt 0.0086 Vrms was noch einem Verhältnis von 1:168 zu den maximal gemessenen 1.3435 Vrms ergibt. Beim Onboard-Sound sind es 0.0074 Vrms gegenüber 0.4831 Vrms, so dass sich ein Verhältnis von 1:65 ergibt. Auch das ist deutlich schlechter, so dass sich die zusätzliche Soundkarte auch hier wirklich lohnt.
Doch was passiert dann im Ingame-Menu, wenn die hohen FPS-Raten die Spannungswandler in den Stresstest schicken? Auch das ist interessant, denn es verbleibt ein Verhältnis von 1:115 für die Soundkarte im Vergleich zu den 1:48 der Onboard-Lösung, bei der einem das Zwitschern im Menu bereits echt auf die Nerven geht.
Zwischenfazit
Wer sich finanziell nicht überheben oder einfach nur ein klein wenig aufrüsten möchte, ist mit so einer unkomplizierten Einsteiger-Lösung durchaus gut bedient. Es gibt Dank zweier brauchbarer OpAmps ordentlich Pegel und deutlich weniger Verzerrungen bei Vollaussteuerung. Die Pegelfestigkeit steigt gegenüber der Onboard-Lösung erheblich, genauso wie der Störspannungsabstand bei laufender Grafikkarte. Es ist klanglich noch weit vom High-End entfernt, aber solide genug, um nicht-audiophile Nutzer im Rahmen des Preises auch glücklich zu machen.
Die Möglichkeit, per Software weitere Funktionen bis hin zum virtuellen Surround nutzen zu können ist gut, unterliegt aber im Urteil eher den Präferenzen des jeweiligen Anwenders. Man kann es nutzen, muss es aber nicht. Plug and Play ginge also auch. Das Mikrofon tut, was es soll (Sharkoon Skiller SGH50) und wer auf Conferencing steht, Software FTW (oder eben auch nicht). Mehr muss man hier auch nicht schreiben, das Teil tut, was es soll. Für die Neugierigen habe ich auch noch die Herstellerangaben zur Hauptkarte…
… und für die Erweiterungskarte. Allerdings kosten beide Karten in der Summe fast schon soviel wie die Creative Sound Blaster Z SE, was diese Kombination dann nur rund 25 Euro billiger macht. Wer das Geld dafür noch übrig hat, sollte sich dann wohl besser auch noch die andere Karte anschauen, die ich auf der nächsten Seite getestet habe. Es ist zwar keine Low-Profile Lösung mehr, aber man braucht auch nur noch einen Slot für alles. Da muss man abwägen.
- 1 - Problemstellung, Einführung und gelöste Treiber-Probleme
- 2 - Störendes Brummen und Masseschleifen
- 3 - Störgeräusche und Jitter am externen USB-DAC
- 4 - Grafikkarten und Intermodulation
- 5 - Onboard: Realtek ALC1220 vs. Realtek ALC1200
- 6 - Onboard: Realtek ALC4080 und ALC4082
- 7 - Datenblätter: Realtek ALC1200, ALC 1220 und ALC 4080/ALC4082
- 8 - Effektivspannung, Ausgangsleistung und Schallpegel
- 9 - Intern: Creative Sound Blaster Audigy FX V2 (Einsteiger)
- 10 - Intern: Creative Sound Blaster Z SE (Mittelklasse)
- 11 - Extern: Creative Sound Blaster G3 (Einsteiger)
- 12 - Extern: Creative Sound Blaster X4 (Mittelklasse)
- 13 - Zusammenfassung, Fazit und Vorschau
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