Externe Mittelklasse-Lösung: Creative Sound Blaster X4
Zunächst der Preis: Ab ca. 143 Euro ist man dabei, was natürlich ein riesiger monetärer Abstand zur G3 ist. Also wird man jetzt schauen müssen, ob es die 110 Euro Euro Mehrpreis wirklich richten und wo der genaue Mehrwert dann liegt. Wenn die X4 als Nachfolgerin der etwas glücklosen X3 hält, was sie verspricht, dann kann das mit dem Preis sogar hinkommen. Allerdings wird sich die X4 auch mit der Soundblaster Z SE messen lassen müssen, die ein ganzes Stück günstiger ist. Mit an Bord ist diesmal nicht die SB Command Software, sondern die CreativeApp (warum auch immer) und jede Menge Features, die Creative stolz bewirbt.
Der Lieferumfang umfasst die X4, ein USB-3.0-Anschlusskabel, das die USB-C Buchse am Gerät mit dem USB-A des PCs verbindet (womit sowohl die Datenleitung als auch die Stromversorgung geklärt wären) sowie ein spezielles TOSLINK-Kabel mit 3,5-mm-Klinkenanschluss. Dazu gibts noch Quick-Start Heftchen für diverse Features und die Garantie. Das reicht allerdings völlig aus. Die X4 ist ebenfalls gut geeignet für den Anschluss am PC, an der Konsole oder sogar am Smartphone (PC, Mac, PS5, PS4, Xbox, Nintendo Switch usw., Smartphones mit aktuellem Android und iOS).
Die Gehäuseoberseite wird vom Lautstärkeregler samt Status-LED-Ring dominiert. An der vorderen Kante befinden sich drei einfach zu erreichende Tasten. Neben einer Beschriftung, welche die Funktion der einzelnen Tasten erklärt, besitzt jede der Tasten noch eine zusätzliche Status-LED. An der Vorderseite findet man zwei 3,5-mm-Klinkenanschlüsse für einen dedizierten Mikrofonanschluss und den Kopfhöreranschluss als vierpolige TRSS-Klinkenbuchse, an welcher man wahlweise einen reinen Kopfhörer oder aber den kombinierten Stecker eines Headsets anschließen kann, falls dieses keinen Splitter oder separate Kabel/Anschlüsse nutzt. Clever.
Auf der Rückseite vier analoge Audioausgänge, an die man analog ein 2.x oder 5.1 bzw. sogar 7.1 Lautsprecherset anschließen kann. Rechts neben diesen Anschlüssen findet man einen kombinierten Anschluss vor, er entweder als analoger Line-In oder Optical-In dient (wir erinnern uns an das beigelegte optische Kabel). Daneben findet sich noch ein optischer Ausgang sowie der USB Type C Anschluss für die Verbindung mit dem PC. Vier Gummifüßen auf der Unterseite sorgen für einen sicheren Stand.
Die Umschaltung zwischen optional angeschlossenen Lautsprechern und dem angeschlossenen Headset bzw. Kopfhörer erfolgt wahlweise über die CreativeApp Software oder noch einfacher mit einem Tastendruck auf die SXFI Taste. Praktisch und gut. Die ganzen Softwarefunktionen bis hin zu den ganzen SXFI-Gimmicks kann sich jeder selbst intuitiv näherbringen. Für Gamer und Streamer (oder solche, die es gern werden wollen) hat Creative noch eine Audio Balance Funktion integriert, womit sich die Chat- und Gamelautstärke zueinander anpassen lassen. Ich spare mir auch an dieser Stelle wieder den sehr umfangreichen Marketing-Katalog und die Software-Screenshots, die sich eh oft ändern. Da werfe ich dann doch lieber mal einen Blick auf die Platine.
Was finden wir nun Interessantes im Inneren? Ich schrieb es ja schon beim Sound Blaster G3 DAC, dass der verbaute Max97220 weit unter seinen technischen Möglichkeiten bei der Ausgangs-Leistung und -Spannung, auch um nichts zu kannibalisieren. Ohne jetzt die Messungen zu spoilern: das Teil schafft die in den Specs angegebenen maximalen 3.3 Volt bei 600 Ohm nämlich locker, man muss nur dürfen wollen! Ganz verlustlos geht das zwar nicht, aber dazu gleich später mehr. Mit an Bord sind auch der 8416CN für die optischen Anschlüsse und der NORDIC nRF52810 fürs Bluetooth. Allesamt gute Bekannte vom G3 DAC.
Und den SXFI Ultra DSP CUDSP600 gibts natürlich auch wieder. Nutzte die Sound Blaster Z SE noch den CS4398-CZZ von Cirrus Logic als 120 dB DAC, ist es hier ein günstigerer CS 4382A-CQZ als 114 dB, 24-bit und 192 kHz 8-Channel D/A-Wandler. Darüber hinaus finden wir noch einen CS5345-CQZR von Cirrus Logic, also ein A/D-Wandler Chip mit 105dB, 24-bit und 192kHz. Viel mehr gibts nicht und am Ende des Tages hat die günstigere Sound Blaster Z SE sogar die bessere Endstufe mit echten OpAmps. Eigentlich bin ich etwas verwundert, dass der Audio-Zweig der teureren X4 etwas abgespeckt erscheint.
Die X4 wird zwar auch so von Windows 11 erkannt, trotzdem muss man die Software installieren, wenn man die volle Funktionalität samt GUI möchte und nicht nur den rudimentären Ausgang. Die CreativeApp Software ist mittlerweile deutlich stabiler geworden und auch die Firmwareupdates für die X4 ließen sich problemlos damit einspielen. Creative scheint also aus alten Fehlern gelernt zu haben. Auch gut. Eher schlecht ist, dass die X4 in der SB Command Software nicht erkannt wird. Es lohnt sich aber in jedem Fall, das volle Paket zu installieren und nach Firmware-Updates zu suchen. Dann klappts auch ohne Fehler.
Mikrofon-Nutzung
Bei allen meiner Headsets war das Mikrofon im Vergleich zu den anderen bisherigen Sound-Lösungen etwas leiser (ca. 20 bis 30%, je nach Modell), trotz maximalem Gain. An der Vorspannung kann es kaum liegen, denn sonst würden die Mikrofone rauschen und im Extremfall sogar verzerren. Ich habe in den Windows-Einstellungen den Mikrofon-Boost des betreffenden Aufnahme-Gerätes (X4, Microphon) angehoben und der Pegel stimmte wieder. Im Vergleich zur AE-5 oder nuAudio von EVGA war wieder alles in Ordnung, auch ohne stärkeres Rauschen. Peanuts, aber man sollte es durchaus mit erwähnen. Bitte nachbessern Creative, Danke!
Maximalaussteuerung an 32 und 600 Ohm
Bringen uns die beworbenen OpAmps hörbar und messbar weiter und wie sieht es im Vergleich zur Sound Blaster Z SE aus? Lässt man die Software ohne zusätzlicher Gain für „normale“ Kopfhörer laufen, dann kommt man an 32 Ohm nicht verzerrungsfrei über 0.9 Vrms! Um wirklich Power zu bekommen, muss man die Option für höherohmige Kopfhörer wählen. Dann, das funktioniert es besser, aber wenn noch leichte Verzerrungen messbar (aber nicht hörbar) sind. Mit 66,994 mW RMS kommt die X4 der Sound Blaster Z SE mit deren 69,82 mW RMS pro Kanal schon recht nahe. Da ist für eine externe Lösung bei 32 Ohm gar nicht mal übel. Die 7,3 mW beim Onboard-Sound des Godlike kann man dagegen glatt vergessen. Das sind auch hier extreme Verbesserungen, denn man bekommt so ziemlich alle Kopfhörer locker auf maximalen Pegel. Mit 1.4642 Vrms an 32 Ohm sind eigentlich die meisten akustischen Notlagen gut zu meistern.
Doch was passiert, wenn man einen 600-Ohm-Kopfhörer nutzen möchte? Mit echten 2.3163 Vrms (Soundblaster Z SE 2,495 Vrms) erreicht man mit fast 9 mW RMS eine fast identische Ausgangsleistung. Die 3.1 mW RMS und knapp 1.37 Vrms des Onboard-Sound darf man da gern vergessen. Auch die Kurve sieht wieder deutlich schöner und glatter aus. Es ist somit ebenfalls eine deutliche und vor allem hörbare Verbesserung für höherohmige Kopfhörer ab 250 Ohm. Dass es damit immer noch keine High-End-Lösung ist, sollte aber auch klar sein. Aber es geht schon gut und auch Musik ist kein Thema, wenn man das Sound Processing aus lässt.
Fremdspannungsabstand
Auch hier ist natürlich die Messung im laufenden Betrieb der Sklave von Motherboard, Grafikkarte und Netzteil, trotz externer USB-Anbindung. Betrachten wir zunächst wieder den Idle-Zustand am Desktop bei maximaler, noch verzerrungsfreier Lautstärkeeinstellung für die mögliche Vollaussteuerung von eben. Mit 0.0009 Volt liegt trotz der deutlich höheren Gesamtverstärkung auf den Level der Onboardlösung und liegt am Ende auch besser im Rennen, als die Sound Blaster Z SE. Den 0.483 Vrms des Onboard-Chips stehen hier ja satte 1.4642 Vrms gegenüber. Und so vergrößert sich der Abstand zum Störsignal von 1:537 auf 1:1627, was dem Ergebnis der Audigy FX V2 stark ähnelt und wirklich hervorragend ist.
Starten wir nun das Spiel und laden das Savegame. In Ultra-HD und maximalen Settings hat die Grafikkarte echt zu würgen und es fließen über 500 Watt durch den dicken Pixelerwärmer. Ich messe jetzt 0.007 Vrms was jetzt ebenfalls zu einem Verhältnis von 1:209 zu den maximal gemessenen 1.4642 Vrms ergibt. Die Sound Blaster Z SE schaffte hier 1:168 und ist damit schlechter. Beim Onboard-Sound waren es 0.0074 Vrms gegenüber 0.4831 Vrms, so dass sich nur noch ein Verhältnis von 1:65 ergibt. Sieg für die externe X4 gegen die Z SE, wenn auch nicht extrem deutlich.
Doch was passiert wieder im Ingame-Menu, wenn die hohen FPS-Raten die Spannungswandler in den Stresstest schicken? Auch das ist interessant, denn es ergibt sich ein Verhältnis von 1:149 für die Sound Blaster X4, gegenüber den 1:120 für die Sound Blaster Z SE, den 1:115 für die Sound Blaster Audigy FX V2 und dem wirklich schlechten Verhältnis von 1:48 der Onboard-Lösung. Dort kreischen die Spatzen, während bei der X4 der Vogelkäfig geschlossen bleibt. Extern bleibt halt Extern und die Pixelschubse ist weit weg.
Zwischenfazit
Bringt man die rund 140 Euro auf und kauft sich so eine Sound Blaster X4, dann liegt man zwar 50 Euro über der fast gleich guten Sound Blaster Z SE, hat aber eine handliche Box mit deutlich mehr Umschaltfunktionen ohne Software-Gefriemel. Vor allem während des Spiel ist ja ein Wechsel in den Treiber eher sinnlos. Die X4 schwächelt etwas unter 80 Ohm und die Messkurve franst etwas aus, aber das ist Jammern auf recht hohem Niveau, weil man es in der Praxis eigentlich nicht wahrnehmen wird. Dafür sind die Kurven bei den höherohmigen Hörern richtig gut. Was auch nicht geht, sind Spaßkopfhörer mit 16 Ohm, da bricht die Leistung komplett weg, denn es verzerrt deutlich schneller.
Die X4 schlägt die alte X3 um Längen, bleibt aber aktuell von der SB Command Software ausgeschlossen, warum auch immer. Das ist reichlich schade und irgendwie ein Riss im Portfolio. Ansonsten hätte ich noch die üblichen Specs, aber das kennt Ihr ja schon:
- 1 - Problemstellung, Einführung und gelöste Treiber-Probleme
- 2 - Störendes Brummen und Masseschleifen
- 3 - Störgeräusche und Jitter am externen USB-DAC
- 4 - Grafikkarten und Intermodulation
- 5 - Onboard: Realtek ALC1220 vs. Realtek ALC1200
- 6 - Onboard: Realtek ALC4080 und ALC4082
- 7 - Datenblätter: Realtek ALC1200, ALC 1220 und ALC 4080/ALC4082
- 8 - Effektivspannung, Ausgangsleistung und Schallpegel
- 9 - Intern: Creative Sound Blaster Audigy FX V2 (Einsteiger)
- 10 - Intern: Creative Sound Blaster Z SE (Mittelklasse)
- 11 - Extern: Creative Sound Blaster G3 (Einsteiger)
- 12 - Extern: Creative Sound Blaster X4 (Mittelklasse)
- 13 - Zusammenfassung, Fazit und Vorschau
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