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PCIe 4.0 mit neuem und günstigerem Konzept: MSI SPATIUM M450 NVMe M.2 SSD 1 TB im Test

Real-World Szenarien und Härtetest

Gerade der tägliche Einsatz der SSDs entspricht in etwa auch dem was der SPECwpc da auf die Laufwerke loslässt, denn ich arbeite ja mit den gleichen bzw. ähnlichen Anwendungen. Manchmal merkt man den Wert einer sehr schnellen SSD, oft jedoch auch nicht. Da reicht es schon, wenn man eine normale NVMe nutzt, egal, ob nun PCIe Gen. 4 oder 3. Doch bevor ich den SPECwpc auswerte, schauen wir uns noch AJA an, denn hier muss sich zeigen, wie weit der dynamische SLC-Cache und der fehlende DRAM-Puffer reichen. Leider läuft AJA keine 3 Minuten, aber auch so was selbst bei 64 GB kein Einbruch des Streams sichtbar.

Und wie sieht das jetzt beim Lesen des Streams aus? Nicht schlecht, wenn man sich den Kurvenverlauf anschaut. Denn wir bewegen uns ja immer noch im Consumer-Bereich. Ich habe hier mit AJA zum besseren Verständnis einmal eine eher praxis-bezogene Last erzeugt, indem ich 64 GB Videostream lesen lasse. Gut, die theoretisch möglichen (und mit CrystalDiskMark auch gemessenen) 3700 MB/s sind definitiv nicht möglich, aber mit rund 3000 MB/s liegt man trotz fehlendem Puffer doch noch ganz gut im Rennen. Hier ist der Effekt also bei weitem nicht so schlimm, solange man wirklich PCIe 4.0 nutzt und damit auch den beteiligten Arbeitsspeicher schnell genug anbindet. Auch wenn die SSDs kompatibel sind, der PCIe 3.0 lässt das Ganze dann aber fast auf die Hälfte schrumpfen.

Damit kommen wir zum SPECwpc und den darin enthaltenen Real-World-Anwendungen. Ich verzichte auf die IOPS und bleibe lieber bei den Schreibe- und Leseraten in MB/s. Denn das, was hier im Allgemeinen geschrieben wird, ist klein aber häufig, was man auch an den niedrigen Raten erkennen kann. Da ist man weit weg von den theoretisch möglichen Maximalraten und dem, was man im konstanten Stream schafft. Betrachten wir zunächst die Lesevorgänge und stellen fest, dass beide SSDs sehr nah zusammenliegen und nur in wenigen Anwendungsergebnissen differieren.

Während in proDEV und CCX die MSI Spatium 450 gegenüber der SSD mit DRAM-Puffer etwas Federn lassen muss, gewinnt der neue 176-Layer-NAND von Micron den Rest der Anwendungen zum Teil sogar deutlich. Selbst NAMD und Handbrake mit eher großen Lesemengen werden sicher von der M450 dominiert, was durchaus verblüfft. Und es zeigt sich einmal mehr die mangelnde Aussagekraft von einfachen lese- und Schreibtests.

Wenn es zum Schreiben kommt, ändert sich das Bild etwas. Handbrake bricht im Vergleich zur PNY-SSD stark ein, CCX schwächelt erneut etwas. Der Rest ist aber ausgeglichen und geht sogar bis zu dominant in Richtung Spatium M450. Insgesamt kann man dem Konzept sogar in härteren Lebenslagen und im Workstation-Alltag eine ansprechende Performance bescheinigen.

Temperaturverhalten

Einen Punkt müssen wir noch klären: die Temperaturen. Generell ist die SSD, auch im Stresstest, selbst ohne Kühler nach einer Stunde immer noch im grünen Bereich. Normale Anwendungen treiben das heißeste Teil, den Controller, auf 55 bis 60 °C, im Stresstest werden es bis zu 70 °C nach 30 Minuten. Kühlt man die SSD mit einer am Motherboard implementierten Lösung („Shield“), sind es auch im Stresstest keine 60 Grad mehr. Das kann überzeugen, aber es sind ja auch nur zwischen 3 und 4 Watt Verlustleistung.

Zusammenfassung und Fazit

Was können wir als Erkenntnis nun aus diesem Test mitnehmen? Man kann dank des schnelleren PCI 4.0 (mit gewissen Einschränkungen) auch auf einen DRAM-Puffer verzichten, indem man den normalen Arbeitsspeicher mit einbindet. Die theoretische Kostenersparnis ist nicht zu verachten, denn neben den gesparten Komponenten auf dem PCB wird dieses natürlich auch einfacher und damit günstiger. Doch auch der Controller kann günstiger ausfallen, wenn man den DRAM nicht mehr nutzen und ansprechen muss.

Darüber hinaus kann man auch den Controller weiter abspecken, sich mit nur 4 Kanälen begnügen und statt eines Dual-Core- auch einen Single-Core ARM-Prozessor im Controller integrieren. Und zu guter Letzt ist ja auch der neue 176-Layer TLC nicht langsamer als der 128-Layer-Vorgänger, soll jedoch viele positive Veränderungen mit sich bringen. Das alles hat im Test auch gehalten, was man versprochen hat, erstaunlicherweise. Und auch die Hitzeproblematik ist keine mehr. Erfreulicherweise.

MSI ging vor einer Woche von einer offiziellen UVP von 115 USD aus, was durchaus angemessen erscheint, da andere TLC-NVMs mit PCIe 4.0  und 1 TB Größe meist teurer sind. Die MSI Spatium M450 hat sich ja im Test keine wirklichen Patzer geleistet, deshalb kann man das Konzept durchaus akzeptieren und sogar im Rahmen normaler Anwendungs-Szenarien auch empfehlen. Die SSD wird demnächst auch in Deutschland erhältlich sein. Was den Preis betrifft, wäre dann die kolportierte Umsetzung auf 100 bis 115 Euro sicher ein Kaufanreiz. Schaun wir mal.

Das Testmuster wurden vom Hersteller unverbindlich zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme auf die Tests und Ergebnisse fand und findet nicht statt und es bestand keine Pflicht zur Veröffentlichung.

 

Kommentar

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M
Massaker

Mitglied

85 Kommentare 26 Likes

Traumhafte Spitzenwerte im mittleren Screenshot von ATTO...allerdings nur beim "Laufwerk D:"... ich vermute MSI M450 war dabei "Laufwerk E:", Guten Morgen!:coffee::giggle:(y)

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O
Oberst

Veteran

335 Kommentare 130 Likes

Klingt nach einem vernünftigen Produkt, hat aber durchaus auch gute Konkurrenz in Form der WD Blue SN570 oder WD Black SN750 SE, die bieten ähnliche Leistung für aktuell unter 100€.
Bezüglich QLC: Würde ich nicht als Sackgasse bezeichnen, das braucht einfach auch noch Zeit. Die TBW steigen da auch. Ich finde aber, das größere Problem für QLC ist eher die Schreibleistung bei vollem Cache.

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Homerclon

Mitglied

76 Kommentare 35 Likes

Wie sieht die Leistung unter PCIe 3.0 aus? Wenn man einzig die Übertragungsleistungen betrachtet, dürfte es keinen spürbaren Unterschied machen. Aber Theorie und Praxis ...

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c
cunhell

Urgestein

548 Kommentare 503 Likes

Wenn ich mir die Benchmarks ansehe ist z.B. eine WD SN750 PCIe 3.0 ist ähnlich performant und man bekommt die SSD immer wieder unter 100€. Nur weil PCIe 4.0 draufsteht macht das doch das Gesamtprodukt nicht lukrativer. Jeder NVMe PCIe 4.0 Slot kann auch NVMe 3.0.
Man kauft eine PCIe 4.0 SSD und bekommt nur PCIe 3.0 Performance. So eine SSD macht die Performancevorteile von PCIe 4.0 quasi obsolet.

Und der unbedarfte Kunde glaub was Tolles zu kaufen weil 4.0 statt 3.0 drauf steht.

Cunhell

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H
Headyman

Veteran

116 Kommentare 53 Likes

Ich sehe das auch mit etwas gemischten Gefühlen, Hauptsache PCIe 4.0 steht drauf :rolleyes:.
Und das die Übertragung auch noch massiv einbrechen soll, wenn die Kiste unter Last ist? Also das ist doch kontraproduktiv, wenn ich viele Daten lesen und verarbeiten will, dann ist doch "immer" was los, und dann wird das noch ausgebremst...
Der Preisvorteil ist ja ganz nett und die Anwendungsperformance ist anscheinend doch ganz gut (im Gegensatz zu den Benchmarks).

Warten wirs mal ab, evtl. sieht man ja in den professionellen Workloads noch Argumente.

Vielleicht wird das ja auch ein neuer Benchmark für DDR5, der kann ja besser mit parallelen Workflows...:LOL:

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Igor Wallossek

1

10,178 Kommentare 18,761 Likes

Naja, also der Vergleich zur "normalen" PCIe 4.0 SSD war gar nicht so schlecht. Ich habe die SSD jetzt mal einige Tage als System-SSD genutzt und subjektiv keine Verschlechterung festgestellt. Und ich bin wirklich Power-User :D

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S
Salierfähig

Neuling

7 Kommentare 4 Likes

Diese und die SN770 machen doch eine echt gute Figur für SSDs ohne DRAM. Klar, eine Corsair MP600 Pro XT (auch mit 176-Layer Micron) ist da noch mehr ausgeglichen im Gesamtbild, aber die kostet ja auch mehr und schluckt den doppelten Strom.
Der Sprung von PCIe3 ohne DRAM zu PCIe4 ohne DRAM ist ja schon gewaltig. Deshalb frage ich mich: Ist da nochmal so ein großer Sprung für PCIe5 ohne DRAM drin? Und ist DRAM dann ab PCIe6 sogar überflüssig, weil es fast keinen Mehrwert bringt? Das wäre echt wild.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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