Datenspeicher Speichermedien Storage Testberichte

PCIe 4.0 mit neuem und günstigerem Konzept: MSI SPATIUM M450 NVMe M.2 SSD 1 TB im Test

Was bedeutet eigentlich dynamischer pSLC Cache?

Kommen wir nun zu einem etwas technischeren Detail, das den meisten so gar nicht im vollen Umfang bekannt sein dürfte. Über pSLC-Cache ist ja schon viel geschrieben worden, das muss man gar nicht noch einmal im Detail durchkauen, maximal noch als kleine Auffrischung. Here we go…

Um die Schreibgeschwindigkeit zu erhöhen, wird gern der sogenannte  „Pseudo-SLC Cache“ (pSLC) in Consumer-Produkten genutzt, wobei man ihn mittlerweile auch in diversen industriellen Lösungen findet. Hierfür wird ein Teil der NAND-Kapazität als SLC-Speicher konfiguriert, in dem nur ein Bit pro Zelle gespeichert wird. Dementsprechend, kann dieser Speicher sehr schnell beschrieben und gelesen werden. Da es sich nicht um dedizierten, also keinen echten SLC-Speicher handelt, wird er pseudo SLC genannt. Ein solcher Cache kann für alle Speichertypen verwendet werden, die mehrere Bits pro Flash-Zelle speichern, also wie hier beim TLC drei Bits. Der pSLC Cache nutzt bei dem einen Bit zudem eine deutlich höhere Spannung, was eine gewisse Sicherheit bietet und damit besser ist als Fast Page.

Die Verwendung von pSLC-Cache bietet einen Geschwindigkeitsvorteil, vor allem dann, wenn das Speichermedium nicht mit Lese- oder Schreibzugriffen zwischen dem dem Schreiben größerer Datenmengen. Diese Leerlaufzeiten werden vom Speichermedium genutzt, um Daten aus dem Cache in den TLC-Bereich zu verschieben.

Figure 1 – Pseudo SLC Cache (pSLC)

Doch die Nachteile des pSLC kennt jeder. Wenn der schnelle pSLC-Cache nämlich voll ist, sinkt die Geschwindigkeit deutlich ab, da weitere Schreibzugriffe auf das auf das Speichermedium erst den pSLC freimachen müssen, indem man ältere Daten aus dem Cache in den TLC Speicher verschiebt. Doch was bitte versteckt sich jetzt hinter „dynamischem pSLC Cache“? 

Dynamischer pSLC-Cache hat zwar mittlerweile auch seinen Weg in industriellen Speicherlösungen gefunden, aber nur mit sehr harten Einschränkungen. Im Gegensatz zum statischen pSLC-Cache werden bis zu 100 % des NAND-Flash dynamisch als pSLC-Cache genutzt, je nachdem, wie voll das Speichermedium ist. Der Cache kann also bis zu 1/3 der Gesamtspeichergröße umfassen.

Die Schreibgeschwindigkeit des Speichermediums hängt allerdings nicht nur von der Datenmenge ab, die ohne Unterbrechung geschrieben wird, sondern auch vom Füllstand des Speichers. Und genau das macht die Schreibgeschwindigkeit im Lebenszyklus nur schwer vorhersagbar.

Figure 2 – Dynamic pSLC Cache and Performance (based on Swissbit study)

Von einer dynamischen Änderung der Konfiguration von Flash-Blöcken als pSLC- oder TLC-Speicher wird von den NAND-Flash-Herstellern aus Gründen der Zuverlässigkeit zwar abgeraten, aber im Consumer-Bereich, wo die Temperaturfenster nicht so sehr von Belang sind, sieht man das durchaus etwas entspannter.

Alle Hersteller von dynamischen NAND-Speichermedien Medien, auch Micron, wechseln nach einer festgelegten Maximalanzahl von Programm- und Löschzyklen dauerhaft in den TLC-Modus zurück. Davor erreicht das Speichermedium die besten Werte vor allem bei kurzen Schreibvorgängen, die nicht die gesamte Kapazität benötigen. Nach einer gewissen Nutzungszeit wird das Medium jedoch dauerhaft verlangsamt, das darf man nie ausblenden. Der E18 von Phison beherrscht die dynamische Änderung der Konfiguration von Flash-Blöcken recht gut, aber die Physik überlisten kann er auch nicht.

In der Praxis sieht das Ganze dann so aus: auf der leeren 1-TB MSI Spatium M450 erreicht der SLC-Cache noch eine Größe von ca. 140 GB,  während er sich dann auch dem zu 75 % gefüllten Laufwerk auf ca. 32 GB reduziert. Danach brechen in beiden Fällen die Datenraten beim Schreiben enorm ein und man liegt mit etwas Pech auf SATA-Level.

 

Kommentar

Lade neue Kommentare

M
Massaker

Mitglied

85 Kommentare 26 Likes

Traumhafte Spitzenwerte im mittleren Screenshot von ATTO...allerdings nur beim "Laufwerk D:"... ich vermute MSI M450 war dabei "Laufwerk E:", Guten Morgen!:coffee::giggle:(y)

Antwort 1 Like

O
Oberst

Veteran

337 Kommentare 131 Likes

Klingt nach einem vernünftigen Produkt, hat aber durchaus auch gute Konkurrenz in Form der WD Blue SN570 oder WD Black SN750 SE, die bieten ähnliche Leistung für aktuell unter 100€.
Bezüglich QLC: Würde ich nicht als Sackgasse bezeichnen, das braucht einfach auch noch Zeit. Die TBW steigen da auch. Ich finde aber, das größere Problem für QLC ist eher die Schreibleistung bei vollem Cache.

Antwort Gefällt mir

Homerclon

Mitglied

78 Kommentare 36 Likes

Wie sieht die Leistung unter PCIe 3.0 aus? Wenn man einzig die Übertragungsleistungen betrachtet, dürfte es keinen spürbaren Unterschied machen. Aber Theorie und Praxis ...

Antwort Gefällt mir

c
cunhell

Urgestein

549 Kommentare 503 Likes

Wenn ich mir die Benchmarks ansehe ist z.B. eine WD SN750 PCIe 3.0 ist ähnlich performant und man bekommt die SSD immer wieder unter 100€. Nur weil PCIe 4.0 draufsteht macht das doch das Gesamtprodukt nicht lukrativer. Jeder NVMe PCIe 4.0 Slot kann auch NVMe 3.0.
Man kauft eine PCIe 4.0 SSD und bekommt nur PCIe 3.0 Performance. So eine SSD macht die Performancevorteile von PCIe 4.0 quasi obsolet.

Und der unbedarfte Kunde glaub was Tolles zu kaufen weil 4.0 statt 3.0 drauf steht.

Cunhell

Antwort Gefällt mir

H
Headyman

Veteran

116 Kommentare 53 Likes

Ich sehe das auch mit etwas gemischten Gefühlen, Hauptsache PCIe 4.0 steht drauf :rolleyes:.
Und das die Übertragung auch noch massiv einbrechen soll, wenn die Kiste unter Last ist? Also das ist doch kontraproduktiv, wenn ich viele Daten lesen und verarbeiten will, dann ist doch "immer" was los, und dann wird das noch ausgebremst...
Der Preisvorteil ist ja ganz nett und die Anwendungsperformance ist anscheinend doch ganz gut (im Gegensatz zu den Benchmarks).

Warten wirs mal ab, evtl. sieht man ja in den professionellen Workloads noch Argumente.

Vielleicht wird das ja auch ein neuer Benchmark für DDR5, der kann ja besser mit parallelen Workflows...:LOL:

Antwort Gefällt mir

Igor Wallossek

1

10,193 Kommentare 18,806 Likes

Naja, also der Vergleich zur "normalen" PCIe 4.0 SSD war gar nicht so schlecht. Ich habe die SSD jetzt mal einige Tage als System-SSD genutzt und subjektiv keine Verschlechterung festgestellt. Und ich bin wirklich Power-User :D

Antwort Gefällt mir

S
Salierfähig

Neuling

7 Kommentare 4 Likes

Diese und die SN770 machen doch eine echt gute Figur für SSDs ohne DRAM. Klar, eine Corsair MP600 Pro XT (auch mit 176-Layer Micron) ist da noch mehr ausgeglichen im Gesamtbild, aber die kostet ja auch mehr und schluckt den doppelten Strom.
Der Sprung von PCIe3 ohne DRAM zu PCIe4 ohne DRAM ist ja schon gewaltig. Deshalb frage ich mich: Ist da nochmal so ein großer Sprung für PCIe5 ohne DRAM drin? Und ist DRAM dann ab PCIe6 sogar überflüssig, weil es fast keinen Mehrwert bringt? Das wäre echt wild.

Antwort Gefällt mir

Danke für die Spende



Du fandest, der Beitrag war interessant und möchtest uns unterstützen? Klasse!

Hier erfährst Du, wie: Hier spenden.

Hier kannst Du per PayPal spenden.

About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

Folge Igor auf:
YouTube   Facebook    Instagram Twitter

Werbung

Werbung