Zusammenfassung
Kommen wir nun zur Zusammenfassung. Wer sich die 265 Euro Mindesteinstiegpreis aus dieser Woche vor Augen führt, wird sicher auch verstehen, warum ich AMDs neue X570-Plattform so interessant fand. Denn bisher war es so, dass man gescheite AMD-Motherboards deutlich günstiger bekam, als Intels Gegenstücke. Wollen wir mal hoffen, dass dies auch so bleibt, denn spätestens über den Unterbau könnten die neuen Ryzen-PC Intels neunte Generation obsolet machen, wenn es nicht so schon über Performance und CPU-Preis passiert.
Genau deshalb bot sich hier der Test der aktuellen Lead-Plattform von Intel im Consumer-Bereich auch noch einmal an, denn es wird gleichzeitig auch eine Art Bestandaufnahme sein und als schöner Vergleich zu AMDs neuer Plattform dienen können. Und genau an dieser Stelle muss ich dann auch mal auf die individuellen Merkmale des Boards eingehen, die nichts mit Chipsätzen und architekturbedingten Einschränkungen zu tun haben.
Wenn ich ein so teures Board kaufe, dann erwarte ich auch eine ordentlich Performance am analogen Ausgang. Eine ALC 1220 in dieser Preisklasse als Kopfhörerverstärker zu nutzen ist sicher arg sportlich, damit aber auch komplett neben der Spur. Mit nicht mal 4 mW RMS pro Kanal an 32 Ohm wird man der ansonsten guten Performance des ALC 1220 nämlich nicht gerecht. Hier hätte eine simple Op-Amp-Stufe völlig ausgereicht, um auch am analogen Ausgang für ordentlich Power zu sorgen. Wohl dem, der ein USB-Headset oder einen externen KHV besitzt.
Die Kühlung auf dem Mainboard ist ok, wobei ich den Sinn der Heatpipe für wirklich hinterfragenswürdig halte. Denn ein Delta von bis zu 40 °C zwischen den zu kühlenden Smart Power Stages und dem Kühlblock, sowie ein Unterschied von nur einem Grad zwischen Heatpipe und Kühlblockoberfläche geben mir auch technische Rätsel auf. Rechnet man die Kette der Wärmewiderstände mal zusammen, dann stimmt da was nicht. Entweder hat man die Heatpipe nur im Kühler hingebungsleer eingeflanscht oder das Teil ist keine echte Heatpipe, sondern nur ein hohles Röhrchen. Wobei ich eher zu Letzterem tendiere.
Fazit
Man könnte dieses Mainboard richtig gut finden, wenn man keine analogen Kopfhörer direkt anschließen möchte und keinen Intel Core i9-9900K an die Kotzgrenze prügeln, sondern nur out of the box betreiben möchte. Das Board ist dann thermisch stabil, lässt beim Speicher auch mit vier belegten Bänken locker die 4 GHz zu und ist auch sonst recht absturzfest. Ein fixes und aufgeräumtes BIOS tut da sein Übriges. Die Anwendungsperformance ist gut und Ausfälle gab es keine.
Damit ist das Board, zusammen mit allerlei zusätzlichen Features und einer bunten, aber nicht übermäßig aufdringlichen RGB-LED-Pracht, per se keine schlechte Offerte, wären da nicht die paar Nachlässigkeiten, die aber erst beim genaueren Nachmessen auffallen. Wer die Ausgangsleistung und-spannungen am analogen Audio-Ausgang nicht misst, wird sich maximal über fehlende Pegelfestigkeit und Leistung wundern und die sonstwo suchen, nur nicht am Mainboarddesign festmachen. Aber, das muss man zu Realteks Ehrenrettung schreiben, es liegt nicht am ALC 1220. Das der das nicht kann, weiß man als Hersteller ganz genau.
Mit einem separaten Kopfhörerverstärker ist die Welt wieder in Ordnung, immerhin. Deshalb ist dieser Test alles andere als ein Verriss. Aber eben auch keine Lobeshymne. Das Board hat zumindest Charakter, wenn auch einen leicht zwiegespaltenen. Auch so etwas kann man als Erkenntnis und Schlusswort durchaus mal so stehen lassen.
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