Wichtiges Vorwort zu den Benchmark-Werten
Ein direkter Leistungsvergleich zwischen verschiedenen Boardpartnerkarten – etwa zwischen der MSI RTX 5070 Gaming Trio und anderen Custom-Designs – mag auf den ersten Blick sinnvoll erscheinen, führt aber bei genauer Betrachtung zu methodischen Ungenauigkeiten und letztlich, bei etwas Pech, auch zu ungerechten Fehlinterpretationen. Das liegt weniger an den Benchmarkverfahren selbst als vielmehr an der Art und Weise, wie moderne Nvidia-GPUs intern arbeiten. Insbesondere zwei eng miteinander verknüpfte Systeme, die Voltage Frequency Engine (VFE) und das Continuous Virtual Binning (CVB), sorgen dafür, dass selbst baugleiche Karten mit identischem BIOS und gleichem Kühlsystem unter Last deutlich voneinander abweichende Verhaltensweisen zeigen können – und das ohne jegliches Zutun des Herstellers oder Nutzers.
Das Continuous Virtual Binning (CVB) beschreibt bei Nvidia kein klassisches, diskretes Binning in Qualitätsklassen, wie es etwa bei CPUs oder früheren GPU-Generationen üblich war. Vielmehr handelt es sich um eine kontinuierliche, hardwareseitig hinterlegte Kurve, die für jeden einzelnen Grafikchip individuell bestimmt wird. Diese CVB-Kurve definiert, bei welcher Spannung welcher Takt als stabil und effizient gilt. Jeder Chip, der das Werk verlässt, besitzt damit eine eigene Signatur, die darüber entscheidet, wie hoch er boosten kann – unter welchen Bedingungen, mit welcher Spannung und bei welcher Temperatur.
Die Voltage Frequency Engine (VFE) greift diese Kurve auf und ist für die Echtzeitregelung im laufenden Betrieb verantwortlich. Sie prüft fortlaufend thermische, elektrische und leistungstechnische Parameter und entscheidet dynamisch, welcher Punkt auf der CVB-Kurve angesteuert wird. Dabei spielt nicht allein die Frage eine Rolle, ob ein höherer Takt möglich wäre, sondern ob es sich angesichts der aktuellen Rahmenbedingungen auch lohnt, ihn zu nutzen. Die VFE bevorzugt Punkte mit hoher Effizienz, also einem günstigen Verhältnis aus Leistungsgewinn und Stromverbrauch. Das bedeutet konkret: Zwei RTX 5070 mit identischer Nennleistung und gleichem Boost-Clock können in der Praxis völlig unterschiedliche Frequenzverläufe zeigen – je nachdem, wie gut das einzelne Silizium innerhalb der GPU gefertigt wurde.
Diese Unterschiede, die im Rahmen der sogenannten „GPU-Lotterie“ auftreten, führen in der Praxis zu Leistungsschwankungen von bis zu zwei Prozent – allein aufgrund der Fertigungstoleranzen und ohne Zutun des Boardpartners. Selbst innerhalb einer Serie wie der MSI Gaming Trio OC können sich zwei Karten um ein bis zwei Prozent in der realen Anwendungsleistung unterscheiden, obwohl sie formal das gleiche BIOS und dieselbe Kühlung nutzen. Dieser Effekt liegt vollständig im Einflussbereich von VFE und CVB – also in der Interaktion von Siliziumqualität und Boostregelung.
Hinzu kommen systematische Unschärfen bei der Messung: Jede Benchmarkszene unterliegt natürlichen Schwankungen, sogenannte Lorenzgrenzen, die sich durch minimale Unterschiede im Frametiming, Hintergrundprozesse, RAM-Management oder gar BIOS-Revisionen des Testsystems ergeben. Diese Toleranzen liegen ebenfalls im Bereich von ein bis zwei Prozent und überschneiden sich damit direkt mit der durch CVB verursachten Streuung. Das macht präzise Leistungsvergleiche zwischen nahezu identischen Kartenmethodisch fragwürdig, zumal sie dem Leser eine Genauigkeit suggerieren, die faktisch nicht erreichbar ist.
Vor diesem Hintergrund ist es analytisch nicht nur vertretbar, sondern auch folgerichtig, bei der Beurteilung der Leistungsfähigkeit einer GPU-Generation wie der RTX 5070 auf die Referenzwerte der Founders Edition zurückzugreifen. Diese wurde von Nvidia mit einem standardisierten Power-Limit und einem neutralen Kühlsystem konzipiert, das keinerlei werksseitige Optimierung auf besonders hohe Boosttakte beinhaltet. Erfahrungswerte zeigen, dass gut abgestimmte Custom-Modelle wie die Gaming Trio OC in der Praxis lediglich ein bis zwei Prozent oberhalb dieser Referenzwerte liegen – sofern der eingesetzte Chip entsprechend gut binnt.
Der Versuch, aus Benchmarkvergleichen zwischen Custom-Modellen weitreichende Aussagen zur Produktqualität oder Leistungsvorteilen abzuleiten, ist damit nicht nur irreführend, sondern verkennt die Funktionsweise moderner GPU-Architekturen. Relevanter für eine Bewertung bleiben Aspekte wie Lautstärkeverhalten, Temperaturentwicklung, elektrische Stabilität und Verarbeitungsqualität und Support – also jene Merkmale, die der Hersteller tatsächlich beeinflussen kann und auf die ich natürlich genauer eingehen werde bzw. eingegangen bereits bin. Die eigentliche Performance unterliegt dagegen heute einer Kombination aus interner Chipbewertung (CVB), intelligenter Laststeuerung (VFE) und äußeren Rahmenbedingungen.
Zusammenfassung und Übersicht aller Spiele in Full-HD
Zusammenfassung und Übersicht aller Spiele in WQHD
Zusammenfassung und Übersicht aller Spiele in Ultra-HD
Eigentlich wollte ich Ultra-HD (UHD) mit einer Auflösung von 3840 x 2160 Pixeln bei dieser Karte weglassen, aber um das Dilemma zu zeigen, mache ich es dann doch noch mit. Ja, UHD bietet eine außergewöhnliche Bildschärfe, die besonders auf großen Monitoren zur Geltung kommt, aber der Nachteil liegt in den hohen Anforderungen an die GPU, da die Pixelanzahl viermal höher ist als bei WQHD. Dies erhöht die Rechenlast erheblich, insbesondere bei aktivierten Effekten wie Raytracing, wodurch stabile Frameraten schwer zu halten sind.
- 1 - Einführung und Details zur Blackwell GB205-300 GPU
- 2 - Testsystem und Equipment
- 3 - Teardown: Platine und Kühler
- 4 - Materialanalyse und Wärmeleitmaterialien
- 5 - Gaming Performance Rastergrafik
- 6 - Gaming Performance Supersampling, RT & FG
- 7 - Leistungsaufnahme, Lastspitzen und Netzteilempfehlung
- 8 - Temperaturen, Taktraten und Thermografie
- 9 - Lüfterdrehzahlen und Geräuschentwicklung
- 10 - Zusammenfassung und Fazit
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