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MSI GeForce RTX 3090 Ti SUPRIM X im Test – Heißes Eisen, Titan-Sammlerstück oder nur ein Testlauf für die GeForce RTX 4090?

Platinenanalyse und Spannungsversorgung

Die 12-Layer-Platine setzt wie üblich auf das Backdrill-Verfahren zeigt in ersten Ansätzen auch schon, warum ich die GeForce RTX 3090 Ti als „Spielwiese“ für die kommende GeForce RTX 4090/4080 bezeichnet habe. Auch die Art der Spannungsversorgung unterscheidet sich von der GeForce RTX 3090 und verzichtet auf die bisherige Zweiteilung der Hauptspannungsversorgung. NVVDD steht für die herkömmliche Core-Voltage, also das, was wir gern als GPU- Spannung bezeichnen, MSVDD entfällt wieder. Insgesamt 24 Spannungswandler allein für die GPU entsprechen auch dem, was NVIDIA für die kommende Generation auf der Referenzplatine geplant hat (siehe Schema). Wer dazu noch mehr wissen möchte, kann gern auch noch zuvor den betreffenden Artikel lesen.

Es sollte sich auch bei der MSI GeForce RTX 3090 Ti SUPRIM X um acht einzelne Phasen handeln, die jedoch auf 24 getrippelt werden und die von einem (leider kaum dokumentierten) Monolith MP2891 auf der Rückseite bereitgestellt werden. Hier handelt es sich um einen digitalen PWM-Controller mit VID-Interface, kompatibel zu NVIDIAs Open VReg Spezifikation und diversen Erweiterungsfunktionen. Für alle damit angesteuerten 24 Spannungswandler setzt MSI auf den MPS2115/MP86957 von Monolith, der es faustdick hinter den Ohren hat und dafür sorgt, dass auch die Lastspitzen geringer ausfallen als befürchtet.

Der verbaute MP86957 ist eine monolithische Halbbrücke mit integrierten Leistungs-MOSFETs und Gate-Treibern. Er erreicht einen recht hohen Dauerausgangsstrom über einen sehr breiten Eingangsversorgungsbereich und ist somit ein ein monolithischer IC-Ansatz, der bis zu 70A pro Phase stemmen kann. Die Integration von Treibern und MOSFETs führt zu einem hohen Wirkungsgrad aufgrund einer optimalen Totzeit und einer Reduzierung der parasitären Induktivität. Er kann mit Frequenzen von 100 kHz bis 3 MHz betrieben werden und arbeitet über den passenden Controller mit einem Tri-State-PWM-Signal. Außerdem verfügt er über Accu-SenseTM Strommessung zur Überwachung des Induktionsstroms und Temperaturmessung zur Meldung der Sperrschichttemperatur, was ihn zu einem echten Smart Power Stage (SPS) macht.

Für den schnellen GDDR6X-Speicher von MICRON (D8BZC) in Form von 12 Modeln mit jeweils 2 GB Speicherkapazität, werden insgesamt vier Spannungswandler genutzt (2 gedoppelte Phasen), die ebenfalls vom MP86957  mit angesteuert werden. Alle vier Spannungswandler sind ebenfalls MP86957 von Monolith und zum Einsatz kommen die gleichen 220-mH-Spulen wie schon bei NVVDD für die GPU. Die SPS der PCI-Express-Spannung PEXVDD und der 1,8 Volt Wandler befinden sich auf der Vorderseite, die dazugehörigen Spulen auch. Dort gibt es rechts unten auch noch eine 5V-Aufbereitung.

Interessant ist auf der Rückseite die Verwendung von Polymer-Kondensatoren unterhalb der Speichermodule. Internen Informationen zufolge dienen diese Caps der Stabilisierung, wobei man für den AD102 offensichtlich auf einen Cap pro Modul setzt, während hier die Lötbereiche unter einzelnen Modulen nicht mit bestückt wurden, warum auch immer.

Zur Glättung der drei 12V-Schienen und dem Verringern der Lastspitzen im Bereich des neuen 12+4 Connectors  (jeweils 2 Rails der Buchse gehen zusammen auf eine der drei Schienen) nutzt man jeweils ein RC-Glied aus einem niederohmigen Leistungswiderstand und einer Spule mit 330 mH (Vorderseite) vor denen ein Shunt liegt. Über den Spannungsabfall des Shunts misst man die fließenden Ströme. Dafür kommt ein uS5650Q von UPI zum Einsatz (Rückseite, neben dem PWM-Controller).  Der DIP-Schalter ist für die Umschaltung zwischen Gaming- und Silent-Mode gedacht, mehr Aufreger gibt es nicht. Die nachfolgenden Bildern zeigen die erwähnten Komponenten noch einmal im Detail:

 

Kühler und Demontage

Die Front wird geprägt von drei 10-cm-Lüftern mit jeweils  10 Rotorblättern, die zu jeweils 5 Doppelflügeln zusammengefasst werden und die recht leise agieren. Mehr Besonderheiten gibt es von oben und außen erst einmal nicht zu beobachten. Die Kühlerabdeckung wird vom Kühler getragen und hat keine Verbindung zu Platine oder Backplate.

Das Auseinandernehmen ist somit simpel. Nach dem Abschrauben der Backplate, der Schrauben für die Fixierung am PCB und des GPU-Kreuzes lässt sich auch der Kühler recht einfach komplett entfernen. Man muss nur noch die beiden Lüfterkabel und die RGB-Lebensadern abziehen. Die extrem dicken, sehr soften Pads auf den Speichermodulen und den VRM  tragen dafür Sorge, sogar etwaige Fertigungstoleranzen des Packages von bis zu 0.5 mm in der Höhe noch locker ausgleichen zu können. MSI hat die Kritik an den ausblutenden Pads angenommen und setzt auf weiche, aber bröseligere Pads, die denen von Fujipoly sehr ähneln und nicht ölig sind.

Wir sehen insgesamt acht (!) vernickelte 6-mm-Heatpipes aus Kupfer-Komposit-Material, die oberhalb der GPU mit dem Heatsink rückseitig verlötet wurden wurden. Zwei der Heatpipes (die beiden äußeren) sind nur im Bereich der GPU wirksam, zwei der sechs durchgehenden Heatpipes (die beiden inneren) sind zudem noch einmal rückläufig gebogen. Der Speicher wird über die dicken, sehr guten Pads vom Heatsink mitgekühlt, die Spannungswandler-Heatsinks sitzen separat. Die Spulen werden hier nur partiell mit gekühlt.

Rückseitig findet man noch eine Backplate aus Leichtmetall, die kühltechnisch ebenfalls ihre Funktion erfüllt und nicht nur der Optik und Stabilisierung des Kühleraufbaus zusammen mit der Platine dient. Gekühlt werden rückseitig die Spannungswandler-Bereiche, sowie der GDDR6X-Speicher und dessen Kondensatoren.

 

Kommentar

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RX480

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1,860 Kommentare 853 Likes

Wieviel geht noch OCen beim Powerlimit?

Wenns 6% sind, wäre man beim 10ms-Spike immer noch <600W. (oder ist 600W die Grenze ohne Spikes für den Stecker?, so daß man noch
auf 160% mit Spike gehen kann)

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shaboo

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76 Kommentare 75 Likes

"Dass man generell mehr und bessere Kondensatoren in den Versorgungszweigen zur GPU und dem RAM und ein besseres Layout nutzt, ist auch eine gute und zielführende Maßnahme, die man schon viel eher hätte umsetzen können."

Nun ist allerdings MSI auch keine schlechte Marke und die Suprims sind zudem die Top-Varianten der jeweiligen Modelle. Bleibt abzuwarten, ob das tatsächlich für alle 3090Ti gilt, oder ob und wie sehr auch das von Marke und Modell abhängt.

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Igor Wallossek

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10,178 Kommentare 18,761 Likes

Steht doch im Artikel. 480 Watt sind 480 Watt. Mehr als 100% gehen nicht.

Aber die abgekappten Spikes bei 600 Watt sind gradios. Liegt nicht am Stecker, dafür an den härteren Vorgaben.

View image at the forums

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ipat66

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1,353 Kommentare 1,353 Likes

Was für ein Brocken !!!
Beim transportieren oder einem Umzug muss man dann wohl die GPU ausbauen und separat mitnehmen.
Sonst kommt man mit zwei halben Motherboards an...;)

Danke Igor für dieses ausführliche Review.

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Alexander Brose

Moderator

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Was ein Irrsinn 😅

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samhayne

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Ich glaube, wir entwickeln uns grad zurück.
Hardware wird größer, lauter, heißer, stromfressender.

Konrad Zuse wusste immer, dass diese kleinen Desktopkisten sich nie durchsetzen würden.

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grimm

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3,081 Kommentare 2,035 Likes

Danke für den sehr ausführlichen Test! Nehmen wir es mal als Machbarkeitsstudie und den frühen Beleg dafür, dass man die kolportierten Wattzahlen bei Lovelace auch wegzukühlen im Stande ist. Ich bin gespannt, ob das für alle Layouts gilt.

Ansonsten bin ich erstaunt, wie wenig Mehrleistung so viel mehr Leistung bringt.

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Kistenklaus

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13 Kommentare 8 Likes

Wieder einmal sehr interessant zu lesen. Bereits der Testaufbau lässt mich am Artikel kleben.

Der erzielte Leistungszuwachs ist überschaubar und für Gaming in 1080p non-existent.
Mein Eindruck, dass auch die absolute Spitze der Grafikkarten mit UHD an ihre Grenzen kommen, lässt mich über QHD nachdenken und auf die nächste Generation fiebern. Ich frage mich, was der "reale" Verwendungszweck ist. Klar, ein Flugsimulator im drei oder vier Monitor Setup hätte was und hier wäre eine 3080ti praktisch. Darüber hinaus?

Gehäuse werden ab 2023 mit einer Transportsicherung geliefert; das System ist aus Waschmaschinen bekannt. Alternativ könnten wir die Gehäuse auch zum Transport ausschäumen oder mit Transportchips füllen. Der Gewichtstreiber von damals (HDD) ist heute die leichte SSD oder Cloud. Um den Bizeps zu trainieren kommen heute Grafikkarten zum Einsatz, die Kühlkörper von mehreren kg benötigen.

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RX480

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btw.
Wie man net kühlen sollte, zeigt CB mit nem sinnlosen Showcase.(x)

(x) an der Stelle muss ich einfach nochmal IL loben für die schönen Reviews zu den Gehäusen

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Staarfury

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257 Kommentare 206 Likes

Strom ist wie Geld. Je mehr du zusätzlich reinsteckst, desto weniger bringts. :p

Aber ja, die Tatsache dass Nvidia einen Versuchsballon gewinnbringend verkaufen kann sagt so einiges über den Markt aus. :rolleyes:

... und stimmt mich noch weniger optimistisch für die zukünftigen UVPs :sick:

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Martin Gut

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7,756 Kommentare 3,561 Likes

Es gab auch mal eine Zeit, in der man neben der Grafikkarte noch Erweiterungskarten in das Mainboard stecken konnte. Bei einer 3.5-Slot-Karte bleibt da nicht mehr viel Platz auf den meisten Mainboards.

Vielleicht ändert sich bald die Richtung in der man die Bauteile montiert. Die Grafikkarte kommt direkt mit MoRa und irgendwo steckt man dann noch das kleine Mainboard ein. :unsure:

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RX480

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1,860 Kommentare 853 Likes

Eigentlich machts Asus mit der Strixx richtig.

Ansonsten bin ich mal gespannt auf Reviews von der FE.

edit:
Mit Waterblock/Fullcover scheint die Frostbite-Graka auch sehr handlich/kurz zu sein:

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Ozzy

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225 Kommentare 137 Likes

@Igor Wallossek
Igor, woran haben die Mitbewerber zu knappern? An der RTX 3090 oder der RTX 3080 Ti?
Denn du hast zweimal die RTX 3090 Ti geschrieben.

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Kistenklaus

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Ein Hoch auf Riser-Kabel!

Igor schafft es im Übrigen bis nach Canada - Linus Tech Tips - beruft sich auf Igors Artikel zur kommenden Version von nvidia (~3:42):

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Ghoster52

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1,402 Kommentare 1,060 Likes

Eine sehr schöne "Machbarkeit-Studie", mehr ist es dann auch nicht... (y)

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RX480

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1,860 Kommentare 853 Likes

Mit ordentlichem Gehäuse geht die Suprime X schon.
... man muss halt jeden Tag Staub saugen/wischen, damits die Bodenlüfter net reinziehen

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Thy

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1,843 Kommentare 744 Likes

Die Idee finde ich gut. Am besten die Grafikkarte mit Grafikkartengehäuse mit integrierter Wasserkühlung und Netzteil bundlen und als Einheit verkaufen.

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samhayne

Veteran

101 Kommentare 59 Likes

Ein Hoch auf Riser-Kabel!

Naja…
Möglichkeit 1: Riser Kabel an verdeckte Slots:
Haut ja auch seltenst hin… ich hab nur eine Kombi (exotisches AliExpress Kabel + MSI X Trio) gefunden, wo ich ´ne Chance seh, an die verdeckten Slots zu kommen. Die meisten Kabel sind zu fett, bzw die Kühler auf den meisten Karten zu ausladend.

Möglichkeit 2: Grafikkarte vertikal einbauen und mittels Riser-Kabel verbinden:
Mein Define XL bietet tatsächlich optional drei Slots für Vertikaleinbau VOR den horizontalen Slots,…. Fractal empfiehlt da aber auch nur 2-Slot-Grafikkarten, damit sie nicht ersticken (als ob‘s einigermaßen potente 2-Slot-Grakas noch groß gäbe…).
Zudem braucht man dafür ziemlich lange Kabel… ich hab im Dezember glaub keins gefunden, das lang genug für die Strecke über die vertikalen Slots hinweg gewesen wäre UND auch noch PCIe 4.0 kann.

Ein Mist ist das.
(Ja, WaKü… I know… kein Platz für Ausgleichsbehälter und Co. im Gehäuse, da Server-Layout).

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Yoman

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23 Kommentare 13 Likes

@Igor Wallossek ist die UVP Angabe korrekt für die FE beschrieben oder war das der UVP Preis der getesteten Herstellerkarte?

Die FE ging nämlich für 2249 EUR zu den üblichen FE Händlern, bei dir steht 2459.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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