Gaming Testberichte

Metro 2033: Geniales Endzeitdrama mit Tunnelblick und viele Infos zu Story und Schauplatz | Vor 10 Jahren

Vor ziemlich genau 10 Jahren habe ich Metro 2033 nicht nur angespielt und gebenchmarkt, sondern auch die Story dahinter unter die Lupe genommen. Denn ich war nicht nur einmal in Moskau und kenne die auch Metro aus den eigenen Exkursionen doch recht gut. Wobei auch ich noch Neues finden konnte, denn als Student und Ausländer hatte man zu Zeiten des Sowjet-Regimes immer den allgegenwärtigen Aufpasser neben sich und die Informationen wurden, sagen wir es mal höflich, etwas gefiltert. Aber auch ich war schon mal zu Fuß in den Röhren unterwegs - ohne bequemen Zug und Münzeinwurf.

Um die virtuelle Welt des Spiel wirklich zu verstehen, begeben wir uns zunächst noch auf die Spuren der legendären Metro 2 – also derjenigen Tunnel, die bis zur Öffnung der KGB-Archive offiziell gar nicht existierten. Denn die Moskauer Metro besteht nicht nur aus den glamourösen Bahnhöfen, sondern zusätzlich aus einem weit verzweigten System von Tunneln, Schächten und Einstiegen, die bis vor Kurzem noch kaum jemand kannte.  Das Bild rechts zeigt das Wappen der GUSP – Hauptverwaltung für Spezialaufgaben des russischen Präsidenten (ehemals 15. Abteilung des KGB).

Geheime und verbotene Orte gab es in der Metro Moskau bereits vor der Einweihung 1935. Die erste versteckte Station war die „Sowetskaja“,  positioniert zwischen den damaligen Stationen „Sverdlov-Platz“ und „Majakowskaja“ der ersten geheimen Stecke der Metro 2. Diese Station wurde speziell für Stalins geheimen unterirdischen Kommandostand für die Zivilverteidigung direkt unter dem  „Sowjet-Platz“ ausgebaut. In diesem Zusammenhang entstand eine sehr enge und extrem lange Strecke in der Mitte von Moskau. Hier wurde erst 1979 mit der Station „Gorkowskaja“-„Twerskaja“ ein zusätzlicher Halt eingerichtet. Man kann die Spuren dieses teuersten geheimen U-Bahn-Projektes heute noch unter dem „Sowjet-Platz“ besichtigen.

Plan der geheimen Metrolinien unterhalb Moskaus

Vor dem Krieg bereits begonnen, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg die Tunnelanlage „Arbatsko-Pokrowka“ modernisiert und fertig gestellt, die den Kreml mit den beiden Stalin-Bunkern verband. Dort plante Stalin überirdisch, begeistert von Hitlers Massenszenen während der Olympischen Spiele 1936 in Berlin, ein großes Stadion für eigene Propagandainszenierungen mit einer Tribüne für die engsten Vetrauten, den schnellen Zugang zu den Bunkern und eine direkte Verbindung zum Kreml.

So entstanden letztendlich 2 lange Auto-Tunnel, von denen einer direkt am Tor vor den Spasski-Türmen endete und der andere in der Metrostation „Sokolniki“

Geheimer Plan von Moskau und Umgebung

Zusätzlich zu dem zentral verzweigten Netz existierten noch weitere, autarke Tunnelsysteme und Tunnelanlagen. So wie die unter der Datsche Stalins. In 15 Meter Tiefe gelegen, wurde die Betonarmierung mit gusseisernen Metro-Schienen ausgeführt, um beliebigen Luftangriffen stand zu halten. Auch dieser Bunker wurde später durch einen Autotunnel mit dem Kreml verbunden. Stalins Hang zur Prunksucht zeigte sich nicht nur in den pompösen Bahnhöfen der offiziellen Linien, sondern auch bei der Ausgestaltung der geheimen Bunker-Anlagen.

Die Tunnelarbeiten verkomplizierten sich zusätzlich, weil für die Bediensteten stets getrennte Wege und Verbindungen geschaffen werden mussten, damit sie Stalin nicht doch zufällig begegneten. So entstanden auch Systeme mit vielen parallelen Gängen und Querverbindungen, die zu einem wahren Labyrinth mutierten.

Arbeitszimmer Stalins im Bunker
Ähnliches Arbeitszimmer im Spiel
Stalins Schreibtisch
Korridor (Archivaufnahme)

Auch nach dem Krieg hatte Stalin ständig Angst vor Luftangriffen. Und so entstanden weitere Verbindungsstrecken, zum Teil unter schwierigsten hydrogeologischen Bedingungen, wie die Strecke zwischen den Stationen „Smolensk“ und „Arbat“. Diese Strecke wurde in Rekordzeit und noch tiefer errichtet und führte parallel zur bereits bestehenden offiziellen Metro-Linie, deren Betrieb während des Baus nicht eingestellt wurde. Niemand von den tausenden Moskauern, die damals mit der Metro nur wenige Meter entfernt oberhalb der Baustelle entlang fuhren, konnte ahnen, welche gigantischen geheimen Bauvorhaben da in unmittelbarer Nähe stattfanden.

Geheime Verbindungstunnel
Zum Teil mit starker Panzerung

Auch nach dem Tode Stalins wurden weitere sagenumwobene Projekte begonnen und teilweise bzw. vollständig realisiert. Um die geheimnisvolle  Metro 2 mit ihren insgesamt 4 inoffiziellen Linien ist es bis heute nicht still geworden. Gerüchte, Zeitzeugen, neue Fakten – mehrmals im Jahr tauchen neue Details auf.

Geheimer Autotunnel
Autotunnel, Ausfahrt

Aus eigenen Erfahrungen und den Eindrücken, die die Moskauer Untergrundbahn in den vielen Jahren und unzähligen Fahrten zwischen 1979 und 2000 auch bei uns hinterlassen haben, wissen wir, dass man sich dem eigentümlichen Charme und der beklemmenden Tiefe der Tunnelanlagen nur schlecht entziehen kann. Beenden wir deshalb diesen kleinen geschichtlichen Exkurs und tauchen nun endlich in die Welt des Romanhelden Artjom ein, der nicht länger nur auf dem Papier existiert, sondern dem mit dem vorliegenden Spiel auch ein mehr oder weniger reales Leben eingehaucht wurde.

Steigen wir jetzt gemeinsam hinab in die Metro und vergessen alles, was wir bis dahin kannten.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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